Liebesfantasien 9

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Aus Wasser und Nebel
bilden sich Gestalten,

Sternbilder, Kassiopeia, Wagen,
Landschaften, Berge und Täler,

jagende Männer, grabende Frauen,
spielende Götter, Dämonen, kaum zu ertragen,

ein Mann begattet sein Weib,
geöffnete Schöße gebären,

Gestöhn und Kindergeschrei
vermischt mit dem Brausen der Winde.

Einsame sitzen und schreiben,
der Geist atmet,

sie einen sich
in Tanz und Gesang,

ihr Loblied findet
den einen Gott in der Vielfalt,

der sich in Tempeln zeigt und Wäldern,
in wogendem Getreide, farbigen Bildern,

den Reigen der Kinder besucht
und teilnimmt an Küssen,

bevor er sich auflöst
in das, was er war,

Geist
über den Wassern.
 
L

Lotte Werther

Gast
Dein Gedicht trifft mich in einem Augenblick des Zweifelns.
Schon während ich lese, verschwimmen die Bilder zu einem Gemisch aus Staunen, Rührung und Verstehen.

Als wäre es die Antwort auf meine Frage nach dem Gott, den ich nicht in mir spüre.

Am Ende schwimmen die Augen und ich empfinde deine Zeilen wie ein Gebet.

Selten so berührt

Lotte Werther
 
S

Sandra

Gast
Hallo Wilhelm,

das ist nun wieder eins von den Gedichten, bei denen ich mich einfach nur wundern muss. Über die nicht vorhandenen 400 Abrufe, über den winzig kleinen Balken, über nur einen Kommentar, der mir allerdings aus vollem Herzen spricht.
Lieber Wilhelm,
dieses Gedicht ist über die Maßen aussagestark und begeistert mich vollends.

LG
Sandra
 
Liebe Lotte Werther,
es macht mich glücklich, dass mein Gedicht dich so stark angesprochen hat.
Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass es in eine Reihe erotischer Gedichte gehört, die sich auf die Chakren des menschlichen Körpers beziehen.

Liebe Grüße,
Wilhelm.
 
Liebe Sandra,
zwar fühle ich mich sehr geschmeichelt, wenn du die Teilnehmer der Leselupe beschimpfst, weil sie nicht alle mein Gedicht lesen und loben. Aber ungerecht ist das schon. Denn zuerst sieht man ja nur einen Namen, den man entweder nicht kennt oder mit dem sich nicht in jeder Hinsicht gute Erinnerungen verbinden. Außerdem: Es haben doch achtzig Leute gelesen und die Bewertung ist auch eher positiv. Also eigentlich kein Grund zur Beschimpfung.

Trotzdem vielen Dank,
Wilhelm.
 
Hallo Lothar,
so richtig kann ich deine kritische Frage nicht zuordnen. Ich vermute, dass sie sich auf das Ende des Gedichtes bezieht. Vielleicht kannst du deine Kritik schärfer fassen.

Grüße von Wilhelm.
 
H

hazweio

Gast
Hallo Wilhelm!
Ja, das hast du schon richtig verstanden.
Es bezog sich auf das Ende deines Gedichts.
Er ist in ALLEM. So meinte ich es.
Lieber Gruß Lothar
 
B

bonanza

Gast
Wilhelm Riedel

Wilhelm, schön, wenn man noch so träumen kann.
In den unruhigen Städten verlieren wir den Kontakt
zu dieser Muse.
Dabei ist das göttliche Gewebe ringsum.
Oder etwa nur in den romantischen Momenten?
Ist es unsere Sehnsucht, welche uns den Blick auf die
Wahrheit immer wieder verschleiert?
Konstruieren wir uns die Schönheit und die Liebe für
unsere Träume? Nicht zuletzt in den Gedichten.
Träumen wir, weil unserer Bewußtheit nichts anderes
bleibt?
Träumen wir uns in unseren Kindern fort?
In unseren Heldentaten, in den Eroberungen, in den Künsten?
Bevor der Tunnel uns verschlingt, laben wir uns an der
Illusion.
Sehen das ganze Universum als Schoß. Vielfältig in den
Erscheinungen. Darunter wir. Das Licht der Sterne
nicht nur Reflex auf der Netzhaut dringt in uns ein.
In das, was wir Seele nennen.
Darum singen wir.
Lieder vom göttlichen Wesen der Welt.
Eine Irrung der Natur. Und doch nicht.
Die Frage stellt sich.
Sie stellt sich nicht.
Die Sonne ging unter, und ich höre das Zirpen der Grillen
durch die offene Terassentür. Ich schreibe Gedanken nieder,
die mich selbst anrühren.
Noch labe ich mich an der Illusion.

bon.
 
Hallo Bonanza,
du sprichst in deinem Kommentar von Träumen und romantischen Fantasien. Aber eigentlich erzähle ich ausschließlich Reales, Dinge, die in der Geschichte geschehen sind.

Grüße von Wilhelm.
 
B

bonanza

Gast
Ist Geschichte real, wie wir sie erzählen?
No!
Es sind Mythen. Das ist Balsam für unsere Seelen.
Die Geschichte ist vergangen. Sie ist tot.
Wie wir sie zum Leben erwecken mit Hilfe von Fakten
und Wissenschaft ist entscheidend für unsere Erkenntnis
in der Gegenwart. Dabei ist es von Vorteil, daß wir
uns auf eine Version einigen. Sonst passiert das,
was wir heute den Krieg der Kulturen nennen.
Geschichte ist viel Auslegung. Insofern der Kunst
nicht unähnlich.

Wilhelm, ich ließ lediglich meinen Gedankenassoziationen
zu deinem Gedicht freien Lauf.

bon.
 



 
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