Lippenbändchen

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Lemma

Mitglied
Ein Mädchen, das wahrscheinlich ziemlich auf speed ist, redet zusammenhanglos auf mich ein. Ich kann ihr nicht folgen, aber ich nicke. Mehr Bestätigung braucht sie nicht. Am nächsten Tag wird sie erzählen, sie habe noch einen "riesen drive" gehabt und anschließend, nach dem "Abfahren von irgendwelchen Pilzen", sei sie in einem See geschwommen, stundenlang. Wahrscheinlich wird sie in eine Pfütze gestürzt und eingeschlafen sein.
Mir geht`s dreckig, weil sie nicht aufhört zu reden und ich mich nicht so richtig darauf konzentrieren kann, dass ich eigentlich aufstehen will. Von irgendwoher höre ich einen "SchniSchnaSchnapsi"-Chor grölen.

Als ich es endlich geschafft habe, meinen Kopf zu ihr rüber zu drehen, erzählt sie, glaube ich, gerade irgend etwas von ihrem Lippenbändchen-Piercing, das sie sich "aus einer Laune heraus" hat stechen lassen und ich muss mich übergeben. Sie zieht ihren Fuß weg, lacht; sagt etwas, was ich nicht verstehe. Ihr Gesicht wackelt hin und her, sie erinnert mich mit einem Mal an diese Dackel, die man sich hinten ins Auto setzt und ich muss so darüber lachen, dass ich mich verschlucke und es mir wieder hoch kommt.
Ich hieve mich hoch, muss ein Stück nach vorn kriechen, damit ich mich an einer der umstehenden Bänke abstützen kann und ziehe mich hoch. Es klappt gut.
Es geht mir jetzt schon viel besser, weil ich auf den Knien ein weiteres Mal meinen Magen entleert habe und ich steuere den Schnapsi-Chor an. Sie haben jetzt alle die Arme um die Schultern des Nächststehenden gelegt und tanzen etwas, was sie für griechischen Volkstanz halten. Ihre Stimmung ist unglaublich ausgelassen. Im Hintergrund wippe ich, mein eigenes Gleichgewicht irgendwo zwischen Fußballen und Zehenspitzen austarierend, freudig mit. Eine der feuchten Männerhände grapscht nach meinem verkotzten Ärmel und schiebt mich in die Mitte des Kreises. Ich stolpere vorwärts. Leider reagieren meine Arme nicht schnell genug und ich muss mit dem Gesicht auf dem Boden abbremsen. Kurzzeitig kann ich nicht eindeutig bestimmen, wo oben und unten ist und auch nicht, wo ich bin.
Ein anderer zieht mich wieder hoch und ganz nah an sein Gesicht ran. Aus seinem Mund schlägt mir ein säuerlicher Geruch entgegen. Am nächsten Tag werde ich feststellen, dass mein ganzer Körper danach riecht.
Obwohl mir wieder ein wenig übel ist, lächle ich ihn freundlich an, weil es mir inzwischen schwer fällt, zu sprechen. Ich drehe mich ausgelassen um mich selbst, mit weit ausgebreiteten Armen, weil ich jetzt tanzen möchte und werde dabei angetrieben von vielen Händen um mich herum, die mir den nötigen Schwung verschaffen und mich immer und immer schneller drehen, bis ich nur noch verschwommene Farben sehe. Ich glaube zu fallen und drehe mich doch weiter und muss kreischend lachen, weil mich einer zwickt und ein anderer mir bei jeder Drehung einen Klaps auf den Hintern gibt, wie um ein Pferd anzutreiben. Kichernd setze ich verführerische Gesichter auf und versuche mich bei meinem johlenden Publikum als GoGo Girl, indem ich mit großem Schwung meine Jacke in die Runde werfe.
Unter Pfeifen und Rufen stürze ich schießlich taumelnd und lachend in fremde Arme und spüre eine Hand davon unter meiner Bluse und eine Zunge in meinem Mund, an deren Geschmack ich mich morgen und auch danach noch erinnern werde. Von hinten drücken sich schwere Körper gegen meinen Rücken und es fällt mir schwer, mich zu bewegen und zu atmen, weil die Zunge sich in meinen Hals zu bohren scheint. Mein Gesicht brennt von dem Aufschlag auf den Boden, ich bekomme keine Luft mehr und versuche mich mit den Armen zu befreien.
Ich schaffe es nicht, weil ich festgehalten werde. Die Zunge schnellt aus meinem Mund heraus und wandert über mein Gesicht, ich schnappe nach Luft. Der Mund ist jetzt ganz nah an meinem Ohr und flüstert "Ja, was ist denn jetzt?!"; das Lachen der anderen vernehme ich nur noch wie aus weiter Ferne, der Mund lacht mit, in mein Ohr hinein. Ich kann nicht mehr lachen, weil meine eigene Zunge wie ein pelziger Kloß in meinem Gaumen klebt, weil Ekel in mir aufsteigt, weil mir so schwindelig ist, dass ich das Gefühl habe, zusammenbrechen zu müssen. Vernebelt nehme ich wahr, dass die Gruppe sich auflöst, ich höre Stimmen wie Bienensummen, leise und unverständliche Brocken von Gerede und Gelächter. Sie strömen in Richtung des Feuerscheines, dort, wo das Mädchen sitzt und die anderen. Mir wird bewußt, dass ich immer noch festgehalten werde von dem einen, der nicht mit der Gruppe mitgegangen ist; später werde ich mich fragen, warum sie ihn da haben stehen lassen.
Ich sehe ihn kaum noch, ich sehe gar nichts mehr, mein Kopf fällt schwer und unkontrolliert nach vorne. Ganz schwach nehme ich noch wahr, wie seine Hand an meiner Brust entlangstreift und er sich hart an mir reibt, weil ich schon fast meinen Körper ganz verlassen habe. Kurz wird mir bewußt, dass ich nach Erbrochenem rieche und ich schäme mich dafür. Während er mit seinen kalten Fingern am Reißverschluss meiner Hose herumnestelt, sagt er sehr leise, sehr nah: "Nur kurz."

Ein Stoß. Zwei, drei. Vier. Ein kurzes, zwischen den Lippen herausgepresstes Keuchen. Wie wenn eine U-Bahn zum Stehen kommt.

Einen kurzen Moment lang frage ich mich, ob das Lippenbändchen-Piercing wohl wehgetan hat und wie lange es gedauert haben könnte.
 

Rodolfo

Mitglied
umgehauen

Ich komme im Sommerhalbjahr leider nur selten dazu, etwas ausführlicher in die Lupe zu schauen. Auch jetzt hätte es eigentlich nur ein Kurzbesuch werden sollen. Aber den will ich sehen, der nur eine deiner Geschichten liest, ohne gleich den andern hinterher zu zappen. Deine Geschichten sind echt, frisch und ehrlich. Auch ein einfaches Gemüt wie ich kann sich sofort in deine Stimmung einfühlen, egal, wie düster oder locker die gerade ist. Mich hat's umgehauen. Lass dich bloss nicht "verbilden" und lass dir keine Angst einreden, jedes Thema anzupacken, das dich bewegt.

Rodolfo
 

Lemma

Mitglied
Lieber Rodolfo.

Vielen Dank! Ein schönes Lob, über das ich mich sehr gefreut habe. Oft habe ich Angst, kitschig zu werden, und wenn mir jemand sagt, die Geschichten seien "echt", ist das natürlich schön zu hören.


Grüße,

Lemma.
 
Q

Quidam

Gast
Liebe Lemma,

du hast einige starke Passagen in deiner Prosa, aber auch einige Schwächen, meiner Meinung nach. Ingesamt spricht mich deine Schreibe an, sie wirkt sehr reif, die Geschichte an sich wirkt aber etwas 'sinnlos'. Sie endet, ohne dass ich ahne, was du eigentlich damit aussagen wolltest, was sehr schade ist, weil ich eben in Teilen richtig begeistert war. Vielleicht wäre es hilfreich, den Ringschluß stärker auszubauen. Unten also die Kritik im Einzelnen, wenn auch etwas grob.

Ist aber nur meine Meinung, also verüble es mir nicht. Ich lese dich bestimmt öfters!

*winke*
Quid


Ein Mädchen, das wahrscheinlich ziemlich auf speed ist, redet zusammenhanglos auf mich ein. [red]Schwacher Beginn. Das Mädchen bleibt zu allgemein. Zudem Schachtelsatz und abstrakt. Zeigen, anstatt erklären, damit ich als Leser hineingezogen werde. [/red]Ich kann ihr nicht folgen, aber ich nicke. Mehr Bestätigung braucht sie nicht. Am nächsten Tag wird sie erzählen, sie habe noch einen "riesen drive" gehabt und anschließend, nach dem "Abfahren von irgendwelchen Pilzen", sei sie in einem See geschwommen, stundenlang. Wahrscheinlich wird sie in eine Pfütze gestürzt und eingeschlafen sein. [red]teilweise stark. Vorallem dieses im See schwimmen und in der Pfütze liegen. Was mir fehlt, ist die Andeutung, dass der Ich-Erzähler ebenfalls ziemlich angeschlagen ist - und warum er es ist. Sie wirkte auf mich wie eine Passantin, die eben vollgequasselt wird. [/red]
Mir geht`s dreckig, weil sie nicht aufhört zu reden und ich mich nicht so richtig darauf konzentrieren kann, dass ich eigentlich aufstehen will.[red]schwach, weil Erklärung und zudem unglaubwürdig. Zudem: wußte nicht, dass sie irgendwo sitzt, liegt. Hier am Anfang fehlt der Ort, ich hab die Beinen nicht vor Augen, wo sie sind, ob sie stehen, nur teilweise, wie sie sich fühlen.[/red] Von irgendwoher höre ich einen "SchniSchnaSchnapsi"-Chor gröhlen.

Als ich es endlich geschafft habe, meinen Kopf zu ihr rüber zu drehen, erzählt sie, glaube ich, gerade irgend etwas von ihrem Lippenbändchen-Piercing, das sie sich "aus einer Laune heraus" hat stechen lassen und ich muss mich übergeben. Sie zieht ihren Fuß weg, lacht; sagt etwas, was ich nicht verstehe. Ihr Gesicht wackelt hin und her, sie erinnert mich mit einem Mal an diese Dackel, die man sich hinten ins Auto setzt und ich muss so darüber lachen, dass ich mich verschlucke und es mir wieder hoch kommt.
[red]teilweise stark! Allerdings holpert es etwas. Der erste Satz schwach. Zu übertrieben und Schachtelsatz.[/red]
Ich hieve mich hoch, muss ein Stück nach vorn kriechen, damit ich mich an einer der umstehenden Bänke abstützen kann und ziehe mich hoch. [strike]Es klappt gut.[/strike]
[red]dreimal hintereinander 'hoch'[/red]

Es geht mir jetzt schon viel besser, weil ich auf den Knien ein weiteres Mal meinen Magen entleert habe und ich steuere den Schnapsi-Chor an. [red]auf den Knieen?[/red]
Sie haben jetzt alle die Arme um die Schultern des Nächststehenden gelegt und tanzen etwas, was sie für griechischen Volkstanz halten.[red]woher weiß das der Prot, zudem in seinem Zustand?[/red]
Ihre Stimmung ist unglaublich ausgelassen. [red]Wertung ist selten passend. Beschreib es lieber und lass das mir als Leser entscheiden.[/red]
Im Hintergrund wippe ich, mein eigenes Gleichgewicht irgendwo zwischen Fußballen und Zehenspitzen austarierend, freudig mit.[red]Das im Hintergrund weg, alles andere: stark.[/red]
Eine der feuchten [red]warum feucht? ist das im übrigen wichtig?[/red] Männerhände grapscht nach meinem verkotzten Ärmel und schiebt mich in die Mitte des Kreises. Ich stolpere vorwärts. Leider reagieren meine Arme nicht schnell genug und ich muss mit dem Gesicht auf dem Boden abbremsen.
[red]zu umständlich und zu literarisch beschrieben.[/red]
[strike]Kurzzeitig [/strike]ich kann nicht eindeutig bestimmen, wo oben und unten ist und auch nicht, wo ich bin.
Ein anderer zieht mich wieder hoch und ganz nah an sein Gesicht [red]her[/red]ran. Aus seinem Mund schlägt mir ein säuerlicher Geruch entgegen. [strike]Am nächsten Tag werde ich feststellen, dass mein ganzer Körper danach riecht.[/strike]
Obwohl mir wieder ein wenig übel ist, lächle ich ihn freundlich an[strike], weil es mir inzwischen schwer fällt, zu sprechen[/strike]. Ich drehe mich ausgelassen um mich selbst, mit weit ausgebreiteten Armen, weil ich jetzt tanzen möchte und werde dabei angetrieben von vielen Händen [strike]um mich herum[/strike], die mir den nötigen Schwung verschaffen und mich immer und immer schneller drehen, bis ich nur noch verschwommene Farben sehe. Ich glaube zu fallen und drehe mich doch weiter und muss kreischend lachen, weil mich einer zwickt und ein anderer mir bei jeder Drehung einen Klaps auf den Hintern gibt[strike], wie um ein Pferd anzutreiben[/strike].[red]schwache Metapher, ansonsten stark.[/red]
Kichernd setze ich verführerische Gesichter auf und versuche mich bei meinem johlenden Publikum als GoGo Girl, indem ich mit großem Schwung meine Jacke in die Runde werfe.
Unter Pfeifen und Rufen stürze ich schießlich taumelnd und lachend in fremde Arme und spüre eine Hand davon unter meiner Bluse und eine Zunge in meinem Mund, an deren Geschmack ich mich morgen und auch danach noch erinnern werde. [red]dieses 'morgen daran erinnern' hast du in dem text ein paar mal. Einmal ist es gut mehrmals finde ich unglücklich. Und hier auch unpassend. Ansonsten gut.[/red]
Von hinten drücken sich schwere Körper gegen meinen Rücken und es fällt mir schwer,[red]2mal schwer[/red] mich zu bewegen und zu atmen, weil die Zunge sich in meinen Hals [red]bohrt[/red][strike]zu bohren scheint[/strike]. Mein Gesicht brennt von dem Aufschlag auf den Boden, ich bekomme keine Luft mehr und versuche mich mit den Armen zu befreien.
Ich schaffe es nicht, weil ich festgehalten werde. Die Zunge schnellt aus meinem Mund heraus und wandert über mein Gesicht, ich schnappe nach Luft. Der Mund ist jetzt ganz nah an meinem Ohr und flüstert "Ja, was ist denn jetzt?!"; das Lachen der anderen vernehme ich nur noch wie aus weiter Ferne, der Mund lacht mit, in mein Ohr hinein. Ich kann nicht mehr lachen, weil meine eigene Zunge wie ein pelziger Kloß in meinem Gaumen klebt, weil Ekel in mir aufsteigt, weil mir so schwindelig ist, dass ich das Gefühl habe, zusammenbrechen zu müssen. Vernebelt nehme ich wahr, dass die Gruppe sich auflöst, ich höre Stimmen wie Bienensummen, leise und unverständliche Brocken von Gerede und Gelächter. Sie strömen in Richtung des Feuerscheines, dort, wo das Mädchen sitzt und die anderen.[red]Etwas unglaubwürdig, dass sie das alles mitbekommt, obwohl der eine auf ihr liegt, aber gut beschrieben.[/red]
Mir wird bewußt, dass ich immer noch festgehalten werde von dem einen, der nicht mit der Gruppe mitgegangen ist;[red]schwacher Satz. Da liegt einer auf ihr und ihr 'wird bewußt' ... Vorschlag: Der eine hält mich immer noch fest, drückt wieder seine Zunge in meinen Mund, tief und gierig. :) ok.. du findest was besseres..-). [/red]
[strike] später werde ich mich fragen, warum sie ihn da haben stehen lassen.[/strike]
Ich sehe ihn kaum noch, ich sehe gar nichts mehr, mein Kopf fällt schwer und unkontrolliert nach vorne. Ganz schwach nehme ich noch wahr, wie seine Hand an meiner Brust entlangstreift und er sich hart an mir reibt, weil ich schon fast meinen Körper ganz verlassen habe. Kurz wird mir bewußt, dass ich nach Erbrochenem rieche und ich schäme mich dafür. Während er mit seinen kalten Fingern am Reißverschluss meiner Hose herumnestelt, sagt er sehr leise, sehr nah: "Nur kurz."

Ein Stoß. Zwei, drei. Vier. Ein kurzes, zwischen den Lippen herausgepresstes Keuchen. Wie wenn eine U-Bahn zum Stehen kommt.

Einen kurzen Moment[red]hm.. warum gerade dieses Adjektiv?[/red] lang frage ich mich, ob das Lippenbändchen-Piercing wohl wehgetan hat und wie lange es gedauert haben könnte. [red]Und weiter? Was passiert nach diesem kurzen Moment? Hier fehlt was. Die letzten beiden Absätze könnten etwas mehr Fleisch vertragen. Aber ansonsten ein zwar magerer, aber interessanter Ringschluß[/red]
 

arle

Mitglied
Hallo Quidam

ich hab mir jetzt ja wirklich mal die Mühe gemacht, Lemmas Text nach deinen Vorschlägen umzuarbeiten. Jetzt klingt er korrekt. Das ist alles.

Deine grammatikalischen und orthographischen (hierbei hast du übrigens gröHlen übersehen) Verbesserungsvorschläge scheinen mir ihrerseits noch einmal überarbeitungswürdig. Aber ganz abgesehen davon ist es doch völlig unsinnig, einen Text, der davon lebt, dass der Erzählende nicht weiß, wo oben und unten, hinten und vorn ist, derart zu hinterfragen. Es gibt nichts zu erklären. Entweder man lässt sich mit der Erzählerin in die Ereignisse fallen, oder man empfindet sie als sinnlos und blättert weiter. Beides ist legitim; aber dazwischen gibt es meiner Ansicht nach nichts.

Ansonsten find ich's immer wieder toll, wenn Leute sich derart intensiv mit einem Text beschäftigen.

Grüße

arle
 
Q

Quidam

Gast
Hallo Arle,

so intensiv hab ich mich mit dem Text nicht auseinander gesetzt. Hab lediglich meine Meinung geschildert und begründet. Wenn Lemma nichts davon gebrauchen kann und sie meine Kritik abweist, ist das doch vollkommen ok. Aber du kannst mir doch nicht sagen, was ich für gut und was ich für schlecht befinden soll. Darüber kann man so wenig streiten, wie übers Essen.

*winke*
Quid
 

arle

Mitglied
Quidam,

ich würde niemals wagen, dir zu sagen, was du für gut oder schlecht halten sollst. Wenn du mich so verstanden hast, hast du mich falsch verstanden.

*winkezurück*

arle
 
Wie arle sagt. Wäre der Text nach Quidams Vorschlägen umgesetzt, wäre die Szenerie grell ausgeleuchtet, mit Bürolampen. Ihre Wirkung wäre dahin, eben weil sie auserklärt wäre.

Ich halte den Text für sehr gelungen, wenngleich er mir recht "genretypisch" erscheint, also einigen ähnlich erzählten Geschichten entspricht. Was, wie gesagt, seiner Qualität keinen Abbruch tut.
 

Lemma

Mitglied
Hallo Quidam!

Entschuldige, dass ich jetzt erst antworte.

Ich danke dir erstmal dafür, dass du dich so sehr mit meinem Text beschäftigt hast! Zuerst wollte ich deine Textarbeit nochmal von vorne bis hinten durchkauen, aber ich denke, es reicht, wenn ich dir sage, dass ich dir teilweise recht gebe und auf der anderen Seite einige deiner Voschläge nicht verstehe oder deine grammatischen Verbesserungen nicht annehmen kann, weil sie nicht korrekt sind. Wenn du im Detail wissen willst, was ich meine, werde ich mich natürlich noch einmal dran setzen und dir erläutern, was genau ich meine.

Zu verbessern gibt es immer etwas; darüber bin ich bestimmt nicht böse, sondern ich freue mich, wenn sich jemand ausgiebig damit beschäftigt!

Liebe Grüße,

Lemma
 
Q

Quidam

Gast
Ich hab doch nur zwei gramatikalische Verbesserungsvorschläge, wobei das 'herran' natürlich falsch ist.. *lächel* Flüchtigkeitsfehler. Ich meinte natürlich 'heran' - 'ran' ist umgangssprachlich.

Ansonsten brauchst du dir nicht die Mühe zu machen und zu begründen, warum du dies und das nicht annehmen willst - wenn du was brauchen konntest, ist es ok!

*winke*
Quid
 
D

Denschie

Gast
hallo lemma,
ich habe deinen text sehr gern gelesen.
du scheust dich nicht davor ekelhaftes zu beschreiben,
im gegenteil, gerade diese ausführungen finde ich
sehr gelungen.
zu quidams frage, was du mit dem schluss sagen willst:
für mich wird es schon deutlich. warum die vergewaltigung
noch näher beschreiben? so wirkt es eindrücklicher,
außerdem ist die protagonistin kaum noch bei sinnen,
kann sich am nächsten tag nur noch an bruchstücke
erinnern. es macht die geschichte näher, dass sie
mit dem satz über das lippenbändchenpiercing endet.
ob dieser gedanke realistisch ist, sei dahin gestellt.
was denkt man in so einem moment? ich weiß es glücklicher-
weise nicht. aber dass man sich im rauschzustand plötzlich
an kleinigkeiten festhält, bzw. von gedanken an
nichtigkeiten nicht loskommt, und diese dann für das
einzig wesentliche hält, was die welt zu bieten hat, kann
ich gut nachvollziehen. umso tragischer die vorstellung,
dass sich jemand diesen moment der geistigen unzurechnungs-
fähigkeit auf brutale art zu nutzen macht.

inhalt und form passen für mich zusammen. man muss
sich immer überlegen, was für eine geschichte man
schreibt. es gibt keine rezepthaft richtige art, sich
auszudrücken. für mich ist es stimmig. der teil, in
dem die protagonistin in den kreis tritt und tanzt,
könnte etwas gestrafft werden, dachte ich beim zweiten
lesen. andererseits wird die stimmung so noch weiter
ausgereizt. das ist wohl eine nuance, die jeder für sich
entscheiden muss. wäre es mein text, würde ich es
kürzen. aber es ist ja deiner.

viele grüße,
denschie
 

norge

Mitglied
hi

ich versuche immer, vorherige Kommentare nicht zu lesen - weiß nicht, das beeinflusst mich.

dennoch konnte ich nicht verhindern, dass mir die ersten Sätze der ersten Kritik ins Auge sprangen;-)
und muss da widersprechen. Es war mir sofort klar, dass sie Protagonistin auf welche Art auch immer "dicht" ist, dass es eine Party ist, wurde doch allein dadurch bewusst, dass sie das "Lippenbändchen" nicht kennt, versucht aufzustehen, es aber nicht schafft... aber es geht ja nicht nur um den Anfang.

ich fand die Geschichte in aller ihrer Widerlichkeit super aufgebaut, so schade wie es ist sehr realistisch und klasse geschrieben!

Grüße
norge
 

Gagjack

Mitglied
Dumm gelaufen

Wenn eine Frau sich in eine solche Situation begibt-selbst dran schuld.
So kann man denken, liest man(n) nicht weiter.
Die verkotzte Erinnerung an die Nacht, das Gefühl,
Männer ekeln sich vor nichts, wenn sie besoffen und geil sind;

besser habe ich es noch nicht gelesen.
Was bleibt ist masculine Ratlosigkeit. So sind wir Männer ( oder? ). Vielleicht ein nüchterner Funke Hoffnung???.
Wohl kaum mit diesem Mann-
aber Klärgruben haben auch einen unerwartet sauberen Abgang.



Ha- Zwei-Oh



Gagjack
 

GabiSils

Mitglied
Hallo Lemma,

die stärkste Stelle in dem insgesamt sehr guten Text ist für mich das "nur kurz". Da steckt soviel drin, und durch diese knappe Beschreibung vermeidest du Schwarzweißmalerei. Klasse!

Gruß,
Gabi
 

Lillia

Mitglied
?

Ich find den Text auch klasse und auch den Schluss gut so. Mir ging's nur etwas komisch mit dem Anfang, ich kann es auch gar nicht erklaeren, aber bis der Prot. jemand unter die Bluse geht, habe ich aus irgendwelchen Gruenden gedacht es sei ein Mann. Auch noch, als sie ein GoGo Girl mimte.
Seltsam.

Gruesse
-lilli-
 

Piratenbraut

Mitglied
hallo lemma,

ich fand den text fesselnd und sehr gut. auch die treffende ironie am schluss hat mir gut gefallen.

die ich- form verstärkt die echtheit natürlich noch mehr, aber selbst in der dritten person hätte ich mich ohne probleme in die situation hineinversetzen können.
mir wurde fast ein bisschen übel, was in diesem fall als kompliment gelten soll. ;-)
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo

...bin erst heute drauf gestossen...saugut geschrieben, fesselnd von der ersten bis zur letzten Zeile...wünschte mir mehr von dem...:D


viele Grüße

Thomas
 



 
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