Wieder einmal wird das Verzehren zum Thema: es wird ein Literat gebrutzelt, der vom Kritiker verspeist wird. Der arme Literat ist das Opferlämmchen der Gegenwartskultur und wird nun filettiert, obwohl er lediglich an der Bildung einer kulturellen Identitä mitwirken wollte.
Was ist eigentlich ein Kritiker? Formal gesehen ist er ein Mensch, der mit positiven wie negativen Kritiken sein Geld verdient. Der Literat verdient ( wenn er es denn verdient ) sein bisschen Geld mit Texten, über die man positive oder negative Kritiken schreiben kann. Der Literat bürgt keinesfalls für die Sozialisation des Kritikers, die letztendlich zur Bildung von subjektiven Meinungen im Gehirn und der Schreibhand des Kritikers führt. Der Literat bürgt lediglich für seine Textmasse, ebenso wie der Kritiker lediglich für seine Textmasse bürgt. Da scheint sich ein Konflikt anzubahnen. Scheint. Denn selbst die Unversöhnlichkeit eines Literaten-Egos mit der Kritikermeinung, die Inkongruenz von Idealselbst des Schriftstellers mit der zufälligen Meinung eines zufälligen Kritikers, ist kein Konflikt, wenn beide dran verdienen.
Der einzige Konflikt, der ensteht wo man Kritiker als böse Verzehrer tituliert sieht, ist die selbst nicht bei sich vermutete Unbedeutsamkeit eines mitteilsamen Literaten-Egos, das sich selbst nur positive Kritiken geben würde, da es seit Jahren ein intellektuelles Selbstversorgertum betreibt, in welchem er sich zu seinem eigenen Idealleser erhoben hat. Diese "Elfenbeinturmhaltung auf Vorschuss" äußert sich durch Selbstreferenz und dadurch, dass man wenig Texte von anderen Autoren liest, dass man eigentlich wenig liest, höchstens das eigene von dem man weiß, was man erwarten darf. Und die eigenen Werke durch das eigene Lesen mit Bedeutung aufzuladen kann einem die Illusion lebbar machen, man selbst hätte Bedeutung.
An Leuten, die sich auf Vorschuss Schriftsteller nennen, mangelt es nicht. Auch nicht an Leuten, die keine Literatur lesen, sondern sie nur selbst schreiben.
Es mangelt auch nicht an Texten, die die bösen Kritiker als Verzehrer hinstellen. Und es mangelt nicht an Autoren, die sich selbst als armen Braten bezeichnen, der ja wohl wunderbar schmecken müsse, aber gerade das edel schmeckende dürfe nicht leichtfertig runter-gemahlzeitet werden...blablabla.
Kurz gesagt: ich habe eigentlich keine Meinung zu deinem Text. Ich habe lediglich die Meinung, dass ich Leute wie dich kenne und die führen in meinen Augen ihre belanglose Existenz nur deshalb so frei von Selbstzweifeln, weil ihre Umgebung von Leuten strotzt, die ihnen nie die Wahrheit vor Augen führen. Arme verbratene junge Seelen. Zu früh alt geworden, zu früh aufgegeben...