Literatenbraten

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Literatenbraten


Im heißen Ofen knistert´s
Ein letztes Mal noch wispert´s
Und reimt poetisch letzten Wille

Ein Kritiker hat Kochbuchträume
Als er die trocknen Lippen leckt
Der Literat, der knuspert stille
Im heißen Sud der Soßenschäume

Der Küchentisch ist schon gedeckt
Und eine Kerze leuchtet weise
Im Ofen brät´s und schmort es leise
Was in dem Koch schon Sehnsucht weckt

Ein süßer Duft schwebt durch die Räume.
Die Eieruhr dreht sich im Kreise
Und schließlich schellt sie zärtlich

Zur angebrochnen, letzten Reise
Zum Teller mit Geflügelschere
Der Literat ist endlich fertig –
Der Kritiker gibt ihm die Ehre
 

Carlo Ihde

Mitglied
Wieder einmal wird das Verzehren zum Thema: es wird ein Literat gebrutzelt, der vom Kritiker verspeist wird. Der arme Literat ist das Opferlämmchen der Gegenwartskultur und wird nun filettiert, obwohl er lediglich an der Bildung einer kulturellen Identitä mitwirken wollte.

Was ist eigentlich ein Kritiker? Formal gesehen ist er ein Mensch, der mit positiven wie negativen Kritiken sein Geld verdient. Der Literat verdient ( wenn er es denn verdient ) sein bisschen Geld mit Texten, über die man positive oder negative Kritiken schreiben kann. Der Literat bürgt keinesfalls für die Sozialisation des Kritikers, die letztendlich zur Bildung von subjektiven Meinungen im Gehirn und der Schreibhand des Kritikers führt. Der Literat bürgt lediglich für seine Textmasse, ebenso wie der Kritiker lediglich für seine Textmasse bürgt. Da scheint sich ein Konflikt anzubahnen. Scheint. Denn selbst die Unversöhnlichkeit eines Literaten-Egos mit der Kritikermeinung, die Inkongruenz von Idealselbst des Schriftstellers mit der zufälligen Meinung eines zufälligen Kritikers, ist kein Konflikt, wenn beide dran verdienen.

Der einzige Konflikt, der ensteht wo man Kritiker als böse Verzehrer tituliert sieht, ist die selbst nicht bei sich vermutete Unbedeutsamkeit eines mitteilsamen Literaten-Egos, das sich selbst nur positive Kritiken geben würde, da es seit Jahren ein intellektuelles Selbstversorgertum betreibt, in welchem er sich zu seinem eigenen Idealleser erhoben hat. Diese "Elfenbeinturmhaltung auf Vorschuss" äußert sich durch Selbstreferenz und dadurch, dass man wenig Texte von anderen Autoren liest, dass man eigentlich wenig liest, höchstens das eigene von dem man weiß, was man erwarten darf. Und die eigenen Werke durch das eigene Lesen mit Bedeutung aufzuladen kann einem die Illusion lebbar machen, man selbst hätte Bedeutung.

An Leuten, die sich auf Vorschuss Schriftsteller nennen, mangelt es nicht. Auch nicht an Leuten, die keine Literatur lesen, sondern sie nur selbst schreiben.
Es mangelt auch nicht an Texten, die die bösen Kritiker als Verzehrer hinstellen. Und es mangelt nicht an Autoren, die sich selbst als armen Braten bezeichnen, der ja wohl wunderbar schmecken müsse, aber gerade das edel schmeckende dürfe nicht leichtfertig runter-gemahlzeitet werden...blablabla.

Kurz gesagt: ich habe eigentlich keine Meinung zu deinem Text. Ich habe lediglich die Meinung, dass ich Leute wie dich kenne und die führen in meinen Augen ihre belanglose Existenz nur deshalb so frei von Selbstzweifeln, weil ihre Umgebung von Leuten strotzt, die ihnen nie die Wahrheit vor Augen führen. Arme verbratene junge Seelen. Zu früh alt geworden, zu früh aufgegeben...
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Carlo,

hab' in dem Text jetzt keinen Grund gefunden, so drauf zu hauen, Carlo. Überreaktion?
Wenn Du so ein Thema mit Dir herum schleppst, dann mach doch einen thread auf.
Im Zweifelsfalle hat der locker amüsante Text genau den Literaten gemeint, dem wirklich und wahrhaftig von einem anal gestörten 'Kunst ist nur was ich dafür halte'-Kritiker das Fell über die Ohren gezogen worden ist.
In dubio pro reo.
Locker bleiben.
Petra
 
Oh, mein Gott, Carlo Ihde,

was hast du dir denn da für ein Ei gelegt? Ich meine, ich kenne das, manchmal ist man frustriert, über dieses und jenes. Dann sucht man sich irgendein Persönchen aus; vorallem eines, das man für schwach hält und läd ihm all den Unbill auf, den man auf die Welt hat.
Aber das ist nur Schlammscheißerei, Carlo.
In gewisser Weise ist deine Negativkritik die beste Werbung, die ich als Autor haben kann. Genaugenommen erfüllst das Klischee des Kritikers, auf das ich anspielen wollte, so ungemein realistisch, dass mir ganz Angst und Bange wird.
Da ist so eine gewisse Aggressivität in deinen Worten, wenn du verstehst, was ich meine.

Kurz um, mein Gedicht ist für mich so belanglos wie irgendein anderes. Für mich sieht es gar nicht so aus, als wollte ich hier große Literatur erzeugen. Offensichtlich aber bist du dieser Meinung, und ich will es dabei belassen.

Vielleicht solltest du auch mal etwas lockerleichtes belangloses schreiben. Das kann ungemein viel Frust abbauen.
Dann geht alles viel leichter.
Und ansonsten gilt die griechische Weisheit:
"und wenn´s dir nicht gefallen hat, dann bohr dir doch ein Loch ins Knie..."

Mit freundlichen Grüssen,
Marcus Richter
 

Carlo Ihde

Mitglied
Das ist das Problem an eben jenen Literaten: negative Kritik existiert nur theoretisch. Wird sie vom Kritiker zum Spiegel der textlichen Fakten erhoben, riegelt der Literat ab. Das Problem, dass der Literat mit Meinungen hat, die über ihn erhoben werden, sucht er im Kritiker.
Ihr dürft mir schon zutrauen, dass ich das meine, was ich sage. Ich kenne die Motivation solcher Aussagen, wie sie der Text transportiert. Um den Willen zum Geistesreichtum eines Literaten, der es wieder auf dieser Schiene versucht, mache ich mir keine Gedanken. Eher steht immer das Gefühl dahinter, unverstanden zu sein und unverstanden bleiben zu wollen, solange Kritik negativ ausfällt. Wenn sie positiv wird dann glaubt der Literat sich verstanden, glaubt er seine komplette Weltsicht bestätigt. Aber im Konsens Aller Kritiker wird nicht die Richtigkeit von subjekitven Ideen ausgebrütet. Höchstens ein auf Vorschuss schon groß aufgeblasenes Ego weiter zu Selbstreferenz angestachelt.

Man mag das Problem bei mir suchen, aber fest steht: ich meine tatsächlich, was ich sage.
 

Aragorn

Mitglied
Lieber Carlo,

wahrscheinlich ist es vor allem das Problem, daß Du sagst, was du meinst - im Sinne von "das wollte ich schon immer mal loswerden". Und das eben an Orten, wo es das Thema verfehlt.

Ich denke, Deine Monologe wären in einem Essay besser aufgehoben.

Zum Gedicht:
Ist mir nicht ganz schlüssig, wie es gemeint ist.
Kocht der Literat sich selber?
Oder sein Werk?
 
Hallo Aragorn,

die Idee geht mir schon einige Zeit durch den Kopf, und ich hatte noch einen anderen Ansatz, in dem ausfürlicher eine Verabredung zwischen einem Kritiker und einem Literaten beschrieben wird, an dessen Ende die Zubereitung des Literaten steht. Aber es ist nichts weiter als eine Posse. Ich will da auch nicht mehr reininterpretieren.

Ich bin sicher, so mancher kann das besser als ich.

Grüsse,
Marcus
 
Lieber Carlo,

es mag alles richtig sein, was du sagst. Ich persönlich kenne keinen Kritiker, nur Rezipienten. Da gefällt mal dem einen das nicht und dem anderen jenes. Was soll man da tun?
Außerdem bezieht sich deine "Kritik" ja gar nicht auf mein Gedicht, sondern auf das gedachte, medienwirksame Verhältnis zwischen Autor und Rezensent.
Wie soll ich es ausdrücken? Glaubst du, dieses Gedicht hätte mehr Zugriffe, hättest du deine Kritik nicht geschrieben; wenn du es ignoriert hättest?
Angenommen, ich hätte einen Roman geschrieben; und zwar einen schlechten, und er wäre irgendwie auf den Tischen des literarischen Quartetts gelandet. Egal, ob sie ihn in der Luft zerrissen hätten - glaubst du nicht, mein imaginärer Verleger hätte nicht vor Freude Purzelbäume geschlagen?
Es ist so eine Sache zwischen Kritiker und Autor. Der Kritiker braucht den Autor, weil er an ihm sein Geschick beweisen kann. Der Autor braucht den Kritiker, damit sein Werk bekannt wird.
Das, was da manchmal erscheint, als würden sich beide hassen, ist in Wirklichkeit eine Symbiose.
Der eine kann nicht ohne den anderen.

Also, ich lass es mal dabei bewenden. Ich persönlich bin der Meinung, dass man nur im Zusammenspiel von Einflüssen anderer Autoren und der Abgeschiedenheit des eigenen Schreibens wirklich einen eigen Erzählstil entwickeln kann. Dazu gehört immer auch eine gewisse Engstirnigkeit, die ich als heilig erachte, weil sie das persönliche Werk prägt.
Wollte man auf jeden Zug aufspringen, der in eine andere Richtung fährt, kommt man nie vom Fleck.

So, genug der Philosophie.
Ich wünsche dir jede Menge Kritik und die Kraft, damit dein Schaffen zu bereichern.

Mit freundl. Grüssen,
Marcus
 

Carlo Ihde

Mitglied
Liebes Aragron: deine Inversion meiner Aussage lässt bedeuten, dass das Problem an der Sache sei, dass ich [red]sage, was ich meine...[/red]

Da kann ich nur sagen und meinen: richtig, denn soetwas nennt man Meinungsfreiheit.


Lieber Marcus: hast Recht. Literat und Kritiker haben diese Symbiose. Ich fand mich bei dem Gedicht nur irgendwie blöd an den einsetigen Hochmut des Schriftstellers im Allegemeinen erinnert, der den Kritiker verhohnepipelt ohne seinen Vorteil darin zu sehen. Böse Kritiken bekommen wir alle mal. Die Chance besteht jedoch, überhaupt wahrgenommen zu werden, ja sogar die Meinung zu polarisieren. Der Elfenbeiturm-Schriftsteller ist doch längst abgeschafft.

Aber: man solle sich daran gewöhnen, dass ich selbst unbesondere Texte ungewöhnlich scharf und deutlich kritisiere. Denn dazu seid ihr und bin ich hier. Dazu stellen wir uns überhaupt zur Disposition. Selbst der Kritiker stellt hier seine Kritiker-Meinung zur Disposition und dies unterscheidet im Wesen nichts von einer Gedicht-Publikation. Beim nächsten Mal stelle ich das vielleicht unter die Rubrik "Essay". Danke für den Hinweis.
 

Milko

Mitglied
ho

ho
wwaha ho
d.h.
an der hier gewählten Form der weiteren Auseinandersetzung
zum Texte
" siehe oben "
, habe ich ausschliesslich
zu bemängeln ,
das schriftlich abgedruckte ist nur öde
versprüht nicht mal esprit
gar geistigkeit

(im gewand)
only , but not

erstaunlich
nahm man sich zeit
h
 
Milko,

ein bisschen Klartext wäre schon angebracht und keine Hallodri-Mentalität. Wenn´s der Alkohol war - keine Sorge, kann man sich rausreden.

Bis dann,
Marcus
 

Milko

Mitglied
Klartext

Herrlich Marcus ,
wenns der Alkohol war
kann
man sich rausreden :

nein marcus,
der alkohol
war es nicht , aber ich erkläre dir gerne was ich damit ausdrücke :

Ho.. ( ich habe eure Kommentare ziemlich ernst genommen , bis es für „mich so wirkte

....hier geht es nur noch um persönliche Eitelkeiten und oft wurde die Erklärung sogar nur wiederholt , (Verteidigungshaltung ) , zum Schluss wurden die Fehler im Kommentar gesucht .
Wenn ich mir so früh Morgens die Mühe mache , „ so was!! zu lesen ....( Selektion : Titel /Verfasser/Anzahl Leser- folgender Text, Schrift ,,,
dann die Kommentare ) so ,
ganz schön lange was ich da las , das Thema ist !hmm Kritik
- naja braucht man auf jeden Fall

wenn ich dann mein Gefühl beschreibe , was ich nach diesem Titel habe ,
dann die schrift /text
dann die Kommentare
( nun ich : sitze vor dem lapi ca. 03:00 uhr mez zeit egal) bin neugierig auf geschriebenes neues und dann :

„ Die !!! nee ..
Ho wwaha ( bei "wwa ha )

sprang der Gedanke immer zwischen

„“was haben die den““
oder
„“warum so ein katzengejammer““
und
wahnsinn , was für ein aufwand
und /oder , nüchtern , zanken sich um Ansichten ,
aber nicht mal mit tollen Formulierungen und dann wollte ich dies eigentlich erklären mit
d.h. ( das heißt )
und damit meinte ich nur die Kommentare.

Den Text " Literatenbraten " lässt mir wenig lobenswertes einfallen , da sind
der Titel ist ok , die ersten 2 abst. ok
doch der schluss ist für mich tiefkühlware
auch in der zubereitung , sorry
gm
 
Keine Sorge, Milko,

ich dachte schon, ich hätte hier so einen Streitthread eröffnet, der so richtig weite Kreise zieht. Da wäre es sogar interessant gewesen, zu schauen, in wieweit sich der Konflikt zwischen Autor und Kritiker auf den Bekanntheitsgrad eines mittelmäßigen Textes auswirkt.
Das war natürlich von mir am Anfang nicht beabsichtigt.
Aber ich muss zugeben, der Gedanke hat sich mir förmlich aufgedrängt.
Schade, du hättest mit einer richtig bösen Reaktion zu so einer Art Laborratte werden können. Is von mir natürlich nicht böse gemeint.

Danke trotzdem für deinen Kommentar,
gruss, Marcus
 



 
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