Literaturagenturen

Martin Iden

Mitglied
Hallo zusammen!

Mich würde mal interessieren, welche Erfahrungen Ihr mit Agenturen gemacht habt. Würdet Ihr sagen, daß sich Literaturagenturen bereits wirklich auf dem deutschsprachigen Markt durchgesetzt haben?
Literaturagenten beschreiben sich ja gerne als die großen Förderer, die ungeschliffene Diamanten fördern, und unbekannten Talenten zum Durchbruch verhelfen. Tatsächlich aber ist es doch wohl eher so, daß viele Agenturen auf die Vertretung angelsächsischer Literatur spezialisiert sind und erst gar keine deutschsprachigen, unbekannten Autoren mehr annehmen. Bei einigen Anfragen habe ich erst gar keine Antwort bekommen. Häufig handelt es sich auch um Unternehmen, die einem Elogen machen, dann aber offen oder versteckt Vorkasse fürs lektorieren verlangen oder einem einen Onlineworkshop aufschwatzen wollen. Ein Geschäft, bei dem man vorher etwas bezahlen muß, ist aber in meinen Augen von vornherein Schwindel.
Ich habe vor einigen Wochen einer Agentur einige Sachbuchprojekte vorgestellt. Ich war da anfangs eigentlich recht optimistisch und bin zur Messe in Frankfurt eingeladen worden. Die haben mir schriftlich zugesagt, mir binnen 10-14 Tagen Bescheid zu geben. Inzwischen sind 7 Wochen verstrichen und ich hänge total in der Luft und weiß nicht genau, wie ich mich verhalten soll. Solte ich meine Sachbuchprojekte nicht lieber auf eigene Faust verschicken? Ich bin doch nicht deren Hansbambel!
 

Gandl

Mitglied
Lieber Martin,
nun, ich habe einen Agenten.
Oder besser: gehabt.
Und das kam so ...

Vor etlichen Jahren schrieb ich etliche Agenten an, ob sie sich für mein Prosawerk einsetzen wollten. Einer antwortete. Seine begeisterte Antwort begeisterte mich – und ich blieb ihm über Jahre treu. Er berichtete brav über Diogenes, Suhrkamp, rororo, Berlin und so ... Und ich fing Feuer.
Jahre später dann fragte ich ihn, ob er mir eigentlich nur Honig ums Maul geschmiert habe.
Nein, nein! Er doch nicht! Irgendwann käme ich ganz groß raus, sagte er.
Kurz vor meinem 50 Geburtstag rief ich ihn an, sagte, dass wenn jetzt nix rüberkäme, dann drück ich auf „alles löschen“.
Eine Woche später kam der Anruf, dass es da so einen BoD-Verlag gäbe, bei dem man sogar Geld verdienen könne.
Klar, machen wir, wenn ich nichts zu zahlen habe ...?!
Und dann, als der Vertrag unterschrieben werden sollte, kam der Anruf des Agenten, dass das Buch ja noch lektoriert werden müsse. Von ihm, dem Agenten.
Da wird nix lektoriert, sagte ich. Nicht von Ihnen! Das Ding ist fertig!
Dann kommt das Buch nicht raus!, keifte er.
Dann kommt das Buch eben nicht raus!, keifte ich zurück.
Wenig später rief er an und korrigierte den Lektorats-Preis gewaltig nach unten.
Nein!, keifte ich erneut.
Dann wird nix aus dem Buch!, sagte er bösartig.
Gut. Okay. (Ich war ganz gelassen.)
Der nächste Anruf kam von dem Verleger, der sagte, dass er mir den Vertrag zuschicken würde mit dem Passus, dass das Buch in der Lektorratfassung von Frau X angenommen sei.
Von meinem Agenten habe ich seitdem nix mehr gehört ...
Schade eigentlich – er war ein Netter ...

Ach, nee, doch: vor ein paar Wochen kam die erste Tantiemen-Abrechnung ... und er überwies mir einen sauhohen Betrag ... auch noch nach Abzug von seinen 15% ...

Was lernen wir daraus? Hart bleiben. Pokern. Die Welt ist schlecht.

Lieben Gruß
Gandl
 

Martin Iden

Mitglied
Danke, Majissa!

Die meisten habe ich bereits schon einmal angeschrieben. Die Mehrzahl hat mir erst gar nicht geantwortet oder mir mitgeteilt, daß sie kein Interesse hätten, mit unbekannten Autoren zusammenzuarbeiten. Ich muß allerdings dazu sagen, daß ich mich jeweils nur mit ein oder zwei Projekten beworben habe. Darunter mein "Naked Lunch", es geht darin um Sucht, Heroin und Methadon, Gier und Gewalt. Bei meinen Sachbuchprojekten, ich bin studierter Historiker und Kulturanthropologe, war ich anfangs recht optimistisch, einen Vertrag zu bekommen. Eine Sachbuchagentur, ich habe die Adresse im Uschtin gefunden, verlangt 20%. Ich bin da inzwischen allerdings sehr skeptisch, und habe den Eindruck, daß es denen nur darum geht, Onlineworkshops usw. zu verkaufen. Was mich am meisten ärgert, sind nicht die Absagen, ich weiß inzwischen, was ich hätte besser machen können, was nervt, ist, daß man wochen- und monatelang auf Antwort wartet, Zeit in der man seine Projekte anderswo vorstellen könnte.

Was mich interessieren würde, ist ob es vielleicht auch Internetseiten gibt, auf denen man Sachbuchthemen, Exposes etc. präsentieren kann. Also sozusagen ein Pendant von "www.romansuche de" oder "autorenbörse". Ich habe gehört, daß Sach-und Fachbücher aufgrund ihres Exposes gekauft werden. Na ja, vielleicht klappt es besser, wenn ich erst meine Magisterarbeit veröffentlicht habe. Ich habe gehört, daß die VG Wort nach einigem Hin und Her auch für Diplom- und Magisterarbeiten eine Tantieme zahlt, und schließlich schreibt man so etwas nur einmal im Leben.
 

Duisburger

Mitglied
Was mich am meisten ärgert, sind nicht die Absagen, ich weiß inzwischen, was ich hätte besser machen können, was nervt, ist, daß man wochen- und monatelang auf Antwort wartet, Zeit in der man seine Projekte anderswo vorstellen könnte.
Öhm, wer oder was hindert dich daran, deine manuskripte gleichzeitig verschiedenen verlagen und/oder Agenturen vorzustellen?

fragt vorsichtig der
duisburger
 



 
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