Lockrufe

stemo

Mitglied
Lockrufe

Die fein geschliffene Mondsichel
durchschneidet den samtenen Teil der Dunkelheit,
und die bleierne Wolkenschicht
lässt sie nachlässig gewähren
Radelt das geräderte Rösschen Hü:
Sie baumelt hinter mir auf dem Gepaecktraeger,
mein Hyaenchen in ihrem Schoss
So radle ich auf ihrem Damenvelo
durch die kurvenreiche Nacht

Gestelzter Gepard, mit den lahmen Pfauenflügeln,
hängst schief in der Anflugsschneise
wie ein vom Marzipan vernaschter Flughund!

Witternd den Wildgeruch des mauzenden Käuzchens
und mit wundgebremsten Pfoten
sträubt sich mein Werwolffell
beim Gedanken an den Geist
aus der Flasche

Regentropfen,
die keine Löcher in meinen Socken stopfen,
trommeln auf meine von Ueberschwemmungen heimgesuchten
Synapsen
Und dann ein Feuer im Steppengras
Da rennt auch der netteste Büffel
aus dem Visier der Gleichgültigkeit

Ueber dem ächzenden Geisterschiff torkelnd
wirbelt das neckische Adlerweibchen
einen Fetzen Freiheit
übers bemooste Hinterdeck
Der schwer beduselte Werwolf fällt beim Versuch,
nach ihm zu schnappen,
über die morsche Reling
ins aufschäumende Korallenriff
Währenddessen die putzig tapsende Hyäne
am Weintraubenstrand
mit ihrem Plüschgebiss
an der Hundeleine nagt

Zögernde Anwandlungen
überqueren die Antarktis
wie nackte Schnecken
eine gesalzene Strasse
Mitteilsam wird der Wolf
seinem lauschenden Echo gegenüber
Hinter der Gurgel dieses Wiegenliedes
schluckt die Sehnsucht störanfällig
an ihrer Artikulation herum

Und dann scheint die Sonne anderntags
durch den Frühlingssmog der Hinterhöfe
Das Hyänchen häuft seinen Kot in der Ungeduld
auf den mit dem Wolf geteilten Schlafsack,
während sie betrunken im Nebenzimmer
neben ihrem nichtsahnenden Freund
im Bleischlaf hängt

Eine unvertäute Hirnzelle
zwitschert weiter fidel
das Lied vom Morgenland
des Dachdeckergesellen
 



 
Oben Unten