Lyrik Natur und Umwelt

schreibfuchs

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Der Fluss

Du wurdest geboren aus dem Schoße der Schöpfung.
Wie kristallklar und gleißend, wie gesund und unschuldig sind die Wasser deiner Quelle? Wie springlebendig und sorgenfrei darf dein Oberlauf sein?

Doch was zählt das schon:

Der Mensch vergaß die Naturgesetze, bezichtigte dich statt dessen rasch der Hurerei mit dem Schmelzwasser, warf dir Frühjahrshochmut vor.

Jedoch:
Du hast genau eine solche Existenzberechtigung, wie der Mensch, und trotz allem begann er einen unerklärten Krieg gegen dich.

Er wollte dich schiffbar machen!

Aber er nahm dir deine Windungen und deine Flutwiesen und machte dich schnell-rasend schnell.

Du bestraftest ihn mit deinem Wasser, das ihm viele Menschen-Opfer einbrachte und die Einrichtungsgegenstände verdarb und aus seinen Häusern trugt!

Du wurdest ein unfreiwilliger Partner der Schwerkraft! Sie machte dich stärker, als es dem Menschen genehm war.

Daraufhin sah der Mensch, was er angerichtet hatte und wollte dir diese Kraft wieder entreißen. Er zwang deinen fröhlich zappelnden Leib in Stahl und Beton. Doch es kam ihm gelegen. Warum sollte er von deiner Kraft nicht noch profitieren? Warum nicht ein Energiekonzept aus dir schöpfen?

So mutiertest du vom Lebensquell zum Energielieferanten und zum Kühlmittelexperten für die Industrie!

Und der Mensch glaubt nicht, daß er dich damit verletzte, denn du schwiegst zu allem.

Noch heute läßt er Dich, nach seinem ständigen Frevel an dir, großzügig weiterziehen.

Doch du bestrafst ihn mit ungewollter Ironie:
Nämlich mit seinen Waffen in deinem Wassert.

Denn: Aufgerüstet mit Salzen und Schwermetallen hast du plötzlich die Macht, es dem Menschen so richtig heimzuzahlen.

Zu dumm nur, daß der Mensch es vergessen zu haben scheint, daß du seine Lebensgrundlage bist.

Und du machst es ihm immer schwerer, dich und deinen Fisch weiterhin zu genießen!

Du scheinst immer noch billig. Kommst uns Menschen aber teuer zu stehen!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
zu

erst einmal herzlich willkommen auf der lupe.
habe dein werk nach kurzprosa verschoben, weil für humor und satire unpassend.
lg
 



 
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