M/DWdS_Kapitel6.3

Najitzabeth

Mitglied
Unter dem See 3
Die helle Morgensonne schien durch das offene Fenster und der Wind ließ die grün-orange gemusterten Vorhänge flattern. In dem Lichtstrahl sah man die feinen Staubpartikel, die in dem großen Zimmer herumflogen. Leise trug der Wind von draußen das stetige Rauschen der Brandung in das Zimmer. So müsste es für immer bleiben, dachte sich der Prinz und drehte sich in den übergroßen Bett um. Der gestrige Tag war anstrengend, aber auch wunderbar gewesen. Keith wäre zwar lieber ohne den Müllerssohn und nur mit Kim und Todie losgezogen, nachdem die Mädchen aber darauf bestanden hatten, konnte er es ihnen einfach nicht abschlagen.
Heute hatte er allerdings so gute Laune, dass er es sogar mit Josh aushalten würde. Keith sprang aus seinem Bett und zog sich an. Niemand würde ihm die Laune verderben können, nicht an einem so schönem Sommertag wie heute.
Naja, einer vielleicht schon! Es klopfte, Keith stöhnte auf.
„Ja Benjamin, ich bin wach! Einen Moment noch!“ Er fuhr sich schnell mit den Fingern durch die Haare und lief dann zur Tür. Er verstand immer noch nicht, warum Mädchen morgens so lange brauchten.
„Ok, du kannst reinkommen!“
„Guten Morgen, eure Hoheit!“ begrüßte der Butler den Prinzen. Schon wenn Keith Benjamin nur reden hörte platzte ihm fast der Kragen. Seit Keith wusste, dass er nicht in Schottland zu Hause war, sonder hier in Mysthika und sein Vater ihm Benjamin als >>persönlichen Diener<< zugewiesen hatte, bemutterte ihn dieser eingebildete Schnösel und passte gut auf, dass er nur ja keine Freude fand. Benjamin stellte das Tablett mit dem Frühstück auf den Schreibtisch. Sofort wurde Keith von oben bis unten gemustert. Er hasste es, wenn sein Diener ihn praktisch nach Fehlern untersuchte. Gleich würde er wie immer herumnörgeln.
„Eure Hoheit, ich weiß nicht, ob das die angemessene Kleidung ist!“
„Sie ist angemessen genug!“ schnauze der Prinz ihn an und setzte sich an den Schreibtisch, um zu essen. Er rührte die Eier, den Speck und die anderen Luxusgüter gar nicht erst an, sondern schmierte sich einfach ein kleines Marmeladenbrot. Auch das beäugte Benjamin wieder kritisch, sodass sich Keith einfach zum Fenster drehte.
Benjamin war, nachdem Keith fertiggegessen hatte, wieder verschwunden, mit der Begründung, dass der Thronfolger sich in Ruhe mit seinem Studium befassen sollte. Was glaubt der eigentlich, was Andere in meinem Alter machen, lernen? Bestimmt nicht! Dachte er sich.
Nein, andere Prinzen machten jungen Damen den Hof oder gingen mit Freunden auf die Jagt! Zumindest taten das die anderen Männer auf der Burg. Aber Keith war immer alleine gewesen. Deswegen hatte er auch in Kim’s Welt keine Freunde. Es war einfach nicht seine Art, sich jemanden anzuvertrauen und seine Geheimnisse preis zugeben. Manchmal waren, als er noch jünger war, Kinder aus dem Dorf zum Hotel gekommen, um zu fragen, ob er mit ihnen spielen wolle, aber Keith hatte jedes Mal verneint, bis sie irgendwann aufgaben. Wie hätte er ihnen denn überhaupt erklären sollen, dass er manchmal einfach so ein paar Tage verschwand?
So lange war er noch nie fort gewesen, seine Stiefmutter würde sich diesmal wirklich Sorgen machen. Aber vielleicht war ja noch nicht einmal eine Stunde vergangen. Das konnte man nie so genau sagen. Außerdem hatte Xandor gesagt, er und Kim müssten noch etwas bleiben. Kim... Keith musste grinsen, sie war genauso >>begeistert<< gewesen wie er, als seine Stiefmutter vorgeschlagen hatte, dass sie doch zusammen die Ruine besichtigen könnten. Mit ihr war es das selbe wie mit allen anderen. Keith wusste einfach nicht, was er mit ihr hätte reden sollen! Unbewusst war er ans Fenster getreten und sah jetzt hinüber zu dem Flügel, indem Kim und Todie wohnten. Jetzt war das etwas anderes. Jetzt konnte er Kim von Mysthika und der Geschichte seiner Welt erzählen.
Ich könnte ´rübergehen und fragen, ob die beiden Lust hätten, mit mir auszureiten! Konnte Kim überhaupt reiten? Er wollte gerade zur Tür gehen, als es klopfte. Das musste Benjamin sein! In Rekordzeit setzte sich Keith an seinen Schreibtisch und schlug irgend ein Buch auf. Dann erst rief er „Herein!“
Natürlich war er der Diener, der auf den Ruf hin eintrat und auf Keith zuschritt. „Es tut mir unendlich leid euch bei eurer...“ er sah auf das Buch und blickte danach grimmig auf den Prinzen. Keith wunderte sich, was ihm jetzt wieder nicht passte und schaute dann ebenfalls auf das Buch. Er lag verkehrt herum! Er wollte sich gerade mit einer Ausrede herausreden, als Benjamin einfach weiterredete. „... Arbeit,“ dieses Wort betonte er besonders. „zu stören, aber das junge Fräulein ist schon wieder verschwunden.“
„Kim!?!“
„Jawohl und das Beakermädchen wartet...“, in diesem Moment kam Todie hereingestürmt.
„Keith, Keith! Kim ist schon wieder weg!“
„Na dann komm, wir suchen sie. Hast du Josh schon geholt?“
Er stand auf und folgte Todie, froh darüber, Benjamin keine Ausrede erzählen zu müssen, die er sowieso nicht geglaubt hätte.
„Und wo ist Gwgl?“, fragte Keith
„Keine Ahnung. Der ist auch weg!“
Seine Gedanken schweiften zur gestrigen Nacht, als Kim schlafgewandelt war. Wie sie durch einen mondbeschienenen Gang schlich, lautlos, das Haar und das Nachthemd von einem Wind gepeitscht, der gar nicht wirklich wehte. In diesen Moment hatte sie irgendwie magisch gewirkt.
„Vielleicht hätten wir sie letztes mal einfach gehen lassen sollen, nur um zu sehen, wo sie hingeht!“, dachte er laut. „Was?? Bist du verrückt!...“ folgte Todie’ s Antwort prompt: „... Damit sie eine Treppe runterfällt und sich das Genick bricht oder womöglich wäre sie nach draußen gegangen und in den See gefallen. Du wärst ihr wahrscheinlich, Heldenhafterweise, hinterhergesprungen, hm? Großzügig von dir!“
Darauf konnte Keith nichts erwidern. Die Beiden stiegen gerade die Treppe zum Dienstbotentrakt hinunter, als ihnen eine Horde Kinder entgegengerannt kam, die Ritter spielten. Die Mädchen kreischten um Hilfe, während die Buben mit einem imaginären Drachen kämpften. Keith lächelte. Er hatte nie Ritter gespielt...
„Jetzt muss ich erst einmal Kim finden,“ rief er sich ins Gedächtnis zurück: „Dann kann ich immer noch den depressiven Gedanken über meine vergeudete Kindheit nachhängen!“
Todie wollte gerade an Josh’ s Zimmertür klopfen, als an der Nebentür, die mit einem Stuhl zugeklemmt war, von innen heftig gerüttelt wurde. Keith ging dorthin und nahm den Stuhl weg. Sofort öffnete sich die Tür und Josh kam mit zerzausten Haaren heraus. Keith sah nach oben in sein Gesicht und wollte gerade fragen, was er da drinnen gemacht habe, als Josh ihm zuvor kam: „Die Rasselbande wollte unbedingt, dass ich einen Räuber spiele! Ich bin nur froh, dass sie nicht auf die Idee gekommen sind mich zu foltern oder die Todesstrafe zu verhängen!“
Er kratzte sich am Kopf und zuckte mit den Schultern. Todie und Keith mussten lachen.
„Wo ist Kim?“
„Die ist schon wieder verschwunden. Hilfst du uns suchen?“ Todie hatte Keith mal wieder das Wort abgeschnitten. „Natürlich, wo fangen wir an?“
Nach kurzen nachdenken schlug Keith vor: „Am besten da, wo wir sie das letzte mal gefunden haben, falls sie wieder dorthin wollte!“
Todie sah ihn schief an: „Jetzt fängt er schon wieder damit an...!“, folgte ihm aber dann doch.
Einige Korridore, Treppen und Türen weiter war die Stelle, an der Kim das letzte mal von der Wache aufgehalten worden war. Es stand auch heute ein Soldat vor dem, mit Schnitzereien verzierten, Holztor. Es führte in den Keller und damit auch in die königliche Schatzkammer. Die Wache verneinte, als die drei nach Kim und Gwgl fragten. So suchten sie weiter.
Es war seltsam niemand hatte die Zwei gesehen, als ob sie vom Erdboden verschluckt worden wären!
„Kann man eigentlich auch am Tag schlafwandeln?“, fragte das Beakermädchen den alten Xandor. Nachdem Keith ihn nach Kim gefragt hatte.
„Ich denke nicht, aber ihr solltet in den tieferen Geschossen nach dem Mädchen und ihrem roten Freund suchen!“
Er runzelte die Stirn, als wäre ihm geraden ein wichtiger Gedanke gekommen, und ließ die Drei dann einfach vor seiner geschlossenen Tür stehen.
„Weiter unten? Der macht wohl Witze,“ begann Josh während sie die endlos scheinende Treppe nach unten stiegen: „Wenn sie in den Keller gestiegen wäre, hätte die Wache sie doch gesehen!“
„Genau!“, redete Todie weiter: „Sag mal,“ meinte sie an den Prinzen gewandt: „Habt ihr denn noch andere junge Höflinge auf der Burg, außer dir natürlich!“ , Todie grinste: „Ich meine dann müssten wir auch in deren Zimmern suchen.“ Sie grinste noch breiter.
Keith verstand im ersten Moment überhaupt nichts: „Was?... Was!! Bist du bekloppt! Also, ich glaube nicht... oder?!!“
„Keith beruhig dich, das war doch nur ein Scherz!“, schritt Josh ein, musste sich aber Selbst das Lachen verkneifen. Keith warf ihm und Todie einen tödlichen Blick zu.
„Ich schlage vor, wir gehen in den Garten und sehen nach, ob sie da ist!“ ,wechselte er das Thema. Dann lief er voraus, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
Unten im Burghof angekommen teilten sie sich auf. Todie sollte im Rosengarten suchen, der in einer kleinen Nische an der Südseite der Burgmauer errichtet worden war. Josh und Keith gingen zu dem kleinen Stall in dem die königlichen Pferde gehalten wurden. Nur ein duzend Tiere bewohnten die hellen Boxen, denn auf der kleinen Insel wurden sie kaum bebraucht. Nur gelegentlich wurden die Pferde vor eine
Kutsche gespannt oder für einen Ausritt geliehen. Die Jungs holten sich zwei der schlanken Schimmel und ritten den winzigen Wald und den felsigen Strand außerhalb der Burg ab. Sie redeten kaum miteinander, es herrschte immer noch Zwist zwischen ihnen. Keith kam das alles wie ein schlechtes Versteckspiel vor.
Ihre Stimmung war, wie das Wetter, düster, erste graue Wölkchen schoben sich vor die Sonne. Es würde heute noch regnen. Ohne Erfolg durchstreiften sie die Dickichte und fragten einige Spaziergänger nach Kim.
Es war bereits später Nachmittag, als Keith und Josh zurück zum Schloss ritten.
„Benjamin wird stinksauer sein, wenn er erfährt, dass ich ohne Bewachung das Schloss verlassen habe.“ dachte sich der Prinz. Eine Tür, die gerade einmal groß genug war, dass sie mit den Pferden hineinpassten, öffnete sich in dem großen Tor um die Beiden einzulassen. Der Vorhof war friedlich wie eh und je.
An kleineren Marktständen boten Händler aus aller Welt ihre Ware an. Hunde liefen neben ihren Herrchen her und Kinder tobten herum.
Ohne die geringste Vorwarnung begann die Erde zu vibrieren und ein Erdbeben zerrüttete die idyllische Szene. Der Boden schien zu zerbersten. Die Burg wurde bis auf die Grundmauern erschüttert. Ziegeln fielen von den Dächern und die Menschen und Tiere flohen in Panik davon. Auch die Pferde von Josh und Keith scheuten und die Jungen flogen in hohen Bogen auf den harten Kiesboden. Keith hatte noch nicht einmal zeit zu schreien als er auf dem Boden landete und ein scharfer Schmerz ihn durchzuckte.
Das Beben verging nach kürzester Zeit, und die Angst kam erst jetzt als es bereits vorbei war. Keith versuchte aber sich zu beherrschen. Er konnte noch ein leichtes knistern, wie vor einem Gewitter, in der Luft spüren. Gerade wollte er aufstehen als sich der Himmel verfärbte eine durchscheinende Wand aus rotem Licht herhob sich von außerhalb der Wehrmauern. Es stieg immer höher bis es sich über der Burg, mit einem ohrenbetäubenden Knall, verschloss. Nach nicht einmal einer Minute war das gesamte Schloss unter einer rot schimmernden Kuppel gefangen. Alle Farben waren verfälscht und in purpurnes, fast gespenstisches Licht getaucht. Aus sämtlichen Ecken und Gebäuden strömten die Leute auf den Hof. Allesamt mit verwirrten Gesichtern. Viele kreischten und Mütter riefen nach ihren Kindern, die meisten aber starrten aber nur mit offenem Mund in den Himmel. Genauso wie Keith. Josh hatte bereits die Pferde wieder eingefangen. Der große Junge wirkte kein bisschen verängstigt und schien auch unverletzt. Keith ging auf ihn zu und half ihm die armen Tiere zu beruhigen.
„Josh!?“, Todie kam auf die beiden zugerannt. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie blutete an der linken Wange. „Was ist passiert?“, fragte sie.
„Ich habe keine Ahnung“, der Prinz rieb sich den Ellbogen. Sie wollten die Pferde gerade einem Stallburschen in die Hand drücken um im inneren des Schlosses nach dem rechten zu sehen da sahen sie eine Wache auf sie zulaufen: „Eure Hoheit, ist alles in Ordnung?“
Keith nickte und der Mann redete weiter: „Wenn ich euch Bericht erstatten dürfte... an der Westseite ist ein Teil der Mauer eingestürzt, ansonsten gibt es kaum Schäden und auch nur leicht Verletzte.“ Er nickte wieder aber als der Soldat keine Anstalten machte zu gehen fragte er was es noch gäbe. „Benjamin lässt euch suchen!“ Keith verdrehte die Augen und beschloss sein Kindermädchen lieber nicht länger warten zu lassen.
Er verabschiedete sich von Todie und Josh. Zuerst wollte die Wache Keith begleiten aber dieser drückte ihm aus Protest die Zügel seines Pferdes in die Hand.
Langsam ging er durch den jetzt unnatürlich rot beschienenen Burghof. Keith wollte durch den Dienstboteneingang, der durch die Küche führte, ins innere des Schlosses, um den Massen, die jetzt nach draußen strömten zu entgehen. Doch selbst hier kam er dem Personal und anderen in die Quere. In dem riesigen Raum, in dem das Essen zubereitet wurde, lagen sämtliche Töpfe und Pfannen, zerbrochenes Geschirr und auch einige der wertvollen Kristallgläser auf dem Boden herum. Niemand von den Menschen die hinausstürmten bemerkte ihn. Ein Mädchen rannte noch eine Schüssel mit Obst um, die das Erdbeben überlebt hatte. Die Früchte rollten auf den Fußboden und ein Apfel genau vor die Füße des Prinzen. Er hob ihn auf, wischte in an seinem Hemd ab und biss hinein. Die Süße beruhigte seine angespannten Nerven. Dann lief er weiter, den weiten Weg zu seinem Zimmer. In manchen Gängen lagen abgebröckelte Teile der Wand oder Decke oder zersplittertes Holz. Auch hier herrschte überall Chaos, obwohl sich die Menschen bereits wieder beruhigten. Jeder der ihn erkannte fragte Keith nach seinem befinden und wollte ihn in ein Gespräch vertiefen, aber er ließ niemanden an sich ran.
Sie wollten früher nichts mit ihm zutun haben, warum sollte er die nach Neuigkeiten lüsternen Adligen jetzt brauchen? Sie wollten sowieso nur über Kim mit ihm reden, da sie überall eine Affäre witterten und jetzt neue Gerüchte in die Welt setzen wollten.

Benjamin erwartete ihn bereits in seinem Zimmer. Mit verschränkten Armen stand er am Fenster und drehte sich gerade zu ihm um als Keith die Tür öffnete. Der Diener sah in böse aber auch verängstigt an als er das Zimmer betrat.
„Ja, hier bin ich!“, sagte der Prinz ohne Benjamin auf die seltsamen Ereignisse anzusprechen. Er biss noch einmal von dem Apfel ab. Auch hier im inneren der Burg war alles in das purpurne rot getaucht und das schwarze Sakko, das Benjamin für gewöhnlich trug schien eher Weinrot zu sein.
Alles sah irgendwie falsch aus.
„Junger Herr!“ begann der Butler und ging einen Schritt auf seinen Schützling zu, jetzt wieder so gefühlskalt wie immer: „Wie konntet ihr nur alleine und ohne jemanden bescheid zu sagen die Burg verlassen?!“ Keith glaubte zu sehen, dass das Gesicht seines Gegenübers rot vor Wut wurde, aber das war es durch das gefälschte Licht ohnehin schon.
Natürlich wollte Keith sich sofort verteidigen:
„Aber ich war nicht alleine! Josh war dabei. Außerdem mussten wir Kim suchen!“
„Ja, ja immer dieses Mädchen... ,“ als Benjamin das sagte, wich Keith automatisch einen Schritt zurück. Was sollte das denn heißen?
„Seitdem die junge Lady hier ist, verhaltet ihr euch sehr verantwortungslos! Heute werdet ihr auf keinen Fall weiter nach Kim suchen. Ich habe veranlasst, dass ihr euer Zimmer nicht mehr verlasst, bis wir wissen, was der rote Himmel zu bedeuten hat!“
„Was?!“, zuerst war Keith überrascht über diese Frechheit, aber dann wurde er trotzig: „Und wie willst du das verhindern, dass ich mein Zimmer verlasse, hm?“
„Ich habe, mit Erlaubnis des Königs, veranlasst, dass zwei Wachen vor eurer Tür postiert werden!“
Der Prinz spürte wie ihm das Blut vor Wut in den Kopf schoss:
„Wie bitte? Wer gibt dir das Recht dazu, mich hier einzusperren?“, fuhr Keith auf: „Verschwinde sofort von hier!“ zuerst sah Benjamin nur erschrocken aus, dann immer zorniger:
„Wie redet ihr denn mit mir?...“ Keith ging zur Tür und riss sie auf. Tatsächlich standen davor zwei breitschultrige Soldaten in der Uniform der Palastwache. Sogar die schweren Vollhelme trugen sie, sodass Keith sie nicht erkennen konnte.
„Raus hier!“
Benjamin wollte protestieren: „Aber Hoheit... !“
„Sofort!!“ wiederstrebend verließ der Butler den Raum, blieb aber vor der Tür noch einmal stehen. Lautstark schlug Keith die Tür zu und genau in Benjamins Gesicht. Er hörte nur noch einen überraschten Aufschrei und wütende Schritte.
Eine der Wachen kicherte.
Darauf folgte Stille. Keith hatte jetzt das dringende Bedürfnis irgendetwas kaputt zu schlagen. Er hasste dieses Gefühl der Hilflosigkeit! Natürlich hatte Benjamin das Recht ihn hier festzuhalten, wenn er den König, Keith’ Vater, davon überzeugen konnte das es nur zu seiner Sicherheit war. Manchmal wünschte er sich nichts sehnlicher, als für immer aus diesem goldenen Käfig zu flüchten, in Kim’ s Welt. Aber er wusste natürlich, dass es nicht funktionieren würde. Sein Zuhause war hier!

An diesem Abend lag Keith noch lange wach in seinem Bett. Es war schon ewig dunkel und er konnte vor lauter Sorgen um Kim nicht einschlafen. Sie war immer noch nicht aufgetaucht. Irgendwann zwischen dem Abendessen und dem Mondaufgang waren Josh und Todie gekommen um ihm von der erfolglosen Suche zu berichten. Sie hatten ihm auch erzählt das man versucht habe das Schloss zu verlassen. Nichts und niemand konnte die rote Kuppel durchdringen.
Was, wenn Kim irgendwo außerhalb der Burg ist und nicht mehr hinein kommt?
Auch sein Vater hatte ihn einmal besuchen wollen, aber Keith hatte seine Tür verschlossen und nach einigen Minuten war der König wieder gegangen.
Irgendwann in seinen Überlegungen war der Prinz unter dem von der Nacht dunkelroten Himmel und der hell-orangen Kugel des Mondes, der durch das offene Fenster schien, eingeschlafen.
Er träumte von Kim, wie sie lächelnd vor dem Burgtor stand und ihm winkte. Sie öffnete den Mund als wolle sie etwas sagen, als sich plötzlich der Himmel rot färbte und sich ein riesiger schwarzer Drache mit Flügeln und einem langen Hals auf das Mädchen stürzte. Der Windstoß, den die gigantischen schwingen verursachten, warf Kim um und Keith konnte genauer als es im wirklichen Leben war erkennen wie sich ihr Gesicht vor Angst verzehrte.
Dann sah er Rauch der sich schwarz und unheilvoll in der Luft verzog. Als Keith wieder klar sehen konnte war an der Stelle, wo Kim gestanden hatte, nur ein verkohlter Krater der noch dampfte.
Schreiend und schweißgebadet erwachte er in dem zerwühlten Bett. Immer noch umgab Nacht die Burg. Auch wenn es durch das purpurne Glühen unnatürlich hell war.
Keith atmete ein paar mal tief durch und sah sich aufmerksam um. Er fühlte sich beobachtet.
Gegenüber von seinem Bett stand eine Gestalt!
Er schüttelte sich die letzten Fetzen seines Albtraumes ab. Der Kerl war etwa so groß wie ein Hund.
Wer war das? Wie war er hier herein gekommen?
Der Zwerg kam näher, bis das Licht, das durch das Fenster fiel, auf ihn traf.
„Gwgl! Was machst du denn hier?“ der Goobljn wirkte irgendwie seltsam ängstlich, als schämte er sich.
„Weist du wo Kim ist?“
Der Kleine nickte. Eine absolut menschliche Geste, die Keith bei ihm noch nie gesehen hatte. Der Prinz sprang mit einem Satz auf und schlüpfte in seine Stiefel.
„Bring mich zu ihr!“ sagte er entschlossen.
Gwgl sah ihn erst eine Weile an als müsse er zuerst darüber nachdenken, nickte wieder und sprang aus dem Fenster.
„He!“ schrie ihm der Junge hinterher: „Ich kann doch nicht fliegen!“ der Goobljn landete wieder auf dem Fensterbrett und blinzelte Keith mit schiefgelegten Kopf an. Dann hüpfte er zur Tür und wartete, bis aufgesperrt wurde.
Der Prinz war jetzt hellwach. An die Wache dachte er überhaupt nicht mehr.
Er würde Kim finden!
Eine seiner, dank Benjamin, einzigen Freunde, die er je gehabt hatte.
 

flammarion

Foren-Redakteur
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Korrekturvorschläge:

M/DWdS_Kapitel6.3

Unter dem See 3

Die helle Morgensonne schien durch das offene Fenster und der Wind ließ die grün-orange gemusterten Vorhänge flattern. In dem Lichtstrahl sah man die feinen Staubpartikel, die in dem großen Zimmer herumflogen. Leise trug der Wind von draußen das stetige Rauschen der Brandung in das Zimmer. So müsste es für immer bleiben, dachte sich der Prinz und drehte sich in [red] den [/red] (dem) übergroßen Bett um. Der gestrige Tag war anstrengend, aber auch wunderbar gewesen. Keith wäre zwar lieber ohne den Müllerssohn und nur mit Kim und Todie losgezogen, nachdem die Mädchen aber darauf bestanden hatten, konnte er es ihnen einfach nicht abschlagen.
Heute hatte er allerdings so gute Laune, dass er es sogar mit Josh aushalten würde. Keith sprang aus seinem Bett und zog sich an. Niemand würde ihm die Laune verderben können, nicht an einem so [red] schönem [/red] (schönen) Sommertag wie heute.
Naja, einer vielleicht schon! Es klopfte, Keith stöhnte auf.
„Ja(Komma) Benjamin, ich bin wach! Einen Moment noch!“ Er fuhr sich schnell mit den Fingern durch die Haare und lief dann zur Tür. Er verstand immer noch nicht, warum Mädchen morgens so lange brauchten.
„Ok, du kannst reinkommen!“
„Guten Morgen, [red] eure [/red] (Euer) Hoheit!“ begrüßte der Butler den Prinzen. Schon wenn Keith Benjamin nur reden hörte(Komma) platzte ihm fast der Kragen. Seit Keith wusste, dass er nicht in Schottland zu Hause war, sonder hier in Mysthika und sein Vater ihm Benjamin als >>persönlichen Diener<< zugewiesen hatte, bemutterte ihn dieser eingebildete Schnösel und passte gut auf, dass er nur ja keine Freude fand. Benjamin stellte das Tablett mit dem Frühstück auf den Schreibtisch. Sofort wurde Keith von oben bis unten gemustert. Er hasste es, wenn sein Diener ihn praktisch nach Fehlern untersuchte. Gleich würde er wie immer herumnörgeln.
„Eure Hoheit, ich weiß nicht, ob das die angemessene Kleidung ist!“
„Sie ist angemessen genug!“ [red] schnauze [/red] (schnauzte) der Prinz ihn an und setzte sich an den Schreibtisch, um zu essen. Er rührte die Eier, den Speck und die anderen Luxusgüter gar nicht erst an, sondern schmierte sich einfach ein kleines Marmeladenbrot. Auch das beäugte Benjamin wieder kritisch, sodass sich Keith einfach zum Fenster drehte.
Benjamin war, nachdem Keith fertiggegessen hatte, wieder verschwunden, mit der Begründung, dass der Thronfolger sich in Ruhe mit seinem Studium befassen sollte. Was glaubt der eigentlich, was [red] Andere [/red] (andere) in meinem Alter machen, lernen? Bestimmt nicht! Dachte er sich.
Nein, andere Prinzen machten jungen Damen den Hof oder gingen mit Freunden auf die[red] Jagt[/red] (Jagd)! Zumindest taten das die anderen Männer auf der Burg. Aber Keith war immer alleine gewesen. Deswegen hatte er auch in Kim’s Welt keine Freunde. Es war einfach nicht seine Art, sich [red] jemanden [/red] (jemandem) anzuvertrauen und seine Geheimnisse preis zugeben. Manchmal waren, als er noch jünger war, Kinder aus dem Dorf zum Hotel gekommen, um zu fragen, ob er mit ihnen spielen wolle, aber Keith hatte jedes Mal verneint, bis sie irgendwann aufgaben. Wie hätte er ihnen denn überhaupt erklären sollen, dass er manchmal einfach so ein paar Tage verschwand?
So lange war er noch nie fort gewesen, seine Stiefmutter würde sich diesmal wirklich Sorgen machen. Aber vielleicht war ja noch nicht einmal eine Stunde vergangen. Das konnte man nie so genau sagen. Außerdem hatte Xandor gesagt, er und Kim müssten noch etwas bleiben. Kim... Keith musste grinsen, sie war genauso >>begeistert<< gewesen wie er, als seine Stiefmutter vorgeschlagen hatte, dass sie doch zusammen die Ruine besichtigen könnten. Mit ihr war es das selbe wie mit allen anderen. Keith wusste einfach nicht, was er mit ihr hätte reden sollen! Unbewusst war er ans Fenster getreten und sah jetzt hinüber zu dem Flügel, [blue] indem [/blue] (besser wo) Kim und Todie wohnten. Jetzt war das etwas anderes. Jetzt konnte er Kim von Mysthika und der Geschichte seiner Welt erzählen.
Ich könnte ´rübergehen und fragen, ob die beiden Lust hätten, mit mir auszureiten! Konnte Kim überhaupt reiten? Er wollte gerade zur Tür gehen, als es klopfte. Das musste Benjamin sein! In Rekordzeit setzte sich Keith an seinen Schreibtisch und schlug irgend ein Buch auf. Dann erst rief er „Herein!“
Natürlich war [red] er [/red] (es) der Diener, der auf den Ruf hin eintrat und auf Keith zuschritt. „Es tut mir unendlich leid(Komma) [red] euch [/red] bei[red] eurer[/red]...“ er sah auf das Buch und blickte danach grimmig auf den Prinzen. Keith wunderte sich, was ihm jetzt wieder nicht passte und schaute dann ebenfalls auf das Buch. Er lag verkehrt herum! Er wollte sich gerade mit einer Ausrede herausreden, als Benjamin einfach weiterredete. „... Arbeit,“ dieses Wort betonte er besonders. „zu stören, aber das junge Fräulein ist schon wieder verschwunden.“
„Kim!?!“
„Jawohl und das Beakermädchen wartet...“, in diesem Moment kam Todie hereingestürmt.
„Keith, Keith! Kim ist schon wieder weg!“
„Na dann komm, wir suchen sie. Hast du Josh schon geholt?“
Er stand auf und folgte Todie, froh darüber, Benjamin keine Ausrede erzählen zu müssen, die er sowieso nicht geglaubt hätte.
„Und wo ist Gwgl?“, fragte Keith
„Keine Ahnung. Der ist auch weg!“
Seine Gedanken schweiften zur gestrigen Nacht, als Kim schlafgewandelt war. Wie sie durch einen mondbeschienenen Gang schlich, lautlos, das Haar und das Nachthemd von einem Wind gepeitscht, der gar nicht wirklich wehte. In [red] diesen [/red] (diesem) Moment hatte sie irgendwie magisch gewirkt.
„Vielleicht hätten wir sie letztes mal einfach gehen lassen sollen, nur um zu sehen, wo sie hingeht!“, dachte er laut. „Was?? Bist du verrückt!...“ folgte Todie’ s Antwort prompt: „... Damit sie eine Treppe runterfällt und sich das Genick bricht oder womöglich wäre sie nach draußen gegangen und in den See gefallen. Du wärst ihr wahrscheinlich, [red] Heldenhafterweise[/red] (klein), hinterhergesprungen, hm? Großzügig von dir!“
Darauf konnte Keith nichts erwidern. Die Beiden stiegen gerade die Treppe zum Dienstbotentrakt hinunter, als ihnen eine Horde Kinder entgegengerannt kam, die Ritter spielten. Die Mädchen kreischten um Hilfe, während die Buben mit einem imaginären Drachen kämpften. Keith lächelte. Er hatte nie Ritter gespielt...
„Jetzt muss ich erst einmal Kim finden,“ rief er sich ins Gedächtnis zurück: „Dann kann ich immer noch den depressiven Gedanken über meine vergeudete Kindheit nachhängen!“
Todie wollte gerade an Josh’ s Zimmertür klopfen, als an der Nebentür, die mit einem Stuhl zugeklemmt war, von innen heftig gerüttelt wurde. Keith ging dorthin und nahm den Stuhl weg. Sofort öffnete sich die Tür und Josh kam mit zerzausten Haaren heraus. Keith sah nach oben in sein Gesicht und wollte gerade fragen, was er da drinnen gemacht habe, als Josh ihm zuvor kam: „Die Rasselbande wollte unbedingt, dass ich einen Räuber spiele! Ich bin nur froh, dass sie nicht auf die Idee gekommen sind(Komma) mich zu foltern oder die Todesstrafe zu verhängen!“
Er kratzte sich am Kopf und zuckte mit den Schultern. Todie und Keith mussten lachen.
„Wo ist Kim?“
„Die ist schon wieder verschwunden. Hilfst du uns suchen?“ Todie hatte Keith mal wieder das Wort abgeschnitten. „Natürlich, wo fangen wir an?“
Nach [red] kurzen nachdenken [/red] (kurzem Nachdenken) schlug Keith vor: „Am besten da, wo wir sie das letzte mal gefunden haben, falls sie wieder dorthin wollte!“
Todie sah ihn schief an: „Jetzt fängt er schon wieder damit an...!“, folgte ihm aber dann doch.
Einige Korridore, Treppen und Türen weiter war die Stelle, an der Kim das letzte mal von der Wache aufgehalten worden war. Es stand auch heute ein Soldat vor dem,(kein Komma) mit Schnitzereien verzierten,(kein Komma) Holztor. Es führte in den Keller und damit auch in die königliche Schatzkammer. Die Wache verneinte, als die drei nach Kim und Gwgl fragten. So suchten sie weiter.
Es war seltsam(Komma) niemand hatte die Zwei gesehen, als ob sie vom Erdboden verschluckt worden wären!
„Kann man eigentlich auch am Tag schlafwandeln?“, fragte das Beakermädchen den alten Xandor.(besser Komma) Nachdem Keith ihn nach Kim gefragt hatte.
„Ich denke nicht, aber ihr solltet in den tieferen Geschossen nach dem Mädchen und ihrem roten Freund suchen!“
Er runzelte die Stirn, als wäre ihm geraden ein wichtiger Gedanke gekommen, und ließ die Drei dann einfach vor seiner geschlossenen Tür stehen.
„Weiter unten? Der macht wohl Witze,“ begann Josh(Komma) während sie die endlos scheinende Treppe nach unten stiegen: „Wenn sie in den Keller gestiegen wäre, hätte die Wache sie doch gesehen!“
„Genau!“, redete Todie weiter: „Sag mal,“ meinte sie an den Prinzen gewandt: „Habt ihr denn noch andere junge Höflinge auf der Burg, außer dir natürlich!“ , Todie grinste: „Ich meine(Komma) dann müssten wir auch in deren Zimmern suchen.“ Sie grinste noch breiter.
Keith verstand im ersten Moment überhaupt nichts: „Was?... Was!! Bist du bekloppt! Also, ich glaube nicht... oder?!!“
„Keith(Komma) beruhig dich, das war doch nur ein Scherz!“, schritt Josh ein, musste sich aber [red] Selbst [/red] (selbst) das Lachen verkneifen. Keith warf ihm und Todie einen tödlichen Blick zu.
„Ich schlage vor, wir gehen in den Garten und sehen nach, ob sie da ist!“ ,wechselte er das Thema. Dann lief er voraus, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
Unten im Burghof angekommen(Komma) teilten sie sich auf. Todie sollte im Rosengarten suchen, der in einer kleinen Nische an der Südseite der Burgmauer errichtet worden war. Josh und Keith gingen zu dem kleinen Stall(Komma) in dem die königlichen Pferde gehalten wurden. Nur ein [red] duzend [/red] (Dutzend) Tiere bewohnten die hellen Boxen, denn auf der kleinen Insel wurden sie kaum[red] bebraucht[/red] (gebraucht). Nur gelegentlich wurden die Pferde vor eine Kutsche gespannt oder für einen Ausritt geliehen. Die Jungs holten sich zwei der schlanken Schimmel und ritten den winzigen Wald und den felsigen Strand außerhalb der Burg ab. Sie redeten kaum miteinander, es herrschte immer noch Zwist zwischen ihnen. Keith kam das alles wie ein schlechtes Versteckspiel vor.
Ihre Stimmung war, wie das Wetter, düster, erste graue Wölkchen schoben sich vor die Sonne. Es würde heute noch regnen. Ohne Erfolg durchstreiften sie die Dickichte und fragten einige Spaziergänger nach Kim.
Es war bereits später Nachmittag, als Keith und Josh zurück zum Schloss ritten.
„Benjamin wird stinksauer sein, wenn er erfährt, dass ich ohne Bewachung das Schloss verlassen habe.“ dachte sich der Prinz. Eine Tür, die gerade einmal groß genug war, dass sie mit den Pferden hineinpassten, öffnete sich in dem großen Tor(Komma) um die Beiden einzulassen. Der Vorhof war friedlich wie eh und je.
An kleineren Marktständen boten Händler aus aller Welt ihre Ware an. Hunde liefen neben ihren Herrchen her und Kinder tobten herum.
Ohne die geringste Vorwarnung begann die Erde zu vibrieren und ein Erdbeben zerrüttete die idyllische Szene. Der Boden schien zu zerbersten. Die Burg wurde bis auf die Grundmauern erschüttert. Ziegeln fielen von den Dächern und die Menschen und Tiere flohen in Panik davon. Auch die Pferde von Josh und Keith scheuten und die Jungen flogen in hohen Bogen auf den harten Kiesboden. Keith hatte noch nicht einmal [red] zeit [/red] (Zeit Komma) zu schreien(Komma) als er auf dem Boden landete und ein scharfer Schmerz ihn durchzuckte.
Das Beben verging nach kürzester Zeit, und die Angst kam erst jetzt(Komma) als es bereits vorbei war. Keith versuchte aber(Komma) sich zu beherrschen. Er konnte noch ein leichtes[red] knistern[/red] (Knistern), wie vor einem Gewitter, in der Luft spüren. Gerade wollte er aufstehen(Komma) als sich der Himmel verfärbte(Punkt) eine durchscheinende Wand aus rotem Licht [red] herhob [/red] (erhob) sich von außerhalb der Wehrmauern. Es stieg immer höher(Komma) bis es sich über der Burg, mit einem ohrenbetäubenden Knall, verschloss. Nach nicht einmal einer Minute war das gesamte Schloss unter einer rot schimmernden Kuppel gefangen. Alle Farben waren verfälscht und in purpurnes, fast gespenstisches Licht getaucht. Aus sämtlichen Ecken und Gebäuden strömten die Leute auf den Hof. Allesamt mit verwirrten Gesichtern. Viele kreischten und Mütter riefen nach ihren Kindern, die meisten aber starrten [blue] aber nur [/blue] (überflüssig) mit offenem Mund in den Himmel. Genauso wie Keith. Josh hatte bereits die Pferde wieder eingefangen. Der große Junge wirkte kein bisschen verängstigt und schien auch unverletzt. Keith ging auf ihn zu und half ihm(Komma) die armen Tiere zu beruhigen.
„Josh!?“, Todie kam auf die beiden zugerannt. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie blutete an der linken Wange. „Was ist passiert?“, fragte sie.
„Ich habe keine Ahnung“, der Prinz rieb sich den Ellbogen. Sie wollten die Pferde gerade einem Stallburschen in die Hand drücken(Komma) um im [red] inneren [/red] (Inneren) des Schlosses nach dem [red] rechten [/red] (Rechten) zu sehen(Komma) da sahen sie eine Wache auf sie zulaufen: „Eure Hoheit, ist alles in Ordnung?“
Keith nickte und der Mann redete weiter: „Wenn ich euch Bericht erstatten dürfte... an der Westseite ist ein Teil der Mauer eingestürzt, ansonsten gibt es kaum Schäden und auch nur leicht Verletzte.“ Er nickte wieder(Komma) aber als der Soldat keine Anstalten machte(Komma) zu gehen(Komma) fragte er(Komma) was es noch gäbe. „Benjamin lässt [red] euch [/red] suchen!“ Keith verdrehte die Augen und beschloss(Komma) sein Kindermädchen lieber nicht länger warten zu lassen.
Er verabschiedete sich von Todie und Josh. Zuerst wollte die Wache Keith begleiten(Komma) aber dieser drückte ihm aus Protest die Zügel seines Pferdes in die Hand.
Langsam ging er durch den jetzt unnatürlich rot beschienenen Burghof. Keith wollte durch den Dienstboteneingang, der durch die Küche führte, ins [red] innere [/red] des Schlosses, um den Massen, die jetzt nach draußen strömten(Komma) zu entgehen. Doch selbst hier kam er dem Personal und anderen in die Quere. In dem riesigen Raum, in dem das Essen zubereitet wurde, lagen sämtliche Töpfe und Pfannen, zerbrochenes Geschirr und auch einige der wertvollen Kristallgläser auf dem Boden herum. Niemand von den Menschen(Komma) die hinausstürmten(Komma) bemerkte ihn. Ein Mädchen rannte noch eine Schüssel mit Obst um, die das Erdbeben überlebt hatte. Die Früchte rollten auf den Fußboden und ein Apfel genau vor die Füße des Prinzen. Er hob ihn auf, wischte in an seinem Hemd ab und biss hinein. Die Süße beruhigte seine angespannten Nerven. Dann lief er weiter, den weiten Weg zu seinem Zimmer. In manchen Gängen lagen abgebröckelte Teile der Wand oder Decke oder zersplittertes Holz. Auch hier herrschte überall Chaos, obwohl sich die Menschen bereits wieder beruhigten. Jeder(Komma) der ihn erkannte(Komma) fragte Keith nach seinem [red] befinden [/red] (Befinden) und wollte ihn in ein Gespräch vertiefen, aber er ließ niemanden an sich ran.
Sie wollten früher nichts mit ihm zu(getrennt)tun haben, warum sollte er die nach Neuigkeiten lüsternen Adligen jetzt brauchen? Sie wollten sowieso nur über Kim mit ihm reden, da sie überall eine Affäre witterten und jetzt neue Gerüchte in die Welt setzen wollten.

Benjamin erwartete ihn bereits in seinem Zimmer. Mit verschränkten Armen stand er am Fenster und drehte sich gerade zu ihm(Komma) um als Keith die Tür öffnete. Der Diener sah in böse(Komma) aber auch verängstigt(Komma) an(Komma) als er das Zimmer betrat.
„Ja, hier bin ich!“, sagte der Prinz ohne Benjamin auf die seltsamen Ereignisse anzusprechen. Er biss noch einmal von dem Apfel ab. Auch hier im [red] inneren [/red] der Burg war alles in das purpurne rot getaucht und das schwarze Sakko, das Benjamin für gewöhnlich trug(Komma) schien eher[red] Weinrot[/red] (klein) zu sein.
Alles sah irgendwie falsch aus.
„Junger Herr!“ begann der Butler und ging einen Schritt auf seinen Schützling zu, jetzt wieder so gefühlskalt wie immer: „Wie konntet [red] ihr [/red] nur alleine und ohne [red] jemanden bescheid [/red] (jemandem Bescheid) zu sagen die Burg verlassen?!“ Keith glaubte zu sehen, dass das Gesicht seines Gegenübers rot vor Wut wurde, aber das war es durch das gefälschte Licht ohnehin schon.
Natürlich wollte Keith sich sofort verteidigen:
„Aber ich war nicht alleine! Josh war dabei. Außerdem mussten wir Kim suchen!“
„Ja, ja(Komma) immer dieses Mädchen... ,“ als Benjamin das sagte, wich Keith automatisch einen Schritt zurück. Was sollte das denn heißen?
„Seitdem die junge Lady hier ist, verhaltet [red] ihr euch [/red] sehr verantwortungslos! Heute werdet [red] ihr [/red] auf keinen Fall weiter nach Kim suchen. Ich habe veranlasst, dass [red] ihr euer [/red] Zimmer nicht mehr verlasst, bis wir wissen, was der rote Himmel zu bedeuten hat!“
„Was?!“, zuerst war Keith überrascht über diese Frechheit, aber dann wurde er trotzig: „Und wie willst du das verhindern, dass ich mein Zimmer verlasse, hm?“
„Ich habe,(kein Komma) mit Erlaubnis des Königs,(kein Komma) veranlasst, dass zwei Wachen vor [red] eurer [/red] Tür postiert werden!“
Der Prinz spürte(Komma) wie ihm das Blut vor Wut in den Kopf schoss:
„Wie bitte? Wer gibt dir das Recht dazu, mich hier einzusperren?“, fuhr Keith auf: „Verschwinde sofort von hier!“ [red] zuerst [/red] (Zuerst) sah Benjamin nur erschrocken aus, dann immer zorniger:
„Wie redet [red] ihr [/red] denn mit mir?...“ Keith ging zur Tür und riss sie auf. Tatsächlich standen davor zwei breitschultrige Soldaten in der Uniform der Palastwache. Sogar die schweren Vollhelme trugen sie, sodass Keith sie nicht erkennen konnte.
„Raus hier!“
Benjamin wollte protestieren: „Aber Hoheit... !“
„Sofort!!“ [red] wiederstrebend [/red] (Widerstrebend) verließ der Butler den Raum, blieb aber vor der Tür noch einmal stehen. Lautstark schlug Keith die Tür zu und genau in Benjamins Gesicht. Er hörte nur noch einen überraschten Aufschrei und wütende Schritte.
Eine der Wachen kicherte.
Darauf folgte Stille. Keith hatte jetzt das dringende Bedürfnis(Komma) irgendetwas kaputt zu schlagen. Er hasste dieses Gefühl der Hilflosigkeit! Natürlich hatte Benjamin das Recht(Komma) ihn hier festzuhalten, wenn er den König, Keith’ Vater, davon überzeugen konnte(Komma) [red] das [/red] (dass) es nur zu seiner Sicherheit war. Manchmal wünschte er sich nichts sehnlicher, als für immer aus diesem goldenen Käfig zu flüchten, in Kim’ s Welt. Aber er wusste natürlich, dass es nicht funktionieren würde. Sein Zuhause war hier!

An diesem Abend lag Keith noch lange wach in seinem Bett. Es war schon ewig dunkel und er konnte vor lauter Sorgen um Kim nicht einschlafen. Sie war immer noch nicht aufgetaucht. Irgendwann zwischen dem Abendessen und dem Mondaufgang waren Josh und Todie gekommen(Komma) um ihm von der erfolglosen Suche zu berichten. Sie hatten ihm auch erzählt(Komma) [red] das [/red] (dass) man versucht habe(Komma) das Schloss zu verlassen. Nichts und niemand konnte die rote Kuppel durchdringen.
Was, wenn Kim irgendwo außerhalb der Burg ist und nicht mehr hinein kommt?
Auch sein Vater hatte ihn einmal besuchen wollen, aber Keith hatte seine Tür verschlossen und nach einigen Minuten war der König wieder gegangen.
Irgendwann in seinen Überlegungen war der Prinz unter dem von der Nacht dunkelroten Himmel und der hell-orangen Kugel des Mondes, der durch das offene Fenster schien, eingeschlafen.
Er träumte von Kim, wie sie lächelnd vor dem Burgtor stand und ihm winkte. Sie öffnete den Mund(Komma) als wolle sie etwas sagen, als sich plötzlich der Himmel rot färbte und sich ein riesiger schwarzer Drache mit Flügeln und einem langen Hals auf das Mädchen stürzte. Der Windstoß, den die gigantischen [red] schwingen [/red] (Schwingen) verursachten, warf Kim um und Keith konnte genauer als es im wirklichen Leben war erkennen(Komma) wie sich ihr Gesicht vor Angst[red] verzehrte[/red] (verzerrte).
Dann sah er Rauch(Komma) der sich schwarz und unheilvoll in der Luft verzog. Als Keith wieder klar sehen konnte(Komma) war an der Stelle, wo Kim gestanden hatte, nur ein verkohlter Krater(Komma) der noch dampfte.
Schreiend und schweißgebadet erwachte er in dem zerwühlten Bett. Immer noch umgab Nacht die Burg. Auch wenn es durch das purpurne Glühen unnatürlich hell war.
Keith atmete ein paar mal tief durch und sah sich aufmerksam um. Er fühlte sich beobachtet.
Gegenüber von seinem Bett stand eine Gestalt!
Er schüttelte sich die letzten Fetzen seines Albtraumes ab. Der Kerl war etwa so groß wie ein Hund.
Wer war das? Wie war er hier herein gekommen?
Der Zwerg kam näher, bis das Licht, das durch das Fenster fiel, auf ihn traf.
„Gwgl! Was machst du denn hier?“ [red] der [/red] (Der) Goobljn wirkte irgendwie seltsam ängstlich, als schämte er sich.
„[red] Weist [/red] (Weißt) du(Komma) wo Kim ist?“
Der Kleine nickte. Eine absolut menschliche Geste, die Keith bei ihm noch nie gesehen hatte. Der Prinz sprang mit einem Satz auf und schlüpfte in seine Stiefel.
„Bring mich zu ihr!“ sagte er entschlossen.
Gwgl sah ihn [blue] erst [/blue] (überflüssig) eine Weile an(Komma) als müsse er zuerst darüber nachdenken, nickte wieder und sprang aus dem Fenster.
„He!“ schrie ihm der Junge hinterher: „Ich kann doch nicht fliegen!“ [red] der [/red] (Der) Goobljn landete wieder auf dem Fensterbrett und blinzelte Keith mit [red] schiefgelegten [/red] (schiefgelegtem) Kopf an. Dann hüpfte er zur Tür und wartete, bis aufgesperrt wurde.
Der Prinz war jetzt hellwach. An die Wache dachte er überhaupt nicht mehr.
Er würde Kim finden!
Eine seiner, dank Benjamin, einzigen[red] Freunde[/red] (Freundinnen), die er je gehabt hatte.


wer soll n nach so einer lektüre einschlafen können? ich nicht! ich zieh mir die nächsten kapitel aufe platte!
ganz lieb grüßt
 



 
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