MHH Hannover

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Kyra

Mitglied
Überarbeitete Fassung am Ende des Ordners

Überarbeitete Fassung am Ende des Ordners

MHH Hannover


Seine linke Hand lag locker auf dem weißen Laken. Im rechten Unterarm lag der Zugang für die Infusion. Er hatte hohes Fieber, die spröden Lippen öffneten und schlossen lautlos. Ein verendender Fisch.
Dies war meine zweite Sitzwache bei ihm. Er hatte sich verändert, seit ich heute Morgen um sechs meine letzte Wache beendete. Um seine Augen hatten sich bräunliche Ringe gebildet.
Jetzt war es bald Mitternacht, die stillen Stunden auf der Station begannen. Alle die es wollten, hatten ihr Schlafmittel bekommen, die anderen horchten schweigend in die Nacht.
Es war Sommer. Ein sehr heißer Sommer. Gegen vier würde die Sonne aufgehen.
Die wenigen Stunden der Dunkelheit waren in diesen Monaten der grellen Hitze ein sanfter Genuss.
Als ungelernte Hilfsschwester bekam ich oft diese einsamen Dienste, alleine in einem Zimmer mit einem Schwerkranken. Da gab es nichts zu tun, nur beobachten, warten, die Schwester rufen wenn die Infusionsflasche sich leerte. Hier konnte ich weder etwas richtig machen, noch einen Fehler begehen. Ich mochte den Job.
Dieser Junge war höchstens vierzehn, vier Jahre jünger als ich.
Der weiße Verband um seinen Kopf ließ ihn wie ein Kind aussehen. Ein Kind, dem jemand die Haare gewaschen hatte. Da er völlig ruhig lag, das Betttuch locker um den schmalen Körper gelegt, sah er völlig makellos aus, durch seine Blässe fast überirdisch.
Die Stationsschwester meinte, dies sei wohl die letzte Nacht. Die Eltern bestanden zwar auf jemanden, der die Nacht neben seinem Bett verbringe, waren aber selber schon seit Tagen nicht mehr gekommen. Ein Tumor, unheilbar – der Junge würde sowieso nicht mehr aufwachen.
Ich setzte mich auf den Stuhl am Fußende seines Bettes, das EKG und die Infusion im Blick. Ich erlebte diese langen Nächte an der Pforte des Todes gerne. Sie nahmen mir die Angst - nur mit dieser Angst ging auch etwas anderes verloren.
Ich konnte es nicht benennen - weiß es bis heute nicht.
Es waren nie dramatische Fälle. Nur ein passives Begleiten der letzten Stunden eines Menschen. Jede Stunde den Puls fühlen, die Temperatur messen, einige Kontrollen, alles in einem Block vermerken. Dann wieder warten. Es gab nichts mehr zu Kämpfen, zu Retten.
Ich liebte den vertrauten Geruch des Krankenhauses, Desinfektionsmittel, Urin – ganz leicht -, Jod, manchmal Schweiß und Erbrochenes. Hier war alles Körperliche gut aufgehoben. Das Zimmer war geräumig, mit angrenzendem Bad, nur ein kleines Nachtlicht brannte, dessen Schein uns vereinte. Gegen die Finsternis.
Der Kunststoffboden schimmerte dunkelgrün, die Wände gelblich, abwaschbar.
In diesem Hospital gab es Heimchen.
Im Schweigen der Nacht, hörte ich ihr beruhigendes Zirpen.
Gegen vier Uhr, in der ersten Dämmerung, stieg das Fieber. Ich rückte meinen Stuhl neben das Bett, berührte den dünnen Arm des Jungen. Trocken und unglaublich heiß, über
zweiundvierzig Grad. Plötzlich öffnete er die Augen. Seine Hände begannen unruhig über das Bett zu tasten, als suche er nach etwas.
Zart befühlten seine Finger meinen Unterarm. Er zwinkerte nicht, ließ die Augen weit geöffnet. Bald würden sie austrocknen. Vertrocknete Augäpfel. Sie würden milchig werden, während er noch atmete. Entsetzt lief ich zur Schwester. Ruhig drückte sie seine Augenlider zu. Falls er sie wieder öffnen sollte – sie gab mir ein Fläschchen mit Kochsalzlösung – einen Tropfen davon. Bevor sie uns wieder verließ, beobachtete sie ihn einen Augenblick, es sei sowieso bald vorbei. Ich solle erst die Zeit notiere, dann dürfe ich sie rufen. Aber nicht vorher, sie brauche noch ein wenig Ruhe.
Wir blieben alleine zurück, der sterbende Junge und ich, ein Mädchen mit zu viel Vergangenheit.
Uns verband nichts. Nie habe ich ihn lebendig gesehen, seine Stimme gehört. Vielleicht hätte ich ihn widerlich gefunden, eine Nervensäge, ein Angeber…..
Wenn ich ihn ansah, glich er einer langsam atmenden Puppe.
Natürlich war er ein Mensch, aber nur noch ein Hauch davon war übrig. Dennoch fühlte ich mich nicht einsam neben ihm. Der Raum, das Gebäude verband uns zu einem Paar. Er roch so wie ich, wie das Zimmer wie die Welt in diesem Augenblick. Auf seinem Nachttisch war nichts persönliches, nur ein kleiner Affe saß unter der Lampe. Ich nahm das verschlissene Stofftier in die Hände, Sagrotangeruch stieg mir in die Nase. Er gehörte wohl zum Inventar der Klinik.
Ohne es zu bemerken, hatte ich begonnen den Jungen zu streicheln. Ohne Mitleid, eher so wie man über einen schmeichlerisch glatt polierten Stein streicht. Seine junge Haut, nicht sinnlich, gefühllos. Ich zwickte ihn leicht. Keine Reaktion. Sofort schämte ich mich.
Nie habe ich verstanden, warum die meisten Menschen Krankenhäuser fürchten. Für mich waren es immer Orte der Sicherheit, von einer anonymen Behaglichkeit. Alleine die Gerüche. Hier gab es nur zwei Gruppen, die Kranken und diejenigen die sie versorgten. Die Besucher
rechnete ich nicht dazu, sie waren Fremdkörper in diesem Universum von Ausgelieferten und Rettern. So sah ich es jedenfalls. Aber manchmal gab es nichts zu retten. Dann kam ich, setzte mich neben die Sterbenden, horchte auf ihre Atemzüge, fühlte die Seelen aus den Körpern gleiten.
Nein, das stimmte nicht.
Was ich empfand, war nur das Verschwinden des Lebens. Kannte ich doch keinen von ihnen. Die Seele drückt sich im lebendigen Menschen aus.
Wenn ich an ihre Betten trat, war ich eine Verkörperung des Todes, wie man sie auf alten Bilden sieht. Nur meine Verkleidung war anders.
Ihre Kinder, ihre Eltern, ihre Freunde kannten ihre Herzen, ihre Gefühle – nicht ich.
Der Knabe begann schneller zu atmen, schnappte nach Luft, Häppchenweise, schien sie zu schlucken, statt den Atem in die Lunge zu saugen.
Seine Hände wurden immer unruhiger, ich versuchte ihm das Plüschtier zu geben. Aber er stieß es weg, suchte, suchte, suchte……
Jetzt würde es nicht mehr lange dauern.

Später, nachdem wir ihm die Hände gefaltet und das Kinn hochgebunden hatten, schoben wir das Bett in den Keller zu den anderen Betten in diesen kühlen, letzten Raum. Hier unten war niemand mehr, der noch atmete.
Die Eltern wurden benachrichtigt. Ich hörte das laute Weinen am anderen Ende der Leitung.
Aber ich war bei ihm geblieben.
Er hat auch sicher nichts mehr gemerkt. Sicher!
Bald käme die Morgenschicht, uns abzulösen. Ich setzte mich in das leere Zimmer und hörte noch ein wenig den Grillen zu.

Einige Monate später kamen Kammerjäger – leider.
 

catsoul

Mitglied
Hallo Kyra,

wunderschön geschrieben! :)

Es gibt nur einen kleinen Fehler zu bemängeln:

[Da er völlig ruhig lag, das Betttuch locker um den schmalen Körper gelegt, sah er völlig makellos aus, durch seine Blässe fast überirdisch.]

hier würde ich das erste völlig streichen. Sonst stolpert man über das zweite.

lG

cat
 

Rainer

Mitglied
hallo kyra,

für mich ist es ein wunderschöner text, eine perfekte melange von inhalt und form. sicher finden erfahrene leute mit mehr zeit auch noch mehr fehlerchen, ich bin beim drittletzten satz etwas gestolpert, irgendwie stört mich das "käme" und das "uns". vorschlag: "Bald würde die Morgenschicht kommen. Bis dahin setzte..." mir ist schon klar, daß die morgenschicht nicht nur deine protagonistin ablöst, aber plural passt hier meines erachtens nach nicht, da du zuvor wirklich intime momente zweier menschen beschrieben hast.außerdem ist das mit dem geld komisch, irgendwie "geht" es (für mich) nicht, daß es plötzlich nur noch ein job ist.
trotzdem eine wunderschöne geschichte, sehr gute reflexionen -ich bin begeistert.

gruß

rainer
 

Zefira

Mitglied
Hallo Kyra - welcome back :D

Ich stimme meinen Vorrednern zu.

Ein paar Kleinigkeiten könnte man vielleicht noch etwas ordnen. Der Absatz, der so beginnt

>Hier gab es nur zwei Gruppen, die Kranken und diejenigen die sie versorgten. Die Besucher
rechnete ich nicht dazu, sie waren Fremdkörper in diesem Universum von Ausgelieferten und Rettern.< etc.
enthält zu viele Widersprüche kurz hintereinander (aber... nein, stimmt nicht...). Ich schlage vor: statt "manchmal gab es nicts zu retten etc". : Wenn es nichts zu retten gab, kam ich...
-- und kurz darauf dann:
... horchte auf ihre Atemzüge, fühlte die Seelen aus den Körpern gleiten; oder vielmehr, ich empfand das Schwinden des Lebens.

Ein wenig Kopfzerbrechen habe ich auch mit dem Absatz
>Die Eltern wurden benachrichtigt. Ich hörte das laute Weinen am anderen Ende der Leitung.
Aber ich war bei ihm geblieben. Für ein wenig Geld.<
Man hat - durch das "aber" - den Eindruck, die Erzählerin fühlt sich den Eltern - trotz deren Trauer - ein wenig überlegen: die sind zwar als Eltern persönlich betroffen, aber sie waren nicht unmittelbar am "Geschehen", die Erzählerin dagegen war es. Warum dann aber in diesem Zusammenhang das Geld erwähnen?
Oder ist der Absatz anders gemeint? Dieses "für ein wenig Geld" gefällt mir ohnehin nicht - es klingt, als hätte die Erzählerin Trinkgeld bekommen für zusätzliche Leistungen.

Was nach diesem Absatz noch folgt, der Schluß, ist wunderschön.

Liebe Grüße,
Zefira
 

Kyra

Mitglied
Hallo Kyra - welcome back :D


Du hast den Knatsch bei Wolkenstein mitbekommen?
Ja, ja.....aber ich bin halt dann am Ende doch eine Moralistin. Irgendwann ist dann selbst für mich Schluß,
das war halt nach diesem "Manifest" so.
Das mit dem Geld am Ende nehme ich ganz raus. Es hört sich wirklich rechthaberisch an. an den anderen Sätzen muß ich feilen

Danke Euch allen

Kyra
 
A

Arno1808

Gast
MHH Hanover

Liebe Kyra,

eigentlich ist schon alles gesagt (geschrieben) worden.

Bleibt mir nur, Dir ebenfalls zu bestätigen: Eine traurig-schöne Geschichte, die mir eine Menge Punkte wert ist!

Lieben Gruß

Arno
 
D

damaskus

Gast
Hmmm ... Autor und Mensch, die Bezeichnung ist wohl treffend ausgedrückt. Der Text klang ziemlich einfühlsam, zumindest für mich. Ist auch erleichternd zu merken, dass du dich mit Tumorkranken (Kindern) offensichtlich auskennst. Der Text kommt ohne Klischees aus, ohne das übliche: "Ach, Gott, der Junge muss sterben" und so weiter. Das lässt einem viel Raum für eigene Empfindungen, wirklich großartig.

Damaskus
 

Rainer Heiß

Mitglied
Große Klasse!

das meiste ist ja schon gesagt, ich kann´s mir trotzdem nicht verkneifen: Einerseits diese absolute Distanz, ja Gefühlslosigkeit, was aber (seltsamerweise??) überhaupt nicht stört, sondern dem Text im Gegenteil sehr gut tut!
Wäre ich nie drauf gekommen, dieses Thema so anzugehen - großes Kompliment!
 

Kyra

Mitglied
überarbeitete Fassung

Medizinische Hochschule Hannover


Seine linke Hand lag locker auf dem weißen Laken. Im rechten Unterarm war der Zugang für die Infusion. Er hatte hohes Fieber, die spröden Lippen öffneten und schlossen sich lautlos. Ein verendender Fisch.
Dies war meine zweite Sitzwache bei ihm. Er hatte sich verändert, seit heute Morgen um sechs meine letzte Wache zu Ende gegangen war. Um seine Augen hatten sich bräunliche Ringe gebildet.
Jetzt war es bald Mitternacht, die stillen Stunden auf der Station begannen. Alle die es wollten, hatten ihr Schlafmittel bekommen, die anderen horchten schweigend in die Nacht.
Es war Sommer. Ein sehr heißer Sommer. Gegen vier würde die Sonne aufgehen.
Die wenigen Stunden der Dunkelheit waren in diesen Monaten der grellen Hitze ein sanfter Genuss.
Als ungelernte Hilfsschwester bekam ich oft diese einsamen Dienste, alleine in einem Zimmer mit einem Schwerkranken. Da gab es nichts zu tun, nur beobachten, warten, die Schwester rufen, wenn der Inhalt der Infusionsflasche zu Neige ging. Hier konnte ich weder etwas richtig machen noch einen Fehler begehen. Ich mochte den Job.
Dieser Junge war höchstens vierzehn, vier Jahre jünger als ich.
Der weiße Verband um seinen Kopf ließ ihn wie ein Kind aussehen. Ein Kind, dem jemand die Haare gewaschen hatte. Da er völlig ruhig lag, das Betttuch locker um den schmalen Körper gelegt, sah er makellos aus, durch seine Blässe fast überirdisch.
Die Stationsschwester meinte, dies sei wohl die letzte Nacht. Die Eltern bestanden zwar dass, jemand die Nacht neben seinem Bett verbringe, waren aber selber schon seit Tagen nicht mehr gekommen. Ein Tumor, unheilbar – das Kind würde sowieso nicht mehr aufwachen.
Ich setzte mich auf den Stuhl am Fußende seines Bettes, das EKG und die Infusion im Blick. Ich hatte diese langen Nächte gerne. Das Absinken in den Tod. Sie nahmen mir die Angst.
Es waren nie dramatische Fälle. Nur ein passives Begleiten der letzten Stunden eines Menschen.
Der Rhythmus der Verrichtungen gab Halt. Jede Stunde den Puls fühlen, die Temperatur messen, einige Kontrollen, alles in einem Block vermerken. Dann wieder warten. Es gab nichts mehr zu kämpfen, zu retten.
Zwei Kreaturen. Worte waren nicht mehr nötig, kein Beschwichtigen. Manchmal ertappte ich mich dabei, den Takt meiner Atemzüge anzupassen - wie man versucht, neben einem anderen Menschen die Schritte anzugleichen.
Ich mochte den vertrauten Geruch des Krankenhauses, Desinfektionsmittel, Urin – ganz leicht -, Jod, manchmal Schweiß und Erbrochenes.
Hier war alles Körperliche gut aufgehoben. Das Zimmer war geräumig, mit angrenzendem Bad, nur ein kleines Nachtlicht brannte, dessen Schein uns vereinte. Gegen die Finsternis.
Der Kunststoffboden schimmerte dunkelgrün, die Wände gelblich, abwaschbar.
In diesem Hospital gab es Heimchen.
Im Schweigen der Nacht, hörte ich ihr beruhigendes Zirpen.
Gegen vier Uhr, in der ersten Dämmerung, stieg das Fieber. Ich rückte meinen Stuhl neben das Bett, berührte den dünnen Arm des Jungen. Trocken und heiß, über zweiundvierzig Grad. Plötzlich öffnete er die Augen. Seine Hände begannen unruhig über das Bett zu tasten, als suche er nach etwas.
Leicht befühlten seine Finger meinen Unterarm. Er zwinkerte nicht, ließ die Augen weit geöffnet. Bald würden sie austrocknen. Vertrocknete Augäpfel. Sie würden milchig werden, während er noch atmete. Beunruhigt rief ich die Schwester. Sie drückte gelassen seine Augenlider zu. Falls er sie wieder öffnen sollte – sie gab mir ein Fläschchen mit Kochsalzlösung – einen Tropfen davon. Bevor sie uns wieder verließ, beobachtete sie ihn einen Augenblick, es sei sowieso bald vorbei. Ich solle erst die Zeit notieren, dann dürfe ich sie rufen. Aber nicht vorher, sie brauche noch ein wenig Ruhe.
Wir blieben alleine zurück, der sterbende Junge und ich.
Nie habe ich seine Stimme gehört. Vielleicht hätte ich ihn widerlich gefunden, eine Nervensäge, ein Angeber…..
Wenn ich ihn ansah, glich er einer langsam atmenden Puppe.
Er roch so wie ich, wie das Zimmer, wie die Welt in diesem Augenblick.
Sein Nachttisch war, bis auf einen ein kleinen Affen, leer. Er saß gebeugt unter der Lampe. Ich nahm das verschlissene Stofftier in die Hände, Sagrotangeruch stieg mir in die Nase. Es gehörte wohl zum Inventar der Klinik.
Ohne es zu bemerken, hatte ich begonnen den Jungen zu streicheln. Mechanisch, eher so, wie man über einen glatt polierten Stein streicht. Seine junge Haut, nicht sinnlich, gefühllos. Ich zwickte ihn leicht. Keine Reaktion. Sofort schämte ich mich.
Der Junge begann schneller zu atmen, schnappte nach Luft, Häppchenweise, schien sie zu schlucken, statt den Atem in die Lunge zu saugen.
Seine Hände wurden immer unruhiger, ich versuchte ihm das Plüschtier zu geben. Aber er stieß es weg, suchte, suchte, suchte……
Jetzt würde es nicht mehr lange dauern.

Später, nachdem wir ihm die Hände gefaltet und das Kinn hochgebunden hatten, schoben wir das Bett in den Keller zu den anderen Betten in diesen kühlen, letzten Raum. Hier unten war niemand mehr, der noch atmete.
Die Eltern wurden durch einen verschlafenen Stationsarzt benachrichtigt. Ich hörte das laute Weinen am anderen Ende der Leitung.
Aber ich war bei ihm geblieben.
Er hat auch sicher nichts mehr gemerkt. Sicher!
Bald käme die Morgenschicht, uns abzulösen. Ich setzte mich in das leere Zimmer und hörte noch ein wenig den Grillen zu.
 

Zefira

Mitglied
Jetzt gefällt es mir noch besser, Kyra. Auch daß Du den "Affen" nennst, statt einfach nur ein Tier.
Eine Frage noch:
Das "Sicher!" am Schluß klingt wie ein Versuch, Zweifel in sich zu betäuben. Ist das beabsichtigt?

Liebe Grüße,
Zefira
 

Kyra

Mitglied
Das "Sicher!" am Schluß klingt wie ein Versuch, Zweifel in sich zu betäuben. Ist das beabsichtigt?


Ja, genau. Ich wollte nicht, daß er gemerkt haben könnte, nur mit einer Fermden zusammengewesen zu sein. Ohne Eltern.
 

catsoul

Mitglied
Hallo Kyra, :)

eine kleine Anmerkung habe ich noch..

[Die Eltern wurden durch einen verschlafenen Stationsarzt benachrichtigt. Ich hörte das laute Weinen am anderen Ende der Leitung.]

Wie geht das? Hatte der Arzt unvorsichtiger Weise laut gestellt?

ach ja, und ich vermisse den Satz mit dem Kammerjäger... er gab dem ganzen noch eine zusätzliche Traurigkeit

lG

cat
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
die krankenhausstimmung, den sterilen geruch des krankenhaustodes, das hast du gut rübergebracht. ich hab die geschichte mit spannung und einem schaudern gelesen. aber mich hätte die erzählerin noch mehr interessiert. warum braucht sie die sicherheit des krankenzimmers so sehr. und die gegenwart der sterbenden, warum geben ihr die mehr halt als die lebenden? "Wir blieben alleine zurück, der sterbende Junge und ich, ein Mädchen mit zu viel Vergangenheit.", schreibst du. was ist das für eine vergangenheit. da hätt ich mir eine kleine auflösung gewünscht.
aber alles in allem. sehr gut.
 



 
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