Elenore May
Mitglied
Macht und Ohnmacht (Fabel)
'Und wieder haben sie es getan! Wieder haben sie zugeschlagen! Viele von uns wurden dabei vernichtet - alle wissen es schon, es läuft bereits um die ganze Welt …'
'Aber was sollen wir dagegen tun? Können wir überhaupt etwas tun! Wir haben keine Waffen, wir können uns nicht bewegen und müssen stumm zusehen, während sie weiter zerstören … Was also schlägst du vor? Was kann, was soll geschehen?!'
Viele schalten sich ein, die Verbindungsstränge pulsieren. Es wird von massenhaften Opfern berichtet, von Vernichtung in großem Stil - von Brandrodungen, die noch im entlegensten Winkel dieses Planeten durchgeführt werden; nur um ihr schier unersättliches, offenbar nicht versiegendes Verlangen zu befriedigen.
Die Bäche, die Flüsse, und selbst die Ozeane melden sich über ihre ganz tief im Innern flutenden Kanäle; sie berichten ebenfalls von Zerstörung in nie dagewesenem Ausmaß und schildern ihre so hoffnungslose Wut, weil sie qualvoll erstickt werden, ohne sich dagegen wehren zu können.
Und all diese Informationen werden ihm zugesandt; ihm, der bereits seit einigen Tausend Jahren am gleichen Ort steht. Zu ihm, dem nichts mehr fremd ist, der auch SIE schon bestens kennt, der längst alle ihre Sprachen versteht und den Sinn hinter ihren Worten kennt – der trotzdem ohnmächtig zusehen muss, wie immer mehr seiner Freunde von ihren Maschinen vernichtet werden. Und das überall, wie er erfahren muss; ohne Rücksicht, weil ihre Gier keine Grenzen mehr kennt …
Die Würdigung des anderen Lebens, der Flora und Fauna, scheint ihnen nichts mehr zu bedeuten, wie er zu erkennen glaubt – weil sie sich selbst zu alles beherrschenden Göttern aufgeschwungen haben; ohne anscheinend zu wissen, dass sie sich damit töten. Denn ohne ihn und seine viele Milliarden zählenden Brüder und Schwestern können sie nicht überleben; im Zusammenspiel von Licht, Wasser und ihnen allen wurde bisher ihr Dasein gesichert.
Doch er weiß: Einsicht ist eine Tugend, die ihnen mittlerweile fehlt, sie haben sie im Laufe des letzten Jahrhunderts verloren …
'Was, Brüder und Schwestern, können wir tun, um diesen Frevel endlich aufzuhalten – macht Vorschläge – wir müssen aktiv werden!'
Die Verbindungen, noch sind sie still – doch dann branden sie auf: die Erde scheint unter dem Ansturm zu beben, als die Antworten eintreffen, die immer vielstimmiger werden, und alle gipfeln in den gleichen Argumenten und Aussagen:
'Ohne uns werden sie sterben!'
'Sie leben nur durch uns!'
'Trotzdem bringen sie uns um, zerstören unseren Lebensraum und vernichten unsere Basis!
'Aber noch können wir über den ganzen Globus kommunizieren – noch funktionieren unsere Verbindungen - unsere einzigen Feinde sind nur SIE!'
'Das Wasser, die Luft, der Wind, der Sturm, der Donner und – vor allem, das Feuer! Sie alle sind unsere Verbündeten – und SIE sind machtlos, wenn wir gemeinsam vorgehen, wenn wir uns verbrüdern!'
'Dann wird es Opfer geben …'
'Ja, das lässt sich leider nicht vermeiden – doch wir können viele warnen, denn die Erde ist ebenfalls unser Verbündeter, auch sie will leben: sie wird die Tiere des Waldes und der Steppe mit ihren Bewegungen informieren. Die Vögel werden die Botschaft in die entferntesten Winkel der Erde tragen, auf dass sich jeder retten kann – nur SIE, sie werden nicht gewarnt – denn wir werden SIE endgültig vernichten!'
'Ja, auf in den Kampf! Auf dass unsere Nachkommen in einer neuen Welt heranwachsen und gedeihen!'
Noch unzählig viele Argumente für einen Krieg werden ihm zugetragen – alle wollen mithelfen, damit das Morden endlich aufhört – bis er die Diskussion unterbricht und die Nachricht sendet:
'Gut! Dann sei es so! Tragt die Botschaft hinaus … schickt sie um die Erde! Benutzt das Wasser, wo kein Land ist – bittet das Licht und den Wind, sie in Windeseile um den Globus zu tragen – wir fangen an! Der Krieg ist damit ausgerufen!'
Und schon lief die Nachricht um die Welt – lautlos, auf unterirdischen Pfaden. Das Wasser trug die Botschaft weiter, verkündete sie seinen eigenen Bewohnern und brachte sie zugleich an Land.
Die Erde verschickte sie bis ans andere Ende des Planeten, und der Wind wisperte sie den Landtieren zu. Die Vögel verbreiteten sie im Blau, die Erde fing zu rumoren an, das Feuer in ihrem Innern begann seine Kraft zu ballen und Sturm kam auf; er vereinte sich mit den Wassern der Meere und schickte gewaltige Wellen als Vorboten an ihre Küsten.
Die Nachricht kam zu ihm zurück 'alles ist bereit – wir sind soweit!'
'Gut! Dann los! WIR sind die einzige Kraft! Nur WIR haben die Macht!'
Nichts von dem beginnenden Krieg, den er mit seiner ultimativen Nachricht auf den geheimen Bahnen auslöste, war ihm anzusehen, wie er da so still, kraftvoll seit Urzeiten, zwischen seinen Freunden stand.
Und der Mensch, der sich gegen seinen Stamm lehnte, der ihn zaghaft streichelte, der dieses gewaltige Monument, neben dem er wie ein winziger Zwerg wirkte, mit andächtigem Schaudern bewunderte – er ahnte nichts von dem, was da im Innern der Erde gerade vor sich ging … und er hätte es auch nicht mehr verhindern können ...
'Und wieder haben sie es getan! Wieder haben sie zugeschlagen! Viele von uns wurden dabei vernichtet - alle wissen es schon, es läuft bereits um die ganze Welt …'
'Aber was sollen wir dagegen tun? Können wir überhaupt etwas tun! Wir haben keine Waffen, wir können uns nicht bewegen und müssen stumm zusehen, während sie weiter zerstören … Was also schlägst du vor? Was kann, was soll geschehen?!'
Viele schalten sich ein, die Verbindungsstränge pulsieren. Es wird von massenhaften Opfern berichtet, von Vernichtung in großem Stil - von Brandrodungen, die noch im entlegensten Winkel dieses Planeten durchgeführt werden; nur um ihr schier unersättliches, offenbar nicht versiegendes Verlangen zu befriedigen.
Die Bäche, die Flüsse, und selbst die Ozeane melden sich über ihre ganz tief im Innern flutenden Kanäle; sie berichten ebenfalls von Zerstörung in nie dagewesenem Ausmaß und schildern ihre so hoffnungslose Wut, weil sie qualvoll erstickt werden, ohne sich dagegen wehren zu können.
Und all diese Informationen werden ihm zugesandt; ihm, der bereits seit einigen Tausend Jahren am gleichen Ort steht. Zu ihm, dem nichts mehr fremd ist, der auch SIE schon bestens kennt, der längst alle ihre Sprachen versteht und den Sinn hinter ihren Worten kennt – der trotzdem ohnmächtig zusehen muss, wie immer mehr seiner Freunde von ihren Maschinen vernichtet werden. Und das überall, wie er erfahren muss; ohne Rücksicht, weil ihre Gier keine Grenzen mehr kennt …
Die Würdigung des anderen Lebens, der Flora und Fauna, scheint ihnen nichts mehr zu bedeuten, wie er zu erkennen glaubt – weil sie sich selbst zu alles beherrschenden Göttern aufgeschwungen haben; ohne anscheinend zu wissen, dass sie sich damit töten. Denn ohne ihn und seine viele Milliarden zählenden Brüder und Schwestern können sie nicht überleben; im Zusammenspiel von Licht, Wasser und ihnen allen wurde bisher ihr Dasein gesichert.
Doch er weiß: Einsicht ist eine Tugend, die ihnen mittlerweile fehlt, sie haben sie im Laufe des letzten Jahrhunderts verloren …
'Was, Brüder und Schwestern, können wir tun, um diesen Frevel endlich aufzuhalten – macht Vorschläge – wir müssen aktiv werden!'
Die Verbindungen, noch sind sie still – doch dann branden sie auf: die Erde scheint unter dem Ansturm zu beben, als die Antworten eintreffen, die immer vielstimmiger werden, und alle gipfeln in den gleichen Argumenten und Aussagen:
'Ohne uns werden sie sterben!'
'Sie leben nur durch uns!'
'Trotzdem bringen sie uns um, zerstören unseren Lebensraum und vernichten unsere Basis!
'Aber noch können wir über den ganzen Globus kommunizieren – noch funktionieren unsere Verbindungen - unsere einzigen Feinde sind nur SIE!'
'Das Wasser, die Luft, der Wind, der Sturm, der Donner und – vor allem, das Feuer! Sie alle sind unsere Verbündeten – und SIE sind machtlos, wenn wir gemeinsam vorgehen, wenn wir uns verbrüdern!'
'Dann wird es Opfer geben …'
'Ja, das lässt sich leider nicht vermeiden – doch wir können viele warnen, denn die Erde ist ebenfalls unser Verbündeter, auch sie will leben: sie wird die Tiere des Waldes und der Steppe mit ihren Bewegungen informieren. Die Vögel werden die Botschaft in die entferntesten Winkel der Erde tragen, auf dass sich jeder retten kann – nur SIE, sie werden nicht gewarnt – denn wir werden SIE endgültig vernichten!'
'Ja, auf in den Kampf! Auf dass unsere Nachkommen in einer neuen Welt heranwachsen und gedeihen!'
Noch unzählig viele Argumente für einen Krieg werden ihm zugetragen – alle wollen mithelfen, damit das Morden endlich aufhört – bis er die Diskussion unterbricht und die Nachricht sendet:
'Gut! Dann sei es so! Tragt die Botschaft hinaus … schickt sie um die Erde! Benutzt das Wasser, wo kein Land ist – bittet das Licht und den Wind, sie in Windeseile um den Globus zu tragen – wir fangen an! Der Krieg ist damit ausgerufen!'
Und schon lief die Nachricht um die Welt – lautlos, auf unterirdischen Pfaden. Das Wasser trug die Botschaft weiter, verkündete sie seinen eigenen Bewohnern und brachte sie zugleich an Land.
Die Erde verschickte sie bis ans andere Ende des Planeten, und der Wind wisperte sie den Landtieren zu. Die Vögel verbreiteten sie im Blau, die Erde fing zu rumoren an, das Feuer in ihrem Innern begann seine Kraft zu ballen und Sturm kam auf; er vereinte sich mit den Wassern der Meere und schickte gewaltige Wellen als Vorboten an ihre Küsten.
Die Nachricht kam zu ihm zurück 'alles ist bereit – wir sind soweit!'
'Gut! Dann los! WIR sind die einzige Kraft! Nur WIR haben die Macht!'
Nichts von dem beginnenden Krieg, den er mit seiner ultimativen Nachricht auf den geheimen Bahnen auslöste, war ihm anzusehen, wie er da so still, kraftvoll seit Urzeiten, zwischen seinen Freunden stand.
Und der Mensch, der sich gegen seinen Stamm lehnte, der ihn zaghaft streichelte, der dieses gewaltige Monument, neben dem er wie ein winziger Zwerg wirkte, mit andächtigem Schaudern bewunderte – er ahnte nichts von dem, was da im Innern der Erde gerade vor sich ging … und er hätte es auch nicht mehr verhindern können ...