Mada und Ave

Evi

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Mada und Ave

Wie jeder andere Tag war dieser Tag auch grau, verregnet und kalt. Die Wälder um sie herum war trist und öde. Hätte sie gewußt, was die Sonne ist, sie wäre zutiefst betrübt gewesen.
Sie kannte nichts anderes als graue traurige Regenwolken. An den wenigen Tagen, da es nicht regnete versuchte die Erde das Wasser aufzunehmen und die Wiesen waren nicht gar so morastig. Heute aber regnete es seit dem frühen Morgen.

Sie dachte wieder einmal darüber nach, warum das alles so war. Warum regnete es die ganze Zeit? Warum war alles so grau? Warum war sie hier auf dieser Welt? Woher kam sie? Wohin ging sie? Was, warum, wieso? Gab es noch etwas anderes? So weit es ihr einfaches Denken zuließ, versuchte sie eine Antwort zu finden.
Sie war allein, ganz allein. Nein, das stimmte nicht. Es gab außer ihr auch noch ihn. Dort hinten, einen halben Tagesmarsch entfernt in den Höhlen der Berge.
Sie mochte ihn aber nicht! Er roch unangenehm und in den Höhlen leben wollte sie nicht.
Hier auf den Wiesen fühlte sie sich wohl. - Das heißt, das war sie gewöhnt. Sie kannte nichts anderes und wollte auch nichts anderes kennenlernen. Hier war sie sicher.

Ihr Magen knurrte, da es Mittagszeit war. So sammelte sie einige Wurzeln und Beeren, die sie auch sogleich verschlang. Auf dem Boden schauend und suchend streifte sie in den Wiesen umher. Plötzlich stand er vor ihr. Sie erschrak, hatte sie ihn doch weder kommen gesehen noch gehört. Er sah freundlich aus. Er lächelte sie an. Sie überlegte, ob sie ihn vertreiben sollte.
Scheu hielt er ihr eine lange gekrümmte gelbe Frucht vor die Nase. Diese Frucht riecht gut dachte sie sich. Sie war versucht, nach der Frucht zu fassen. Er lächelte und ergriff ihre Hand. Sie machte eine Faust und bemühte sich den Arm wegzuziehen. Es gelang ihr aber nicht. Sie wollte ihre Hand nicht öffnen, darum legte er die Frucht auf den Boden. Kniete sich nieder und zog sie mit ins Gras. Dort saßen sie.
Er hielt ihre Faust mit der Linken und öffnete vorsichtig und sanft mit der Rechten jeden einzelnen Finger ihrer Hand. Ihr Zutrauen zu ihm wuchs immer mehr. Er ist freundlich und riecht nicht so entsetzlich wie bei der letzten Begegnung dachte sie.
Da ihre Hand jetzt offen in seiner lag, nahm er die gelbe Frucht und legte sie vorsichtig hinein. Sie wollte diese Frucht nicht. Es war nicht erlaubt, diese Frucht zu essen. Sie durfte nur Wurzeln und Beeren essen, aber in gewisser Weise reizte es sie doch, diese leckere Frucht zu sich zu nehmen. Was sollte schon passieren, wenn sie etwas anderes als jahraus, jahrein Wurzeln aß?

Er zeigte ihr, daß man von dieser Frucht die gelbe Schale abziehen mußte. Das Eßbare war weich, gelblich-weiß und süß. Er brach ein kleines Stück ab und steckte es ihr vorsichtig in den Mund. Dann brach er sich selbst ebenfalls ein Stück ab. Öffnete seinen Mund und steckte es hinein. Sie fand es köstlich. Der Geschmack war wunderbar. Sie genoß es, von ihm mit dieser köstlichen Frucht gefüttert zu werden und er genoß es, sie zu füttern.

Nachdem die Frucht aufgegessen war, schliefen beide Seite an Seite ein. Sie wachten gemeinsam wieder auf. Als sie langsam aus dem Schlaf erwachte, spürte sie, daß er mit seiner Brust und seinem Bauch ihren Rücken wärmte. Sie lagen beide auf der Seite hintereinander. Er hatte seine Hand auf ihrer Hüfte. Als sein Denken klarer wurde und er merkte, wo seine Hand lag, erschrak er und zog sie schnell zurück.

Sie rekelten sich und sahen sich dann staunend um. Da war kein Regen und keine grauen Wolken. Es war weder kalt noch naß.
Der Himmel war blau, die Sonne strahlte, es war warm. Sie sahen das erste Mal Blumen blühen. Das Gras der Wiese roch saftig und grün. Schmetterlinge schwirrten auf der Wiese von Blume zu Blume. Bienen, Fliegen und Käfer surrten und brummten über das Gras. Im Hintergrund hörten sie Vögel in den Wäldern zwitschern und kleines Getier raschelte im Unterholz des Waldes.

Dieses Erwachen war das schönste Erwachen, welches beide je erlebt hatten. Er setzte sich auf und zog sie zu sich hoch. Als sie beide sich gegenüber saßen legte er seine rechte Hand auf seine Brust und sagte langsam
"Mada, - Mada" er zog die beiden Silben sehr lang "Maaadaaa".
Dann zeigte er mit seiner Linken auf sie. Sie verstand und antwortete
"Ave, Ave".
Mada zeigte auf sich "Mada" und dann auf sie "Ave". Dann tat Ave das gleiche und wiederholte beider Namen.
 

Andrea

Mitglied
6 von 10 Punkten

Schöne Variation des Themas, gefällt mir gut. Sprachlich manchmal zu abgehackt. Du schreibt häufig recht kurze Sätze hintereinander, v.a. im dritten Absatz zerstört das ein wenig die Stimmung. Und an einigen Stellen, z.B. "Ihr Zutrauen zu ihm wuchs immer mehr." hämmerst du deinem Leser eine Entwicklung ein, die du auch an den Figuren zeigen könntest. Aber es liest sich trotzdem gut.
 



 
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