Mäeutik für Fortgeschrittene

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JMW

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„Woran glaubst du?“, fragte sie.
„An das, was meine Augen sehen!“, schrie ich.

„Woran glaubst du?“
„An dasjenige Handeln, das das größtmögliche Maß an Glück zur Folge hat!“

„Woran glaubst du?“
„An die vernunftbestimmte Basis der Welterklärung!“

„Woran glaubst du?“
„An die Struktur hinter den Phänomenen!“

„Woran glaubst du?“
„An den Zweifel als Prinzip des Denkens!“

„Woran glaubst du?“
„An die Relativität aller Wahrheiten!“

„Woran glaubst du?“
„An die Existenz eines entsprechenden Objektes F!“

„Woran glaubst du?“
„An das Erkennen und die Wahrheitsbildung als Handlungen in der Lebenswelt!“

„Woran glaubst du?“
„An die Dekonstruktion der Möglichkeit vom selbstbestimmten Individuum!“

„Woran glaubst du?“
„An die Untersuchung der Erscheinungen!“

„Woran glaubst du?“
„An die Erkenntnis als Interpretation positiver Befunde“

„Woran glaubst du?“
„An die natürliche Ordnung der Welt!“

„Woran glaubst du?“
„An die Materie als Grundprinzip der Wirklichkeit!“

„Woran glaubst du?“
„An die Ganzheitlichkeit des Lebens inklusive nicht-rationaler Elemente!“

„Woran glaubst du?“
„An die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis!“

„Woran glaubst du?“
„An die Subjektivität der Wissenschaft als Replikator gesellschaftlicher Totalität!“

„Woran glaubst du?“
„An die Unfähigkeit des Menschen, objektive Realität zu erkennen!“

„Woran glaubst du?“
„An Ideen als das eigentlich Wirkliche und Materie nur als deren Erscheinungsform!“

„Woran glaubst du?“
„An die Interpretation als Mittel des Verstehens!“

„Woran glaubst du?“
„An die Verurteilung des Menschen zur Freiheit!“

„Woran glaubst du?“
„An die Grenzen meiner Sprache als die Grenzen meiner Welt!“

„Woran glaubst du?“
„An die Erkenntnis, dass alle Erkenntnis fehlbar ist!“

Inzwischen war es
still geworden.

„Woran glaubst du?“, fragte sie.
„Ans Glauben“, sagte ich.

Nachdem das geklärt war,
gingen wir ein Stracciatella-Eis essen.
 



 
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