Für diese kleine Geschichte, liebe Kollegen, mache ich vom "genau-so-war-es" Jocker Gebrauch.
Männerehrgeiz
Doktor Levetzow hat gerade einen schwierigen Eingriff beendet. Da steht er, breitbeinig, ein wenig ins Hohlkreuz und nach hinten gelehnt und verfolgt aus zugekniffenen Augen das Werken seiner Assistenten, denen er die Schließung der Operationswunde überlassen hat. Seine Haltung erinnert an einen Kapitän aus einem Seeromantikfilm; übrigens trägt Herr Doktor einen sehr eigenwilligen Bartschnitt a la Alfred von Tirpitz, leider sieht man ihn unter der OP-Maske nicht.
Nun ist der letzte Stich fertig, die Wunde wird abgedeckt, die Spannung läßt nach und alle Augen richten sich zum Maitre. „Wie immer in exzellenter Manier, Herr Kollege!“ Gratuliert ihm der zweite Operateur. Die treue Instrumentarin neigt den Kopf zur Schulter und schaut verliebt und andächtig, sie ist die einzige, deren Bewunderung völlig neidlos ist.
Indes zieht Dr. Schulz, Assistenzarzt in Ausbildung, seine Handschuhe und wirft sie im hohen Bogen über den ganzen Raum. Seine Bewegung ist leger, geradezu pietätlos angesichts des vollbrachten Meisterwerks, doch die Handschuhe landen zielgenau im kleinen Mistkübel in der Ecke. Schon möchte der zweite Operateur den Schulz maßregeln, da nimmt aber der Maitre selbst seine Handschuhe und wirft. Er verfehlt den Kübel um mindestens einen Meter, verzieht das Gesicht, greift nach einem frischen Paar, wirft wieder und verfehlt abermals. Das gelehrte Gespräch über die pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie, das sich gerade anbahnte, kommt ins Stocken und verstummt.
Nun ist der zweite Operateur an der Reihe. Er sucht nach richtiger Position, zielt mehrere Male an und liefert einen noch schlechteren Wurf, als der des Dr. Levetzow. Nun fühlen sich auch die Assistenten so frei. Es werden einige Schachteln mit Handschuhen herangeschleppt, jeder probiert, doch keinem will`s gelingen. „Do kuda ste dosli, kurvi sine*“, murrt die Putzfrau, die seit einer Viertelstunde vor dem OP-Raum wartet, doch es kümmert sich niemand darum. Alle Augen richten sich zum Dr. Schulz. Breitbeinig und ein wenig ins Hohlkreuz gelehnt, gleich einem Kapitän am Steuer stellt sich der junge Doktor auf, nimmt einen Handschuh und versenkt ihn mit Anmut eines Meisters im Zielpunkt. „Wie vorhin, - in exzellenter Manier, Herr Kollege!“ Gratuliert ihm der zweite Operateur.
„Ich bin Salzburger Landesmeister im Dart“, erklärt Dr. Schulz mit einem bescheidenen Lächeln und verläßt den Raum. Nun kann endlich gereinigt werden und der stressige Alltag der Chirurgie kehrt wieder ein. Am späten Abend holt sich die treue Instrumentarin die OP-Pläne für den nächsten Tag. Sie ist eine der Wenigen in diesem Spital, die beim Dr. Levetzow nicht anklopfen muss. Doch dieses Mal schreit er sie wütend und entrüstet an: „Was wollen Sie? Können Sie nicht anklopfen?“ Verdutzt schaut sich die alte Schwester sein Büro an. Der Boden ist übersät mit chirurgischen Handschuhen, sie liegen überall, nur der Mistkübel in der Ecke ist leer.
***
* Wie weit geht`s denn noch, Hurensöhne (chroat.)
Männerehrgeiz
Doktor Levetzow hat gerade einen schwierigen Eingriff beendet. Da steht er, breitbeinig, ein wenig ins Hohlkreuz und nach hinten gelehnt und verfolgt aus zugekniffenen Augen das Werken seiner Assistenten, denen er die Schließung der Operationswunde überlassen hat. Seine Haltung erinnert an einen Kapitän aus einem Seeromantikfilm; übrigens trägt Herr Doktor einen sehr eigenwilligen Bartschnitt a la Alfred von Tirpitz, leider sieht man ihn unter der OP-Maske nicht.
Nun ist der letzte Stich fertig, die Wunde wird abgedeckt, die Spannung läßt nach und alle Augen richten sich zum Maitre. „Wie immer in exzellenter Manier, Herr Kollege!“ Gratuliert ihm der zweite Operateur. Die treue Instrumentarin neigt den Kopf zur Schulter und schaut verliebt und andächtig, sie ist die einzige, deren Bewunderung völlig neidlos ist.
Indes zieht Dr. Schulz, Assistenzarzt in Ausbildung, seine Handschuhe und wirft sie im hohen Bogen über den ganzen Raum. Seine Bewegung ist leger, geradezu pietätlos angesichts des vollbrachten Meisterwerks, doch die Handschuhe landen zielgenau im kleinen Mistkübel in der Ecke. Schon möchte der zweite Operateur den Schulz maßregeln, da nimmt aber der Maitre selbst seine Handschuhe und wirft. Er verfehlt den Kübel um mindestens einen Meter, verzieht das Gesicht, greift nach einem frischen Paar, wirft wieder und verfehlt abermals. Das gelehrte Gespräch über die pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie, das sich gerade anbahnte, kommt ins Stocken und verstummt.
Nun ist der zweite Operateur an der Reihe. Er sucht nach richtiger Position, zielt mehrere Male an und liefert einen noch schlechteren Wurf, als der des Dr. Levetzow. Nun fühlen sich auch die Assistenten so frei. Es werden einige Schachteln mit Handschuhen herangeschleppt, jeder probiert, doch keinem will`s gelingen. „Do kuda ste dosli, kurvi sine*“, murrt die Putzfrau, die seit einer Viertelstunde vor dem OP-Raum wartet, doch es kümmert sich niemand darum. Alle Augen richten sich zum Dr. Schulz. Breitbeinig und ein wenig ins Hohlkreuz gelehnt, gleich einem Kapitän am Steuer stellt sich der junge Doktor auf, nimmt einen Handschuh und versenkt ihn mit Anmut eines Meisters im Zielpunkt. „Wie vorhin, - in exzellenter Manier, Herr Kollege!“ Gratuliert ihm der zweite Operateur.
„Ich bin Salzburger Landesmeister im Dart“, erklärt Dr. Schulz mit einem bescheidenen Lächeln und verläßt den Raum. Nun kann endlich gereinigt werden und der stressige Alltag der Chirurgie kehrt wieder ein. Am späten Abend holt sich die treue Instrumentarin die OP-Pläne für den nächsten Tag. Sie ist eine der Wenigen in diesem Spital, die beim Dr. Levetzow nicht anklopfen muss. Doch dieses Mal schreit er sie wütend und entrüstet an: „Was wollen Sie? Können Sie nicht anklopfen?“ Verdutzt schaut sich die alte Schwester sein Büro an. Der Boden ist übersät mit chirurgischen Handschuhen, sie liegen überall, nur der Mistkübel in der Ecke ist leer.
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* Wie weit geht`s denn noch, Hurensöhne (chroat.)