Magda 3

"Stopp!" sprang Magda aus dem Schlaf. "Lass uns halten, bitte!"
In der Regel bedeutet das Vollbremsung, einen Tierkadaver von der Straße kratzen und mit Blaulicht zum Tierarzt rasen. Außer einem großen Einkaufscenter war aber weit und breit nichts Totes zu entdecken.

"Lass uns was Trinken, ja? Huch, welch Zufall! Da ist ja ein Internet-Café in der Mall." Unschuldiger lässt es sich nicht dreinblicken.

"Oh nein, keine Strom-Post an Volker. Wofür haben wir schließlich unsere Handys kastriert?"

"Ich muss mir nur schnell was von der Seele kippen. Willst Du, dass es mich innerlich zersetzt?"
Wollte ich nicht. Der Shopping-Mall-Parkplatz dünstete alte Mittagshitze aus. Kein Baum weit und breit. Schatten kannte der nur unter Autos. Das Internet-Café hatte den Charme eines sich modern gebenden Arbeitsamts. Neu war Trumpf - "Neu - jetzt noch neuer!". Magda trank ihren Kaffee schneller, als es ihre Schmerzschwelle zulassen sollte. Den Flachbildschirm hatte sie von mir weggedreht.

"Was schreibst du dem?"

"Nix!"

"Viel Tastengeklicke für nix!"

"Nix, was von Belang ist."

"Hey, komm schon, das ist ja wie in der Schule. Ich petze schon nicht."
Magda kann prima mit der Schulter schubsen. Dabei stöhnte sie kurz, leise lächelnd.

"Sei ein Schatz, und hol mir noch einen Kaffee!"

Die studentische Aushilfskraft hinterm Tresen war klar zu Höherem geboren. "Äh, Fräulein! Fräulein!..." Ich weiß um die Qual von BWL-Studierenden bei dieser Anrede. "Sie haben nicht zufällig frische Vollmilch für den Kaffee?" Sie tat so, als suche sie im Kühlschrank danach, welcher außer Red-Bull-Dosen nichts weiter enthielt. War auch kein Wunder, "Red-Bull" stand formatfüllend auf dessen Tür. Das "Tut mir leid, die ist wohl aus!" bereitete ihr Schmerzen und Genugtuung zugleich. Zum Glück trinkt Magda ihren Kaffee immer schwarz.
Der Kaffee blieb ungetrunken. Ich sah, sie hatte geweint. Nach den Tränen waren nie ihre Augen rot, immer nur die Nasenspitze. Sie wollte sofort weiter. Es war noch ein weiter Weg bis Aachen.

"Im nächsten Ort suchen wir uns eine gemütliche Pension, einverstanden?"
Sie nickte. Ich hätte sonst was drum gegeben, zu erfahren, wo sie in diesem Moment war.
"Beate's Frühstückspension" ließ mich bremsen. Magda machte sich diesmal nicht über das Auslassungszeichen lustig. Sie war wirklich weit weg von hier. Eine Beate gab es in der Frühstückspension nicht. Ich verkniff es mir, mich nach ihrem Ableben zu erkundigen. Ein gespielt freundlicher Mitvierziger empfing uns in der Rezeption, welche auch Frühstücksraum war. 50er-Jahre-Frisur und C&A-Kleidung verrieten, dass er noch nie mit einer Frau zusammen war. Er roch gut nach Frischgeduscht. Mutter Beate hatte die Hoffnung nie aufgegeben. Der Mann machte mir Mut.

"Herr und Frau....?" er drehte das Anmeldeformular zu sich ".... Herr und Frau Winter, das Doppelzimmer wird ihnen zusagen. Normalerweise ist es für unsere Stammgäste vorbehalten, aber jetzt in der Vorsaison..."
Vorsaison gibt es doch bloß, wenn eine Hauptsaison zu erwarten ist, dachte ich und freute mich auf Magda im gleichen Bett.
 

Eve

Mitglied
Hallo paulenullnullzwei,

vieles angerissen, aber nichts zu Ende gebracht. Dein Text hinterlässt Fragezeichen.

Ansonsten finde ich schon gute Ansätze in deinem Text, die sich lohnen würden, weiter verfolgt zu werden.

Allerdings frage ich mich, warum ein Kadaver noch zum Tierarzt muss? Auch das Wort "Strom-Post" ist für meinen Geschmack zu gewollt, passt nicht zu deinem Text, denn immerhin parken sie vor einer "Mall", gehen in ein "Internet-Café" und haben "Handys" - alles auch nicht gerade deutschstämmige Wörter.

Schön finde ich
der ... Parkplatz dünstete alte Mittagshitze aus
:)

Mit ein paar Überarbeitungen bzw. Fortsetzungen könnte der Text durchaus was werden!

Viele Grüße,
Eve
 

Eve

Mitglied
So, nachdem ich nun festgestellt habe, dass es sich wohl um eine Art Fortsetzungs-Geschichte handelt, ist ein Teil meines vorigen Kommentares überholt (was das Angerissene angeht). Meiner Meinung nach gehört dein Text jedoch nicht in "Kurzprosa", sondern eher in "Erzählungen". Warum schreibst du nicht alle Teile in einen Beitrag? So muss man immer rumsuchen, wo sich die einzelnen Stücke befinden, um ein genaueres Bild zu bekommen.

Viele Grüße,
Eve
 
Hallo Eve

Ich muss Dir in nahezu allen Punkten Recht geben. Überarbeitung von Texten ist bei mir so ein Thema. Ich bin nämlich stinkefaul und wenn ich was geschrieben hab, wirds gleich rausgehauen in die Welt. Fluch und Segen des Internets... Ich werd wohl nochmal drüber gehen müssen.

Die Rubrik Kurzprosa habe ich deswegen gewählt, weil ich dachte, kleine, gut verdauliche Häppchen finden eher einen Leser, als lange zusammenhängende Stücke unter "Erzählungen". Erschwerend kommt noch hinzu, dass Magda IV noch seiner Dichtung harrt. (siehe oben zum Stichpunkt: stinkefaul)

Aber schön, dass es in den Grundzügen geffällt, was ich so treibe.

Danke für die anregende Kritik,

Paule
 

Eve

Mitglied
Hallo Paule,

freut mich, dass du dich zurückmeldest :) ...ja, das mit dem Überarbeiten ist so eine Sache ... meist hat man selbst seinen Text ja schon x-mal gelesen und muss dann einfach mal einen Punkt setzen.

Ich warte dann einfach mal gespannt auf Teil 4 ...

Viele Grüße,
Eve
 



 
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