Magnolia
Auf dem Friedhof „Waldesruh“
trug sich letztens etwas zu,
das ich, als normaler Mann,
nicht so recht erklären kann.
Denn ich traf dort eine Frau
(ich weiß nicht mehr so genau
was ich dort zu suchen hatte)
und im Boden lag ihr Gatte.
Ja, wir kamen ins Gespräch,
gingen dann ein Stück gemäch-
lichen Schrittes durch den Hain.
Dann fiel ihr ein Wunder ein.
„Manfred hieß mein Ehemann“,
fing sie die Geschichte an,
„er war kräftig von Statur
und er liebte die Natur.
Er erfreute sich an Blüten
die im Frühjahr sich bemühten
nach der Zeit des Farbensterben
um der Augen Gunst zu werben.
Ganz besonders eine Pflanze
schien ihm im erhöhten Glanze.
Höchst entzückt, wie er sie sah,
sprach er von Magnolia.
Dieser Baum mit Blütenpracht
nahm ihn ein mit Übermacht.
Ob als Tulpe oder Stern
hätte er ihn all zu gern
heim, im Garten selbst zu stehen.
Doch man darf nicht übersehen:
Da, wo ich noch heute wohne,
war Magnolienfreie Zone.
Erst die Wende neunundachtzig
bringt den Baum und hastig macht sich
Manfred auf zum Pflanzbasar
in der Angst, der Baum wird rar.
Er hat’s besser nicht gewusst.
Doch stand er dann, mit stolzer Brust
im Garten mit Magnolia.
Und sie steht heute auch noch da.
Doch war sie von gewisser Güte
und trug Frühjahrs nicht eine Blüte
vom ersten bis zum zehnten Jahr,
das jenes seines Todes war.
Wir trugen ihn im März zu Grabe
nur sechzig wurd’ der alte Knabe.
Und im April, man glaubt es kaum,
da blühte der Magnolienbaum.
Mit tausenden von Tulpenblüten,
die in der Sonne rosa glühten,
erfreute mich Magnolia
und Manfred war’s, der’s nicht mehr sah.
So bringe ich ihm jedes Jahr
ein Zweiglein von Magnolia.
Mit Blüten zart und rosarot
hierher, und das seit seinem Tod.“
Dann hielt sie inne, sah mich an:
„Er war ein wunderbarer Mann.
Und wunderbar ist auch sein Baum.
Ein regelrechter Blütentraum.“
Ich gab zum Abschied ihr die Hand
und bin zum Grab zurück gerannt.
Dort lag ein Zweig des Baumes, nur
von rosa Blüten keine Spur.
Auf dem Friedhof „Waldesruh“
trug sich letztens etwas zu,
das ich, als normaler Mann,
nicht so recht erklären kann.
Denn ich traf dort eine Frau
(ich weiß nicht mehr so genau
was ich dort zu suchen hatte)
und im Boden lag ihr Gatte.
Ja, wir kamen ins Gespräch,
gingen dann ein Stück gemäch-
lichen Schrittes durch den Hain.
Dann fiel ihr ein Wunder ein.
„Manfred hieß mein Ehemann“,
fing sie die Geschichte an,
„er war kräftig von Statur
und er liebte die Natur.
Er erfreute sich an Blüten
die im Frühjahr sich bemühten
nach der Zeit des Farbensterben
um der Augen Gunst zu werben.
Ganz besonders eine Pflanze
schien ihm im erhöhten Glanze.
Höchst entzückt, wie er sie sah,
sprach er von Magnolia.
Dieser Baum mit Blütenpracht
nahm ihn ein mit Übermacht.
Ob als Tulpe oder Stern
hätte er ihn all zu gern
heim, im Garten selbst zu stehen.
Doch man darf nicht übersehen:
Da, wo ich noch heute wohne,
war Magnolienfreie Zone.
Erst die Wende neunundachtzig
bringt den Baum und hastig macht sich
Manfred auf zum Pflanzbasar
in der Angst, der Baum wird rar.
Er hat’s besser nicht gewusst.
Doch stand er dann, mit stolzer Brust
im Garten mit Magnolia.
Und sie steht heute auch noch da.
Doch war sie von gewisser Güte
und trug Frühjahrs nicht eine Blüte
vom ersten bis zum zehnten Jahr,
das jenes seines Todes war.
Wir trugen ihn im März zu Grabe
nur sechzig wurd’ der alte Knabe.
Und im April, man glaubt es kaum,
da blühte der Magnolienbaum.
Mit tausenden von Tulpenblüten,
die in der Sonne rosa glühten,
erfreute mich Magnolia
und Manfred war’s, der’s nicht mehr sah.
So bringe ich ihm jedes Jahr
ein Zweiglein von Magnolia.
Mit Blüten zart und rosarot
hierher, und das seit seinem Tod.“
Dann hielt sie inne, sah mich an:
„Er war ein wunderbarer Mann.
Und wunderbar ist auch sein Baum.
Ein regelrechter Blütentraum.“
Ich gab zum Abschied ihr die Hand
und bin zum Grab zurück gerannt.
Dort lag ein Zweig des Baumes, nur
von rosa Blüten keine Spur.