Maite Sinclairs drittes Leben (5)

Maite Sinclairs drittes Leben (Teil 5)
© Pierre Montagnard

Ottilie nahm sich vor, ihren Mann Volker zu stellen. Sie fing damit aber erst nach dem Abendessen an. „Volker!” begann sie, so höflich wie möglich, „sage mir ehrlich, hast du mit Maite irgendetwas angestellt?”
Volker begehrte sofort auf und sagte laut; „warum fängst du wieder damit an, es ist nichts vorgefallen, gar nichts!” Ottilie spürte, dass er log, aber sie spürte ebenso, dass sie nicht weiterkam, er würde es nie zugeben. Sie stand auf, sagte nichts mehr, ging in die Küche und ließ ihn alleine zurück. Ihre Angst, dass sie vielleicht schon morgen mit einer schlimmen Nachricht von der Polizei konfrontiert würde, stieg ins Unermessliche. Ich muss etwas tun, ich muss mit jemandem sprechen können, ich muss jemanden ins Vertrauen ziehen, ich halte dieses Gefühl alleine nicht mehr aus, waren ihre Gedanken. Vielleicht hat Volker Maite sogar sexuell missbraucht. Ihr fiel wieder das verstörte Gesicht von Maite ein, als sie heute aus dem Auto stieg. Ihr Gesicht vermittelte Panik, dachte Ottilie weiter. Nur den Drang zu haben, Pipi machen zu müssen verursacht nicht ein solches Gesicht. Sie wollte gar nicht zurückkommen und ging auch nicht nach oben, schlussfolgerte Ottilie. Sie ist vor etwas, das ihr furchtbar Angst machte geflüchtet. Sie ist durch die Hintertür und durch den Garten weggerannt. Mein Gott, das arme Kind, sie hat nichts bei sich, keine Kleider, kein Geld, nichts. Ottilie war mit ihren Nerven am Ende und begann zu weinen.

***

Inspektor Braun legte den Telefonhörer gerade auf die Gabel. Gebhardt hatte ihm soeben mitgeteilt, dass er keine Karten mehr für die Abendvorstellung im Zirkus erstehen konnte. Ausverkauft. Auch die Logenplätze. Doch wartete er mit einer Überraschung für Braun auf, indem er ihn informierte, dass er – in eigener Regie – polizeiliche Nachforschungen, die Person Volker Grau betreffend, angestellt hätte und dabei fündig wurde. Volker wurde, gemäß der Strafakte, vor sieben Jahren, damals angestellt als Lagerverwalter bei der Firma Blau & Simmel, fristlos entlassen. Grund dafür war eine Strafanzeige wegen sexuellen Übergriffen an einer minderjährigen Lehrtochter, welche von deren Eltern erhoben wurde. Nach dieser Nachricht forderte Braun Gebhardt auf, sofort ins Auto zu steigen, ihn, Braun, abzuholen, um danach den Graus einen unangemeldeten Besuch abzustatten.
Als sie an der Gerberstraße ankamen, parkten sie das Auto etwa fünfzig Meter weg vom Haus der Graus und gingen den Rest zu Fuß. Braun wies Gebhardt an, wenn sie da ankommen, nicht die Klingel an der Haustüre zu benutzen, sondern gleich in den 2. Stock zu gehen und da an die Wohnungstür zu klopfen, um einen möglichst großen Überraschungseffekt zu erreichen.
Als Ottilie Grau die Wohnungstüre öffnete, das Gesicht von Inspektor Braun erkannte, wurde sie inert weniger Sekunden aschfahl im Gesicht. Doch Braun sagte mit ruhiger Stimme; „Entschuldigen Sie den späten Besuch Frau Grau, es ist nichts passiert, aber wir würden gerne mit Ihnen reden, dürfen wir für einen Moment hereinkommen?” mit halb erstickter Stimme sagte Ottilie; „Ja, bitte, kommen Sie herein. Als die Polizisten sich gerade setzen wollten, trat Volker in das Wohnzimmer. Er guckte erschrocken und sein fragender Blick erreichte Ottilie. Braun trat zwei Schritte auf Volker zu, streckte ihm seine Hand entgegen und sagte; „guten Abend Herr Grau, gut, dass Sie auch da sind, wir haben Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen!”
„Ja, guten Abend, worum geht es denn?” stotterte Volker hervor. Braun setzte gleich zu seiner fest vorgenommen Taktik an, nahm einen Pfeil aus seinem Köcher und jagte diesen Volker verbal ins Gesicht; „Sie werden beschuldigt, dass Sie sich sexuell an Ihrem Pflegekind, Maite Sinclair vergreifen, es nötigen, unsittlich betatschen und zu Dingen zwingen, welche das Mädchen in panische Angst versetzen. Es hat aus Angst vor Ihnen, die Flucht ergriffen und niemand weiß bis zur Stunde, wo es sich aufhält.”
Ottilie guckte schockiert, Volker lachte hysterisch und sagte überlaut; „Das ist doch nicht zu fassen, davon ist kein Wort wahr, Sie haben auch nicht den geringsten Beweis für Ihre Anschuldigungen, das höre ich mir auch gar nicht länger an, verlassen Sie augenblicklich meine Wohnung!”
„Nein, bleiben Sie!” rief Ottilie ebenso laut. Doch Braun griff nach seinem Hut. Die unmissverständliche Geste an Gebhardt, dass der Auftritt beendet war. Im stehen wandte sich Braun nochmals an Volker, funkelte ihm böse in die Augen und sagte; „Der Beweis sind Sie selber, Herr Grau. Das Mädchen hatte sich jemandem anvertraut. Es hatte Skrupel, Ihre Frau damit zu behelligen, weil sie sie davor bewahren wollte, dass Ihre Gräueltaten aufgedeckt werden. Maite hat mehr Rückgrat und Anstand, als Sie jemals erahnen können. Denken Sie einmal darüber nach, denn Sie hatten vor sieben Jahren schon einmal ein minderjähriges Mädchen traumatisiert. Damals erhielten Sie mildernde Umstände, eine bedingte Freiheitsstrafe, eine Busse und als Zugabe verloren Sie Ihren Arbeitsplatz. Wollen Sie so weitermachen?” und zu Ottilie gerichtet; „Kommen Sie, Frau Grau, ich möchte unten noch unter vier Augen mit Ihnen sprechen. Guten Abend Herr Grau.”
Sie verließen die Wohnung zu dritt, ließen einen blassen und starr vor sich hin blickenden Volker zurück.
Ottilie schluchzte, als sie bei der Haustüre angelangt waren. Braun fasste sanft an Ottilies Arm und sagte; „es tut mir sehr leid Frau Grau, aber es musste sein, wir können die Wahrheit nicht ewig vertuschen. Was ich Ihnen jetzt sage, muss unter uns bleiben, geben Sie mir Ihr Wort drauf?”
„Ich gebe Ihnen mein Wort Herr Inspektor, wissen Sie denn wo Maite ist und wie es ihr geht?” „Offen gestanden, nein, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie in guten Händen ist. Ich kann Ihnen das nicht beweisen. Sie müssen sich darauf einstellen Frau Grau, dass Maite nie mehr zurückkommt. Ich schlage Ihnen vor, dass Sie die Leiterin des Kinderheimes aufsuchen, ihr die anstehenden Probleme schildern und sie fragen, welche Institution zu konsultieren sei, für Maite einen Vormund zu stellen, da Sie nicht mehr in der Lage wären, weiter die elterliche Obhut innezuhaben.”
Ottilie weinte herzzerreißend. „Mein liebes Mädchen!” stotterte sie. „Wir können froh sein Frau Grau, dass es sich möglicherweise so verhält, wie ich vermute, das würde immerhin ausschließen, dass ich Sie demnächst mit einer viel schlimmeren Nachricht erschrecken müsste. Rufen Sie mich bitte jederzeit an, wenn Sie Neuigkeiten erfahren. Ebenso werde ich Sie auf dem Laufenden halten, sollten mir mitteilungswürdige Informationen zufließen. Ich wünsche Ihnen trotz allem eine gute Nacht, auf Wiedersehen Frau Grau.”
Ottilie schleppte sich bleiern schwer nach oben. Ihr ganzes Inneres war zermürbt. Kraftlos und ohne eine Spur von Hoffnung betrat sie ihre Wohnung. Das Wohnzimmer war leer. Aus dem Nebenzimmer, das als Bibliothek und Fernsehzimmer diente, drangen Gewehr- oder Pistolenschüsse an ihre Ohren. Er guckt Glotze. Nicht zu fassen. Als wäre das, was sie gerade durchlebten, ein billiges Theaterstück, dessen Kulissen man beliebig umbauen und die Szenen nach momentanem Gutdünken abändern konnte. Mit was für einem psychisch kaputten Menschen lebe ich eigentlich zusammen? fragte sie sich. Wenn ich Maite verliere, werde ich mich auch von ihm trennen, schwor sie. Immerhin beruhigten sie die Worte des Inspektors, dass Maite in guten Händen zu sein scheint. Vielleicht weiß er mehr, als er mir gesagt hat. Er weiß bestimmt was er sagt und was er tut, beendete Ottilie ihre Gedankengänge. Sie ging ins Badezimmer und zog sich danach in Maites Schlafzimmer zurück. Sie ertrug die Nähe Volkers nicht mehr.

***

Um zehn Uhr am nächsten Tag sprach Braun im Zirkus Sandokan vor. Er wurde unverzüglich ins Büro von Alojz Sloboda geführt. Sie waren beide allein. Braun stellte sich vor, dass sein Gegenüber zugänglicher für ein persönliches Gespräch sein würde, wenn er ohne Assistenten aufkreuzte. Und so war es auch. „Sind Sie dienstlich gekommen, Herr Inspektor?” begann Alojz das Gespräch. „Ich bin zwar im Dienst, aber mein Besuch bei Ihnen ist eher persönlicher Natur, ich hoffe dabei, dass Sie mir vielleicht aus einer Sackgasse heraushelfen können, in der ich stecke.” „Wenn ich das kann, gerne, worum geht es denn?”
„Herr Sloboda, lassen Sie uns das Katz- und Maus spielen gleich von Beginn an ausklammern. Sie haben sich gestern etwas einfallen lassen und Maite Sinclair zur Flucht verholfen!”
„Haben Sie dafür irgend einen Beweis, Herr Inspektor?” „Nein, habe ich nicht, aber Sie haben ein Motiv, Sie sagten gestern zu mir, und dabei sahen Sie mich sehr entschlossen an, dass Sie nicht zulassen würden, dass dem Mädchen noch weiteres Unheil zustößt, stimmt das?” „Ja, so ähnlich habe ich mich ausgedrückt, stimmt.”
„Gut, Herr Sloboda, dann werde ich Sie aus Gründen der Fairness über die Geschehnisse von Gestern, die nach ihrem – Zaubertrick – passierten, nicht im Ungewissen lassen. Frau Grau machte eine erneute Vermisstenanzeige. Sie ist in einer verzweifelten Verfassung. Ich, für meinen Teil, habe mein Pflichtenheft als Polizist für ein paar Stunden zugedeckt und den Graus einen Besuch abgestattet.” nun blickte Alojz Sloboda den Inspektor sehr gespannt an und dieser fuhr fort; „Dabei habe ich Herrn Grau schonungslos seine Verfehlungen an den Kopf geschmissen und ihn auch auf eine, vor rund sieben Jahren verhängte Strafe, die er sich wegen eines ähnlichen Deliktes zuschulden kommen ließ, aufmerksam gemacht. In einem, unter vier Augen Gespräch mit Frau Grau, konfrontierte ich diese mit der Tatsache, dass Maite nie wieder in ihr Haus zurückkehren wird. Sie brach darüber in Tränen aus. Des Weiteren beteuerte ich ihr, dass ich davon ausgehe, dass Maite sehr gut untergebracht wäre und dass es ihr gut geht. Ebenso legte ich ihr nahe, dass sie die Leiterin des damaligen Kinderheimes aufsuchen, ihr die ganze Problematik ungeschminkt darlegen soll und sich dafür einsetzt, dass sich jemand findet, der das Sorgerecht für Maite zugesprochen erhält. Das ist der Stand der Dinge. Und nun, Herr Sloboda, bitte ich Sie, mich aus der Sackgasse zu führen. Ich verlange von Ihnen weder ein Geständnis, noch lange Erklärungen, ich bin zufrieden, wenn Sie mir zuverlässig sagen, dass es Maite gut geht und sie wohlversorgt ist. Ich werde Sie nicht fragen, wo sie ist und auch nicht bei wem, ebenso wenig werde ich Ihre Information dienstlich verwenden. Ich werde diese nur an mein Bauchgefühl telegrafieren. Also?”
Alojz Sloboda war auf einiges gefasst, aber damit hatte er nicht gerechnet. Er war tief beeindruckt. Er überlegte noch eine Weile, ehe er mit der Antwort aufwartete; „Ich danke Ihnen, für Ihre Offenheit, Herr Inspektor. Ich habe Sie gestern noch, als Polizist, nicht korrekt eingeordnet. Sie sind in meiner Achtung gewaltig gestiegen. Maite ist sehr gut untergebracht, sie wohnt bei meiner Schwägerin Olga, die Schwester meiner verstorbenen Frau. Sie ist Witwe, hatte selber drei Kinder großgezogen, die nun aber alle auch schon Familie haben. Olga wurde von mir über die missliche Lage Maites vollumfänglich aufgeklärt. Sie rief mich vor einer Stunde an und ließ mich wissen, dass sie vorbehaltlos das Sorgerecht für Maite übernehmen würde, falls dies gewünscht würde. Nachdem nun sicher ist, dass es keine publike Vermisstenanzeige gibt, kann Maite sich auch außerhalb des Hauses frei bewegen, ohne Angst haben zu müssen, von irgendjemand erkannt zu werden und für Olga ist es auch viel leichter, sie kann Maite bei ihren Bekannten und Nachbarn als Feriengast vorstellen. Dank Ihnen Inspektor, resultiert nun für fast alle Beteiligten, eine große Erleichterung. Sind Sie damit aus der Sackgasse raus?”
„Ich bin Ihnen für dieses Gespräch ungemein dankbar, Herr Sloboda. Gestern, bevor ich die Graus besuchte, hatte ich die Idee, mit meinem Assistenten Ihre Abendvorstellung zu besuchen, damit er, speziell bei den Zaubertricks, etwas aufpasst, aber Ihre Jungs scheinen ja dafür zu sorgen, dass Ihre Vorstellungen am Abend laufend ausverkauft sind.”
Alojz Sloboda lächelte vergnügt, nahm den Telefonhörer ab und sprach kurz hinein; „Myriam, sind für heute Abend noch zwei Logenplätze frei? Gut, dann bitte reserviere die 17 und 18 auf den Namen Braun. Als Freikarten. Danke!”
„So war das nicht gemeint, Herr Sloboda, wir haben auch als Polizisten ein, wenn auch bescheidenes, Spesenkonto.”
„Ihr Besuch bei mir ist mehr Wert als zwei Logenplätze, Herr Inspektor, außerdem ist heute Abend unsere letzte Vorstellung hier, denn morgen ziehen wir nach München. Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung, insbesondere bei den Zaubertricks!” fügte Alojz lächelnd hinzu.
Sie standen beide auf, reichten sich freundschaftlich die Hände und als sie den Bürowagen schon verlassen hatten, meinte Alojz noch lakonisch; „Ihr Assistent, Gebhardt, der die Rückführung Maites so diskret überwachte, scheint doch eine blühende Fantasie zu haben, war er es, der einen Zaubertrick vermutete?”
Jetzt lachte Braun laut und spontan. Und noch immer lachend antwortete er; „Gebhardt! Fantasie! Nein! das ist das einzige, was er nicht hat. Sein Genie liegt in der Begabung von Beobachtungen und geradezu pedantisch punktuell sind die darauffolgenden verbalen oder notierten Wiedergaben. Durch seine Schilderungen bin ich darauf gekommen, dass Ihre Jungs da ein Theaterstück aufführten. Die Kinder, der schnelle Abgang Maites ins Haus, die Musik des Zirkusautos, die gleich nach der Wegfahrt wieder verstummte. Wären es außenstehende Kinder gewesen, hätten Ihre Söhne doch die Musik nicht abgeschaltet, nicht wahr? Und Sie, verehrtester, fungierten als Regisseur dieses Kurzdramas im Hintergrund!”
Alojz war perplex. Er meinte lächelnd; „Sie beide sind ja richtig gefährlich Inspektor!”
„Wem sagen Sie das, dank Gebhardt konnten wir schon Fälle aufklären, an denen sich andere Kollegen bereits die Zähne ausgebissen hatten. Fantasie! Haa, ich versichere Ihnen, dass der gute Gebhardt heute Nacht auf alle Ihrer Tricks hereinfallen wird. Ich wahrscheinlich auch. Also, bis dann, Herr Sloboda!”
„Auf Wiedersehen Inspektor, hat mich wirklich sehr gefreut.” er ging zurück in sein Zirkuswagenbüro und rief Olga an. Erzählte ihr von der Begegnung und dem Gespräch mit Inspektor Braun. Olga war darüber sehr glücklich. „Sind denn Milena und Jacob noch nicht da?” fragte Alojz. „Nein, doch, jetzt fährt das Auto vor. Maite rennt schon die Treppe runter.” „Gut, lass sie zuerst richtig ankommen, Jacob soll mich in etwa 20 Minuten anrufen.” „Also gut Alojz, bis später.” Sie legte auf und ging auch nach unten.
Als sie ins Freie trat, blieb sie abrupt stehen, das Bild, welches sich ihr bot, verschlug ihr zunächst die Sprache.
Da stand das weiße Fahrzeug Milenas. Alle vier Türen offen, auch der Kofferraumdeckel. Außerhalb des Fahrzeuges, auf der Seite des Lenkers stand Milena, mit beiden Händen ihren Kopf haltend und ungläubig auf die andere Fahrzeugseite blickend, wo Maite und Jacob eng umschlungen und mit seufzenden Lauten, sich gegenseitig die Gesichter abküssten, während ihre Hände begehrlich den Körper des andern explorierten. Sie machten unablässig weiter, als wären sie alleine auf einer Insel.
Schließlich winkte Olga Milena heran und gab ihr mit einer Geste zu verstehen, die beiden allein zu Lassen. Milena ließ alles wie es war und setzte sich in Bewegung, ging zur Haustüre, umarmte Olga zur Begrüßung, dann gingen sie beide nach oben.
„Olga, wie müssen wir das einordnen? Sowas verrücktes habe ich ja noch nicht erlebt, was machen wir mit ihnen?” fragte Milena.
„Nichts, wir kommen dagegen nicht an. Sie befinden sich in einer Art edelgaskonfigurierter Verbindung, um mit einer chemischen Formel zu sprechen. Das bedeutet sozusagen, dass diese Verbindung keine Steigerungsmöglichkeit mehr birgt. Zu gut Deutsch: Die beiden sind bis ins Knochenmark ineinander verliebt. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Wir müssen sehr behutsam mit ihnen umgehen Milena. Wir können ihnen nicht das geringste vorwerfen. Unser Schockerlebnis ist unser Problem..”
„Aber Olga, Maite ist gerade 12, Jacob wird 18, das geht doch nicht!”
„Du siehst doch mit eigenen Augen, dass es geht. Die Natur hält sich nicht an unsere gesellschaftlichen Normen, und gerade innerhalb dieser Normen sehen wir doch täglich, dass vieles nicht geht!”
Milena schaute Olga überrascht, aber auch bewundernd an. Dann hörten sie Gepolter und Gelächter die Treppe heraufkommen. Jacob betrat zuerst das Wohnzimmer. „Hallo Tante Olga, wie geht es Dir? Entschuldige bitte, die Begrüßung mit Maite hat etwas länger gedauert. Sie wollte mich nicht mehr loslassen und ich sie auch nicht!”
Olga stand auf und ging lächelnd auf die beiden zu, während Milena staunend in das überglückliche Gesicht ihres Bruders blickte.
 



 
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