Mal.Kunst

4,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Walther

Mitglied
Mal.Kunst


Das weite Rund war weiß, und ganz am Rand
Stand eine Pappelwand. Das war rechts oben.
Links unten schien ein kleiner Krieg zu toben.
Von dort ging schlangengleich ins Unbekannt

Ein Weg, der, in das Schicksal fest verwoben,
Als Ornament erscheinen mag. Das Land
War schneebedeckt. Die Mitte blieb vakant.
Links oben sich als Fixpunkt auszuloben:

Ein altes Haus auf einem kleinen Hügel
Versuchte sich in dieser schweren Kunst.
Dem Adler wuchsen schattig Riesenflügel,

Als er ins Rund stieß aus dem Wolkendunst.
Der Pinselstrich nahm Augen an die Zügel:
Wer führt, erreicht auch des Betrachters Gunst.
 
ICH LIEBE ES!!! ²


Guck mal Walther, beim laut Lesen bastel ich mir ein Gedicht immer um. Und glaub mir: Ich lese nicht alles laut !!! Dies ja, mein Lieber. Wie ich's lese? So:


Mal.Kunst


Das weite Rund war weiß, und ganz,
am Rand stand eine Pappelwand. Das war rechts oben.
Links unten schien ein kleiner Krieg zu toben.
Von dort ging schlangengleich ins Unbekannt ein Weg,
der in das Schicksal fest verwoben, als Ornament.
Erscheinen mag das Land
war schneebedeckt,
die Mitte blieb vakant.
Links oben sich als Fixpunkt auszuloben:
Ein altes Haus,
auf einem kleinen Hügel
versuchte sich in dieser schweren Kunst,
dem Adler wuchsen schattig Riesenflügel,
als er ins Rund stieß - aus dem Wolkendunst
der Pinselstrich nahm Augen an die Zügel:
Wer führt, erreicht auch des Betrachters Gunst.


LG
Tom

p.s. Ich liebe es immer noch!
 

Walther

Mitglied
Lb. Tom,

das kann man in der Tat so vorlesen. Mir war bei diesem Text wichtig, daß man ihn einfach vortragen kann wie einen Prosatext, und sich die Sprache und der Inhalt einfach in die Form schmiegen. Der Inhalt sollte ein komplettes gemaltes Bild im Kopf des Lesers erzeugen. Dieses Bild gibt es tatsächlich nicht, es wird evoziert.

Das hat einige Mühen gekostet.

Es erscheint so, daß dieser Versuch bei Dir "angekommen" ist. Das freut mich sehr. Mal sehen, was ich sonst noch für Eindrücke erzählt bekomme.

Lieben Dank für Deine ausführliche Betrachtung und Deine positiven Worte. Das kann ich heute gut gebrauchen, denn dieser Tag hat es in sich.

LG W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

dann möchte auch ich nicht mit Lob haushalten, wenngleich dein Stresstag nun schon wieder vorüber ist.

Ich finde, dass du den Prozess des Malens gut nachempfunden hast; einerseits die Strenge des Plans, die Überlegungen, die überhaupt erst zum Bild hinführen, andererseits die Leichtigkeit des Pinselstrichs, der diese Kopfgeburten in gewisser Weise aufhebt, manchmal auch zunichte macht.

So isses nämlisch wirklisch ... :D

Eine andere Lesart ist ebenfalls denkbar: Der Maler will um jeden Preis gefallen, erlaubt nicht einmal mehr den Augen, in Freiheit zu wählen ... (Wie passend da die Festen Formen ;) )

Dir einen schönen Tag
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Lb. Heidrun,

der Gedichttitel läßt wenigstens 3 Lesarten "offiziell" zu. :) Alle weiteren sind "inoffiziell", gestattet und gewollt.

Danke für Deine Gedanken und die Bewertung.

LG W.
 



 
Oben Unten