Mama gehört mir

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Jeden Tag gehe ich mit meinem Bruder und Mama auf den Spielplatz.
Heute bin ich mit Mama alleine dort, mein Bruder ist krank und muss bei Oma bleiben.
Mama sagt, ich wäre drei Jahre und mein Bruder vier. Wenn mich jemand fragt, wie alt ich bin, zeige ich immer den Daumen, den nächsten und den übernächsten Finger.
Also, Mama und ich spielen im Sandkasten mit den Förmchen und dem Schüppchen.
Plötzlich setzt sich doch ein Mädchen vor mich hin und will mit mir spielen. Ich will aber nicht, will mit Mama alleine spielen. Das Mädchen ist wohl auch Daumen, nächster und übernächster Finger alt, ist aber ohne ihre Mama auf dem Spielplatz. Sie hat eine schreckliche Rotznase. Mama hat ihr schon einmal die Nase geputzt. Das gefällt mir gar nicht.
Mama gehört mir.
Als sie nun meine Förmchen nimmt, bin ich sauer. Ich gucke sie ganz scharf an, merke, wie meine Augen ganz groß werden. Mama sagt später ich hätte sie richtig hyposiert, oder so ähnlich. So schwierige Worte kann ich mir nicht merken. Doch das Mädchen lässt sich von meinen hyposierten Augen nicht erschrecken. Sie bleibt einfach vor mir sitzen. Ich überlege. Dann sage ich:'' Geh weg, ich bin ein böser Polizist!'' Nichts geschieht. Ich überlege noch einmal und sage: ''Geh weg, ich bin ein böser Zahnarzt!'' Die bleibt und schaufelt Sand mit meinem Schüppchen in meine Förmchen. Was nun? Dann fällt mir was ganz Schreckliches ein, das muss sie einfach vertreiben. Ich mache meine Augen wieder ganz groß und schreie:'' Geh endlich weg, ich bin der bööööse Polizistenzahnarzt!!!'' Das Mädchen schaufelt ungerührt Sand mit meinem Schüppchen in meine Förmchen.

Ich gucke Mama an und bin erstaunt, dass Mama sich halbtot lacht. Warum nur? Ich gebe auf und lass das Mädchen schaufeln.
Am nächsten Tag habe ich die Erkältung. Mein Bruder oder war es die Rotznase, haben mich angesteckt.
Bin ich froh, dass ich nicht zum Spielplatz muss.
 
Glückwunsch, Marie-Luise!

Da hat das Kind in Dir mit Schüppchen und Förmchen gespielt. Davon habe ich mich auch hyposieren lassen.
Es war mir ein einziges Vergnügen!
Herzlichen Gruß
Eberhard
 

Carina M.

Mitglied
Liebe Marie- Luise,

eine hübsche Geschichte, nicht ohne Hintergrund, so, wie ich es lese. Manchmal nützt das fürchterlichste Gebahren nichts, um jemanden zu verschrecken.
Und manchmal ist man einfach nur froh, sich aus der Schusslinie zu entfernen.

Liebe Grüße,
Carina
 

mavys

Mitglied
Marie!

Ich mag Dinge, die unspektakulär, alltäglich sind, aber so schön unterhaltsam in Szene gesetzt.

Alles hypotisierte mavys
 

Maribu

Mitglied
Hallo Frau Wendland,

herzlichen Glückwunsch zu dieser herzerfrischenden Episode!
Sehr originell: 'das Mädchen ist Daumen, nächster und übernächster Finger alt'

Mein Vierjähriger sagte mal als ich in der Sandkiste seine
"Betonmischung" prüfen wollte - und meinte ich sei der
Vorarbeiter - "Ja, du bist der Polier!" (Wo hatte er das Wort bloß aufgeschnappt?)

Freundliche Grüße
Maribu
 

Paloma

Mitglied
Hallo Marie-Luise Wendland,

das mag eine niedliche Geschichte sein – aber sie ist mir, nicht böse sein, einfach zu unglaubwürdig. Welches dreijährige Mädchen denkt denn so?

Liebe Grüße
Paloma
 
E

eisblume

Gast
Hallo Marie-Luise,

ich finde die Geschichte an sich auch herzig. Nur, weiß ich ehrlich gesagt nicht, soll es jetzt eine Kinder- oder eine Erwachsenengeschichte sein. In jedem Fall würde dann etwas fehlen.
Da du aus der Ich-Perspektive einer Dreijährigen schreibst, noch dazu im Präsens, würde das m. M. n. eher für eine Kindergeschichte sprechen. Da ist dann aber die Erzählsprache nicht durchgängig gehalten, die ist stellenweise einfach unpassend für eine Dreijährige.
Für eine Erwachsenengeschichte meine ich, stimmt dann eben die Perspektive und das Präsens so nicht. Da wäre m. M. n. passender, aus Sicht des erwachsenen Ich in Form eines Rückblicks als Erinnerung an ein Kindheitserlebnis zu schreiben.

Insgesamt kann ich die Begeisterung meiner Vorposter leider nicht teilen.
Nichts für Ungut, lieben Gruß
eisblume
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo,
erinnert mich an eine Shortstory von mir
" der Laufstall".

hier ist es aber eineliebenswürdige variante.

gerne gelesen

ralf
 
Zuerst einmal herzlichen Dank an alle, die einen Kommentar geschrieben und Noten gegeben haben.
Die Geschichte ist von Anfang bis Ende so erlebt, und zwar von einem kleinen Jungen, meinem Sohn.
Er hatte noch nie negative Erfahrungen mit der Polizei und den Zahnärzten gemacht.
Das Rätsel, warum für ihn „Polizistenzahnarzt“ das schlimmste Abschreckungsmittel war, ist nie gelöst worden.
Ich habe mich damals darüber amüsiert, wie er seinem ein Jahr älteren Bruder die Geschichte erzählt hat. Er sprach auch von hyposieren.

Viele Grüße
Marie-Luise
 

Paloma

Mitglied
Guten Morgen Marie-Luise,

für die Glaubwürdigkeit einer Geschichte ist es vollkommen egal, ob sie wirklich passiert ist oder nicht. Ich schrieb ja schon, es ist eine nette kleine Geschichte. Dennoch bin ich der Meiung, vielleicht habe ich mich da falsch ausgedrückt, die Perspektive (Ich-Form) passt überhaupt nicht. So denkt eine Dreijährige nicht. Wenn du unbedingt aus ihrer Sicht schreiben willst, solltest du überdenken, den POV anderes zu setzten.

Schönen Tag und liebe Grüße
Paloma
 
Liebe Paloma,
was soll ich zu deinen Einwänden sagen?
Mein Mann und ich waren dabei, als mein kleiner Sohn sein Spielplatz-Erlebnis seinem älteren Bruder erzählte.
Wir haben uns auch über seine Gedankengänge sehr gewundert.

Es grüßt dich
Marie-Luise
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Marie-Luise,

ich kann die Einwände von eisblume und Paloma sehr gut nachvollziehen, vielleicht wäre dein Text im Tagebuch besser aufgehoben.

LG Franka
 
S

suzah

Gast
hallo marie-luise,

die geschichte an sich ist hübsch, aber aus der sicht des kindes erzählt ist die erzählsprache unpassend - wie schon eisblume sagte -, denn eine 3jährige spricht nicht so ein "schriftdeutsch" wie z.b.
"ich [blue]wäre[/blue] drei ...", "[blue]merke[/blue], wie meine Augen ganz groß werden.","schaufelt [blue]ungerühr[/blue]t Sand", sätze mit "also" beginnen, etc.

die drohung mit polizist und zahnarzt ist ok, auch das schwere fremdwort als "hyposiert", mich stört jedoch: [blue]übernächster[/blue] finger. ich meine, dass eine 3jährige sich nicht so ausdrückt sondern entweder sagt: daumen, ein finger, noch ein finger, oder meist sogar schon richtig an den fingern abzählt: ein, zwei, drei.

du sagst, die geschichte hätte sich genau so abgespielt. kann es sein, dass sie später in der erinnerung in diesem stil erzählt wurde?

liebe grüße suzah
 
Hallo suzah,
kann sein, dass sich ein paar „Erwachsenenworte“ eingeschlichen haben, doch wer das Wort Polizistenzahnarzt erfindet, denkt vielleicht auch ein wenig anders als andere Kinder. :D

Viele Grüße
Marie-Luise

Ps. Wenn man mal Kishons „Ein Schnuller mit Namen Zezi“ gelesen hat, wundert sich bestimmt auch, dass das Baby den Schnuller in der Sesselritze versteckt, damit es dann durch Schreien die Eltern zum Suchen des Schnullers bringen kann.
 

Paloma

Mitglied
Hallo Marie-Luise,

schön, dass du auf Kishons „Ein Schnuller mit dem Namen Zezi“ hinweist. Dir ist aber sicherlich aufgefallen, dass diese Geschichte aus der Sicht des Vaters geschrieben ist? DAS ist der feine Unterschied. Hättest du diese Perspektive - oder wahlweise die der Mutter gewählt, wäre deine Geschiche wesentlich glaubwürdiger rübergekommen.

Liebe Grüße
Paloma
 
S

suzah

Gast
hallo marie-luise,
ich hatte nichts gegen den ausdruck "polizistenzahnarzt" gesagt, solche wortschöpfungen sind bei kindern oft zu finden. es ging mir um den "schreibstil", der an vielen stellen nicht kindgemäß ist, wie z.b. "wäre" (konjunktiv) statt "bin", obwohl kinder viel aus der "erwachsenensprache" übernehmen, wenn sie mehr mit erwachsenen als mit kindern zusammen sind, früher sagte man dann sie wären "altklug".
den schnuller verstecken, o.ä., darauf kommen intelligente und fantasievolle babies bzw kleinkinder durchaus.
liebe grüße suzah
 
Jeden Tag gehe ich mit meinem Bruder und Mama auf den Spielplatz.
Heute bin ich mit Mama alleine dort, mein Bruder ist krank und muss bei Oma bleiben.
Mama sagt, dass ich drei Jahre bin. Wenn mich jemand fragt, zeige ich immer den Daumen, einen Finger und noch einen Finger.
Also, Mama und ich spielen im Sandkasten mit den Förmchen und dem Schüppchen.
Plötzlich ist da ein Mädchen und will mit mir spielen. Ich will aber nicht, will mit Mama alleine spielen. Das Mädchen ist ohne ihre Mama auf dem Spielplatz. Sie hat eine Rotznase. Mama hat ihr schon einmal die Nase geputzt. Das gefällt mir gar nicht. Mama gehört mir.
Als sie nun meine Förmchen nimmt, bin ich sauer. Ich gucke sie ganz scharf an, und mache meine Augen ganz groß. Mama sagt, dass ich sie fast hyposiert habe. Doch das Mädchen lässt sich von meinen hyposierten Augen nicht erschrecken. Sie bleibt einfach sitzen. Ich überlege. Dann sage ich:'' Geh weg, ich bin ein böser Polizist!'' Nichts geschieht. Ich überlege noch einmal und sage: ''Geh weg, ich bin ein böser Zahnarzt!'' Die bleibt und schaufelt Sand mit meinem Schüppchen in meine Förmchen. Was nun? Dann fällt mir was ganz Schreckliches ein, das muss sie einfach vertreiben. Ich mache meine Augen wieder ganz groß und schreie:'' Geh endlich weg, ich bin der bööööse Polizistenzahnarzt!!!'' Das Mädchen schaufelt noch immer Sand mit meinem Schüppchen in meine Förmchen.
Ich gucke Mama an und sehe, dass Mama sich halbtot lacht. Warum? Ich gebe auf und lass das Mädchen schaufeln.
Am nächsten Tag habe ich die Erkältung, auch so eine Rotznase wie das Mädchen auf dem Spielplatz.
Bin ich froh, dass ich nicht zum Spielplatz muss.
 
Hallo Paloma, hallo susah,
ich habe die Geschichte geändert. Hoffentlich geht es so.

Um noch einmal auf Kishon zurückzukommen.
Zwar hat der Vater die Geschichte von dem Schnuller erzählt, doch sieht er durchs Schlüsselloch, dass das Baby aus dem Laufstall klettert und den Schnuller versteckt, um die Eltern zu ärgern.
Wenn man es richtig betrachtet, ist das nun wirklich nicht babygerecht.

Es grüßt
Marie-Luise

Ps. Gut, liebe Paloma, dass es dir aufgefallen ist, dass bei dem Titel von Kishon das dem fehlte.
 



 
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