Man sagt

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Walther

Mitglied
Man sagt, der Kritiker, der fischt im Trüben,
Die Worte – seine! - böse, abgefeimt,
Wenn er zerpflücke, was man schreibt und reimt,
Weil Kunst von Können komme und vom Üben!

Er schwärmt vom Rhythmus, der, perfekt getimet,
Den Text nach vorne treibe, weich, in Schüben:
Die armen Dichter will er nicht betrüben!
Viel lieber hätte er sich eingeschleimt,

Er hat es nicht mit Unwahrheit und Lügen:
Vielleicht hat er das Nettsein doch versäumt,
Um seinem Ziel, der Klarheit, zu genügen!

Ein letztes Mal hat er sich aufgebäumt.
Er wird sich in sein Schicksal endlich fügen:
Ein Muster ohne Wert wird weggeräumt.
 

Walther

Mitglied
Man sagt


Der Kritiker fischt stets - sagt man! - im Trüben,
Die Worte – seine! - böse, abgefeimt,
Wenn er zerpflücke, was man schreibt und reimt,
Weil Kunst von Können komme und vom Üben!

Er schwärmt vom Rhythmus, der, perfekt getimet,
Den Text nach vorne treibe, weich, in Schüben:
Die armen Dichter will er nicht betrüben!
Viel lieber hätte er sich eingeschleimt,

Er hat es nicht mit Unwahrheit und Lügen:
Vielleicht hat er das Nettsein doch versäumt,
Um seinem Ziel, der Klarheit, zu genügen!

Ein letztes Mal hat er sich aufgebäumt.
Er wird sich in sein Schicksal endlich fügen:
Ein Muster ohne Wert wird weggeräumt.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

ich denke Kritik und Arbeit am Text sind generell nicht mehr erwünscht. - Und was spricht eigentlich dagegen, sie vollkommen aufzugeben?

Eben.

;)

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Thylda

Mitglied
Lieber Walther

Zu Form und Ausführung brauche ich nichts zu sagen ;)

Inhaltlich habe ich den starken Eindruck, daß wohl auch autobiografische Züge festgestellt werden können ;)
"Kunst kommt von Können und nicht vom Wollen, sonst hieße es Wulst" sagte mir mal jemand. Am Ende kommt es darauf an, als was man sich versteht. Ist man Kritiker, Lehrer oder Freund? Dem Kritiker kann es egal sein, ob man mit ihm auskommt oder nicht. Er zerpflückt akribisch, bleibt bei den Tatsachen. Abgerückt emotionsfrei macht er seinen Job. Der Lehrer sieht seinen pädagogischen Auftrag mit einem gewissen Sendungsbewußtsein vom Wissenden zum Unwissenden, vom Könner zum Stümper. Ein Freund sagt einem auch die Wahrheit, nur sagt er sie, ohne zu verletzen. Er muntert auf, er hilft weiter, aber er läßt einem die Persönlichkeit.
Ich bin mir sicher, daß es auch weiterhin viele in der LL gibt, die bei Deiner Expertise Deinen freundschaftlichen Rat schätzen, auch ich.

Liebe Grüße
Thylda
 

Rhea_Gift

Mitglied
Heidrunche, ma wieder flott beim Generalisieren!! :D Hust!! Also ICH schätze Kritik sehr, wenn sie sauber seziert und nicht mit dem Hackebeil und einem "Alles Mist! Du kannst nüscht, schmeiß die Feder wech!" nen blinden Kahlschlag macht, darüber ein böses Grinsen - Walther, verzeihe er mir die Übertreibung, da kommt der Poet durch... lach...
Und wenn der Kritiker nicht meinungslose Übernahme erwartet, sondern zu Gedanken anregen will - egal, ob sie wirken - bei manchen ists mehr, bei anderen weniger, so ist das doch immer...
Walther, ich glaub, du würdest dir ne Menge Ärger ersparen, wenn du vorher gerade Neulinge fragst, ob sie sich metrisch überhaupt Gedanken gemacht haben - also erstmal abklopfst, ob ers noch nicht besser kann oder Metrik demjenigen wurscht ist - wenns wurscht ist, kannste dir jeden weiteren Atem sparen, wenn nicht, ma klein anfangen mit erklären - schon deine XxXx sagen manchen nämlich nüscht, bei denen Metrik zuuu lang her ist oder einfach unbekannt... es mag nicht einfach sein, sich zu beherrschen - aber es bringt mehr - Lügen musste dabei doch gar nicht, wie Thylda so schön verdeutlicht hat - nur den Ton ein bisserl weniger diskantieren lassen, um dieses tolle Wort mal nochmal zu verwenden ;) Also, ich hoffe auf weitere sehr geschätzte Kritik der konstruktiven Sorte von Dir!! :)

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Lb. Thylda,

herzlichen Dank für Deinen Hinweis, daß es sich hierbei um einen - formal gesehen - gelungenen Beitrag handelt. Darauf kam es mir an. Der Inhalt ist sicherlich ein nicht unwesentlicher Punkt, darf aber durchaus nicht nur in Bezug auf die Lupe gesehen werden. Schließlich ist der Kritiker generell nicht wohl gelitten, weil Kritik, egal, wer sie vorträgt, wo und wie sie vorgetragen wird, immer weh tut und zarte Mütchen zusammenfaltet.

In gehegten Kindergärten haben Kritiker generell nichts zu suchen. Hier gilt es, unschuldige, empfindliche und noch nicht gefestigte kleine Wesen sanft an das Leben, am besten spielerisch, heranzuführen. Schon der Waldkindergarten wird häufig kritisiert, weil man vom Bäumchen fallen und von herabfallenden Ästen erschlagen werden kann.

Wie häufig hat nicht jeder von uns einmal einen solchen Kritiker im Nacken gehabt und verflucht? Haben wir ihn nicht heftigst und zutiefst beleidigt angegangen? Viele Gedichte sind darüber geschrieben worden, ich habe, so glaube ich mindestens ein Dutzend mehr oder minder wutschnaubend verfaßt!

Hier habe ich jetzt einmal eines aus der Sicht des oft Gescholtenen und hinaus Gedrängten geschrieben. Anwesende Personen sind damit weder gemeint noch zitiert.

Der Reiz an solchen Gedichten liegt in der absichtsvollen Verallgemeinerung von Erfahrungen. Man muß nicht das LyrIch sein, um seine Sicht nachfühlen zu können. Daher ist ein biographischer Bezug allenfalls zeitlich, aber nicht tatsächlich-inhaltlich gegeben, da es für Werke dieser Art immer mehrerer unterschiedlicher Anlässe bedarf. Viele davon liegen lange zurück, fanden an anderen Orten und in anderen Zusammenhängen und mit anderen Personen statt, das Residuum ist hier zu lesen. Ein Angriff gegen irgendjemanden oder gar ein aktueller Bezug ist weder beabsichtigt noch erkennbar. Man muß ihn schon hineininterpretieren.

Danke und Gruß W.

Lb. Heidrun,

danke für Deinen Eintrag. Meine Entscheidung, mich zurückzuhalten und nicht mehr in andere Themen zu engagieren, hat keinen Bezug zu diesem Gedicht. Sein Thema hatte ich schon lange vor der Flinte. Nun hat es sich ergeben, daß aus der Idee ein Text wurde.

Ein Beispiel irgendwelcher Art zu geben, ist durchaus nicht in meinem Sinne. Ich entscheide für mich und betrachte mich durchaus nicht als nachahmenswertes Beispiel.

LG W.

Lb Rhea_Gift,

danke für Deine Gedanken. In der Tat ist Kritik ein Minenfeld. Ich hoffe, die Rolle des gescholtenen und die ungeliebten Kritiker aus der Sicht eines solchen gut getroffen zu haben. Das war Ziel und Sinn meines Gedichts.

Alles Weitere ist zufällige Koinzidenz.

LG W.

Ihr Lieben,

ich bitte darum, sich nur zum Gedicht selbst und nicht zur angenommenen Befindlichkeit seines Autors zu äußern. Lieben Dank.

Frohes Dichten und Werken.

LG W.
 

revilo

Mitglied
Jau, Walther, das liest sich total gut, flüssig, leicht und locker.
Allerdings verstehe ich die letzte Zeile nicht. Was will uns der geschätzte Autor damit sagen?
LG revilo
 

Walther

Mitglied
Lb. revilo,

in einem Zeitalter, in dem jeder selbst definiert, was Kunst ist, ist der Kritiker "Muster ohne Wert". Im Wort "Muster" steckt das Konzept der Vorlage, der Blaupause, nach der gefertigt wird.

Der "Kritiker" prüft das Herstellergebnis gegen die Vorlage. Er ist sozusagen das Meßgerät für Qualität, für vorlagengetreue, handwerklich ordentliche Herstellung. Ein Muster ohne Wert wird weggeräumt.

Es läge/stünde sowieso nur unnütz rum: Eine maßlose Zeit bedarf weder der Werte noch der Messung/Musterung. Wer der ungeordneten, maß- und ziellosen Freiheit das Wort redet, muß mit dem Ergebnis leben.

Sprache ist verräterisch. Aber wem sage ich das. :D

LG W.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Jaja, der liebe Zufall... ggg - Hauptsache, die Firma dankt nicht ab - mal so zufällig assoziierend - jedenfalls sollte ein Kritiker, mal so allgemein gesprochen, genauso wenig schnell das Handtuch werfen wie seine Kritisierten - mich mal hier NUR auf das Ende des Gedichts beziehend, ähmja. ;)

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Lb. Revilo,

nein, er läßt es zu (fügt sich in sein Schicksal), weggeräumt zu werden. :D Zum selber Wegräumen isser zu bequem. :)

LG W.

Lb. Rhea_Gift,

ich sprach nicht über Handtücher oder Flinten. :)

LG W.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Über Flinten sprach ich auch nicht - ggg - und sach bloß, du siehst nicht die schön gemusterten Handtücher am Ende... ok, ne ordentliche Putze räumt sie weg - aber irgendwer hat sie nu vorher fallen lassen? Oder geworfen... mal so assoziierend... :D
 
M

Marlene M.

Gast
durchaus mag es Dichter geben, die Kritik nicht annehmen können oder wollen. Oftmals sind es grade die, die selber kritisieren.
Das gilt im Übrigen ebenso für alle Bereiche des Lebens , in der man Kritik äussert.
Den Kritiker aber als "Muster ohne Wert" abzustempeln, halte ich doch für übertrieben und ein wenig selbstbemitleidend.

Wenn Kritiker für ihr Tun öffentlich abgestraft werden, dann liegt es nicht an ihrer Kritik, sondern vermutlich an dem Ton ihrer Kritik.
Nett kommt eben besser- auch bei Kritik.
Insofern halte ich den Schluß deines Werkes für zu verallgemeinernd und klischeehaft.
Ich kenne durchaus Kritiker, die akzeptiert sind und beliebt.
Grüße von Marlene
 

Walther

Mitglied
Lb Rhea_Gift!

:D

LG W.

Lb Marlene,

hat Dir jemand Deine wiederholt geäußerte Ansicht streitig gemacht?

LG W.
 



 
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