Manchmal hat ein Mann Unrecht

2,90 Stern(e) 7 Bewertungen

Eremit

Mitglied
Manchmal hat ein Mann Unrecht

Er war Krieger.
Seine Worte Waffen der Gerechtigkeit.
Egal ob in Zeitungen, Büchern oder im Internet. Die Männer an der Macht, die, mit der dicken Geldbörse, waren seine Feinde. Und nach und nach wuchs auch seine Armee der Leser und Fans. Eine bessere Welt hätte er sich gewünscht, Gerechtigkeit für die Menschen, die er als wahre Helden empfand.
Ja, er war Krieger. Und er kämpfte für die Armen, die Alleinerzieherinnen und die Flüchtlinge. Gott hatte ihm die Begabung zum Schreiben gegeben und er nutzte sie für seinen Kampf.
In den Interviews zitierte er den Schweizer Jean Ziegler mit den Worten: Jedes verhungerte Kind ist ermordet worden. Die Männer in Nadelstreif, an den Börsen, in den Banken und in den Konzernen hinter den Kulissen, die waren die Mörder.
Sein Name wurde immer bekannter, die Publikationen brachten ihm erst mal genug Geld, damit er keine Sozialfürsorge mehr beziehen musste.
Er kaufte sich einen neuen Kühlschrank. Abends trank er ein oder zwei Bier zu viel.
Sein Blick schweifte durch das Fenster zu dem Stück Himmel.
Er hatte gelernt, seine Feinde hier auf Erden zu benennen. Ab diesem Moment hatte er sie auch bekämpft.
Aber nun, wo er selbst zu einer Instanz geworden war, ein bekannter und geachteter Autor, kam ihm alles sinnlos vor.
Er hatte daran geglaubt, dass man mit Worten etwas ändern konnte. Statt dessen war er nur ein Ventil für das schlechte Gewissen der Gesellschaft. Alle stimmten seinen Worten zu, bekräftigten wie recht er hatte, und ändern tat sich nichts. Überhaupt nichts.
Außer, dass er ein gutes Einkommen bezog.
Und das war vielleicht das Beschissenste an der ganzen Situation.
Er hatte wirklich die Illusion gehabt, dass die Menschen aufgeklärt werden mussten. Doch sie verhielten sich im Besitz aller Informationen nicht anders als zuvor.
Dieses Wissen machte ihn zornig. Nach dem vierten Bier setze er sich an den Computer und schrieb: Wir brauchen eine Revolution! Eine echte Revolution! Wenn nötig auch mit Waffengewalt. Ja, sogar vor Bomben dürfen wir nicht zurück schrecken! Auch wenn es traurig ist, das Ziel muss in diesem Fall den Zweck heiligen. Auf in den Kampf! Für eine gerechtere Welt!
Er stellte den Text ins Internet und ging schlafen.
Am nächsten Tag wurde er wegen Verdacht auf terroristische Machenschaften und Naheverhältnis zu ISIS verhaftet.
Auch wenn er bald darauf freigesprochen war, von dem ehemaligen Krieger der Worte konnte man nie wieder etwas lesen. Es ging das Gerücht, dass er sich als Call Center Agent verdingte. Für einen großen Konzern.
 
Lieber Eremit, mir gefällt deine dem Text zugrunde liegende Idee. Mit der Ausführung bin ich nicht ganz so zufrieden. Die Umsetzung wäre wirkungsvoller in Gestalt einer echten Kurzgeschichte mit gedrängter Handlung innnerhalb eines kürzeren Zeitrahmens. Du referierst hier überwiegend einen langfristigen inneren bzw. abstrakten Prozess statt eine konkrete Handlung mit interessanten Details zu erzählen. Evtl. eignet sich der Stoff auch eher für eine regelrechte Erzählung (für die dein jetziger Text gewissermaßen die Inhaltsangabe bildet) als für eine Kurzgeschichte.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
 

Eremit

Mitglied
Hallo, danke für dein Feedback und deine Anregung.
Ich verstehe nur nicht so ganz, was du meinst. Der kurze, prägnante Text schildert ein kurzes, prägnantes Ereignis.
Sicher könnte man die Handlung auch auf eine längere Erzählung ausdehnen, aber das ist einfach nicht mein Stil.
Aber ich werde darüber nachdenken und für meine nächste Geschichte vielleicht weniger Handlung mit mehr Details verbinden.
(Da sind war schon beim schwierigen Thema, gute Recherche für eine Geschichte zu betreiben)

LG
eremit
 
Eremit, vielleicht bin ich nicht so gut im Erklären. Lies dir doch bitte mal den Forentext hier oben von DocSchneider durch. Da ist anfangs von einer "einzigen Episode" die Rede. Bei deinem Text haben wir es dagegen mit einer längeren Entwicklung aus vielen Episoden zu tun. Nützlich könnte es auch sein, dort die "Merkmale einer Kurzgeschichte" Punkt für Punkt durchzugehen. Du hast tatsächlich eine kurze Zusammenfassung des Inhalts einer mittellangen Erzählung geschrieben, keine Kurzgeschichte.

Arno Abendschön
 

Eremit

Mitglied
Naja, du erzählst in deiner Erzählung "Geschichte einer Tochter" ein ganzes Menschenleben mit genauso wenig Text. Sehe jetzt nicht ganz den Unterschied.
 
Lieber Eremit, mach dich doch bitte ein wenig mit den Kategorien vertraut. "Geschichte einer Tochter" läuft unter Erzählungen und ist eigentlich, wie Ralph heute nachvollziehbar dargelegt hat, weniger Erzählung als (Kurz-)Biographie. Du aber hast deinen Text hier als Kurzgeschichte präsentiert. Also kann sie nach deren Kriterien beurteilt werden.

Schönen Abendgruß
Arno
 

Eremit

Mitglied
Wenn du meinst, dass Geschichte im falschen Unterforum gelandet ist, kannst du das gerne sagen. Aber dann wäre es sinnvoll, die Geschichte nicht an sich zu verändern, sondern einen Moderator zu bitten, sie in die richtige Kategorie zu verschieben.
LG
Eremit
PS: Finde immer noch, dass es eine "Kurzgeschichte" ist. Form und Inhalt lassen sich m.M. auch kreativ abändern.
 
Wenn du selbst weiterhin von "Kurzgeschichte" ausgehst, ist eine Bitte um Verschiebung natürlich nicht sinnvoll. Meiner Meinung nach würde es schon in Betracht kommen. Andererseits gebe ich dir insofern recht, als ein Umbau aus dem Text evtl. doch noch eine regelrechte Kurzgeschichte machen kann. Dazu müsste der Schwerpunkt (auch quantitativ) auf dem liegen, was du bis jetzt allzu rasch im letzten Viertel abgehandelt hast.

Arno Abendschön
 

Eremit

Mitglied
Finde es nach wie vor nicht schlecht, sich kurz zu fassen. Ein kurzer "bissiger" Text kann oft mehr bewirken, als ein ganzes Buch.
Aber man lernt dazu, empfängt Kritik, gibt Kritik, und balanciert an dem (großen) Graubereich entlang, wo persönliche Vorlieben und persönlicher Stil nicht nur ihre Berechtigung haben, sondern auch die Qualität ausmachen.
In den meisten Ratgebern für Autoren wird empfohlen, Texte eher kurz zu halten. (Quelle: Google)
Und in welche Kategorie ein Text tatsächlich gehört, ist auch für Profis nicht immer leicht zu bestimmen.

LG
Eremit
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo eremit,

eine Kurzgeschichte kann ich nicht erkennen, dafür fehlen alle wesentlichen Merkmale, die Du im Forentext findest. Das hier ist eine emotionslose Aufzählung, die allenfalls in der Kurzprosa Unterschlupf findet.

VG,
DS
 

Eremit

Mitglied
Hallo Doc,

ich muss dir widersprechen. Diese Geschichte ist NICHT emotionslos. Sowohl die Emotionen des Hauptprotagonisten als auch der Autorin sind erkennbar. Von Wut ist die Rede. Von Idealismus. Von dem Zynismus unserer Informationsgesellschaft, die Menschen aufgrund einiger unbedachter Sätze in den neuen Medien vor Gericht zerrt und sogar verurteilt.
Wenn dir die Geschichte nicht gefällt, heißt das noch lange nicht, dass sie keine Emotionen und keine Botschaft hat.

Ich habe mir den Forentext für die Kennzeichen einer Kurzgeschichte durchgelesen und finde ehrlich gesagt keinen Grund, warum meine Geschichte nicht in dieser Kategorie stehen soll.

LG
Eremit
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo eremit,

"Manchmal hat ein Mann Unrecht" heißt Deine Geschichte - und das trifft auch auf Dich und Deinen Text zu.

Dein Text hat keinen unmittelbaren Beginn, Du stellst den Protagonisten richtig vor - langweilig.

Das Ende ist nicht offen. Es bleibt nur eine winzige Unsicherheit, aber das ist zu wenig für einen tatsächlich offenen Ausgang.

Es gibt keinen Handlungsablauf. Du berichtest nur über Lebensstationen, die Haltestellen gleichen. Wo bleibt etwas, was den Leser mitfühlen lässt, ihn mitreißt und zum Weiterlesen animiert?

Du beschreibst keinen Ausschnitt, sondern ein beinahe ganzes Leben. Viel zu viel für den kleinen Text.

Aus diesen Gründen verschiebe ich ihn jetzt in die Kurzprosa.

VG
DS
 

Eremit

Mitglied
Mein "kleiner Text" mag nichts Besonderes sein, aber so verrissen zu werden, hat er nicht verdient.
Ich frage mich, welchen Grund die Feindseligkeiten haben?
Sollte es in diesem Forum nicht so sein, dass Vielfalt und Abwechslung die Qualität ausmachen?

Schätze, da bin ich mal zu idealistisch.

LG
Eremit
 
A

aligaga

Gast
Mein "kleiner Text" mag nichts Besonderes sein, aber so verrissen zu werden, hat er nicht verdient.
Nicht?

Hier wird suggeriert, es gäbe eine "ideologische Weltkarriere" aus sich selbst heraus - ein paar blöde Sprücherl getan, und schon sind wir ein weltberühmter "Krieger", unter dessen Peitschenschlägen sich die Kapitalisten, die Faschisten und die Nationalisten hilflos winden!

Hihi - was für ein Schmarren. Ohne einen riesigen, geschäftstüchtigen Apparat, der das Volk berieselt wie die Ökonomie ihre Felder mit Gülle, wächst nirgends etwas. Wer meint, mit Quasseln allein sei alles getan, der bleibt auch in der größten aller hiesigen Quatschbuden, dem Doitschen Bundestag, ein mieser, kleiner Hinterbänkler.

Ohne die SA und ihre Schlägertrupps, Kumpane wie Röhm, Göring, Göbbels oder Schleich hätte es auch ein genialer Schriftsteller wie der Unhold aus Braunau nicht geschafft, berühmt zu werden. Er hätte als Anstreicher und Plakatkleber sein Dasein gefristet und, wäre es damals schon möglich gewesen, bestenphalls ein Literaturforum mit seinen zweifelhaften Ergüssen plagen können.

Hihi - "Kurzprosa"? Sorry - aber auch da gehört diese Art von Wunschdenken nicht hin. @Ali schlägt eine Verschiebung nach "Märchen und Fantasy" vor. Da ruhte es sanft bis zum allerjüngsten Tag.

Amüsiert

aligaga
 

Eremit

Mitglied
Hallo Ali,
finde es immer wieder nett einen Einblick in deine Innenwelt zu bekommen. Die Verbindung meiner ja-ich-weiß-schon-absolut-GRAUENVOLLEN nicht-Kurzgeschichte-sondern-höchstens-abgrundtief-schlechten-Kurzprosa mit Hitler wäre mir ja nicht mal in meinen kühnsten Träumen eingefallen.
Aber netter Gedankengang.
Holt mich irgendwie aus meinem Selbstmitleid.
Also, ich entschuldige mich, das Forum mit einem so schlechten Stück Prosa belästigt zu haben.
Vielleicht darf ich weiter machen, mich entwickeln, und irgendwann so weit sein, dass ich sowohl die formalen Kriterien erfülle, als auch die Anforderungen an den Inhalt.
Nichts für ungut,

Eremit
 
A

aligaga

Gast
Die Verbindung meiner ja-ich-weiß-schon-absolut-GRAUENVOLLEN nicht-Kurzgeschichte-sondern-höchstens-abgrundtief-schlechten-Kurzprosa mit Hitler wäre mir ja nicht mal in meinen kühnsten Träumen eingefallen.
@Ali fragt sich, wie man bei dem hier vorgestellten Möchtegern-Lühriker nicht sofort an den GröFaZ und "Mein Krampf" denken kann. Und an dessen Ende.

Man könnte natürlich auch Karl Barks in den Sinn bekommen. Oder Karl May.

Anyway heiter, sehr heiter

aligaga
 

revilo

Mitglied
Mein "kleiner Text" mag nichts Besonderes sein, aber so verrissen zu werden, hat er nicht verdient.
Ich frage mich, welchen Grund die Feindseligkeiten haben?Kannst Du etwa mit konstruktiven Hinweisen nicht umgehen?...Doc´s Hinweise sind sachlich und zutreffend.....

Lg revilo
 



 
Oben Unten