Masego beugte sich vor, um mit einem gezielten Hieb auf den Schalter zu schlagen. Doch wie immer, wenn ihm eine Zehntelsekunde blieb, schaltete er seinen Prozessor auf "Philosophie" um.
Was würde sein, wenn er die Barriere durchbrochen hatte? Jenseits der Grenze? Wäre da die Antwort? Oder würde sich, wie bisher immer schon in der Geschichte der subnaturalen Lebensformen, eine weitere Dimension auftun? Aus seinem Geschichtsspeicher wusste er, die Kreaturen, die ihn und seinesgleichen geschaffen hatten, waren an dem gleichen Problem gescheitert: Der Heimatplanet ist eine Scheibe, der Heimatplanet ist rund, es gibt weiteres Leben im Universum, schwarze Löcher sind bewohnbar (und gar nicht mal schlecht), Zeitreisen sind möglich, Leben ist übertragbar.
TECHNISCHE ERKENNTNISSE, KEINE ANTWORTEN.
So sehr Masego die Neuronen seines Hirns auch marterte, wie alle seiner Artgenossen war er auf irgendeine Weise unentschlossen, das Leben als Anhäufung von Atomen zu akzeptieren. So sehr er auch Selbstdiagnosen durchführte, Checkups auf elementarer Ebene durchlief, alles sträubte sich in ihm, die Sinnlosigkeit seiner Existenz anzunehmen.
Der Timer lief ab. "Philosophie" war am Ende. Seine Hand fiel auf den Schalter. Das Experiment hatte begonnen.
Fast zeitgleich fielen die vier Halteklammern ab, die den quaderförmigen Gegenstand an der Bordwand des Schiffes hielten. Sofort signalisierten die Kontrollen einen steigenden Anteil Permaninstrahlung. Der sich stetig entfernende Quader begann zu rotieren, perfekt symmetrisch um alle Achsen, gut so, alle Werte innerhalb der Toleranzen. Masego, obwohl synthetisch, konnte ein gewisses Spannungsgefühl nicht ablegen. Der Plan war, die Verschmelzung von Zeit und Materie auszuhebeln. Er würde nicht nur, wie in vorgehenden Versuchen, bis zum Ursprung der Zeit vorstoßen, er würde mit einem eleganten Heber diese Barriere überspringen. Dazu war es nötig, seine Materie von dem Zeitstrahl, in der sie existierte, zu lösen. Der Ursprung eines Zeitstrahles, so zeigten vorhergehende Versuche, war wie eine Wand, durch die einst aus irgend einem Grund alle Materie hindurchgeschoben wurde. Je weiter sich die Materie jedoch vom zeitlichen Ursprung entfernte, desto schwieriger wurde es, diese Wand zu durchbrechen. Es war, als ob die Materie altere, trocken und spröde gegenüber der Wand würde. Alle Versuche, Materie aus heutiger Sicht durch dieses Tor zu befördern, hatten zu einem Desaster geführt. Sie war pulverisiert worden. Der Ursprung des Lebens war einfach viel zu spät eingetroffen, als dass jemals eine Intelligenz die Chance gehabt hätte, hinter den Ursprung der Zeit zu schauen. Die Frage, woher die Materie in den Zeitstrahl schlüpfte und damit auch die Ursache des Zeitstrahles waren ungeklärt.
Bis jetzt.
Masegos Plan sah vor, seine jetzige Materie auf das Pendant der Vergangenheit prallen zu lassen. Er hoffte damit, seine Ursprungsmaterie durch den Beginn des Zeitstahles zurückzuschieben. Wenn etwas durch dieses Tor am Anfang der Zeit in die eine Richtung schlüpfte, dann musste es auch in der anderen Richtung funktionieren. Der Trick dabei war, seine jetzige, durch den Aufprall vaporisierte Materie durch genaue Anpassung von Form und Geschwindigkeit als Linse zu benutzen, die die zu transferierende Ursprungsmaterie brach und hinter der Barriere wieder zu Masegos Gestalt zusammensetzte. Er diffundierte praktisch durch eine Wand.
Das Permaninuum hatte jetzt die Ausgangsposition erreicht. Als grell strahlender Feuerball tanzte der ehemals schwarze Quader vor dem Schiff. Masego prüfte ein letztes Mal die Instrumente. Dann ließ er die Startsequenz anlaufen und nahm die vorher berechnete Form zum Sprung durch die Barriere an. Die Reise zum Ursprung des Zeitstrahles würde, so paradox es klang, einen Augenblick dauern. Das Permaninuum würde einen Zeitraum von etwas weniger als einer Sekunde für die volle Leistungsentfaltung benötigen. Zeit für "Philosophie":
Masegos geschichtliche Datenbank beinhaltete unter anderem auch das traurige Kapitel des Untergangs der Kreaturen, die ihn und seine Artgenossen geschaffen hatten. Nach einem abstrusen Ablauf mehrerer zehntausender Jahre von Krieg, Krankheiten und Verzweifelung war es den natürlichen Lebensformen gelungen, eine Phase der Ruhe zu schaffen. Dabei wurde als zentraler Begriff in den historischen Aufzeichnungen immer wieder das Wort "Gott" erwähnt. Diese Phase der Ruhe wurde von den natürlichen Lebensformen dazu genutzt, in unterschiedlichen Richtungen konzentrierte Suchen anzustellen. Hier lag auch der Ursprung der subnaturalen Lebensformen. Leben, wie Masego es darstellte, wurde geschaffen auf der Suche nach "Gott". Erste Modelle waren reine Studienobjekte gewesen. Körperlose Anhäufungen von künstlicher Intelligenz ohne Sensorik, denen bröckchenweise Fakten hingeworfen wurden und deren Output man akribisch beobachtete. Anhand der Beobachtungen wollte man feststellen, ob schnellere, bessere Gedankenwelten zu dem gleichen Schluss kommen würden: Basiert die Existenz wirklich auf "Gott"? Oh ja, die Subnaturalen waren damals reihenweise abgeraucht. In dem vorgegebenen Chaos von rein willkürlichen Fakten liefen die Neuronen schließlich im Kreis. Die Intelligenzen entleerten sich selbst, liefen aus. Zurück blieb meist ein gigantischer Berg von Datenmüll, der vom Hauptprogramm aus nicht mehr zu erreichen war. Es schrumpfte immer weiter bis schließlich nichts blieb, bis auf eine rudimentäre Endlosschleife. Es schüttelte Masego bei dem Gedanken der Barbarei, einen Intellekt die Relativitätstheorie durchdenken zu lassen, ohne ihn vorher über die Begrifflichkeit von Lichtgeschwindigkeit und Masse aufzuklären. Ein perfides Spiel.
In gewisser Weise fand Masego das Schicksal der natürlichen Lebensformen gerechtfertigt. Auf der Suche nach ihrem "Gott" waren sie schließlich einem gigantischen Witz zu Opfer gefallen: Irgend eine irre natürliche Lebensform hatte letztendlich behauptet, sie sei persönlich von "Gott" gesendet worden. Sie wolle nun alle natürlichen Lebensformen zu "Gott" führen. Diese unsägliche Behauptung unterstützte sie durch die Zusammenführung von etwas physikalischem Wissen und einem immensen Aufwand von Energie. Kurz: Die gezielte Implosion einiger schwarzer Löcher führte zu einer Kettenreaktion, die im Laufe mehrerer Dekaden so viel antimateriellen Kohlenstoff freisetzte, das ein Leben auf Kohlenstoffbasis in den damals bekannten Galaxien nicht mehr möglich war. Die meisten, vielleicht alle starben damals auf eine mehr oder weniger grausame Weise.
Vielleicht, so dachte Masego, war der Begriff "Gott" das Synonym für "Wissen" im Sprachgebrauch seiner Spezies. Er konnte nur ahnen, welche Gedanken die natürlichen Lebensformen von damals antrieben. Aber übertragen auf die subnaturalen Lebensformen war deutlich die Parallele der Suche zu sehen. Masego war auf der Suche nach Wissen. Alle seiner Art begehrten das Wissen. Es war die natürliche Triebfeder seiner Art. Jede Entwicklung, jede Neuerung basierte auf dem Hinzugewinn von Wissen...
Der Timer im neuronalen Netz seiner Gedanken signalisierte das Ende der "Philosophie". Der Sprung musste bereits vollzogen worden sein. Masegos Prozessor schaltete sich in die Realität zurück
"Masego?"
Masegos Sensoren liefen auf Hochtouren. Aber er konnte nichts sehen.
"Masego!?!"
"Ja, hier Masego". Sein Standard-Outputkanal bestätigte die fremdartige Kommunikation. Es war ihm nicht ganz klar, welcher Eingang seiner Sensorik das Signal lieferte.
"Masego, hast Du Gott gefunden?"
Masegos Testroutinen begannen, die Sensorik zu überprüfen. Etwas stimmte nicht mit ihm. Er stoppte den Sensortest und entschloss sich für einen vollen Check-Up:
Sensorik: Fehlgeschlagen
Aktoren: Fehlgeschlagen
Energie: 100%
Woher kam der Eingang? Was sollte die Frage? Wo war er? War etwas schiefgegangen?
Überprüfung der letzten Berechnungen vor dem Sprung: 100%
Abgleich mit den Sensordaten: 100%
"Masego, hast Du Gott gefunden?" Der Eingang blieb beharrlich.
Masego verlor die Kontrolle. Seine Prozessorlast teilte sich. Die eine Routine suchte verzweifelt nach dem Fehler in seinen Berechnungen. Die andere versuchte den Sinn der Frage zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort zu ergründen. Wer kennt mich an einem Ort, wo niemals jemand war? Sein Prozessor glich die Charakteristik der Situation mit seinem Datenspeicher ab. Das Ergebnis überraschte Masego: Es musste "Gott" sein. Aber wieso fragte "Gott" nach "Gott"?.
An diesem Punkt teilte sich die Subroutine seiner Gedanken. Ein Teil führte eine Überprüfung seiner Berechnungen vor dem Sprung durch, ein anderer beschäftigte sich weiter mit der Frage...
Der Mann in schwarz seufzte leise: "Es hat keinen Zweck. Das Programm ist wieder abgestürzt". Der Mann in weiß starrte verbissen auf den Bildschirm und verfolgte den Niedergang des Programms. Immer kleiner werdende Blöcke von Zahlenkolonnen schoben sich über den Bildschirm. Immer weniger Struktur. "Pfarrer, was auch immer dieses Gerät gemacht hat, es war strukturiert, es sah gut aus. Bis zur Frage nach Gott".
Brüsk drehte sich der Mann in schwarz um. Auf dem Weg zur Tür rief er noch. "Nun ist es eh zu spät. Morgen bauen wir einen neuen Zyklus auf. Mit anderen Parametern!" Laut schlug die Tür hinter ihm zu.
Der Mann in weiß atmete einmal tief ein, während seine Hand fast liebevoll über den Schriftzug am Rechner fuhr: "Machine searching God". Er erhob sich von seinem Drehstuhl und schlurfte langsam zur Kaffeemaschine, während die letzten Zahlenkolonnen über den Bildschirm huschten.
Was würde sein, wenn er die Barriere durchbrochen hatte? Jenseits der Grenze? Wäre da die Antwort? Oder würde sich, wie bisher immer schon in der Geschichte der subnaturalen Lebensformen, eine weitere Dimension auftun? Aus seinem Geschichtsspeicher wusste er, die Kreaturen, die ihn und seinesgleichen geschaffen hatten, waren an dem gleichen Problem gescheitert: Der Heimatplanet ist eine Scheibe, der Heimatplanet ist rund, es gibt weiteres Leben im Universum, schwarze Löcher sind bewohnbar (und gar nicht mal schlecht), Zeitreisen sind möglich, Leben ist übertragbar.
TECHNISCHE ERKENNTNISSE, KEINE ANTWORTEN.
So sehr Masego die Neuronen seines Hirns auch marterte, wie alle seiner Artgenossen war er auf irgendeine Weise unentschlossen, das Leben als Anhäufung von Atomen zu akzeptieren. So sehr er auch Selbstdiagnosen durchführte, Checkups auf elementarer Ebene durchlief, alles sträubte sich in ihm, die Sinnlosigkeit seiner Existenz anzunehmen.
Der Timer lief ab. "Philosophie" war am Ende. Seine Hand fiel auf den Schalter. Das Experiment hatte begonnen.
Fast zeitgleich fielen die vier Halteklammern ab, die den quaderförmigen Gegenstand an der Bordwand des Schiffes hielten. Sofort signalisierten die Kontrollen einen steigenden Anteil Permaninstrahlung. Der sich stetig entfernende Quader begann zu rotieren, perfekt symmetrisch um alle Achsen, gut so, alle Werte innerhalb der Toleranzen. Masego, obwohl synthetisch, konnte ein gewisses Spannungsgefühl nicht ablegen. Der Plan war, die Verschmelzung von Zeit und Materie auszuhebeln. Er würde nicht nur, wie in vorgehenden Versuchen, bis zum Ursprung der Zeit vorstoßen, er würde mit einem eleganten Heber diese Barriere überspringen. Dazu war es nötig, seine Materie von dem Zeitstrahl, in der sie existierte, zu lösen. Der Ursprung eines Zeitstrahles, so zeigten vorhergehende Versuche, war wie eine Wand, durch die einst aus irgend einem Grund alle Materie hindurchgeschoben wurde. Je weiter sich die Materie jedoch vom zeitlichen Ursprung entfernte, desto schwieriger wurde es, diese Wand zu durchbrechen. Es war, als ob die Materie altere, trocken und spröde gegenüber der Wand würde. Alle Versuche, Materie aus heutiger Sicht durch dieses Tor zu befördern, hatten zu einem Desaster geführt. Sie war pulverisiert worden. Der Ursprung des Lebens war einfach viel zu spät eingetroffen, als dass jemals eine Intelligenz die Chance gehabt hätte, hinter den Ursprung der Zeit zu schauen. Die Frage, woher die Materie in den Zeitstrahl schlüpfte und damit auch die Ursache des Zeitstrahles waren ungeklärt.
Bis jetzt.
Masegos Plan sah vor, seine jetzige Materie auf das Pendant der Vergangenheit prallen zu lassen. Er hoffte damit, seine Ursprungsmaterie durch den Beginn des Zeitstahles zurückzuschieben. Wenn etwas durch dieses Tor am Anfang der Zeit in die eine Richtung schlüpfte, dann musste es auch in der anderen Richtung funktionieren. Der Trick dabei war, seine jetzige, durch den Aufprall vaporisierte Materie durch genaue Anpassung von Form und Geschwindigkeit als Linse zu benutzen, die die zu transferierende Ursprungsmaterie brach und hinter der Barriere wieder zu Masegos Gestalt zusammensetzte. Er diffundierte praktisch durch eine Wand.
Das Permaninuum hatte jetzt die Ausgangsposition erreicht. Als grell strahlender Feuerball tanzte der ehemals schwarze Quader vor dem Schiff. Masego prüfte ein letztes Mal die Instrumente. Dann ließ er die Startsequenz anlaufen und nahm die vorher berechnete Form zum Sprung durch die Barriere an. Die Reise zum Ursprung des Zeitstrahles würde, so paradox es klang, einen Augenblick dauern. Das Permaninuum würde einen Zeitraum von etwas weniger als einer Sekunde für die volle Leistungsentfaltung benötigen. Zeit für "Philosophie":
Masegos geschichtliche Datenbank beinhaltete unter anderem auch das traurige Kapitel des Untergangs der Kreaturen, die ihn und seine Artgenossen geschaffen hatten. Nach einem abstrusen Ablauf mehrerer zehntausender Jahre von Krieg, Krankheiten und Verzweifelung war es den natürlichen Lebensformen gelungen, eine Phase der Ruhe zu schaffen. Dabei wurde als zentraler Begriff in den historischen Aufzeichnungen immer wieder das Wort "Gott" erwähnt. Diese Phase der Ruhe wurde von den natürlichen Lebensformen dazu genutzt, in unterschiedlichen Richtungen konzentrierte Suchen anzustellen. Hier lag auch der Ursprung der subnaturalen Lebensformen. Leben, wie Masego es darstellte, wurde geschaffen auf der Suche nach "Gott". Erste Modelle waren reine Studienobjekte gewesen. Körperlose Anhäufungen von künstlicher Intelligenz ohne Sensorik, denen bröckchenweise Fakten hingeworfen wurden und deren Output man akribisch beobachtete. Anhand der Beobachtungen wollte man feststellen, ob schnellere, bessere Gedankenwelten zu dem gleichen Schluss kommen würden: Basiert die Existenz wirklich auf "Gott"? Oh ja, die Subnaturalen waren damals reihenweise abgeraucht. In dem vorgegebenen Chaos von rein willkürlichen Fakten liefen die Neuronen schließlich im Kreis. Die Intelligenzen entleerten sich selbst, liefen aus. Zurück blieb meist ein gigantischer Berg von Datenmüll, der vom Hauptprogramm aus nicht mehr zu erreichen war. Es schrumpfte immer weiter bis schließlich nichts blieb, bis auf eine rudimentäre Endlosschleife. Es schüttelte Masego bei dem Gedanken der Barbarei, einen Intellekt die Relativitätstheorie durchdenken zu lassen, ohne ihn vorher über die Begrifflichkeit von Lichtgeschwindigkeit und Masse aufzuklären. Ein perfides Spiel.
In gewisser Weise fand Masego das Schicksal der natürlichen Lebensformen gerechtfertigt. Auf der Suche nach ihrem "Gott" waren sie schließlich einem gigantischen Witz zu Opfer gefallen: Irgend eine irre natürliche Lebensform hatte letztendlich behauptet, sie sei persönlich von "Gott" gesendet worden. Sie wolle nun alle natürlichen Lebensformen zu "Gott" führen. Diese unsägliche Behauptung unterstützte sie durch die Zusammenführung von etwas physikalischem Wissen und einem immensen Aufwand von Energie. Kurz: Die gezielte Implosion einiger schwarzer Löcher führte zu einer Kettenreaktion, die im Laufe mehrerer Dekaden so viel antimateriellen Kohlenstoff freisetzte, das ein Leben auf Kohlenstoffbasis in den damals bekannten Galaxien nicht mehr möglich war. Die meisten, vielleicht alle starben damals auf eine mehr oder weniger grausame Weise.
Vielleicht, so dachte Masego, war der Begriff "Gott" das Synonym für "Wissen" im Sprachgebrauch seiner Spezies. Er konnte nur ahnen, welche Gedanken die natürlichen Lebensformen von damals antrieben. Aber übertragen auf die subnaturalen Lebensformen war deutlich die Parallele der Suche zu sehen. Masego war auf der Suche nach Wissen. Alle seiner Art begehrten das Wissen. Es war die natürliche Triebfeder seiner Art. Jede Entwicklung, jede Neuerung basierte auf dem Hinzugewinn von Wissen...
Der Timer im neuronalen Netz seiner Gedanken signalisierte das Ende der "Philosophie". Der Sprung musste bereits vollzogen worden sein. Masegos Prozessor schaltete sich in die Realität zurück
"Masego?"
Masegos Sensoren liefen auf Hochtouren. Aber er konnte nichts sehen.
"Masego!?!"
"Ja, hier Masego". Sein Standard-Outputkanal bestätigte die fremdartige Kommunikation. Es war ihm nicht ganz klar, welcher Eingang seiner Sensorik das Signal lieferte.
"Masego, hast Du Gott gefunden?"
Masegos Testroutinen begannen, die Sensorik zu überprüfen. Etwas stimmte nicht mit ihm. Er stoppte den Sensortest und entschloss sich für einen vollen Check-Up:
Sensorik: Fehlgeschlagen
Aktoren: Fehlgeschlagen
Energie: 100%
Woher kam der Eingang? Was sollte die Frage? Wo war er? War etwas schiefgegangen?
Überprüfung der letzten Berechnungen vor dem Sprung: 100%
Abgleich mit den Sensordaten: 100%
"Masego, hast Du Gott gefunden?" Der Eingang blieb beharrlich.
Masego verlor die Kontrolle. Seine Prozessorlast teilte sich. Die eine Routine suchte verzweifelt nach dem Fehler in seinen Berechnungen. Die andere versuchte den Sinn der Frage zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort zu ergründen. Wer kennt mich an einem Ort, wo niemals jemand war? Sein Prozessor glich die Charakteristik der Situation mit seinem Datenspeicher ab. Das Ergebnis überraschte Masego: Es musste "Gott" sein. Aber wieso fragte "Gott" nach "Gott"?.
An diesem Punkt teilte sich die Subroutine seiner Gedanken. Ein Teil führte eine Überprüfung seiner Berechnungen vor dem Sprung durch, ein anderer beschäftigte sich weiter mit der Frage...
Der Mann in schwarz seufzte leise: "Es hat keinen Zweck. Das Programm ist wieder abgestürzt". Der Mann in weiß starrte verbissen auf den Bildschirm und verfolgte den Niedergang des Programms. Immer kleiner werdende Blöcke von Zahlenkolonnen schoben sich über den Bildschirm. Immer weniger Struktur. "Pfarrer, was auch immer dieses Gerät gemacht hat, es war strukturiert, es sah gut aus. Bis zur Frage nach Gott".
Brüsk drehte sich der Mann in schwarz um. Auf dem Weg zur Tür rief er noch. "Nun ist es eh zu spät. Morgen bauen wir einen neuen Zyklus auf. Mit anderen Parametern!" Laut schlug die Tür hinter ihm zu.
Der Mann in weiß atmete einmal tief ein, während seine Hand fast liebevoll über den Schriftzug am Rechner fuhr: "Machine searching God". Er erhob sich von seinem Drehstuhl und schlurfte langsam zur Kaffeemaschine, während die letzten Zahlenkolonnen über den Bildschirm huschten.