Maskenball (vormals Fasnacht)

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Walther

Mitglied
Fasnacht


Das Draußen dient als Spiegelbild des Drinnen:
Es schaut sich an als kalt und feucht in Grau,
Und was es sein will, weiß es nicht genau.
Das Fühlen wabert stumpf und fast von Sinnen.

Man wird aus sich und allem nicht mehr schlau:
Die Zeit scheint rasend und kaum zu verrinnen.
Dem Leben lässt sich wenig abgewinnen.
Die Wirklichkeit ist winkelig wie ein Verhau.

Wer jetzt noch weiterbohrt, wird Feuer schüren.
Das Wetter hustet in der Inversion.
Sei cool und lass Dich nicht auf Glatteis führen!

Das sagt sich leicht zu einer Depression.
Mit eitel Sonnenschein schön fest verschnüren:
Das Packet Hoffnung geht als Illusion.
 

revilo

Mitglied
Hallo Walter, altes Haus!
Es gibt Worte, die man sorgsam einpacken und einwickeln muß, damit sie nicht verloren gehen. Ich klaue Dir " Die Zeit scheint rasend und kaum zu verinnen " und verspreche bei meiner Seel´ , gut auf die Burschen aufzupassen. Kleptomanisch revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Hallo Watherr,
ich bin ein tierischer Karnevals-Fan! Die Aussage des Gedichtes finde ich schrecklich. Da gibt es von mir zero points . Null Punkte. Zero!

That’s it , aber leider muss ich einen Punkt geben; aber das ist schon zu viel, nothing , zero!
 

Walther

Mitglied
Hallo Oliver,

ich vermag Dir nicht ganz zu folgen, aber das liegt wohl an den 6 Pints Murphys vorvorgestern in Recklinghausen, die mich meinen Hut, aber nicht mein Kopf gekostet haben. Da lassen sich einige Dinge nur mit einer gewissen Phasenverzögerung aufnehmen. Alaaf & Tschö!

W.
 

Walther

Mitglied
Hi Tigerauge,

wenn Du meinst, ich sei gegen Fasnet, Karneval, Häs etc., dann täuschst Du Dich. Dies ist übrigens kein Gedicht gegen die Fasnacht, sondern über sie. Und, sind wir einmal eine logische Millisekunde ehrlich: Wir lieben und wir brauchen die Illusion. Mehr als vieles andere.

Daher verstehe ich Deine Wertung und Deine Aussage nicht, aber das kann an den Murphy's und der dadurch verursachten Phasenverzögerung in der Wahrnehmung liegen. Der Punkt sei Dir also gegönnt. Und mir wird er sicher zur Zierde, von heute bis zur nächsten Fasnacht.

Tschö! Alaaf! Hellau! Biniblau!

W.
 

Walther

Mitglied
Hi Oliver,

ich finde Recklinghausen irgendwie cool, ehrlich gesagt. Ganz besonders den Rock DJ im Murphy's. :)

War mir also ein Vergnügen!

Alaaf & Tschö W.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Lieber Walther,

ich denke Du solltest erst mal Weiberfastnacht feiern gehen, bevor Du da drüber schreibst.
Im Weiberfastnacht verliert man sein Herz, da versteckt sich im Frohsinn auch schon mal eine Träne, da fahren die ganze Zeit Krankenwagen und Polizei durch die Straßen, da irrt eine 14-jährige betrunken umher, doch das schlimmste was passieren kann ist: Dein Gedicht zu lesen.

Und das alles ist nur ein ganz kleiner Teil vom Wieberfasteleer. Das war nur das Touristenprogramm. Der Karneval gehört den Kindern und er findet in den Schulen und Kindergärten statt. Man ist aktiv in Vereinen, und der Rheinländer hat den Frohsinn im Herzen.

Bei Deinem Gedicht kann ich wirklich keine Aussage nachvollziehen, und (dass kannst Du mir glauben) ich laufe schon seit 30 Jahren mit der Narrenkappe durch die Stadt.

Viele Grüße
Tigerauge


P.S.:
Deine Antwort war sehr nett, vielen Dank.
 

Walther

Mitglied
Lb. Tigerauge,

da ich viele Jahre in Rheinbach bei Bonn verbracht habe (und auch heute beruflich dauernd im Westen weile, u.a. am vergangenen Donnerstag und Freitag), spreche ich von Dingen, die ich kenne. Im Übrigen ist mein aktueller Wohnsitz knapp nördlich der schwäbisch-alemannischen Fasnet (da sind alle "em Häs", wie das Fasnachtskostüm hier heißt). Zudem habe ich in Mannheim studiert und kenne über viele gemeinsame Freunde auch die Mainzer Variante persönlich.

Was ich sagen will: Eine Erläuterung ist nicht nötig.

Mein Gedicht ist das, was Dichtung tut: die Welt gegen den Strich zu bürsten. Wenn das mißfällt, ist die Schlechtwertung Dein (und anderer Leut') gutes Recht. Ich nehm's nicht krumm, da - zwar emotional, aber wenigstens - begründet. Ärgern tut mich nur die kritiklose Schlechtwertung, weil man da nichts draus lernen kann. Aber egal, das tut hier eigentlich nichts zur Sache.

Viel Spaß beim weiteren Feiern und Genießen der 5. Jahreszeit. Vielleicht schreibst Du einfach eine Kurzprosa oder ein Gedicht aus Deiner Sicht. Das würde sicherlich nicht nur mich interessieren. Schick mir ne PN, wenn Du damit fertig bist, OK?

Bester Gruß W.
 
B

bluefin

Gast
als aufrichtiger freund der schweizerInnen bin ich über deine "fasnacht" gestolpert, walther. man sagt den deutschschweizern ja allerhand langeweile nach, aber so grau wie in deinem gedicht kommt's im calvinistischen "basubiet" ja nicht mal am karfreitag daher.

die kontrast-masche, nach der du dein gedicht gefertigt hast, gibt's übrigens schon lang: http://faql.de/dunkel-wars.html

wahrscheinlich entstand die idee zu dieser art von gedichten bereits im frühen neunzehnten jahrhundert. ich finde das vorbild allerdings wesentlich passender für die narrenzeit als deine melancholie und würde an deiner stelle dein werk anders bezeichnen - wie wär's mit "Fast Nacht"?, "Aschermittwoch" oder "The Carnival Is Over"?

liebe grüße aus dem münchner fasching

bluefin
 

Walther

Mitglied
Lieber Gernot,

in der Tat, alles Masken. Die Welt maskiert sich gerne, manche auch als schwimmendes Meeressäugetier.

Es kommt nie gut an, diese herunterzureißen. Hier ist das geschehen, und mit Calvinismus hat das gar nichts zu tun.

Was soll's. Nicht alles kommt an. Und auch nicht jeder.

Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Ein handwerklich gelungenes Sonett derartig schlecht zu werten (unter 5), zeugt m. E. von Unkenntnis.

Trotzdem habe auch ich an diesem Gedicht allerlei auszusetzen:

"Sei cool" finde ich in deinem Zusammenhang deplaziert. Die Älteren unter uns Lupinen - und das sind nicht wenige ;) - bedienen sich gern einmal der vermeintlichen Jugendsprache. Aber: Es passt halt nicht immer!

Die Kontraste scheinen mir nicht gut genug herausgearbeitet. - Als diesbezüglich großArtiges Lehrbeispiel möchte ich Lapismont`s neuestes Gedicht nennen.

Paket statt Packet (Tippfehler).

Die erste Strophe finde ich hervorragend.

Liebe Grüße
Heidrun
 
B

bluefin

Gast
hm - ich habe gernots "masken" als "eingabemasken" interpretiert, da ein vorgegebenes schema benutzt wurde.

wann, @walther, wirst du einsehen, dass du mit deinen persönlichen angriffen auf den walfisch nicht weiter kommst? hülfe es, wenn ich dir verriete, dass ich wirklich unter wasser zu hause bin?

liebe grüße aus dem münchner fasching

bluefin

p.s.: das mit dem "packet" ist wie mit dem "stängel": die reform lässt's zu, obwohl man es anders spricht als zuvor
 

Honey

Mitglied
Hallo Walther,

wie Heidrun schon schrieb, handwerklich - wie immer -
gut. Der Inhalt leider nicht mein Fall. Vielleicht verstehe ich auch nur nicht wie zur Fastnacht solche ernsten Texte passen sollen. Enthalte mich einer Bewertung.

Gruß Honey
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

der Titel ist möglicherweise irreführend, denn nach meinem Eindruck, hast Du aus dem Karneval nur in der letzten Strophe das Verkleiden übernommen.

"Das Paket Hoffnung geht als Illusion".

In Deinem Text geht es um eine psychische Befindlichkeit, die so verworren ist, dass der Protagonist sie für sich nicht einordnen kann.

Er nimmt noch wahr, dass es "darußen" auch nicht viel besser aussieht als in seinem derzeitigen Seelenleben, nämlich grau. Ansonsten konstatiert er eine Depression, der auch mit gutem Zureden nicht beizukommen ist. "Bleib cool, das sagt sich leicht zu einer Depression". Und so bleibt dem Leidenden nicht amderes übrig, als seinen Schmerz mit Sonnenschein zu vertuschen, denn wer zeigt schon gerne aller Welt, dass es ihm nicht gut geht.

Die letzte Zeile ist dann wirklich schwarz. Wenn auch die Hoffnung nur eine Illusion ist, worauf soll man dann noch setzen?

So lese ich diesen Text. Jetzt überlege ich, welcher Titel dazu passen könnte.

Demaskiert könnte passen, stelle ich mir vor.


Liebe Grüße
Vera-Lena

PS.: Packet muss wegen der Betonung so stehen bleiben und englischsprachig gelesen werden. Da das cool, ebenfalls "denglisch" ist, kann man das vielleicht so durchgehen lassen.

"Die Wirklichkeit ist winkelig wie ein Verhau" hat für mein Gehör ein klein wenig etwas Stolperndes, aber das passt ja hier sehr gut zum Inhalt, deswegen würde ich auch das so stehen lassen.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Für mich ist dieses Gedicht eine Zustandsbeschreibung der augenblicklichen seelischen Verfassung des Lyrichs. Das Wörtchen "man" und vor allem die dritte Strofe lassen vermuten, dass der Autor sich hier zu sich selbst äußert.
Der Titel Fasnacht ist wohl eher irreführend. Im Text findet die fünfte Jahreszeit jedenfalls keine Erwähnung. Das Gebaren derer da draußen erscheint dem LyrIch irrwitzig und erinnert es irgendwie ans Fasnachttreiben.
Das Draußen (und nicht die Fasnacht) dient als Spiegelbild des Drinnen. Wie man reinguckt ins Draußen, so guckt es raus. Das Draußen spiegelt das Drinnen. Das Draußen weiß nicht genau, was es sein will (es lässt sich nicht interpretieren), weil das Drinnen mit sich nicht im Reinen ist. Das Lyrich ist am Arsch, selbst das Prinzip Hoffnung greift nicht mehr.
"Packet" scheint mir kein Schreibfehler zu sein. Das engl. Wort "packet" (Datenpaket) fügt sich rhythmisch ein, schon zuvor wurde die Vokabel "cool" gebraucht.
Alles in Allem für meine Begriffe eine saubere Arbeit.

LG
GG
 

viktor

Mitglied
zunächst beurteile ich bei einem gedicht das gelingen der kunsthandwerklichen form, dann, ob der vom autor gewollte inhalt schlüssig vermittelt wird - völlig unabhängig von meiner eigenen meinung zu dem thema (@tigerauge!)
an der form stört mich wirklich einzig z4s2, da eine silbe zuviel den lesefluss zerstört.
die stimmung des autors ist m.m.n. gut herausgearbeitet -
als "kölschem jung" ist sie mir fremd...
liebe grüße
viktor
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
@viktor,

was interessiert mich, wie Du wertest?

Oder soll das heißen, dass ich auch so zu werten habe?


Ich werde Walther auch eine gute Note geben, wenn mir ein Gedicht von ihm mal gefällt, und das habe ich auch schon gemacht, obgleich wir schon mal eine Auseinandersetzung hatten.

Allerdings lese ich ihn immer seltener, weil er sich hinter seinen Sonett versteckt. Er drückt sich sehr schwammig aus. Stichhaltig sind seine Gedichte oft kaum zu interpretieren. Viele Sachverhalte sind nur zufälliger Natur, oder sind derart unklar gefasst, dass sie auf alles und jeden übertragbar sind.

Du bist ne klösche Junge(!); ich bin auch ne klösche Junge. Da sind wir ja zwei, dem einen gefällt es, dem andern nicht.
 



 
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