Max Kunterbunt (7): Heute-Nachrichten

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L

Lutz Menard

Gast
1.Früh-Nachrichten


Max will schon früh morgens sehen,
wie verläuft das Weltgeschehen?
Seine Frau liegt noch im Bett –
er steckt schon im Internet!

Dort fragt er den „News Provider“:
Wie ging´s auf dem Erdball weiter?
Wieder kam es zu Gefechten
zwischen Guten und Grundschlechten!

Doch Max kann schwer unterscheiden,
wer ist welcher von den beiden?
Fragen gibt´s in Überzahl,
und die Antwort wird zur Qual!

Ist Scharon schon wieder Sieger,
Arafat der größte Krieger?
Schlugen sie im wilden Osten
wieder Draht um Grenzlandpfosten?

Herrschen in Afghanistan
immer noch die Taliban?
Oder sind die Glaubenskrieger
mittlerweile zweiter Sieger?

Hört man Irlands Optimisten
rufen, wir sind alle Christen?
Wird die Nato es je schaffen,
einzusammeln alle Waffen?

Muß die Wirtschaft sich bescheiden,
wenn die Arbeitslosen leiden?
Und das Wachstum weiter sinken,
wo vor Geld die Banken stinken?

Und zuletzt – zum Überfluß –
macht der Aktienmarkt Verdruß,
wo trotz aller Warnung man
in den Keller stürzen kann.

Max erkennt ganz ohne Frage:
Sehr verworren ist die Lage.
Seiner Frau im Morgenkleid
sagt er: Ich weiß schon Bescheid!


2.Spät-Nachrichten


Max sitzt noch am späten Abend
- sich an einem Biere labend –
vor dem Bildschirm, um zu sehen,
wie zuletzt die Aktien stehen.

Seine Hoffnung, daß die Welt
endlich einen Schubs erhält,
der das Bild zum Guten wendet,
hat punkt zwölf erneut geendet.

Gleiches Chaos wie am Morgen,
eher größer noch die Sorgen –
auch der Mondschein nicht erhellt,
wo verblieb nun unser Geld?

Max nimmt noch den letzten Schluck.
Dann gibt er sich einen Ruck,
drückt gezielt die Ausschalt-Tasten
und entschließt sich selbst zum Fasten.
 

Piet

Mitglied
Hallo LuMen, schöner Beitrag zum ungefilterten Nachrichtenkonsum. Zeig mir noch ein bisschen mehr, wo die Reise hingeht, und das Ding geht richtig los, glaube ich. Bei den Reimen habe ich so 2 kleine Unebenheiten entdeckt, ist aber nicht verkehrt, sonst tendiert der Leser zu sehr zum Überfliegen.
 
B

Bruno Bansen

Gast
...überfliegen???

Moin! Ich kucke immer mal wieder auch in die hinteren Seiten und bin immer wieder erstaunt, dort gähnende Leere vorzufinden, keine Sau interessiert, was mal auf Seite 1 gestanden hat.

Auf jedenn Fall hat Dein Kommentar mein Interesse geweckt mit Deiner These, dass wenn der Rhytmus Fehler aufweise, würde es einen positiven Effekt auf den Leser haben, er würde das Teil nicht überfliegen...

Im Umkehrschluß - ich muss nur einige Fehler einbauen, die dann dazu führen, dass der Leser aufmerksam liest? Dann sollte man aber an den Anfang einen Hinweis setzen "Achtung, Rhytmus-Fehler" denn wie sollte man von vornherein wissen, dass man sorgfältig, wg. Fehler, lesen muß? Also, nur zur Verdeutlichung: Bei einem Reim ist das ärgerlichste Kriterium der Rhytmus-Fehler. Nicht die Grammatik, nicht die Interpunktion! Für letztere ist der Lektor zuständig, denn niemand der schreibt, schreibt in der Hitze des Gefechtes fehlerfrei. Deshalb beim Verlag auch diese Kontroll-Instanz!

Wenn wer keinen Sinn für den Rhytmus hat, isses fatal, dann geht's dem, wie mir beim Tanzen. Auf jeden Fall entbehrt Deine "Überflieger-These" jeder Grundlage - das Gegenteil ist der Fall.

Grüsse von
Bruno
 
L

Lutz Menard

Gast
Hallo Piet und Bruno,

ich habe erst bei näherem Hinsehen und Überlegen begriffen, worauf Bruno mit seinem letzten Beitrag abzielt. Es scheint mir, daß ich ein bißchen außerhalb der Diskussion stehe. Was Piet meint, ist im Grunde nicht per se falsch, ich glaube, ich habe sogar bei Bruno einmal einen "Rhythmusfehler" entdeckt. Andererseits halte ich es für besser, wenn es einem gelingt, ohne formalen "Fehler" die Aufmersamkeit des Lesers aus der Sache heraus bei der Stange zu halten. Übrigens habe ich trotz nochmaligen Durchsehens den Rhythmusfehler bei mir nicht gefunden, jedenfalls nicht bei der beabsichtigten Betonungsfolge.

Beste Grüße
LuMen
 



 
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