Mein Lieblingsplanet

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Alex Knov

Mitglied
Pluto war immer schon mein Lieblingsplanet. Er ist klein und irgendwie immer ein Außenseiter gewesen, weil er am weitesten von der Sonne entfernt und der kleinste aller Planeten ist. Das gefiel mir. Als er dann 2003 zu einem „Zwergplaneten“ umbenannt wurde, was auch immer das heißen soll, war ich schwer enttäuscht. Nur weil er anders ist als die anderen Planeten heißt das, dass er kein richtiger Planet mehr ist? Für mich nur ein weiterer Versuch der Gesellschaft, Ordnung in das Chaos des Weltalls zu bringen.
Aber bevor ich weiter über die Gesellschaft und ihre lächerlichen Ordnungsversuche ausschweife, kommen wir zurück zu Pluto. Pluto ist ein sehr, sehr kalter Planet. Das liegt daran, dass er furchtbar weit von der Sonne entfernt umherschwirrt. Nur wenige warme Sonnenstrahlen erreichen ihn, deshalb kann keine Menschenseele auf ihm überleben. Ich habe mich immer gefragt, wieso er sich wohl so weit draußen rumtreibt. Wahrscheinlich denkt er, zwischen den Riesen Jupiter und Saturn, mit all ihren Monden und der gefährlich starken Gravitation, habe er keinen Platz. Dabei würde die kleine Maus ja nicht mal all zu viel Platz einnehmen.
Im Sommer des Jahres 2015 erwischte ich mich wieder dabei über die Astronomen dieser Erde zu fluchen. Überall in den Medien tauchten Bilder von Pluto auf, weil irgendein Weltraumgerät das erste Mal in der Geschichte der Menschheit super nah an Pluto vorbei flog und verhältnismäßig scharfe Bilder von ihm schoss. Falls du dich fragst, wieso ich über sowas fluche, musst du wissen, dass ich furchtbar unbewandert in der Astronomie-Szene bin. Mir war nie klar, dass so wenig über Pluto bekannt war. Diese Erkenntnis machte es für mich noch verwerflicher den armen Kerl als Zwergplaneten zu bezeichnen. Ihn kannte ja niemand wirklich! Es war ja sogar möglich, dass es an extreme Kälte angepasstes Leben auf ihm gab.
Doch bei diesem Gedanken vergaß ich meine Wut über die unmoralische Namensgebung zu kleiner Planeten, denn mir wurde in dem Moment klar, dass die Chance bestand, jemand würde auf Pluto leben. Es spielte keine Rolle wie klein oder anders die Lebewesen auf ihm sein mögen, die Hauptsache ist, dass sie da sind. Und vielleicht ist es sogar gut, wenn sie anders und klein sind, denn dann weiß Pluto auch, dass es vollkommen okay ist klein und anders zu sein. Und dann verstehe ich auch, wieso er so weit außen fliegt. Weg von allen die ihn verurteilen und alleine mit denen, die sind wie er.
 

rothsten

Mitglied
Hallo Alex,

unsere Spiegelneuronen erlauben es, dass wir uns in andere einfühlen und eindenken können. Es ist die Quelle der Empathie zwischen Menschen (Nächstenliebe), und es ist der Grund warum wir heulen, wenn "böse" Möwen "unschuldige", "süße" Schildkrötenbabys direkt nach dem Schlüpfen fressen.

Du hast dieses Prinzip nun auf einen kalten Gesteinshaufen weit weit weg von uns projeziert. Das ist originell. Du schaffst es, dass es nicht albern wird. Diese Gefahr ist nämlich groß!

Dein Sprachstil hat für mich keine erkennbaren Macken. Du verstehst es, klar, flüssig und interessant zu schreiben. Für meinen Geschmack benutzt Du den erweiterten Infintiv hier etwas zu oft, aber das kann ja auch nur mein Problem sein, sonst nichts.

Ein pfiffiger Text! ;)

lg
 



 
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