Mein Universum

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Walther

Mitglied
Mein Universum


Als ich den Baum anrief
Wuchs er aus mir
Ein Nussenbaum
Glatter Stamm weites Rund

„Das Universum in
Einer Nussschale“(1):
Gehirnfrucht inhaltsreich
Wer denkt schon so weit(er)

Ein Schwarzes Loch
Der frommen Denkungsart
Horizonte für Ereignisse
Erkennen jetstreamgebündelt

Das Fallen der Blätter
Wird meine Zudecke
In dem Schlaf
Der aus der Kälte kam

Verwurzelungen
Verästeln sich im Spiegel
Der Welten
Der Überbau kühlt

Die Sommerfrische
Bis die Nuss fällt
Als ich den Baum anrief
Wars früh noch im Jahr

(1) „The Universe in a Nutshell“ (Stephen Hawkins)
 

Walther

Mitglied
Mein Universum


Als ich den Baum anrief
Wuchs er aus mir
Ein Nussenbaum
Glatter Stamm weites Rund

„Das Universum in
Einer Nussschale“(1):
Gehirnfrucht inhaltsreich
Wer denkt schon so weit(er)

Ein Schwarzes Loch
Der frommen Denkungsart
Horizonte für Ereignisse
Erkennen jetstreamgebündelt

Das Fallen der Blätter
Wird meine Zudecke
In dem Schlaf
Der aus der Kälte kam

Verwurzelungen
Verästeln sich im Spiegel
Der Welten
Der Überbau kühlt

Die Sommerfrische
Bis die Nuss fällt
Als ich den Baum anrief
Wars früh noch im Jahr

(1) „The Universe in a Nutshell“ (Stephen Hawking)
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther!

Ich mag Gedichte, die mich zum Nachdenken zwingen.

Für mich ist dies ein Gedicht übers Altern, was sich vor allem im Schluss ausgedrückt:

Verwurzelungen
Verästeln sich im Spiegel
Der Welten
Der Überbau kühlt

Die Sommerfrische
Bis die Nuss fällt
Als ich den Baum anrief
Wars früh noch im Jahr
Auch wenn sich das Universum des Einzelnen in einer Nussschale befindet, so ist es doch ein Universum. Die Größe spielt keine Rolle.

Sehr gerne gelesen, vor allem der Schluss ist genial!

Liebe Grüße
Manfred
 

Walther

Mitglied
Hi Franke,

es ist auch ein Text über das Altern; allerdings ist es gutes Gärtnerwissen, daß bei Bäumen das, was über der Erde sich abspielt, in direkter Korrelation zum "Unterirdischen" befindet. Der Wurzelstock ist immer in seiner Größe bei Laubbäumen ein Abbild der Baumkrone, weshalb der Baumschnitt immer explosionsartige Austriebe produziert.

Aber das Gedicht ist doch mehr: Als weitere Spiegelfacetten stehen noch weitere zur Verfügung. Das Gedicht ist wie ein geschliffener Edelstein gemacht. Alle Spiegelflächen schaffen eine weitere Ansicht.

Man muß die Spiegelbezüge sehen und die Fassung, den Ring, erkennen. Viel Spaß dabei. ;)

LG W.
 
S

suzah

Gast
hallo walther,

edelstein ?

"Das Fallen der Blätter
Wird meine Zudecke
In dem Schlaf
Der aus der Kälte kam"

grüße suzah
 

revilo

Mitglied
Hallo Walther, ich habe mich verstohlen umgesehen und bin dann heimlich in Deinen Baum geklettert. Das Blattwerk war dicht. Einige Äste haben geächzt ( lag es vielleicht an meinem Gewicht oder an der Anzahl der Baumringe? ) und geknackt. Oben angekommen habe ich mich diebisch darüber gefreut, daß ich die Welt ungesehen anglotzen durfte. Ich war wieder der kleine Junge. Heute klettert nur noch mein Sohn. Ich machs´ in Deinen Gedichten........ Entspannte Grüße von revilo
 

MarenS

Mitglied
Mein Walnussbaum hat heute eine stattliche Höhe von gut 12 Metern und ist auf dem Weg, dem Garten zu entwachsen, trotz Schiefwuchs und Anfangskümmernis, er ist ein stattlicher Kerl geworden. Mal hänge ich drin, mal klettere ich drauf, das überlasse ich nicht den Kids! Mal liege ich krank darunter und schaue in das Blätterwerk, denke über das Leben und das Sterben nach, reche im Herbst die Blätter zusammen, sammele die Nüsse als Ernte für den Winter, wie ein Eichhörnchen und freue mich über jeden Inhalt wenn ich die Nussschale aufknacke, ein kleines Hirn in der Nuss oder ein Universum, wie du schreibst.
Seine Wurzeln erobern adäquat zur Krone den Garten, das kann ich bestätigen.
...und dein Gedicht beinhaltet all mein Denken und Fühlen zu diesem Baum.

Danke dafür!

Maren
 

Walther

Mitglied
Lb. Suzah,

der Text liegt Dir nicht, das ist OK so. Im Übrigen habe ich das Konzept "Edelstein" nicht auf die Qualität des Texts bezogen, sondern auch die Art der Textkonzeption.

Gruß W.

Hi Oliver,

danke für die Bilder, die das Gedicht bei Dir auslösten. Das war durchaus im Sinne des Autors. Die Walnuß ist zum Glück nicht so brüchig wie eine Kirsche. Daher ist das Turnen sicherlich erlaubt. Viel Spaß dabei.

Gruß W.

Lb. Marie-Luise,

das ist schade. Was ich aber sehr empfehlen kann, ist das Lesen der deutschen Fassung von "Das Universum in einer Nussschale" von Stephen Hawking. Dieser Band beschreibt den aktuellen Kenntnisstand in der Astrophysik in einer Sprache, den der normale Mensch recht gut versteht.

Daneben habe ich eigentlich verständlich beschrieben, um was es mir ging. Maren hat das sehr schön formuliert.

LG W.

Liebe Maren,

danke für Deine tolle Erläuterung meines Gedichts. So gut hätte ich das nicht gekonnt.

LB W.
 
Lieber Walther,
ich habe Marens Kommentar gelesen. Sie hat einen großen Bezug zu einm Nussbaum. Eigentlich hat mir ihr Kommentar dein Gedicht etwas näher gebracht. Ich werde es noch öfter lesen.

Es grüßt dich
Marie-Luise
 
S

suzah

Gast
hallo walther,
ich meinte, der nachstehende vers entspricht in der formulierung nicht den anderen:

"Das Fallen der Blätter
Wird meine Zudecke
In dem Schlaf
Der aus der Kälte kam"

"zudecke" kein schönes wort
die fallenden blätter decken dich zu, ok, aber wäre "decke" nicht ausreichend?

"der aus der kälte kam"
da muss ich denken: der spion der aus der kälte kam.

aber anscheinend stehe ich mit diesen "stilfragen" allein?

liebe grüße suzah
 

Walther

Mitglied
Lb. Suzah,

das Wort "Zudecke" ist durchaus geläufig und bedeutet z.B: Federbett, Flaumdecke, Federdecke, Bettdecke, Zudeck, Deckbett, Plumeau, Daunendecke, Tuchent (gebräuchliche Synonyma). Es hat damit eine viel breitere Bedeutung als "Decke", und das war auch so beabsichtigt.

Da ich im süddeutschen Sprachraum heimisch bin, geht auch der "Nussenbaum" statt "Nussbaum", wobei der Nussenbaum eben eindeutig die Walnuss als Frucht voraussetzt, während der Nussbaum alle Nüsse als Frucht trägen könnte.

"Der Schlaf, der aus der Kälte kam", thematisiert den Winter, und - in der Tat - der Buchtitel stand Pate, da ich aber ein Teil des Zitats verfremdet habe, war ein Zitieren nicht mehr notwendig. Die Kälte, um die es hier geht, ist sowieso eine übertragenene, figurative, ganz wie im Buch auch - hier aber kommt die Kälte des Universums / Weltraums noch hinzu. Allerdings muß man sich auf die Bilder einlassen und sich nicht gegen sie sperren.

Aber das ist das Problem mit jeder Lyrik, besonders stark ausgeprägt beim Vers libre, wie ich ihn verstehe.

Bester Gruß

W.
 



 
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