Mein Voegelchen

Daniel J.

Mitglied
Mein Voegelchen
Du singst viel schoener noch
als die Sirenen sangen
klingt Deine Stimme doch
verfuehrerischer
als jene in Odysseus Ohr erklangen

Ach koenntest Du
fuer mich allein nur singen
ich wuerd' wie er
die Anderen zur Taubheit zwingen

Doch Du mein Voegelchen
Du liebst es zu gefallen
Du singst verfuehrst
und wirst begehrt von allen

Mein Voegelchen
ganz so wie die Sirenen
ziehst Du jeden ins Verderben
und ganz so wie Odysseus
wuerde ich fuer Dich sterben
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Daniel,
Dein Gedicht erzählt eine wunderschöne Geschichte des Heute, verwoben mit dem Gestern.
Gut gereimt, lyrisch-poetisch.
Fraglich, ob man HEUTE auch noch unbedingt die Rhythmus-Vorschriften von GESTERN einhalten muss und sollte. Aber WENN Du einen Rhythmus mit gleichen Silben in die Strophen bringen möchtest, mein Vorschlag, ganz eng in Deinem Stil mit (fast) Deinen Worten (hinter Klammer die Silben).
Und bitte: Immer mit Überschrift!


Mein Vögelchen

Mein Vögelchen - Du singst viel schöner noch als die Sirenen sangen
verführerischer auch, als jene in Odysseus Ohr erklangen (17

Ach könntest Du für mich alleine nur so herrlich singen
ich würde gleich' - wie er - die Anderen zur Taubheit zwingen (15

Doch Du mein Vögelchen - Du liebst es zu gefallen
Du singst, verführst und wirst darauf begehrt von allen (13

Mein Vögelchen - wie die Sirenen singst Du ins Verderben
doch wie Odysseus einst - würd jederzeit ich für dich sterben.(15​
... auch dieses ist absolut noch immer DEIN Gedicht.

Liebe Grüße
Hans-Georg
 

Daniel J.

Mitglied
Moin Haget,
erstmal Dank fuer Interesse, Zeit und Muehe. Ja, manchmal halte ich mich streng an Versmass, Metrik etc. aber dann wieder setze ich mich darueber hinweg, je nach Gefuehl. Deine Version ist allerdings der Erwaegung wert, modern gesagt vielleicht ein Haget Remix. Sie ist schon in mein kleines rotes Gedichtbuch uebertragen. Auf bald.
 
M

Monfou

Gast
Nur etwas Sachliches

Zum Schluss der Zeilen heißt es:

"und ganz so wie Odysseus
wuerde ich fuer Dich sterben"

Odysseus ist doch eben dadurch, dass er am Mast gefesselt war, NICHT gestorben und nach langer Irrfahrt wohlbehalten zu Hause angekommen. Warum dann würde das lyrische Ich ganz so wie Odysseus sterben?

Grüße von
Monfou
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Monfu,
Deine Auslegung ist die naheliegendste. Aber es sagt auch aus: Ich habe die gleiche Einstellung wie einst O.: Ich würde (bin bereit) auch für dich sterben - bin aber wie er froh, wenn ich nicht muss.
Vielleicht ist in MEINEM Vorschlag das "jederzeit" etwas verdeutlichend (dafür steht es jedenfalls drin).
Aber mein Vorschlag macht das UR-Gedichts nicht besser - nur ganz leicht anders weil strenger in den Silben.

Liebe Grüße
 

Daniel J.

Mitglied
ich hatte das erwartet

es bedarf wohl der Klaerung.
1. Haget hat Recht, genau so war es gedacht, "wuerde" im Sinne von "gestorben waere" und nicht "gestorben ist"
2. Im Laufe der Literaturgeschichte ist der gute Homer nicht selten verbogen worden. Kafka hat Odysseus beispielsweise in "Das schweigen der Sirenen" Wachs in die Ohren gestopft, was das Fesseln an den Mast sinnlos machte, aber Kafka eine wunderbare Geschichte ermoeglichte. Es waere mir von daher sogar zu verzeihen gewesen den Guten zu "ermorden";)
3. Es hilft alles nichts, eine undeutliche Stelle bleit eine Solche und bedarf wohl erneuter Bearbeitung. Also, ihr werdet moeglicherweise in einiger Zeit ein deutlicheres Ende bekommen. Auf bald.
 



 
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