Mein Weg zurück ins Leben 1

Kapitel 1:
„Eine Seele stirbt“


Er zehrt mich am Arm durch den Stadtgarten.
Nachdem wir weit genug von unserer Clique entfernt sind, zieht er mich in die Büsche.
Tobias schleudert mich mit dem Rücken gegen einen Baum.
Durch die Wucht, sinke ich zu Boden.
Mir wird bewusst, was jetzt passieren wird und dennoch empfinde ich keine Angst.
Warum auch, ich bin in einer Hölle aufgewachsen und ob das Feuer noch stärker anfangen wird zu brennen, ist auch schon egal.
Für mich ist Gewalt das Normalste auf der Welt und es ist die einfachste Möglichkeit an das zu kommen, was man will.

Er kommt auf mich zu und öffnet seine Hose.
„Los, mach schön den Mund auf.“
Ich drehe mein Gesicht zur Seite.
Tobias packt mich and der Kehle und zieht mich wieder auf die Beine.
„Wirst du wohl ein braves Mädchen sein.“
Er packt immer fester, das Atmen fällt mir immer schwerer.
Als ich kaum noch Luft bekomme, wirft er mich zu Boden.
„Ich muss dir wohl erst noch Benehmen beibringen.“
Nach ein paar Tritten in den Magen, schlägt er mich mit seinem Gürtel.
Er kniet sich nieder und zieht meinen Kopf an den Haaren hoch.
Sein Geicht kommt mir immer näher und drückt seinen Lippen so stark an Meine, bis ich den Mund öffnen muss.
Er gibt mir einen Zungenkuss, ich fange an zur würgen.
Tobias streichelt mich übers Gesicht, seine Hand fährt unter mein T-Shirt und schiebt meinen BH hoch.
„Sei schön brav und halte ja deine Klappe! Verstanden?“
Zaghaft nicke ich mit dem Kopf.
Er saugt und beißt in meine Brustwarzen und öffnet dabei meine Hose.
Seine Hand fährt mir in die Hose.
„Du bist ein ganz liebes Mädchen. Ganz brav.“
Tobias streichelt mich wieder über Gesicht.
Er greift mir in den Nacken und zwingt mich, mich vor ihn zu knien.
„Jetzt mach was gegen meine Geilheit. Blass mir einen und gib dir Mühe.“
Da ich mich nicht bewege, drückt er mein Gesicht zu seinem Glied.
„Los, mach endlich den Mund auf.“
Er zieht mich an den Haaren immer hoch und runter, solange bis er kommt.
Sein Sperma verteilt sich in meinem Gesicht.
„Nächstes Mal wird geschluckt. Jetzt zeih dich wieder an und wag es nicht ein Wort darüber zu verlieren.“
Ich wische mir mit der Innenseite meines T-Shirts mein Gesicht ab, s gut es geht.
Nachdem wir uns wieder angezogen haben, gehen wir zu den Anderen.

Ich muss mich ganz schön zusammen reißen, da mich jede Berührung der Anderen mich anekelt.
Am meisten muss mich darauf achten, das Andy, der wie ein Bruder für mich ist, nichts merkt.
Ständig weiche ich seinem Blick aus, weil ich ihm nicht standhalten könnte.
Ich hasse es, wenn er mir direkt in die Augen sieht, da ich dann das Gefühl habe, er würde mir direkt in die Seele schaut und nichts würde ihm verschlossen bleiben.
Ich verabschiede mich schon sehr früh, da ich es nicht mehr aushalte.
Als ich mich von André zum Abschied umarme, wie ich es immer tue, steigt wieder ein Gefühl von Ekel in mir auf.
Ich glaub, das dies das Schlimmste für mich an diesem Tag gewesen ist, da er eigentlich, der einzige Mensch war bei dem ich mich geborgen fühlte.

Zuhause ist alles wie immer, meine Eltern streiten sich und meine Schwester ist nicht da.
Ich gehe in mein Zimmer und höre mit Kopfhörer, so laut wie möglich, die Böhsen Onkelz.
Lasse mich völlig mit meinen Gedanken treiben.
Was ich bei diesem Erlebnis empfand, kann ich nicht in Worten fassen.
Ich empfand keine Angst, nur Abscheu, wenn er mich anfasste.
Am stärksten war dieses Gefühl, als er mich geküsst und gestreichelt hat.
An diesem Tag ist etwas in mir gestorben, etwas das nie wieder leben wird.
Das Einzige was mir die ganze Zeit durch den Kopf geschossen ist, war „Bitte, nicht“ und dennoch kamen sie nicht einmal über meine Lippen.
Warum empfinde ich, für diesen jungen Mann, keinen Hass in meinen Herzen?
Wenn ich schon nicht mehr in der Lage bin Hass zu empfinden, wozu denn dann noch?
Gibt es überhaupt noch ein Gefühl in meinem Herzen.
‚Es wird schon irgendwie weitergehen, wie es immer weitergegangen ist.’


Ich sitze am Fenster,
denke über mein Leben nach,
denke an ihn
Ich sitze am Fenster,
Tränen laufen über mein Gesicht
Ich finde keinen Ausweg mehr
Aber das wäre feige
Der Schmerz bohrt in mir
Ich sitze am Fenster,
kämpfe gegen den Wunsch an,
es zu öffnen und zu springen


Am nächsten Tag schwänze ich die Schule und treffe mich mit Andy.
Eigentlich möchte ich nicht, aber dann wäre ihm sofort aufgefallen, das etwas nicht stimmt.
Also, mache ich mich auf den Weg in den Stadtgarten.
Als ich am Spielplatz, der Treffpunkt unserer Clique, ankomme, wartet Andy schon auf mich.
Nachdem er mich gesehen hat, kommt er auf mich.
Am liebsten hätte ich mich sofort umgedreht und weggelaufen- egal wohin, nur ganz weit weg.
Aus meinen Leben entfliehen und nie wieder in es zurückkehren.
Aber das geht nicht, ich muss stark- wie immer.
Darf keine Schwächen zulassen, muss alleine meinen Weg gehen, mag er noch so steinig sein.
Andy nimmt mich, wie er es immer tut, zur Begrüßung in die Arme.
Wieder würde ich mich am liebsten losreißen, denn das Gefühl von Ekel erdrückt meine Seele.
Ich weiß nicht wie lange er mich im Arm hält, aber es kommt mir wie eine Ewigkeit vor.
Dann setzen wir uns gemeinsam auf die Bank.
Wie ich es schon befürchtet hatte, hat er gemerkt, das mich etwas bedrückt.
Krampfhaft versucht er heraus zufinden, was in mir vor sich geht.
Doch ich schaffe es nicht mich ihm zu öffnen.
Ich empfinde ein starkes Verlangen zu weinen, doch keine Träne rinnt über meine Backen.
Es ist so, als ob sie mir die Kehle zu schnüren würden, das Atmen fällt mir schwer.
Nach etlichen vergeblichen Versuchen, gibt er es auf, man sieht ihm die Enttäuschungen.
Sofort fängt mein Gewissen an zu schmerzen- wieder habe ich ihm weh getan.
Einen Menschen verletzt, der mich so viel bedeutet.

Es vergehen einige Minuten des Schweigens, das mir heute zum ersten Mal unangenehm ist.
André ist es, der das Schweigen bricht und etwas sagt, was sich für immer in mein Gedächtnis brennen sollte.
„Du tust mir leid. Niemand war je da um dich zu beschützen. Du musstest ganz allein deinen Weg finden. Wenn ich wüsste das du erst 13. bist, würde ich es nicht glauben. Du musstest viel zu schnell auf eigene Beine stehen, bis aufgewachsen, ohne eine Chance jemals ein Kind zu sein.“
Hätte ich gewusst das heute, der 6. Oktober 1998, der letzte Tag ist, am dem wir miteinander reden können, hätte ich ihm niemals folgendes gesagt.
„Ich bin es langsam leid, das jeder meint sich in mein Leben einmischen zu müssen, ich will kein Mitleid von irgend jemand. Ich habt doch alle keine Ahnung, wie es in mir aussieht. Ich hasse euch alle, ihr könnt mir mal gestohlen bleiben. Kümmert euch doch um euren einigen Dreck.“
Beim letzten Satz stehe ich auf und mache mich auf den Weg vom Spielplatz.
Die ganze Zeit, bis ich auf einen anderen Weg abbiege, merke ich seinen Blick in meinem Rücken.
Etwas, in Wut gesagtes, was, wie sich herausstellte, ich nicht einmal in der Lage war, es an seinem Totenbett zu widerrufen und ihm die Wahrheit über meine Gefühle zu sagen.
Obwohl es der einzige Mensch wat, der mich verstand, obwohl ich mich ihm nie öffnete.

Ich sitze am Fenster und schaue dem Morgen grauen, die ganze Nacht habe ich über meine Worte nachgedacht.
Wie konnte ich nur so etwas sagen. Kein Funken Wahrheit steckte in meinen Worten.
Ich habe es allein aus Angst gesagt, ich will nicht das ich einem Menschen so viel bedeute, das er sich um mich sorgt.
Denn ich verletzt solche Menschen ohnehin nur, umso stärker die Gefühle sind, umso tiefer werden die Wunden.
Er hat recht mit etwas, was er mir vor einiger Zeit einmal sagte, ich lernte mit Gewalt um zugehen, doch niemals mit Liebe und Freundschaft und aus diesem Grund bin ich auch am liebsten immer allein geblieben.
Doch als dieser Mensch in mein Leben tritt und mir seine Hand anbot, konnte ich sie nicht zurück weisen.
Warum genau weiß ich nicht, vielleicht, weil meine Seele sich nach etwas Liebe sehnte.
 



 
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