Meine Welt

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Anonym

Gast
Manchmal frage ich mich, wo ich bin.

Wo hört die Wirklichkeit auf und wo beginnen meine Träume?
Oft glaube ich an meinem Leben zu ersticken. Die Eindrücke, die auf mich einwirken, lassen sich gar nicht alle verarbeiten und nehmen mir den Atem. Alle wollen etwas von mir, fordern und zerren an mir herum. Zwingen mich zur Reaktion, auch wenn mein Wollen in eine ganz andere Richtung geht. Ich werde nicht gefragt. Habe nur ja zu sagen, als würde mein „ich“ nicht interessieren. Sie schauen einfach durch mich hindurch.
Dann schließe ich die Augen und sehe in die Welt in mir…

Farbenfroh, leuchtend, manchmal pastellfarben und von Kerzen erhellt. Manchmal ist diese Welt einsam und leer, dann wieder finde ich dort alle Freunde, denen ich in meinem Leben begegnet bin. Jeder von ihnen hat ein kleines Fleckchen in meiner Welt.

Zu meinen Freunden zähle ich nicht nur Menschen oder Tiere, nein, zu meinen Freunden zähle ich auch – Geschichten. Sie haben mich mein ganzes Leben begleitet. Manchmal haben sie einen wichtigeren Stand gehabt, als die Realität! Wenn es mir schlecht ging, ich einsam, krank oder depressiv war. Ich habe mich oft so tief in diesen Geschichten vergraben, bis diese ein Eigenleben bekamen. Die Hauptperson kannte mich auf einmal und fragte mich um Rat, ich litt mit ihr und gab ihr Trost. Ich konnte in Länder reisen, die ich nie in meinem Leben sehen werde. Ich konnte Dinge tun, die fast unmöglich sind, zaubern, fliegen…

In ihnen fand ich Entspannung und Mut, lies mich fallen und wurde aufgefangen. Irgendwann gab es nur noch einen fließender Übergang, so dass ich oft gar nicht mehr wusste, was nun wirklich war. Ich lebte die Realität, aber handelte nach meiner inneren Welt. So tat ich gute und edle Dinge, denn diese sind in meiner Welt noch wichtig, aber ich verletzte mich in der Realität dabei immer wieder. In der realen Welt zählen andere Dinge.

Als mir das klar wurde, habe ich aufgehört mit den anderen zu diskutieren, was man in dieser Welt besser machen könnte. Sie reden viel, aber tun selten einen ernst gemeinten Versuch, es zu ändern. Meine Welt ist viel schöner als ihre. Ich habe lange versucht, mit der realen Welt für mich einen Kompromiss zu finden.

Einen hellen, warmen Platz in ihr, der nur mir gehört, an dem ich mich sicher und wohl fühle. Es ist schon entmutigend, wenn sich dieser jedes Mal nach einiger Zeit verdüstert und ich feststelle, das Sicherheit und Liebe dort nicht real waren; nur Wunschdenken. Es führt mich jedes Mal zu dem Schluss, dass ich meine Welt der realen Welt vorziehe.


Ich lebe einen Traum; und träume mein Leben.


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Mir liegt an diesem Text sehr viel, aber irgendetwas fehlt.
Ich bitte um eure Meinung... Danke im voraus!!
 

Yamato

Mitglied
Hallo,

dieser Text ist sehr schön geworden und für mich als Leser ist hervorragend nachvollziehbar, wieso der/die Protagonist/in zu dem Fazit "Ich lebe einen Traum; und träume mein Leben." kommt. Spontan ging mir beim Lesen dieses Satzes auch der Spruch "Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!" durch den Kopf. Aber ich denke, jeder hat seine Gründe sich für seinen Lebensweg zu entscheiden. Ob er aus dem Blickwinkel anderer nur vernünftig ist oder nicht.

Yamato
 



 
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