Meine werte Prinzessin von Wind

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Fan Lou

Mitglied
Meine werte Prinzessin von Wind,

Der Brief kommt wohl sehr unerwartet,
doch ich konnt nicht mehr widerstehen.
Weil ich, weil ihr nach Liebe fragtet,
entstand in mir ein längst entwohntes Sehnen.

Wie steht es um euren Herrn Gemahl?
Ich mochte ihn noch nie sehr leiden.
Er ist's, der mir die Chance stahl,
für euch und für uns stark zu bleiben.

Hach, doch ihn trifft wahrlich nicht die Schuld,
wenn mich die Sehnsucht nach euch bedrängt,
für die ich warte jede Nacht zur späten Stund,
dass ihr mir ein Stück eures Himmels schenkt.

Meine werte Prinzessin von Wind,
es ist nicht mein Ersuchen zu besitzen.
Ihr seid der schwarze freie Schmetterling!
Nur steh ich nicht des Neides Todesspritzen.

Und so, meine werte Prinzessin von Wind,
die Erinnerung an euch wird bleiben,
nehmt mich als euren Chaosprinz'n.
oder verstoßt mich, ich bin bereit zu leiden.

Meiner Schattenbraut gewitmet...
 

Walther

Mitglied
Hallo Fan Lou,

Du gestattest, daß ich Deinen Text ein wenig vom Metrum her "geglättet" habe. Er sind dann so aus:
Der Brief kommt wohl sehr unerwartet,
doch ich konnt nicht mehr widerstehen.
Weil ich, [blue]als[/blue] [blue]Ihr[/blue] nach Liebe fragtet,
[blue]in mir erkannt entwöhntes Sehnen[/blue].

Wie steht es um [blue]den[/blue] Herrn Gemahl?
Ich mochte ihn noch nie sehr leiden.
Er ist's, der mir die Chance stahl,
für [blue]Euch [/blue]und für uns stark zu bleiben.

[blue]Doch[/blue] ihn trifft wahrlich nicht die Schuld,
wenn mich die Sehnsucht [blue]so[/blue] bedrängt.
[blue]Ich[/blue] wart die Nacht zur späten Stund,
dass Ihr ein Stück des Himmels schenkt.

[blue]Meine Prinzessin von dem Wind,
mein Wünschen ist nicht zu besitzen.
Ihr seid der freie Schmetterling,
Wärn da nur nicht des Neides Spitzen![/blue]

[blue]Und so, Prinzessin von dem Wind,
Erinnerung an Euch wird bleiben,
nehmt mich als Euren Chaosprinz,
oder verstoßt mich, um zu leiden[/blue].
Auf diese Weise entsteht durchgängig das Versbild -^-^-^-^(-), der allseits bekannte Knittelvers (vierhebiger Jambus). Diesen kennen wir aus dem Lied, denn fast alle Volkslieder (auch die Folksongs des englischen Sprachraums) benutzen ihn.

Damit habe ich weder etwas zur Sprache noch zum Inhalt des Textes geagt. Allerdings sollten Reimgedichte der obigen Art schon den Vorgaben der Form folgen.

Zur Sprache: Diese ist merkwürdig "altertümlich", entspringt ein wenig dem Minnesang, wie er in manchen Märchen gebraucht wird. Warum probierst nicht einfach einmal so zu dichten, wie Dir der Schnabel gewachsen ist?

Die Reime: kann man so machen, aber reine Reime hören sich einfach besser an. Oben haben wir sehr viel sog. "germanischen" Endreim, was heißt, die Endsilbe hat einen ähnlichen Klang, ist aber nicht ganz "korrekt".

Vorschlag: Dieser Text sollte in die Schreibwerkstatt verschoben werden, um an ihm noch ein wenig zu feilen. In jedem Falle hoffe ich, daß er bei der Adressatin gut angekommen ist, und das ist am Ende wahrscheinlich wichtiger, als wie er hier gesehen wird. Wenigstens in der nahen, unmittelbaren Zukunft.

Gruß W.
 

Fan Lou

Mitglied
Lieber Walther,

ich hatte ganz vergessen, dass ich hier Texte reinstelle, um Kritik zu erhalten(Selbststudien und Stilübungen lassen ganz vergessen, dass man hier ein Publikum hat, bei dem es nicht darauf ankommt, was der Text MIR bedeutet, sondern wie er präsentiert wird). Ich war ein wenig beleidigt, denn deine Kritik zeigt, dass du den Text nicht "für voll nimmst", ihm keine Liebe schenkst und ihn in ein Korsett zwängst. Klar weiß ich, dass das Gedicht altertümlich geschrieben ist und genauso war es geplant. Es wird in einem Buch vorkommen, welchen eine durchgänig altertümliche Sprache hat, orientiert an Goethe, umgesetzt in der Moderne.
Ich fand' es jedoch sehr nett von dir, dir die Mühe zu machen, meinen Text zu glätten. Mit Freude laß ich diesen Vorschlag, auch wenn ich teilweiße lächeln musste, da so inhaltliche Fehler entstanden und dies bei persönlichem Bezug besonders die Fantasie anregt.

"nehmt mich als Euren Chaosprinz,
oder verstoßt mich, um zu leiden."

Ich wollte ihr damit nicht drohen =) Der Sinn, der sich mir bei dieser Konstruktion erschließt ist, dass sie mich verstoßen soll, dass sie selbst leidet=) Eigentlich war dies nicht der Sinn. Doch in Strophe 3 war es ganz anders, dort hat sich für mich ein noch besserer Sinn durch ihre Gramatik erschloßen =) Danke für die Inspiration. m... Jambus finde ich persönlich viel zu langweilig, insgesammt, auch weil ich aus einem rhytmischen und schlagzeuglastigen Interessenbereich komme in der Musik und dazu das Schauspielen liebe, benutze ich individuelle Betonungen und Rhytmen, die natürlich keinen Sinn ergeben und nicht erkannt werden könne, ohne dass ich Notenwerte oder Vorlesungen dazu stelle. Für mich ist der Rhytums nur die Idee des Ganzen, dass heißt, es muss im Ganzen zusammen passen und nicht im Moment. Es geht nicht darum, einen Text in betonte und unbetonte Stellen zu zwängen um dann 5 Strophen à 4 Zeilen à 8 (Un)betongen zu haben, sondern vielmehr darum, dass manden Text hört und dann staunt, weil der Rhytmus und die Betonung SELBST schon eine Geschichte erzählen. Schande über mich =)

Doch das mit den Endreimen, das ist mir neu. Ich werde mich nachher gleich darüber infomieren, danke für den Denkanstoß =)

Ich bin entschieden dagegen, dass der Text in die Schreibwerkstatt verschoben wird, es ist kein Text, an dem andere Autoren herumfeilen sollen, nein, es soll ein Text sein, den man ließt, und mir sagt, was man für Eindrücke und was für Ideen davon hat um mir damit einen neuen Eindruck über mein eigenes zu vermitteln.

Mit freudnlichsten Grüßen
VanPhantom (Ja, mein Nick ist veraltet)
 

Walther

Mitglied
Hallo Van,

zuerst einmal eine Klarstellung: Deine Texte gehören Dir, Du hast das alleinige Recht, Vorschläge zu ihrer Veränderung anzunehmen oder zurückzuweisen. Es wäre ja noch schöner, wenn andere bestimmen könnten, was man zu schreiben hat. Daher kann man einen Originaleintrag ja auch nicht verändern. Das kann aus gutem Grund nur der Autor selbst.

Meine Vorschläge haben, zweitens, auch nichts damit zu tun, ob ich Deinen Text "liebe" oder nicht. Ich habe ihn mit Respekt behandelt, indem ich mich mit ihm beschäftigt habe. Ich hätte ihn ja auch einfach ignorieren können. Es erschien mir wichtig, daraufhin zu weisen, daß Reimgedichte bestimmten formalen Anforderungen unterworfen sind. Wenn Du möchtest, kann ich Dir gerne ein bißchen Literatur dazu empfehlen.

Meine "Glättungen" sind bewußt nicht komplett dem Inhalt entlang gemacht worden. Sie sollten nur aufzeigen, daß Rhythmen und Metren in der Reimdichtung gewissen Strukturen folgen. Daher mußte der gesamte Text angeschaut werden.

Die Ambivalenz, also Doppeldeutigkeit, des letzten Verses der letzten Strophe habe ich übrigens bewußt in Kauf genommen. Ich fand sie interessant und dem Inhalt der Strophe durchaus angemessen. Schließlich kann auch die Angebetete, indem sie sich irrt, an der Liebe leiden.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und Spaß beim Dichten in der LeLu und an anderen Orten, z.B. auf Deiner neuen Webseite.

Liebe Grüße

W.
 



 
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