Menschenliebe

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petrasmiles

Mitglied
Es gibt diese Momente,
da ist man ganz eins mit sich.
So sehr, dass man loslassen kann.
Das Herz wird weit und leicht und umfasst doch das ganze Universum.
Man sinniert in seiner stillen Kammer.
Dann hört man vielleicht ein Lied von Leid,
oder erinnert sich an einen bedeutungsschweren Vers.
Und man spürt es ganz.
Man sieht es ganz und in allem.
Dann sieht man die ungeweinten Tränen in den Gesichtern, das verschämte Lächeln über Unzulänglichkeiten, den hilflosen Trotz und die Ohnmacht in der Gewalt.
Und das Herz füllt sich mit all' den Kümmernissen und man möchte trösten und aufmunternd zulächeln.
Wie soll man es auch nicht wahrnehmen, all das Leid in der Welt.
Und ganz bestimmt wird man morgen die Kassiererin anlächeln und bei all dem anderen hin, und nicht weg sehen.
Vielleicht kommt es aber auch ganz anders.
 
A

aligaga

Gast
Es war @ali immer schon ein Rätsel, was manche Zeitgenossen wohl dazu brächte, anzunehmen, es sei interessant, ihnen dabei zuzusehen und zuzuhören, wie sie sich vor dem Spiegel drehten.

Berichte über innere Befindlichkeiten, vor allem die detaillierten, hören sich so spannend an wie die Krankengeschichte des Nachbarn, den man im Hospital besucht und dessen Redefluss man aus Höflichkeit bis zum Ende der Besuchszeit erträgt.

Auf dem Heimweg stellt man dann fest, dass man, außer dem Geruch des Zimmers, der feuchten Wärme des Raumes und der Monotonie des Redeflusses des Patienten, allenfalls noch den Ausdruck seiner Augen bei sich behalten hat. Ein verlorener Nachmittag also, und man wäre verärgert, wären da nicht das Mitgefühl mit dem Nachbarn und die sich daraus ergebende Menschenpflicht, ihm Zeit zu widmen.

Im Blätterwald, insbesondere im digitalen, gibt es diese persönlichen Verknüpfungen aber nicht. Was sollte einen Leser an deinem endogenen Betriebsstoffwechsel also interessieren, wenn nicht gleichzeitig besondere Umstände herrschten?

Sorry, aber diesen Text lesen ist ungefähr so spannend wie Wandfarbe beim Trocknen zugucken. Über das Innenleben der Kassiererinnen hat sich Frau Sam doch bereits einschlägig und abschließende geäußert. Danach gibt es, neben vielen Arschlöchern, wesentlich mehr freundliche Kunden, als man denken sollte.

TTip, Petra: Das Bücherl lesen und dann einen spannenden Aufsatz über die tatsächliche Begegnung mit einem Kassier schreiben. Da könnte ev. Freude aufkommen!

Sehr heiter

aligaga
 
G

Gelöschtes Mitglied 16391

Gast
Liebe petrasmiles,

ein Teil deines Textes (i.e der Schluss)lässt mich ratlos zurück, auch nochmaliges
Lesen brachte keine Erkenntnis. Werde es weiter versuchen.

Der Anfang aber beschreibt, so meine ich, ein mir bekanntes Gefühl, und wenn man sich als Leser in einem Text wiedererkennt, ist doch schon einiges erreicht. Das bekannte Gefühl hätte ich persönlich leicht verändert umschrieben, aber ich habe es dennoch erkannt.

Insofern finde ich den Text teils gelungen, teils hinter meinen Erwartungen zurückbleibend, da die Identifikation nur teilweise gelingt.

LG,

CPMAn
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber CPMAn,

Danke für Deine Auseinandersetzung mit meinem Text.

Der Bruch besteht in unserem Streben im Verhältnis zu unserem Vermögen.
Wenn der Mensch ganz bei sich sei kann, kann er eine idealisierte, romantische Sicht auf das, was sein kann, haben, wovon in der 'Realität', wenn er nicht in seiner Wolke sitzt, sondern von tausend Alltagsdingen abgelenkt wird, nicht mehr viel übrig bleibt.

Es genügt nicht, zu 'schwelgen', die Welt ist voll von frustrierten Menschen, die die Realität an ihren 'Visionen' messen, aber man kann diese 'göttlichen Momente' versuchen, in die Realität zu retten und zu einer Haltung werden zu lassen.
Man sollte nicht allzu streng mit sich und der Welt sein, aber sich auch nicht mit zu wenig zufrieden geben.

Liebe Grüße
Petra
 
A

aligaga

Gast
Jessas, was für ein Geschwurbel!

Natürlich gibt's Diskrepanzen zwischen Wollen und Können - besonders ausgeprägt sind diese Unterschiede bei Kindern und später bei den Faulpelzen, die sich nicht anstrengen wollen und andere für sich arbeiten lassen.

Jemanden ganz ohne Begabungen gibt's nicht; Ausnahmen bestätigen die Regel. Zumindest hierzulande kann jeder es mit einigem Mut, Fleiß und Stehvermögen zum Meister bringen. Oder zu einem durchschnittlichen Journalisten.

Die "Welt" ist keineswegs "voller frustrierter Menschen", denn dann wäre sie ja nicht lebenswert. Aber es gibt immer ein paar, die, statt selber anzupacken, auf die göttlichen Eingebungen warten und allen andern die Schuld geben, wenn sie nichts zuwege bringen.

Leistung ist und bleibt mit Arbeit und der Zeit dafür verknüpft. Wer beides nicht aufwenden kann oder will, wird nie ein Guthaben besitzen, von dem er etwas für sich oder andere abheben kann.

Wer von "man" redet, meint meist nur sich selbst und hält sich für das Maß aller Dinge. De facto entscheiden aber die Umstände, was falsch und was richtig ist. Hier in Deutschland haben alle Schrauben ein Rechtsgewinde. Nur das linke Fahrradpedal und die Schraubgewinde an den Flaschen mit Brenngasen haben ein Linksgewinde. Wer das nicht weiß, steht in einem extrem hohen Missverhältnis zwischen "Streben" und "Vermögen". Er wird nie dort ankommen, wo er hinwill, und wenn doch, dann macht er nicht bloß den Gasofen an, sondern setzt das ganze Haus in Brand.

Hoffentlich kommt dann eine Feuerwehr, die das Löschen nicht nur anstrebt, sondern auch wirklich kann. Inzwischen gibt's übrigens auch FeurwehrkommandantInnen!

TTip: Nicht lang herumreden - tun!

Quietschend vor Vergnügen

aligaga
 



 
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