Metamorphose

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Vera-Lena

Mitglied
Metamorphose

Ein Stein lag auf dem Weg allein
und wünschte sich herbei ein Bein,
das stieße leise an sein Sein,
dann wär der Stein nicht mehr allein.

Da kam ein Kind herbei gehüpft
und hat das Röckchen hoch gelüpft,
sprang aufmerksam am Stein vorbei,
weil das des Spieles Regel sei.

Der Stein lag weiter dort versteinert
und wurde gleichmäßig verkleinert
von Hagel und von Regengüssen
er hat noch lange harren müssen.

Sein Sehnen hat er stark entfaltet,
das hat ihn gänzlich umgestaltet.
Jetzt lag er da mit hellem Schein,
ein lichterfüllter Edelstein.

Und trägst du ihn an einer Kette,
und funkelt er dort um die Wette
mit deinen Augen voll Verlangen,
dann kann das Spiel von vorn anfangen.
 
K

Klopfstock

Gast
Zeit und geduldiges Warten veredeln scheinbar doch -
den Stein wie den Menschen;)
Ich jedoch warte schon so lange und werde einfach
nicht edler;)

Gut gelungen, liebe Vera-Lena!!!

Liebe Grüße
und eine gute Nacht
Irene;)
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene, wem sagst Du das?;)

In Hermann Hesses Sidharta heißt es, dass man nur drei Dinge erlernen muss, um erfolgreich durch das Leben zu kommen: Beten, Warten und Fasten. Und dort wird dann auch noch belegt, dass es funktioniert.

Naja... wer weiß, was uns alles noch bestimmt ist.;) Jedenfalls freue ich mich, dass dieser Text verständlich ist und dass er Dir gefällt.

Dir heute einen schönen Tag!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
"und wurde gleichmäßig verkleinert
von Hagel und von Regengüssen
er hat noch lange harren müssen."


in den obigen Zeilen drückst Du so passend aus,liebe Vera-Lena, anhand der Stein-Verkleinerung, daß auch dem Menschen jedes "Aufgeplustert-sein" vergehen kann und daß die Zeit und Erfahrung ihn reduzieren können, aber aufs
Wesentliche - ihn schleifen können, bis zum möglichen
Edelstein (hier Seelen- oder Charakterveredelung) :)

Liebe Morgengrüße
Irene;)
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

die Sache mit dem Verkleinern beschreibst Du exakt so, wie ich es gemeint habe.

Ich habe einmal gelesen, wie das Bibelzitat "eher ginge ein Kamel durch ein Nadelöhr" erklärt wurde: Das Kamel ist so anspruchslos und hat so wenig Bedürfnisse, gibt sich mit dem Allerwesentlichsten vollkommen zufrieden, und deshalb ist sein Astaralleib, also der Ort, wo sich Wünsche und Gedanken auch beim Menschen formen, so klein, dass er durch ein Nadelöhr passt.

Was meine Texte angeht, bist Du immer ein Schatzgräber, liebe Irene, und ich freue mich wieder einmal über Dein "Fundstück".

Danke und ganz liebe Grüße!:)
Vera-Lena
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Vera-Lena,

das passt gut zu Sidharta.
Ist eines meiner Lieblingswerke - dreimal mind. gelesen:)
Dein Gedicht gefällt mir.
Eins noch zu einer Zeile...
weil ich denke, die "Zeit" spielt da eine Rolle.

"Der Stein lag weiter dort versteinert
[blue]hier vielleicht die "Zeit" einbringen?[/blue]
und wurde gleichmäßig verkleinert
von Hagel und von Regengüssen
er hat noch lange harren müssen."

lG
Sanne
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Stoffel,

freut mich, dass Dir der Text etwas sagt.:)

Mit der "Zeit" ist das so eine Sache. Für jeden erledigen sich solche Dinge unterschiedlich schnell oder langsam, und deshalb bin ich mit der Zeitangabe lieber unbestimmt geblieben und habe "er hat noch lange harren müssen" geschrieben.

Danke für Deinen Denkanstoß!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
S

Stoffel

Gast
Kiesel=Zeit

jo, verstehe.
Das sagt auch alles aus im Grunde.

Ich finds schön,dass Du auf Hesses Werk kamst..oder umgekehrt..
es passt,wie ich schon schrieb.

Steine sind eh mein Ding"..er kann noch so unscheinbar sein,ich nehme oft einen in die Hand und drehe und wende ihn...
gerade auch son "ollen" Kiesel:)

lG
schönen Abend
Sanne
 



 
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