Missionierender Atheist

Morino

Mitglied
Schon immer waren es die Schriftgelehrten,
die uns zur Bibeltreue mahnten,
und wußten, dass wir immer glaubend ahnten,
sie schrieben nicht gelebten, eignen Werten.

Die Priesterkaste, Lehrer und Propheten
erschufen Gott, ums schwache Volk zu gängeln,
verrieten sich mit eignen Mängeln,
verstanden sich auf Regeln, frommes Beten.

Sie wußten viel und lehrten elitär,
wenn ihre Macht bedroht war, angegriffen,
wer dachte wurde gleich zurückgepfiffen,
bei Strafe blieb er so gedankenleer:

Wer kann die salbungsvollen Herren leiden?
Wer denkt, nicht glaubt, muß ihren Umgang meiden.
 

Walther

Mitglied
Hallo Morino,

zuerst einmal herzlich willkommen in der Leselupe. Du hast Dich mit einem formal dem Sonett angelehnten Text vorgestellt.

Rein formal sind dazu folgende Punkte festzuhalten:

* S1V2 und S2V3 sind vier- statt fünfhebig
* die dem Sonett zugeordnete thetisch-antithetische Struktur fehlt. In der Tat ist es ein Reden-in-ein-Loch, also ein wiederholendes Darlegen des gleichen Gedankenganges, das diesen Text "auszeichnet".
* Die "Moral von der Geschicht" ist bereits nach S1 klar. Weder wäre sie separat auszusprechen gewesen, noch sind S2 und S3 in irgendeiner Weise erheblich, um sie zu begründen.

Festzuhalten bleibt Deine gute Sprachbeherrschung und Deine Reimsicherheit. Allerdings ist der Gesamteindruck des Texts, daß hier jemand aufpassen muß, daß ihn sein Sprachvermögen nicht von Weg abbringt.

Es bleibt deshalb ein merkwürdig schaler Eindruck zurück, den ich mit dem Bild "Hier hat ein Berg gekreist und eine Maus geboren" umschreiben möchte. Oder, positiv ausgedrückt: Du könntest viel viel mehr, als Du uns, Deinen Lesern, hier zeigst. Warum nur hältst Du Dich damit auf, uns so viel weniger zu geben, als Du geben könntest?

LG W.
 



 
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