Mit dir

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Mit dir durch dunkle Buchenwälder wandern,
die Vögel singen tönereich im feuchten Laub,
Geziefer wimmelt, Rehe äsen stumm auf fetten Wiesen,
Eichhörnchen klettern flink, wir atmen Freude.

In bunten Blumen liegen, unser Blick
fliegt hoch hinaus und tändelt mit den Wolken,
sie zeigen ihre wechselreichen Formen:
Ein Engel, Pferde, Menschen im Gespräch.

Gedankenreich mit Worten spielen, Sätze weben,
in ihnen ruht die Not vergangner Zeit,
verheilte Wunden, Zweifel, Untergang,
Getrenntes fügen wir geläutert neu zusamnmen.

Der Tanz mit dir, geliebte Freundin, ist berauschend,
wir schweben lächelnd über Dschungelgärten
zur Quelle hin, wo uns ein heiliger Gelehrter
das Wasser reicht - es weitet unsre Grenzen.
 

Herzog

Mitglied
Glückwunsch ...

... zu diesen zauberhaften Bildern, zu dieser klaren, schlichten und doch so vieldeutigen Sprache und zu diesem sicheren Gefühl für Rhythmus und Tempo.

Gruß, Herzog
 

Gabriele

Mitglied
Hallo Wilhelm,
Dein Gedicht hat mich sehr berührt. Ich habe selbst mal etwas Ähnliches geschrieben, aber bei weitem nicht so schöne Worte gefunden.
Meine Lieblingsstrophe:
"Gedankenreich mit Worten spielen, Sätze weben,
in ihnen ruht die Not vergangner Zeit,
verheilte Wunden, Zweifel, Untergang,
Getrenntes fügen wir geläutert neu zusamnmen."
Einfach schön (auch wenn die Zeit der Liebe für den/die LeserIn erst mal vorbei ist)!
Liebe Grüße
Gabriele
 
Hallo Herzog,
danke für dein Lob. Ohne Zweifel ist der Rhythmus für dieses Gedicht sehr wichtig, weil er die harmonische Grundstimmung ausdrückt.

Grüße von Wilhelm.
 
Liebe Gabriele,
ich danke dir, dass du so schön über mein Gedicht sprichst. In der Tat hast du die wichtigste Strophe besonders hervor gehoben. Aber die Zeit der Liebe ist nicht vorbei; vielmehr denken die Liebenden in ihrem Glück an vergangene Not und bewahren sie in ihrem Gedächtnis.

Liebe Grüße,
Wilhelm.
 

Gabriele

Mitglied
Hallo Wilhelm,
Du schreibst: "...vielmehr denken die Liebenden in ihrem Glück an vergangene Not und bewahren sie in ihrem Gedächtnis."
Genauso habe ich die Strophe auch interpretiert. Ich meinte nur, dass Dein Werk auch dann noch berührt, wenn der Leser/die Leserin selbst gerade nicht in der Situation eines Liebenden ist.
Liebe Grüße,
Gabriele
 
Ja, Gabriele, die Not vergangner Zeiten in seiner Sprache aufzubewahren, das ist Weisheit, die auch unabhängig von aktuellem Liebesglück vorhanden sein kann. Aber sie ist sicher Teil einer umfassenden Liebe.

Grüße von Wilhelm.
 



 
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