Mit geschlossenen Augen

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Schakim

Mitglied
Hallo, L-Din!

Wer "bleicht" nicht manchmal gerne die Wahrheit für sich selber? Es gibt aber auch diejenigen, die sie gerne für andere bleichen ...

LG
Schakim
 
hallo l-din

vielleicht verstehe ich es ja einfach nur nicht, aber warum gibts diesen text hier unter kurzlyrik, während deine anderen, ebenso kurzen und ebenso viel oder wenig lyrischen texte unter kurzprosa stehen???

mich stört das pauschale "man". ich weiß nicht, von wem du erzählst, auch wenn du vielleicht uns alle meinst, es klaut dem text das leben.

meint
 
B

Blackmail

Gast
Herr L-Din,

wenn ich das richtig verstanden habe, meinen Sie eigendlich das Schlafen und Träumen was schönes ist.
Doch wenn man aufwacht und merkt das alles nur ein Traum war, versteht man das man im Grunde nichts geändert hat.

Oder?

Blackmail
 
ich widerspreche hier einfach mal.
nein, ich denke nicht, dass es ums schlafen oder träumen geht, im gegenteil. ich habe es so verstanden, dass es darum geht, was geschieht, wenn man den blick nach innen wendet, um entweder sich selber oder die dinge mit dem wahrhaftigsten aus sich selber zu betrachten. "von wahrheit gebleicht" erzählt mir von der demut, von der enttäuschung oder auch dem entsetzen, gefühle, die einen manchmal einholen, wenn man feststellt, wie wenig man das ist, was man geglaubt hat, zu sein oder dass die bilder, die man von sich hatte, so nicht der wahrheit entsprechen.
ich kenne auch den umkehrungsprozess. lässt man sich wieder in die alltäglichkeit gleiten und dazu hinreißen, die augen nur am rand der oberfläche entlang zu führen, kommt das vergessen schnell.
der gedanke des textes gefällt mir sehr gut, an der ausführung hab ich bereits gemäkelt. ;-)

@blackmail und übrigens: bisher hab ich den eindruck gehabt, wir duzen uns hier?
 

gareth

Mitglied
Fast hätte ich, L-Din,

hier her geschrieben, dass ich die Aussage deines Gedichtes ein ganz klein wenig klischeehaft und oft gesagt empfinde. Denn das ist unstrittig ein sehr bekanntes Bild: ich schließe die Augen und lausche, höre, sehe in mich hinein. Das gilt auch für die nächste Aussage, nämlich die, dass dann, wenn man gar nichts sieht, der Blick gewissermaßen doch schärfer sein kann. Was mich hindert, das alles abschließend so zu äußern, sind dann die beiden letzten Zeilen. Auch dort hätte ich nicht gezögert, das Bild der gebleichten Wahrheit als gekünstelt und unstimmig abzutun, denn Bleichen heißt: Farben zum Verschwinden bringen und in aller Regel auch: Konturen schwächen, was mir nicht unbedingt als Bild für eine genauere Sicht der Dinge geeignet scheint, wenn eben nicht Freifrau von Löwe dieses Bild für mich doch wieder stimmig interpretiert hätte.
Außerdem darf man ja durchaus bekannte Dinge in neuem Gewand immer wieder herzeigen. Mit der Verwendung des "man" habe ich keine Probleme. Das bringt die menschliche Neigung zur Verallgemeinerung der eigenen Erfahrung ins Spiel und stärkt den Text eher.

Grüße
gareth
 

jon

Mitglied
Teammitglied
In der Originalfssung war was gebleicht? Schade – da ist offenbar die einzige originelle Stelle wegrationalisiert worden…


Mit geschlossenen Augen sieht man in sich hinein
Der Blick kann schärfer als der mit offenen sein
[blue]…kann aber auch sein, dass nicht…[/blue]
Das Bild exakter und der Wahrheit gleich
[blue]… oder eben auch nicht. Und: Welches Bild GLEICHT schon der Wahrheit – was immer das auch ist[/blue]
Öffnet man die Lider, scheint alles wieder Vergessen zu sein
[blue]…scheint so. Muss aber nicht so sein…[/blue][red] vergessen[/red]

Also sagte das Gedicht: Wenn man in sich reinguckt, sieht man vielleicht genauer. Vielleicht aber auch nicht. Und was man sieht, ist vielleicht die Wahrheit. Vielleicht aber auch nicht. Und wenn man wieder "rausguckt", war die Nabelschau vielleicht umsonst. Vielleicht aber auch nicht.

Da kann ich nur anfügen: Vielleicht kieg ich mal den Pulitzerpreis. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat mein Chef morgen einen eiligen Auftrag für mich. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist L-Din der Kafka des nächsten Jahrhunderts. Vielleicht aber auch nicht.
 
S

Stoffel

Gast
moin,

dachte, es ist was neues.Dem Datum nach nicht. Ok, hat einer ganz tief in der "Mottenkiste" gegraben.
Da ich von mir selbst weiß, dass sich die eigene Schreibe im Laufe der Jahre auch ändert, schreib ich nix dazu.
Ich stimme den "negativen" Meinungen zu.

lG
Stoffel
 

Mara Krovecs

Mitglied
Hallo L-Din,

mit der dritten und vierten Zeile habe ich inhaltlich meine Schwierigkeiten.
Es geschieht nicht automatisch, wenn man in sich hineinsieht, dass man der Wahrheit wirklich nahe kommen kann............oft findet sich hier eine Verzerrung des Selbstbildes , Fremd- und Eigenwahrnehmung können ziemlich weit auseinander stehen!
Ohne ernsthafte Arbeit an sich geschieht gar nichts, auch nicht mit geschlossernen Augen....................

Wenn man "dann" wieder die Lider öffnet, braucht man auch keine Angst zu haben, dass alles wieder vergessen wird.............wenn Du bist wie Du bist


alles Liebe

Mara
 

Manwe

Mitglied
Klischee hin oder her ein ganzes Stück Wahrheit steckt darin und das darf auch gesagt werden, obwohl es die meisten wahrscheinlich nicht hören wollen.

Die Umsetzung find ich allerdings nicht gelungen. Es mangelt an einem Rhythmus in den Zeilen 3 bis 5.
Beim Lesen stürze ich richtig ab.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und Perfektion wäre doch langweilig.

Liebe Grüße Iris
 



 
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