MittSommer - vorbei

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Mara Krovecs

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MittSommer - vorbei



Die Furchen noch hineingetrieben
vom Pflug, aber keine Saat mehr gesetzt
der Winter kam viel zu früh
Schnee trieb sich in die Rillen
bedeckte Nacktheit und Blöße

auf dem Kissen liegen Augen
groß, weit, verängstigt
das Zimmer riesig und manchmal
kommt jemand hinein, doch meistens
schwimmt er wie ein einsamer Embryo im Ozean

diese Kälte könnte einen fast auffressen
aber sie tut es nicht, sie bleibt gefährlich
der Winter hat gerade erst begonnen
sie flüstern es ist der letzte, er vergeht nicht mehr

seine Stimme hat ihm jemand genommen
dafür zähes Kaugummi in den Rachen gesteckt
husten ist Luxus und er ist doch arm
aber weinen kann er noch, niemanden stört das

an manchen Tagen scheint Sonne auf die Kälte
Schnee zu Eis geworden beginnt zu flirren und zu glitzern
Krähen schicken Schreie über das Weiß und
in der Ferne Kinder mit bunten Mützen

die Therapeuten sind gegangen eine Schwester
wünscht Gute Nacht, gut heißt frei atmen können
Vorhänge weit geöffnet, Abendhimmel schwarz
alles bleibt still, nur das Röcheln aus den Bronchien
ist lauter als seine Müdigkeit, manchmal schläft ihm die Zeit ein

wenn jede Minute ein Jahr ist, denkt er,
bin ich Millionen Jahre alt, zu alt für das Leben
er schluckt seinen Speichel nicht, konzentriert sich
auf das Heben und Senken seiner Brust
für manche Menschen ist Atmen wie Seiltanzen

er weiß Sie haben Recht,
dieser Winter wird nie mehr vergehen.
 



 
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