Moment mal!

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H

HFleiss

Gast
Mit den Schlangen im Discounter ist es so eine Sache: Immer erwische ich die, wo gerade die Kasse klemmt. Öffnet dann der Nebenschalter, bin ich nicht schnell genug mit meinem Wagen und stehe erneut am Ende des Einkaufswurms.

Heute gebe ich Obacht wie eine Lüchsin, die ihre Jungen beschützt. Fünfzehn Leute vor mir, mit Blicken, die noch nicht mal Ungeduld ausdrücken, nur quälende Lethargie. So oder so, irgendwann ist man doch dran. Vorn, an der Kasse, wo eine junge müde Frau mit lächerlichem Schwänzchen im Nacken sitzt und sich gerade vertippt hat. Sie ruft nach einem Kollegen.

Ich überrechne meinen Einkauf: Brot, Margarine, Pflaumenmus, Bananen, ein Liter Milch.
Wenig genug, um an mir reich zu werden. Der ältere Mann in meinem Rücken stößt mir seinen Einkaufswagen in die Waden. Er ist nicht der Erfinder von Entschuldigungen. Ich spar mir den bösen Blick nach hinten, seufze noch nicht einmal.

Das Band kommt in Sicht. Der Typ hinter mir ist nicht nur unaufmerksam, sondern auch hektisch. Er packt sein Zeug zuerst aufs Band, mir bleibt kein Platz. „Sie werden entschuldigen“, sag ich und schieb den ganzen Ramsch nach hinten, weil sich eben das Band wieder bewegt. Er schießt einen empörten Blick auf mich. Vorsicht, heißt das, ich kann auch anders.

Die Lüchsin ist abgelenkt. Der junge Mann, der sich durch die wartenden Leute schiebt,
ist der Kassierer an der Nebenkasse. Die Kasse klingelt probehalber. Ich erwache erst, als es hinter mir raunt, drängelt und schiebt. Ich zieh meinen Wagen zurück, ich muss unter den Ersten sein. Ich raff meinen Einkauf zusammen.

Da geschieht es. Der brachiale Typ hinter mir war schneller. Er stemmt seinen Wagen in die Seite meines Wagens. Er blitzt: Achtung, ich bin Boxer. Ich verstehe ihn ja, aber Gerechtigkeit muss sein. „Moment mal!“ fahr ich ihn an.

„Wo kommen wir denn da hin?“ Der Typ ist entrüstet. Schon steht er ganz vorn in der Schlange des jungen Kassierers. Er beschwert sich bei den anderen Leuten über meine Frechheit. Die Sache ist peinlich.

Es hat keinen Sinn, hier will ich nicht sein. Ganz langsam geh ich zurück in meine Heimatschlange. Das Brot, das ich wieder aufs Band lege, wiegt jetzt zwei Zentner. Ringsum wird gegrinst. Ich mache es, wie mein Kater Moritz: Ich lecke mir die Wunden, wo es blutet.
 

Ully

Mitglied
Wer

kennt dieses Szenario nicht. Gut eingefangen.
Hm, bei Lüchsin komme ich ins Grübeln, heißt es
nicht doch Luchsin?

Ully
 
H

HFleiss

Gast
moment mal

Falscher Irrtum, es heißt Lüchsin. Sonst hast du nichts auszusetzen?

Liebe Grüße
Hanna
 

Ully

Mitglied
Nöö,

hatte und habe nichts auszusetzen. Auch nicht an
der Lüchsin. Habe nur nicht sicher gewusst wie es richtig heißt, mehr nicht.

LG Ully
 
H

HFleiss

Gast
moment mal

Fachleute sagen auch nicht Katze, sondern Kätzin, also auf keinen Fall Katzin. Der Fall wäre also geklärt.

Lieben Gruß
Hanna
 
N

no-name

Gast
Liebe Hanna,

entschuldige bitte, aber ist es im "Volksmund" nicht die Löwin, die ihre Jungen beschützt?

Freundliche Grüße von no-name.
 
H

HFleiss

Gast
moment mal

Ich habe noch nicht gehört, dass Lüchsinnen ihre Jungen behandeln wie Gammelfleisch. Ich denke, auch sie werden ihre Jungen beschützen. Da du aber auf den Volksmund anspielst: Es zeugt nicht von großer Erfindungsgabe, das hundertmal Gekaute noch einmal zu kauen.

Liebe Grüße
Hanna
 
N

no-name

Gast
Hanna,

das war eine Frage - nichts weiter.

Keine Ahnung, warum Du so reagierst...

no-name.
 
H

HFleiss

Gast
moment mal

Die Technik funktioniert wieder mal nicht, schreib ich die Antwort zum zweiten Mal.

Also, ich habe unendliche Geduld. Die Lüchsin habe ich deshalb gewählt, weil der Volksmund auch sagt: aufpassen wie ein Luchs. Da ich aber kein Luchs, sondern eine Lüchsin bin, deshalb Lüchsin. Was aber die Löwin angeht, so ist das in einem anderen Zusammenhang gemeint, nämlich dem des Beschützens, wäre also hier deplaziert.

Liebe Grüße
Hanna
 
N

no-name

Gast
Achso,

ich verstehe. Jetzt kann ich auch nachvollziehen, warum Du Dich für die Lüchsin entschieden hast. Danke für diese Hintergrundinformation.

Grüße von no-name.
 
B

Beba

Gast
Ist ja eine "nette" Szene, die jeder wohl nur zu gut kennt und in der jeder natürlich auch nur den "guten" Part spielt. ;-)

Ein paar Teile möchte ich herausgreifen, die mir nicht gefallen haben:

Heute gebe ich Obacht wie eine Lüchsin, die ihre Jungen beschützt
"die ihre Jungen beschützt" ist unpassend, wie du ja selbst schon in einer Antwort auf früheres Feedback gesagt hast.

Fünfzehn Leute vor mir, mit Blicken, die noch nicht mal Ungeduld ausdrücken, nur quälende Lethargie.
Sagt nicht wirklich etwas aus. Solltest du ausbauen oder weglassen.

Wenig genug, um an mir reich zu werden.
Wen interessiert das? In welchem Zusammenhang steht diese Überlegung?

Er ist nicht der Erfinder von Entschuldigungen.
Ist irgendwie platt!

Das Band kommt in Sicht
"In Reichweite" passt hier vielleicht eher, denn in Sicht ist es nach meiner Erfahrung nach meist verflucht lange. ;-)

Ich lecke mir die Wunden, wo es blutet
Ich würde kurz sagen: Ich lecke meine Wunden!

Zwei Stellen, die mir besonders gefallen:

Die Lüchsin ist abgelenkt.
Setzt das Bild der Lüchsin sehr gut fort, und zwar zum rechten Moment.

Es hat keinen Sinn, hier will ich nicht sein. Ganz langsam geh ich zurück in meine Heimatschlange. Das Brot, das ich wieder aufs Band lege, wiegt jetzt zwei Zentner.
Da hast du den Rückzug aber sehr schön beschrieben.

Ich hoffe, meine Anmerkungen kommen richtig rüber. Es sind halt meine persönlichen Ansichten und Anmerkungen. Vielleicht helfen sie, vielleicht ärgern sie, ich weiß es nicht. Aber sie sind gut gemeint. ;-)

Beba
 
H

HFleiss

Gast
moment mal

Lieber Beba, da hast du dir ja anständig Mühe gemacht, den Text durchzuforsten. Es ist wirklich nur ein ganz winziger Nebenbei-Text, sozusagen Abfall, Notiz. Ich bin wirklich erstaunt, wie viele Fehler ich noch in meinem Text gemacht habe. Und du hast sie alle herausgefunden, habe meinen besten Dank dafür.
Du hättest den Text sicher schöner geschrieben?

Liebe Grüße
Hanna
 
B

Beba

Gast
Hallo

Es ist wirklich nur ein ganz winziger Nebenbei-Text, sozusagen Abfall, Notiz.
einen Hinweis darauf habe ich leider nicht finden können und so habe ich den Text halt kommentiert.

Ich weiß deine Antwort nicht wirklich zu deuten, habe aber den Eindruck, dass dir mein Kommentar nicht schmeckt?:-/

Weißt du, ich kommentiere oft etwas umfangreicher, weil es nicht nur dem Autor helfen soll, sondern ich lerne selbst daraus. Sollte das hier nicht gewünscht sein, muss man es mir eben sagen. Ich bin noch nicht so lange dabei.

Du fragst so ironisch, ob ich es besser gemacht hätte. Besser, schlechter, was soll das? Einfach anders, denn jeder Autor schreibt eben anders. Aber das weißt du doch selbst, und deshalb hätte diese Spitze nicht sein müssen, oder?

Ciao,
Beba
 



 
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