Montagszahnarzt

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DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Montage sind furchtbar. Ich hasse Montage. Ich werde heute den ganzen Montag in der Praxis zubringen. Das Telefon klingelt, klingelt und klingelt. Hinz und Kunz hatte am Freitag, Samstag und Sonntag Beschwerden. Hinz und Kunz haben immer am Wochenende Beschwerden. Manche Patienten gehen sowieso nur immer zum Notarzt, weil sie dann auf jeden Fall schnell drankommen und erscheinen dann widerwillig zur Weiterbehandlung am Montag.

Ich erkläre Hinz und Kunz, dass sie gerne kommen können, aber warten müssen. Behandelt werden müssen sie. Hippokratischer Eid und so. Der Chef hält sich streng an diesen. Er ist nett, der Chef. Dabei hat er noch nicht mal einen Doktortitel, trotzdem redet ihn jeder mit Doktor an. Er weist immer darauf hin, dass er keinen hat. Es nützt nie etwas. Außerdem rackert er sich ab. Er klärt alle Patienten über die richtige Zahnpflege auf. Ich ärgere ihn immer damit, dass er gar keine Patienten mehr hat, wenn er so weitermacht. Da hat er aber keine Sorge. Die Menschen pflegen nach wie vor ihre Autos besser als ihre Zähne.

Erste Patientin Frau G. Ich bereite sie vor. Sie erscheint regelmäßig, um ihren übermäßigen Zahnstein entfernen zu lassen. Nein, sie erscheint, um mit dem Doktor ohne Doktor zu flirten. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sie den Zipper ihrer Bluse ein Stückchen weiter herunterzieht. Na warte. Ich suche ein besonders großes Stück Papier heraus und binde es ihr mit Hilfe der Klammer um. Nun ist ihr Ausschnitt verdeckt. Außerdem frage ich sie nach ihrem Geburtsdatum, obwohl ich es klar auf dem Bildschirm sehe. Sie soll nicht vergessen, dass sie 10 Jahre älter als der Chef ist.

Danach sitzt Herr P. im Behandlungsstuhl. Bitte nicht Herr P. am Montag. Doch, er ist Freiberufler und kann auch am Montagmorgen. Wie immer versucht er, mich anzubaggern. "Na, was machen Sie denn so in Ihrer Freizeit?", fragt er und lässt die Kronen blitzen. "Ich? Zähne ziehen", erwidere ich, binde ihm den Schlabberlatz um und übersehe geflissentlich sein enges T-Shirt. "Ach, Sie haben aber einen Clown gefrühstückt, oder? Bin immer froh, wenn Sie hier Dienst haben!", säuselt er weiter. Ha, mich kann er nicht beeindrucken. Ich weiß, welch übertünchte Ruine er im Mund hat. Ich ja! Trotzdem ist es mir unangenehm, ihm später während der Behandlung so nah zu sein. Sein Rasierwasser ist so aufdringlich wie er.

Anschließend Herr R. Er ist lieb und macht nichts daher, aber er hat gestern Zwiebeln und Knoblauch gegessen. Ich möchte eine Gefahrenzulage. Sofort. Der Chef verzieht keine Miene, zieht nur demonstrativ den Mundschutz etwas mehr über die Nase. Ich tue es ihm gleich.

Dann die Krönung: Herr W. Herr W. ist ein Spezialfall. Er kommt nur, wenn er etwas hat. Nach Abklingen der Schmerzen erscheint er nicht mehr zur Folgebehandlung. Also treten irgendwann wieder Beschwerden auf und er sitzt erneut im Stuhl. Der Chef mustert ihn. "Haben Sie Beschwerden?", erkundigt er sich. "Nein!", erklärt Herr W. strahlend, "heute nicht. Heute komme ich, um endlich weiterzumachen mit dem, was Sie mir geraten haben." Der Chef sagt kalt: "Ich behandle Sie nicht mehr. Ich muss Sie fragen, ob Sie Schmerzen haben, aber alles andere muss ich nicht mehr machen. Suchen Sie sich einen anderen Arzt!" Herr W. bleibt die Spucke weg. Na endlich. Er geht kleinlaut.

Dann kommt Herr F. Ich mag ihn. Ein rüstiger, freundlicher Senior. Wir scherzen, bis der Chef kommt. "Ist doch alles in Ordnung bei Ihnen", sagt er. "Das neue Gebiss sitzt hervorragend und Druckstellen haben Sie doch nicht?", erkundigt er sich. "Nein", entgegnet Herr F., "aber bitte, bitte, sagen Sie niemals meiner Frau, dass meine Zähne nicht mehr echt sind. Sie weiß das nicht!" Der Chef unterdrückt ein Lachen. "Sie schaffen es, Ihre Dritten zu verbergen? Alle Achtung! Ich verrate Sie schon nicht!", beruhigt er ihn. Herr F. ist erleichtert. Welche Probleme manche Leute haben.

Am Nachmittag erscheint Frau S. mit Tochter, 12 Jahre alt. Tochter hat eine Routinekontrolle. Der Chef stellt Karies fest. "Karies? Sie putzt nach jedem Essen ihre Zähne!", ruft Frau S. entrüstet. "DAS kann nicht sein", entgegnet der Chef. Tochter nickt. "Ich habe nicht immer geputzt", bekennt sie. Die Mutter versteht keinen Spaß. "Sie bohren ohne Spritze", befiehlt sie dem Chef. "Meine Tochter soll spüren, dass es besser ist, immer zu putzen. " Der Chef hat keine Chance. Elternwille geht vor. Er macht alles so behutsam und schnell wie es geht. Das Kind leidet. Ich werde die Mutter mit dem Bohrer foltern, wenn ich sie alleine erwische. Oder ich bringe sie gleich um.

Dann ruft Frau M. an und will ihren Mann abholen. Das Problem: Herr M. war heute gar nicht da. Ich versuche eine diplomatische Antwort: "Vielleicht ist das ein Missverständnis?" Frau M. ist nicht begeistert. Ach, sollen die doch machen, was sie wollen. Ich habe die Nase voll von Patienten. Endlich habe auch ich Feierabend. Zu Hause lasse ich mich erschöpft auf das Sofa fallen. Ich schalte den Fernseher ein. Es erscheint Dr. Best.

Er bleibt einem aber auch nichts erspart.
 
K

koollook

Gast
Am Anfang hat mir deine witziger und flotter Schreibstil gefallen, aber ab der Mitte und am Ende ist es einfach zu viel. Immer die selbes Struktur - das ist ermüdend, obwohl die Witze nicht schlechter werden, wenn sie für sich alleine stehen würden.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Koollook: Oh - das ist schade, dass Dir der Text nicht so gefällt wie er ist. Vermulich muss ich ein paar Episoden weglassen und die vorhandenen straffen? So wie bei "In der Hölle?"
Muss ich drüber nachdenken, denn ich mag den Text so.
LG Doc
 



 
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