pleistoneun
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El-Elevator, kurz Doppel-El, der pensionierte Stapelfahrer mexikanischer Abstammung, markierte als Inkontinenter und Letzter der großen Elevator-Generation die Wurzel seines Stammbaumes. Ihm war es zeitlebens nicht gelungen, für Nachwuchs und somit für die Fortsetzung der Elevator-Dynastie zu sorgen. Das war ihm heute morgen, als er in seinem Leibstuhl aufwachte, klar geworden. Die elektromagnetischen Strahlungen des Fernsehgerätes erzeugten diese spätgeistige Regung des immerhin schon 75-jährigen. El-Elevator holte tief Luft und stemmte sich mit einem zittrigen Ruck aus seinem wackeligen Wagen. Die Wundgesessenheit lachte in allen Farben und die elektrisch geladenen Haare standen in alle Richtungen. Gut, er war alt, hässlich, litt unter fremdartigen Krankheiten und spuckte beim Sprechen Blut, doch er wollte nicht aus der Welt scheiden ohne zumindest den Versuch unternommen zu haben, den Stammbaum zu verlängern.
Im grellen Licht des Tages zwangen ihn seine tageslichtscheuen Augen angestrengt und ungewöhnlich lange auf Vorbeikommende zu starren, um zwischen Mann und Frau unterscheiden zu können, was ihn für die Passanten etwas unheimlich machte. Es dauerte nicht lange, da saß er auch schon auf dem Rücksitz eines Transportwagens, der ihn in die städtische Anstalt für "bluthierarchische Wissenschaft" gebracht wurde. Das Fehlen eines asozialen Obdachlosen fällt nicht auf. Alles ging so schnell und im nächsten Augenblick sah sich El-Elevator auch schon mit einem neuen Zimmerkollegen konfrontiert, der taubstumm und mit einer Blindheit, wie sie Gott noch nicht gesehen hatte, vom Leben nicht gerade gesegnet war. Da jener vom Hals abwärts Amputationsgeräte trug und er nur durch faustrechtlichen Vollkontakt am Leben teilnehmen konnte, reagierte er nur auf Kopfschläge und auch nur auf ziemlich feste, da die Reste der Wunden heftiger Diskussionen zu genereller Unempfindlichkeit führten.
"Ich werde hier sterben", teilte El-Elevator seinem neuen Freund mit zwei Kinnhaken und einem ordentlichen Stirnhammer mit. Der Mann schlug zurück. Was soll das? Doppel-El wollte ja nur reden. Es blieb bei diesem kurzen Schlagabtausch. El-Elevator wurde in den Behandlungsraum mit den vielen spitzen Werkzeugen geführt. Man operierte Teile ein, entfernte vieles wieder, tauschte aus, klappte um, stülpte ein, schnitt, bohrte, löschte, meißelte, betonierte und kratzte. Da die letzte Disziplin das Kratzen war, wurde er in etwas aufgekratztem Zustand ins Zimmer zurückgebracht, wo er es als wichtig empfand, seinem Zimmerkollegen umgehend über die unmenschlichen Torturen und Qualen der letzten Stunden zu berichten. Die Heftigkeit seines Erzählstils führte bei seinem Zimmerkollegen nach einer Weile zu einer Art Bewusstlosigkeit. Wie ein toter Sack knallte der Zimmerkollege mit dem Kopf auf den harten Pflastersteinboden, welcher dann auch durch die Wucht aufplatzte und sich das Innere im Raum verteilte. Es war viel Kleingerümpel enthalten, nichts, womit ein Gehirn funktioniert hätte. Aber egal. Doppel-El wollte in seiner Panik sauber machen und kam über seine aufgekratzten Körperstellen mit dieser ekligen, blutähnlichen Substanz seines ehemaligen Zimmerkollegen in Berührung. Nach wenigen Minuten hatten sich kranke Zellpartikel des einen mit den deformierten Erbkeimen des anderen vereinigt und eine gewaltige Mutation vollzog sich im Zimmer. Und da die Natur bei jeder Neuentwicklung einer Spezies nur die Stärken der Elterngeneration weitergibt und die Schwächen vernachlässigt, war die Vereinigung von El-Elevator und seinem Zimmerkollegen wieder El-Elevator selbst. Allerdings mit der kleinen Verbesserung, nämlich der, dass er unsterblich wurde, weil sich die Erbinformation mit dem Metall der Amputationsgeräte seines Zimmerkollegen kreuzte. El-Elevator hatte sich selbst reproduziert und zwar so, dass er nie wieder Sorgen um die Fortführung des Stammbaumes haben musste. In aller Ruhe sitzt El-Elevator heute wieder in seinem Leibstuhl, schaut in den Fernseher und lässt freudig seiner unsterblichen Inkontinenz freien Lauf.
Im grellen Licht des Tages zwangen ihn seine tageslichtscheuen Augen angestrengt und ungewöhnlich lange auf Vorbeikommende zu starren, um zwischen Mann und Frau unterscheiden zu können, was ihn für die Passanten etwas unheimlich machte. Es dauerte nicht lange, da saß er auch schon auf dem Rücksitz eines Transportwagens, der ihn in die städtische Anstalt für "bluthierarchische Wissenschaft" gebracht wurde. Das Fehlen eines asozialen Obdachlosen fällt nicht auf. Alles ging so schnell und im nächsten Augenblick sah sich El-Elevator auch schon mit einem neuen Zimmerkollegen konfrontiert, der taubstumm und mit einer Blindheit, wie sie Gott noch nicht gesehen hatte, vom Leben nicht gerade gesegnet war. Da jener vom Hals abwärts Amputationsgeräte trug und er nur durch faustrechtlichen Vollkontakt am Leben teilnehmen konnte, reagierte er nur auf Kopfschläge und auch nur auf ziemlich feste, da die Reste der Wunden heftiger Diskussionen zu genereller Unempfindlichkeit führten.
"Ich werde hier sterben", teilte El-Elevator seinem neuen Freund mit zwei Kinnhaken und einem ordentlichen Stirnhammer mit. Der Mann schlug zurück. Was soll das? Doppel-El wollte ja nur reden. Es blieb bei diesem kurzen Schlagabtausch. El-Elevator wurde in den Behandlungsraum mit den vielen spitzen Werkzeugen geführt. Man operierte Teile ein, entfernte vieles wieder, tauschte aus, klappte um, stülpte ein, schnitt, bohrte, löschte, meißelte, betonierte und kratzte. Da die letzte Disziplin das Kratzen war, wurde er in etwas aufgekratztem Zustand ins Zimmer zurückgebracht, wo er es als wichtig empfand, seinem Zimmerkollegen umgehend über die unmenschlichen Torturen und Qualen der letzten Stunden zu berichten. Die Heftigkeit seines Erzählstils führte bei seinem Zimmerkollegen nach einer Weile zu einer Art Bewusstlosigkeit. Wie ein toter Sack knallte der Zimmerkollege mit dem Kopf auf den harten Pflastersteinboden, welcher dann auch durch die Wucht aufplatzte und sich das Innere im Raum verteilte. Es war viel Kleingerümpel enthalten, nichts, womit ein Gehirn funktioniert hätte. Aber egal. Doppel-El wollte in seiner Panik sauber machen und kam über seine aufgekratzten Körperstellen mit dieser ekligen, blutähnlichen Substanz seines ehemaligen Zimmerkollegen in Berührung. Nach wenigen Minuten hatten sich kranke Zellpartikel des einen mit den deformierten Erbkeimen des anderen vereinigt und eine gewaltige Mutation vollzog sich im Zimmer. Und da die Natur bei jeder Neuentwicklung einer Spezies nur die Stärken der Elterngeneration weitergibt und die Schwächen vernachlässigt, war die Vereinigung von El-Elevator und seinem Zimmerkollegen wieder El-Elevator selbst. Allerdings mit der kleinen Verbesserung, nämlich der, dass er unsterblich wurde, weil sich die Erbinformation mit dem Metall der Amputationsgeräte seines Zimmerkollegen kreuzte. El-Elevator hatte sich selbst reproduziert und zwar so, dass er nie wieder Sorgen um die Fortführung des Stammbaumes haben musste. In aller Ruhe sitzt El-Elevator heute wieder in seinem Leibstuhl, schaut in den Fernseher und lässt freudig seiner unsterblichen Inkontinenz freien Lauf.