Hi Bernd,
danke für Deine etwas genauere Analyse. Weißt Du, wenn Du einfach nur einen Satz über "wilde" Metaphern und dann vielleicht noch einen zweiten über die inhaltliche Deutung verlierst, ohne wirklich konkret zu werden, musste ich noch einmal nachfragen.
Es ist, wie immer, eine etwas undankbare Position, Stellung zu meinem Geschriebenen zu beziehen. Ich wünschte mir, die Welt bestünde nur aus Schreibern und aus stummen Lesern, die meine Gedichte kauften.
Ich versuche, zu den einzelnen Versen meine persönliche Deutung hier zu posten. Aber sie ist, wahrscheinlich, ungenau in den Augen der meisten Leser. Meine Gedichte entstehen, unter anderem, recht spontan und zügig, wobei ich meine Gedanken kreisen lasse, ab und zu mal anhalte, um etwas zu fixieren. Fast wie ein Lyrik-Glücksrad.
„Frauen frieden Deineshaus“
Also mit „frieden“, wenn ich mich nicht schwer täusche, werde ich quasi das „Umgeben“ des Hauses, also, „Deineshaus“ gemeint haben. Ich hatte ja schon angedeutet, dass es sich um eine Geburt der Prostituierten handelt, die man hier als im Schatten stehende Protagonistin ansehen kann. Die Alliteration mit „Frauen frieden“ und im Anschluss das „Deineshaus“, das alles lässt auf ein Bordell, das „Freudenhaus“ schließen, wobei der dritte Vers es konkretisiert:
„Scharen dröhnt herbei, heraus“
Das ist sowohl eine Anspielung auf den Habitus der Freier in diesem Bordell als auch, natürlich, auf den Akt des Vögelns selbst.
„Tod“. Allein steht er wahrscheinlich, zunächst, für das Empfinden der Hure… danach. Nach einem Freier, nach einer ganzen Horde, nach… dem Arbeitstag.
„Geburt“ ist zunächst, ganz konkret, die Geburt eines Kindes unserer Hure. Aber auch ist die Geburt eine Anspielung auf die Tätigkeit Hure: Tagsüber Mutter, Ehefrau, Studentin, Auszubildende, später neugeborene Nutte, Hure, leichtes Mädchen, allseitige Verfügbarkeit. Wenn die Frau aus diesem (unseren) „normalen“ Leben tritt, wird ein neuer, ein ganz anderer Mensch geboren.
Die letzten vier Verse sind schwierig zu deuten. Zunächst dachte ich wohl an eine Fehlgeburt unserer Hure, an Blut, das sich durch vaginalen Austritt tropfend in Szene bringt. Ansonsten weiß ich keinen Rat. Die letzten beiden Verse kann ich aber ganz gut deuten: Die Frage ist, ob man sie teilt oder zusammenlässt. Getrennt haben wir eine neue, ungewollte Mutter… Aber viel eher springt hier der Fokus auf das Neugeborene und dessen Gefühle. Es schielt auf den Eingang. Es wünscht sich, dorthin zurückzukehren. Wer wird schon gerne in einem „Deineshaus“ geboren,
Hoffe, dass das eine Hilfe war.
Gruß,
Verboholiker