Mutter

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Ralf Langer

Mitglied
Mutter

Erzähl mir was,
sind deine Worte.
Nun, da der Durst
nach Eigenem verklungen,
ist dir das Sein
die Audienz aus Schall
und aus Erinnerungen.

Erzähl mir was,
- verbleibst im Schweigen,
das sich mehr und mehr
vom Dunklen aus
in deine Tage windet,
und an dieser Schwelle
Wohlgefallen am Verlust
der Muttersprache findet.

Erzähl mir was,
die Zeit, die Leben heißt,
ist bald verronnen.
Ich sehe es:
so weit, so gut gekommen,
hast du vorm Wildgehege
das dir bleibt,
den Wolf befreit,
und zärtlich
in den Arm genommen.
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Ralf,
es gibt nicht viele gute Gedichte über das Vergessen im Alter.
Dies ist eins.
Einen Abschnitt könntest du aus klanglichen und ästhetischen Gründen etwas umstellen:

Mutter

Erzähl mir was,
sind deine Worte.
Nun, da der Durst
nach Eigenem verklungen,
ist dir das Sein
die Audienz aus Schall
und aus Erinnerungen.

Erzähl mir was -
verbleibst im Schweigen,
[blue]das mehr und mehr sich
aus der Dunkelheit
in deine Tage windet,
und nun an dieser Schwelle ein
Wohlgefallen am Verlust[/blue]
der Muttersprache findet.

Erzähl mir was.

Die Zeit, die Leben heißt,
ist bald verronnen.
Ich sehe es:
so weit, so gut gekommen,
hast du vorm Wildgehege
das dir [blue]jetzt[/blue] bleibt,
den Wolf befreit,
und zärtlich
in den Arm genommen.
Ganz toll finde ich den letzten Abschnitt mit dem Wildgehege.
Superb!
Grüßle
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo heidrun,

ich hadere mit der umstellung von "dunklem"
zur "dunkelheit",
da ich kein großer freund substantivierter adjektive
bin.
ziehe also das dunkle der dunkelheit vor.

auch bei der umstellung von "wohlgefallen"
bin ich unsicher, weil ich denke das dann die doppelbedeutung
von "wohlgefallen" zu wohl(scheinbar) (hin)gefallen
verloren ginge...

ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Mutter

Erzähl mir was,
sind deine Worte.
Nun, da der Durst
nach Eigenem verklungen,
ist dir das Sein
die Audienz aus Schall
und aus Erinnerungen.

Erzähl mir was,
- verbleibst im Schweigen,
das mehr und mehr sich
aus dem Dunklen
in deine Tage windet,
und an dieser Schwelle
Wohlgefallen am Verlust
der Muttersprache findet.

Erzähl mir was,
die Zeit, die Leben heißt,
ist bald verronnen.
Ich sehe es:
so weit, so gut gekommen,
hast du vorm Wildgehege
das dir jetzt bleibt,
den Wolf befreit,
und zärtlich
in den Arm genommen.
 



 
Oben Unten