Mutter Kirche

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tho schett

Mitglied
Mutter Kirche

Danke liebe Mutter,
dass du mich so viel gelehrt hast.
Zum Beispiel:
Gegrüßt seiest du, Maria! Und jetzt still!
Du sagst:
Ach nein, das stimmt doch nicht!

Danke liebe Mutter,
dass du mich so viel gelehrt hast.
Zum Beispiel:
Dass Gebet alles, Gespräch nichts ist.
Du sagst:
Ach nein, das stimmt doch nicht!

Danke liebe Mutter,
dass du mich so viel gelehrt hast.
Zum Beispiel:
Dass mein Körper gefährlich ist.
Du sagst:
Ach nein das stimmt doch nicht!

Danke liebe Mutter,
dass du mich so viel gelehrt hast.
Zum Beispiel:
Dass meine Gefühle nicht wahr sind.
Du sagst:
Ach nein, das stimmt doch nicht!

Danke liebe Mutter,
dass du mich so viel gelehrt hast.
Zum Beispiel:
Dass Wissen nichts, Vergessen alles ist.
Du sagst:
Ach nein, das stimmt doch nicht!

Danke liebe Mutter,
dass du mich so viel gelehrt hast:
Zum Beispiel:
Dass deine Lüge die Wahrheit ist!
Du sagst:
Ach nein, das stimmt doch nicht!

Da Danke liebe Mutter,
dass du mich so viel gelehrt hast.
Zum Beispiel:
Dass deine Gewalt Liebe ist.
Du sagst:
Ach nein, das stimmt doch nicht!

Danke liebe Mutter,
dass du mich so viel gelehrt hast,
und …
dass du immer so kalt warst wie die Kirchen im Winter.

Du sagst:
Ach nein, …wie kannst du nur so grausam sein.
 

ENachtigall

Mitglied
resumee

Hallo Thosche,

es hat etwas beschwörendes durch die strenge Art der verwendeten Wiederholungen, Dein Gedicht. Das passt!

Im ersten Teil der Strophe hängt noch der jahrelang eingeübte strenge Gehorsam. In der Mitte steckt die Anklage; und im Schlußsatz der Strophe ewig gleiche Beschwichtigung (hier hätte ich mir auch etwas Abwandlung gewünscht!).

Insgesammt hat es gebetsmühlenartigen Charakter! Auch das passt zu den strengen Ritualen der besagten Institution.

Aber hätte ich den Titel nicht noch mal nachgesehen, wäre ich dem Irrtum erlegen, es handele sich um eine "richtige Mutter".

Gruß
Elke
 
B

bonanza

Gast
trotz einfachen inhalts mühsam zu lesen.
unausgereift. als pubertäres zeugnis okay.
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo tho schett,

echte Dankbarkeit will gelernt sein. Zynismus gelingt dagegen fast immer.
Ein Gedicht, das sehr schön zum Zeitgeist passt.
Ob der Zeitgeist weit kommt mit dieser Sichtweise, wage ich zu bezweifeln.

Gruß, NDK
 

tho schett

Mitglied
@ENachtigall
Wenigstens eine seriöse Kritik. Danke. Wie du richtig sagst, sollte es eine Beschwörungsformel werden, in Korrespondenz zum Thema. Dass die Anklage steckt, liegt vielleicht daran, dass die Themen nicht zufällig gewählt sind. Jedes Thema wurde bewusst gewählt, und stellt seinerseits eine Rubrik dar. Es wurde also versucht, das Wichtigste, so kurz wie möglich zu fassen. Jede Anklage ist gleich wichtig, und gleich unverzichtbar. Die ewig gleiche Rechtfertigung ist auch wichtig, weil es hier nicht um Argumente geht, sondern um Indoktrination.

@bonanza
Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass jeder versteht, um was es in einem Gedicht geht, bzw. was die Absicht des Autors war. Aber apropos pubertär: Muss diese Wichtigtuerei wirklich immer sein?

@NewDawnK
Der Zeitgeist ist mir egal. Mir geht es um ein viel profunderes Anliegen. Nämlich um die kritische Auseinandersetzung mit einer religiösen Institution, die mehr als fragliche Praktiken angewendet hat und nach wie vor anwendet, um Macht über das Denken von Menschen zu bekommen. Die Doppeldeutigkeit mit der Mutter ist bewusst gewählt. Es geht darum, wie religiöse Indoktrination funktioniert, wie eine Umwertung aller Werte passiert, und wie das Böse zum Guten, das Gute zum Bösen wird. Das was du Zynismus nennst, soll die Andeutung eines psychologischen Mechanismus sein, der ein Schuldbewusstsein in Gang setzt, was von der Kirche ganz bewusst eingesetzt wurde. Aber apropos Zeitgeist noch mal: Was wirklich gut zum Zeitgeist passt ist, einmal kurz drüber fliegen, und dann ein (Vor)urteil abgeben. Freundschaft.

tho
 
B

bonanza

Gast
die pubertät ist nichts unflätiges. wir durchlaufen sie
alle. ich verwendete dieses attribut für dein gedicht
deshalb, weil es mich stark an die gedichte erinnerte,
welche ich in der pubertät schrieb.
entschuldige.

bon.
 

NewDawnK

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von tho schett
Es geht darum, wie religiöse Indoktrination funktioniert, wie eine Umwertung aller Werte passiert, und wie das Böse zum Guten, das Gute zum Bösen wird. Das was du Zynismus nennst, soll die Andeutung eines psychologischen Mechanismus sein, der ein Schuldbewusstsein in Gang setzt, was von der Kirche ganz bewusst eingesetzt wurde. Aber apropos Zeitgeist noch mal: Was wirklich gut zum Zeitgeist passt ist, einmal kurz drüber fliegen, und dann ein (Vor)urteil abgeben. Freundschaft.

tho
Wer vorgibt, die psychologischen Mechanismen zu durchschauen, die uns das Leben so schrecklich schwer machen, ist entweder der große Überpsychologe, auf den die Welt sein Menschengedenken wartet oder er redet genau so neumalklug daher, wie es heutzutage an jeder intellektuellen Ecke dem Zeitgeist entsprechend üblich ist.
Du prangerst in Deinem Text ein Wertesystem an, ohne das unsere Zivilisation mit einiger Sicherheit nicht funktionieren würde. Danke für Dein (Vor)urteil.

Gruß, NDK
 
M

Melusine

Gast
Hallo Thomas,
dein Gedicht gefällt mir ganz gut, ich kann es inhaltlich nachvollziehen, die Form ist dem Thema angemessen.
Deinen Kommentar finde ich arrogant, sorry.
LG Mel
 

Zarathustra

Mitglied
@theo Schlett

Hallo Theo Schlett,

Aufzählungen wie in Liternei,
antiphonische Wiederholungen...

an und für sich eine sehr gute Idee eine Kritik anzubringen.

Ich finde jedoch, es ist nicht ganz gelungen. Genau so viel Pauschales ist in deinen Versen zu finden, wie im derzeitigen Zeitgeist und im platten Weltbild das es über die Kirche gibt. Ich wünschte mir die Verse etwas kräftiger und mystischer in der Sprache, etwas mehr verdichtet.

Immer noch gefällt mir eine Allerheiligen - Litarnei etwas besser als deine Verse.

L.G. Hans
 

tho schett

Mitglied
@NewDawnK
Ich prangere keine Wertesystem an, sondern die Praxis einer im Grunde weltlichen Institution. Immer wenn es um den so genannten Zeitgeist geht, werde ich ein wenig hellhörig, muss ich sagen. Denn dann steckt oft eine erzkonservative Reaktion dahinter. Nachdem heute Sonntag ist, möchte ich dennoch mit einem herzlichen Gruß enden

@Melusine
Danke fürs lesen. Arroganz? Ja, da hast du wohl ein bisschen recht. Manchmal geht es mit mir durch.

@Zarathustra
Ich weiß nicht, wer Theo Schlett ist, aber ich nehme mal an, ich bin gemeint. Wenn deine Beschäftigung mit meinem Gedicht ähnlich sorgfältig war, wie die Verfassung deines Kommentars, dann erspare ich mir besser meinen Kommentar. Ich laufe nämlich gerade Gefahr, in meine alte Arroganz zurückzufallen, und das möchte ich gerade heute am Tag des Herrn vermeiden. Also schönen Gruß an alle, und dank für die Reaktionen

tho
 

Zarathustra

Mitglied
@ Tho schett

@Zarathustra
Ich weiß nicht, wer Theo Schlett ist, aber ich nehme mal an, ich bin gemeint. Wenn deine Beschäftigung mit meinem Gedicht ähnlich sorgfältig war, wie die Verfassung deines Kommentars, dann erspare ich mir besser meinen Kommentar. Ich laufe nämlich gerade Gefahr, in meine alte Arroganz zurückzufallen, und das möchte ich gerade heute am Tag des Herrn vermeiden. Also schönen Gruß an alle, und dank für die Reaktionen

tho
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Tut mir wirklich leid, lieber tho...

immer wieder passiert mir so eine Panne.
Es liegt gewiss nicht an der "gebotenen Sorgfalt". Es liegt an etwas ganz anderem: Ich habe nun mal einen Hang zur Legasthenie. (Sogar bei diesem Wort muss ich im Duden nachsehen.) Für mich sind Worte oftmals Bilder. Und so wird aus Tho Schett einfach Theo Schlett. Es ist einfach ärgerlich und mir selbs peinlich. Ich werde meinen Hang zur Legasthenie in mein Profil mit auf nehmen.

Du darfst ruhig - mir gegenüber - in deine "alte Arroganz zurückfallen; - ich habe Verständnis dafür.

Aber trotzdem, dein Gedicht ist nicht übel; - sorry:
aber das Original, - ein Psalm oder eine Litanei gefällt mir einfach beser.

Liebe Grüsse aus München
Hans
 

tho schett

Mitglied
Re: @ Tho schett

Ursprünglich veröffentlicht von Zarathustra
Für mich sind Worte oftmals Bilder. Und so wird aus Tho Schett einfach Theo Schlett. Es ist einfach ärgerlich und mir selbs peinlich.
Hallo Hans,

sorry, wusste ich natürlich nicht. Entschuldige bitte!

Gruß aus Bregenz
 

van Geoffrey

Mitglied
Subjektiv

Jeder erlebt Institutionen anders.
Die Kirche besteht einfach aus Menschen, die - echt oder vorgeblich - nach der Lehre Jesu leben wollen.
Das Pharisäertum ist die größte Versuchung für alle Religiösen. Ein schleichender innerer Tod, wobei der äußere Schein gewahrt wird.
Niemand kann oder soll diese Pharisäer aussieben, denn leicht könnten wir alle mit ausgesiebt werden. Vielleicht hilft ein wenig Mitleid mit den Schwächen und Fehlern der Menschen. Vielleicht kann man mal denken: "Ach, du bist leider auch nur ein fehlerhafter Mensch - wie ich."
Ich meine, dass der Geist am besten mit diesem grundlegenden Erbarmen mit den Mitmenschen ausgedrückt werden kann. Nicht Mitleid von oben herab sondern einfach das, was man - modisch - Empathie nennt.
Wenn diese Menschen die Lehre Jesu so widerspiegeln, wie es dein Gedicht ausdrückt, ist das jammerschade, und zeigt, wie mißverständlich man eine Lehre auffassen und weitergeben kann.
Dass Gebet alles und Gespräch nichts ist - das ist so ein furchtbar tragischer Satz und drückt ein völliges Mißverstehen des Gebets aus.
Vielleicht kennst du einen wirklich guten Menschen - er mag Christ sein oder nicht, religiös oder atheistisch - und ich will einmal (ohne nähere theologische Prüfung) behaupten, dass er das Evangelium (also das Zentrum des christlichen Glaubens) widerspiegelt.
 



 
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