Nachdem ich das Gedicht "Die Brücken" las (von Ingeborg Bachmann)

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HFleiss

Gast
Nachdem ich das Gedicht „Die Brücken“ las
(von Ingeborg Bachmann)

Nicht kann ich berichten vom Pont Mirabeau
und von der Waterloobridge und nicht
von den Traversen der Seine.

Nicht das dunkelste Himmelsblau rührte
die Trommeln der Verlorenen. Der Fluss
dämmert im gütigen Eselsschlaf. Und nirgends
ein schüchterner Lidschlag Einsamkeit. Aufgeputzt
die Brücken und voll drängender Menschenfracht.
Der Ruhm geht ihnen ans Leben.
Und übers Gefälle des Vergänglichen
Wölben sich atemlose Träume vom Siegen.
Kein Himmel, kein Blau über der Stadt,
Nirgends ein Ort des Verweilens.

Aus Italien der Imbissmann
Zelebriert scharfen Mostrich.
Und dort ein verkleideter Russe.
Träumt auf Motten und Militaria
Von verspielter Weltbrüderschaft.
Naphtalin hängt über der Schinkelbrücke.

Verhallt die Schritte der Sterne.
 



 
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