Nacht am Tag

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HerbertH

Mitglied
Die Nacht ist vorgedrungen
[ 4]bis in den Tag hinein
Vom Dunkel scheint bezwungen
[ 4]das Licht im Herze mein

Der Tag hat sich verbeuget
[ 4]vor Dir, Du finst're Macht
In Kälte wurd' gezeuget
[ 4]der Stille düst're Pracht

Kein Sonnenstrahl sich zeiget
[ 4]an meinem Firmament
Ich geh' nur noch geneiget
[ 4]in einem Trauerhemd

Der Schatten trübt das Hoffen
[ 4]auf Deine Wiederkehr
Wo wir uns einst getroffen
[ 4]find' ich Dich nimmermehr

Im Nebel scheint verwaschen
[ 4]der Steine harter Rand
Es lieget auf den Aschen
[ 4]des Kranzes Namensband

Ich seh' den Schnitter stehen
[ 4]mit Lilien in der Hand
Ihr Weiß ist kaum zu sehen
[ 4]durch's Schwarze über'm Land
 

MarenS

Mitglied
Für Harry:

Der Schnitter ist ein Mann mit Sense. Als Bauer oder Knecht jemand der Getreide mäht, in Gestalt des Düsteren, evtl. als Knochenmann ist er das Sinnbild des Todes.

Für Herbert:

Nun kann man sich natürlich streiten. Alte Form, alter Sprachgebrauch...doch ich mag es sehr, solange alles stimmig ist und das ist es in diesem Gedicht. Düster die Farben, düster die Worte, der Sinn.

Es grüßt freundlich die Maren
 

HarryHaller

Mitglied
Hi Maren, Danke für die Erklärung, hatte schon in diese Richtung gedacht. Ich glaubte aber, dass das Wort Schnitter vom Autor angepasst sei, damit es in den Reim paßt, aber das scheint ja doch zu geben...
LG Eric
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Harry, liebe Maren, liebe Tante Oma,

es freut mich sehr, dass Euch das Gedicht gefallen hat :).

Wer der Schnitter ist, hat Maren ja schon erklärt, danke Maren ;).

Dass das Gedicht einen etwas altertümlichen Zungenschlag hat, ist natürlich teilweise dem Metrum geschuldet ("zeiget" statt "zeigt", zum Beispiel), liegt aber vielleicht auch daran, dass ich gerade vor dem Schreiben in Heines "Buch der Lieder" gelesen habe, was mir wieder einmal vor Augen geführt hat, wie wichtig es ist, die alten Meister zu lesen. Auch sonst gibt es Bezüge zu Altbekanntem, siehe S1Z1. Dies ist gewollt so.

Vielen Dank fürs Lesen, Kommentieren und Werten.

Liebe Grüße

Herbert
 

ENachtigall

Mitglied
Von novemberlicher Niedergeschlagenheit durchdrungen, Dein Poem, Herbert. So kann schön düster kann´s pressieren. Gut gemacht!

Grüße, Elke
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Elke,

vielen Dank für das wirklich wohltuende Lob für diesen tatsächlich dem November scheinbar auf den Leib geschneiderten Text.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Die Nacht ist vorgedrungen
[ 4]bis in den Tag hinein
Vom Dunkel scheint bezwungen
[ 4]das Licht im Herze mein

Der Tag hat sich verbeuget
[ 4]vor Dir, Du finst're Macht
In Kälte wurd' gezeuget
[ 4]der Stille düst're Pracht

Kein Sonnenstrahl sich zeiget
[ 4]an meinem Firmament
Ich geh' nur noch geneiget
[ 4]in einem Trauerhemd

Der Schatten trübt das Hoffen
[ 4]auf Deine Wiederkehr
Wo wir uns einst getroffen
[ 4]find' ich Dich nimmermehr

Im Nebel scheint verwaschen
[ 4]der Steine harter Rand
Es lieget auf den Aschen
[ 4]des Kranzes Namensband

Ich seh' den Schnitter stehen
[ 4]mit Lilien in der Hand
Ihr Weiß ist kaum zu sehen
[ 4]durch's Schwarze über'm Land
 



 
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