Nacht des Vergessenwollens

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Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Oh, quälende Nacht!
Dein schwarz samtenes Tuch -
sternenbestäubt -
hüllt mich ein
in flimmerndes Chaos.

Milliarden Sternenpixel!
Ihre feinen Lichtnadeln
perforieren meine Seele,
machen sie durchlässig.
Lassen Gedanken
entweichen.

Mein Schmerz irrt
durch die Unendlichkeit,
hin zur Milchstraße
dieser glitzernden Schleimspur
des Vergessens,
bis sie stumpf wird
im Kometenstaub
vergangner Gefühle.

Vom Druck des Sehnens befreit,
bin ich leer
und kalt
und harre der Sonne.
 
C

caruso

Gast
Die sonne

..und wenn sie wieder scheint, verfliegen die Nebel der Traurigkeit..
LG caruso
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ralph,

wenn Du Dir Gedanken über die Nacht machst, scheint einiges los zu sein!

Was mich bei aller Effektivität der verwendeten Bilder stört, ist, auf der einen Seite das sternbestäubte Tuch, das umhüllt und dann irrt der Schmerz hin zur Milchstraße.

Wahrscheinlich bin ich ein gebranntes Kind. Wenn ich das Tuch das Abendhimmels nehme, mich zu umhüllen, ist da die Milchstraße mit bei.

Davon abgesehen, gefällt mir Dein Gedicht sehr gut!

cu
lap,
der sich auch langsam Gedanken um die Nacht machen sollte...
 
I

inken

Gast
Lieber Ralph

Ein bißchen irre auch ich hier im Kosmos umher.

Das schwarze Tuch, sternenbestäubt, hüllt dich ein - so.
Das ist ein ruhiges Bild. Warum aber hüllt es dich in Chaos ein? Eher zerreißt es dich ja in tausend Stücke und zieht dich heraus in die (schon wieder glitzernde) Milchstraße.

Also, bitte ein wenig Ordnung in den Kosmos und in die Zentrifugal- und Rotations-Kräft gebracht...lächel...

das meint dennoch lieb mit vielen Grüßen - inken
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Um Himmels Willen!
Das ist der dritte Lyrikversuch meines Lebens! Und dann so nette Kommentare. Herzlichen Dank! So... hm... bedankt habe ich mich und nu? Stellung zu den Kritiken nehmen? O.K. - ich versuche es.
Also:
Dass es gleich zweimal glitzert, ist mir peinlich. Wo ich doch stets hinter Synonymen her hetze. Ich hoffe, ich kann das bereinigen.

Ja, das mit dem Umhüllen ist wohl auch nicht so glücklich. Hätte ich "überspannen" oder so etwas Ähnliches genommen, wäre klar gewesen, dass es immer noch recht weit bis zur Milchstraße ist.

Eingehüllt in schwarzen Samt - ein Bild der Ruhe. Stimmt. Aber nicht immer. Manchmal läßt mich das Geglitzer [ich komm wohl nich los davon ;-)] der unzähligen Pünktchen auf diesem Samt aber auch unruhig werden und dann wirkt der Himmel über mir (obwohl alles dort recht wohl geordnet ist) eben chaotisch. Mag aber auch an der falschen Brille liegen.


Nochmals Dank, an den ich das Versprechen binde, mich jetzt wieder für lange Zeit in die Prosaecke zu verkriechen. ;-))

Gruß Ralph
 
M

Minds Eye

Gast
Ich finde es immer etwas schwierig, Lyrik zu kritisieren. Das Gefühl ist stimmig und berührt. Die Schleimspur haut mich raus.
Grüße,
ME.
 

Venus

Mitglied
Wirst du wohl dableiben, Ralph!!

Neinnein, hab keine Sorge, das ist keine Revanche! :D

Ich mag deinen Text!“
(das muss ja nix heißen..)

Ich find mich, in der die Nacht, die du beschreibst.
Das „Tuch“, das sich wahrlich samten anmutet und manchmal fühlt man sich auch be(s)täubt von all den Sternen –
mitten im Chaos! (es gefällt mir, Sternchen mit Pixel zu assoziieren!, weil es irgendwie stimmig ist! Mein inneres Auge ist ganz verwaschen…).

Das „Oh“ ganz am Anfang, das mag gerne gedacht sein. Lesen tu ich es weniger gern’. Von mir aus, verzichten wir darauf ;o)

Es gefällt mir außerordentlich, wie du mit Zeilenumbrüchen spielst:
Mein Schmerz irrt
durch die Unendlichkeit


Mein Schmerz hat nicht recht.. wer tickt hier, wie?
Und doch saust er hin, ins Nieaufhör…
Das, Ralph, ist toll!!

Die Schleimspur..
Ich hab’ deinen Schluss einfach als Ejakulation interpretiert: danach - „stumpf, kalt, leer“ und deshalb darf sie auch bleiben (ich hab gehört, das sei so).

Bleib’ bitte hier!

Denn es gefällt mir schon ganz schön gut, wie du (um)schreibst.

Ergo: ich mag nicht nur deine Kritiken
:D

Lieb’ schau ich,
beim Grüßen,

Venus
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Oh ja, Minds Eye, da gebe ich Dir Recht!!!

Ich versuche deshalb auch nur, meine Gedanken zu formulieren:

Hallo Ralph,

Oh, quälende Nacht!
Dein schwarz samtenes Tuch -
sternenbestäubt -
hüllt mich ein
in flimmerndes Chaos.

Milliarden Sternenpixel!
Ihre feinen Lichtnadeln
perforieren meine Seele,
machen sie durchlässig.
Lassen Gedanken
entweichen.

Mein Schmerz irrt

bis hierhin stimmt das Bild des Eingehülltseins mit allen Konsequenzen

durch die Unendlichkeit,

... und hier stört mich das Tuch, weil es eben endlich ist


hin zur Milchstraße
dieser glitzernden Schleimspur

ich gebe Minds Eye Recht: Der Schleim passt nicht. Auch wenn es stimmen mag, dass die Milchstraße schleimig (zerfließend) wirkt.

des Vergessens,
bis sie
stumpf wird

Ich lese es jetzt bestimmt zum zehnten Mal... Ist nicht immer noch der Schmerz Subjekt? Also "bis er stumpf wird"?

im Kometenstaub
vergangner Gefühle.

Vom Druck des Sehnens befreit,

Das kommt m.E. nicht richtig herüber: WARUM ist der Protagonist vom Druck des Sehnens befreit? Weil er die Milchstraße verfolgt hat? Die er doch täglich sehen kann (bei klarem Himmel)? Meine Frage hier ist: Wieso sagt sie ihm gerade JETZT etwas?

bin ich leer
und kalt
und harre

der Sonne.

Ich denke, er harrt einer Erkenntnis, einer Eingebung, einem Gefühl, die Sonne wirkt hier für mich trivial (sorry).

Es ist für mich ein Text, der zum Grübeln veranlasst.

Grüße von Zeder
 



 
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