Nacht liegt in dir (gelöscht)

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blaustrumpf

Mitglied
Hallo, lapismont

Formverliebt, wie ich selber schreibe, gefällt es mir doch, wie du dich konsequent einer "Gussform" verweigerst: Unterschiedlich lange Zeilen, keine Symmetrie der Silbenzahlen... Und doch habe ich nicht das Gefühl, dass da etwas unrund wäre.

Zudem sind für mich deine Bilder - obwohl sie doch allzu Vertrautes beschreiben - frisch und eindringlich. Du lädst mich zum Weiterdenken ein. Ich folge gerne, eben weil ich es eine Einladung ist und kein pädagogisch gemeintes Schubsen und Drängen.

Schöne Grüße von blaustrumpf
 
nacht liegt in dir

und man geht einfach mit, geht mit deinen bildern durch die nacht, durch die kälte des schweigens. ein besonders nahes bild dieser schwamm. aufsaugend die letzte kraft, weil das schweigen gewollte stummheit birgt.

sehr berührend
silvi
 
H

Holger

Gast
Ich würde ihm wahrscheinlich nur an ein zwei Ecken etwas Schliff geben. Nämlich da, wo Du die Verben ins Partizip sperrst.

streifend
wie ein Echo


Streifen wie Echos (?)
Manchmal liegen da sehr schöne Möglichkeiten.

Am Ende
Licht flieht ins Freie,
stört mich in meiner Empfindung,
dass es um den Protagonisten schon dunkel ist, im reellen wie im übertragenen Sinne.

Ansonsten prima Stimmung und sehr gelungene, ansprechende und originelle Bilder

Beste Grüße
Holger
 
I

inken

Gast
Lieber Lap

Die Stimmung ist dir wunderbar gelungen -
nur dem Schluß fehlt es an Kraft sowohl in der Aussage,
als auch im Bild, bitte verzeih, es ist nur mein Eindruck und kann auch nicht mal Vorschläge machen :), aber ich würde es nicht mit einer Frage enden lassen.

liebe Grüße inken
 
I

IKT

Gast
"Du bringst dich zu Bett.
Es nimmt Dich frierend,
wärmt nur zu zweit.
Zum Schwamm deines Schweigens
wird ein kaltes Kissen."....
für mich die aussagekräftigste Strophe Deines wirklich gelungenen Gedichts.
"Wer wartet dort?" oder evtl. "was wartet dort?" : Ich finde diese Frage schon passend. Sie drückt, meiner Meinung nach, Ängstlichkeit und Einsamkeit aus.
LG IKT
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,

liebe Blaustrümpfin,

ich habe tatsächlich versucht, dem Text das Stäbchenessen beizubringen. Reste sind noch enthalten. Allerdings wollte das Kind trotz langer Ruhe nicht gereimt werden.
Aber vielleicht gelangt es ja nach der Pubertät in eine gereimte Version.
Da Dir diese bereits gefällt, wird das kleine Ding, fürchte ich, momentan etwas uneinsichtig sein.
:D

liebe traumreisende,

der Schwamm brauchte auch lange Zeit. Es verdankt seine Existenz noch dem Versuch zu reimen und gefällt mir auch sehr. Danke für Deine Worte!

fleißiger Holger,

das Partizip von streifen zu verhindern, ist nicht leicht.
Ich müsste dort irgendwie die Beziehung zur Stadt neu aufbauen. Das Streuen der Stadt, ähnlich dem Laternenlicht, streift wie ein Echo.
Das ist eine schwere Aufgabe, die Du da stellst.
:(

Die letzte Strophe ist auch in meine Augen noch nicht fertig. inken und meine Frau sind sich da einig, der Schluss ist unrund. Ich hab den Amboss schon rangeschleppt und werde weiterschmieden.

liebe inken,
danke für Deinen Leseeindruck, hab ja schon versprochen, den Schluss neu zu formen.

und Dankeschön auch an IKT,
Deine Meinung über den Schluss werde ich mit hinein hämmern.

cu
lap
 

Jongleur

Mitglied
Hallo Lapis,

mein Favorit:
die zweite u n d unbedingt: die dritte Strophe!

Die erste, ich schließe mich Holger an, nicht wegen des Partizips an sich, das liebe ich nämlich!, aber weil ich vor Deiner Erklärung nicht verstand, dass "streuen" sich auf die Stadt beziehen soll. Für mich liest es sich so, als ob alles vom Laternenlicht abhängt: es leckt die Straße, es streift, es streut - und es passte nicht.
Allerdings ist mir bei "die Stadt streut" unwohl, denn für mich erfordert das Verb streuen fast immer ein Objekt. Und das fehlt. Deshalb stolpere ich hier.

Muss das Licht denn lecken und streifen. (Licht das leckt, auch in Lichtzungen leckt, ist mir schön öfter begegnet,
ich würde das "streifen" favorisieren.)

Die Frage am Ende stört mich nicht. Ich würde aber entdramatisieren, Helligkeit, Glimmen - diese Wahrnehmung geschieht ja per se über die Augen. Anregung, z. B. du fängst / schwaches Glimmen auf / wie ein Tier
Als Frage könnte ich mir auch ein umgangssprachlicheres: "Ist da einer?" vorstellen.

Schnelle Gedanken (Mittagspause) noch: Eine einzige Zeile lässt ahnen, dass die Nacht im Lyrischen Ich ausgelöst ist durch das Fehlen eines Du: wärmt nur zu zweit.
Das Gedicht wäre aber auch ohne diese Zeile ein "dunkles", Einsamkeit schilderndes.

Die "zerstörte" Ruhe - wo doch zuvor nur geflüstert wird und leises Unbehagen und Kälte vorherrschen, ist es nicht eine "ge"störte Rühe? Unter zer-stören würde ich mir lautere, direktere Vorgänge vorstellen.

In der vierten Strophe frag ich mal anregend: muss das "nur" sein für die Aussage? Mir persönlich (Geschmackssache, ich weiß) ist es entbehrlich. Und es bietet sich - wenn man mag - ein Doppelsinn tansportierender Umbruch an:

Die zerstörte Ruhe
quält die müden Räume,
fremd lassen sie dich
gewähren.

Tschau!
Jongleur, sich auch auf freundliche Nächte und Nachtgedichte freuend
 
D

Daniel Mylow

Gast
Hallo lapismont,
sehr stimmungsvolle Bilder, sehr atmosphärisch, bin direkt eingetaucht in deine Nacht, in die Nacht in uns allen- Kompliment und herzliche Grüße, Daniel
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Jongleur,

Deine Gedanken zum Text sind wichtig.

Mir gefällt am "streut die Stadt", das es einen Rückschluss auf das Licht birgt.
Wenn Licht streut, ist es sich selbst das Objekt. Die Aktivität liegt beim Licht. Das es leckt, rührt ehrlich gesagt vom Stabreimversuch her.
:)
Aber es drückt den Text für meine gedankliche Assoziationsweise in eine unterschwellige sexuelle Richtung.
Darum mag ich es da.

Die Augen habe ich entfernt, auch der Umbruch vor gewähren ist richtig.

Die Dramatik will ich belassen, da ich sie in der Einsamkeit empfinde.
Allein in einer Wohnung zu sein, macht mich eher unruhig. Daher finde ich diese treibenden Worte stimmungsunterstreichend.
Die Stille wird nicht einfach gestört, sie endet abrupt, darf nicht wiederkehren.
Die leere Wohnung duldet den Fremdling Mensch nur. Nur gerade so ist dieses Aushalten.
Dachte ich mir.

Die letzte Strophe ist jetzt besser.
Dankeschön für Deine Anstöße!



Hallo Daniel,

ich danke auch Dir!


cu
lap
 
B

bonanza

Gast
Ja, ich wollte auch noch was dazu sagen.

Jetzt habe ich`s vergessen.

Zu gehirnlastig. Zu steif. Wie eine steife, neue
Bluejeans. Man muß sich damit erstmal in die
Wanne legen.

Wenn ich unter Drogen ein Gedicht schreibe, ist es
wenigstens echt.

bon.
 

wortwahl

Mitglied
hallo lapismond,

hallo lapismond,

ich würde dir jetzt gerne ausführlich begründen, warum mir dieses oder jenes so gefällt, wie es mir eben gefällt -
irgendwie geht es nicht... es ist einfach da, das Gefühl. Es nimmt mich bei der Hand und lässt theoretische Gedanken gar nicht erst zu.
Schöne Leseerfahrung, danke.

In "Du bringst dich zu Bett" hab ich mich verliebt. Als ob wir das nicht alle irgendwie kennen würden...

liebe grüße,
wortwahl
 
hallo lapismont,
du findest zarte,schöne und schwere worte,
bewirkst das ich sehr nachdenken muß und mir deine werke sehr lange noch nachhängen.
ich weiß nicht ob mir dein stil gefällt, aber deinem inhalt kann ich mich nicht verweigern.
es klingt viel sehnsucht und schwere mit.
ich wünsche dir uns allen hier einen schönen tag.
heike
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo bonanza,

die Last des Gehirns.
Für mich spielt sich Sehnsucht tatsächlich im Hirn ab.
Es ist schon eine ganze Menge Denken hinter
Ich vermisse Dich.
Viele kleine Gefühle pieken da und dort und erst, wenn man aufmerksam wurde, wenn das Pieksen sticht, wird die Ader frei und das Gehirn durchblutut und plötzlich ist es völlig klar, das da jemand fehlt.
Unter Drogen entstehen andere Texte, dieser ist nicht so frei und stärker bearbeitet.

Danke auch an wortwahl und Heike.
Ich liebe Leser!

:)
lap
 
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