Nachtfalter

Rotbaum

Mitglied
Er trat von einem Bein auf das andere und wirft die halb abgebrannte Zigarette auf den Boden. Sie sprüht tausend kleine Funken in die schwarze kalte Luft. Dann sind sie verschwunden. Vielleicht würde morgen ein Tag ohne dies nasse schwüle Drücken in Kopf und Herzen beginnen. Er würde dann aufstehen hinaus gehen und irgend etwas ganz Verrücktes tun. Es würde ihm dann schon etwas einfallen. Weit entfernt wäre er vom trüben Stolpern durch die Sümpfe seines Lebens. Und dann stand er wieder vor dem alten Gebäude. Wahrscheinlich würde nichts passieren. Es ist ein ganz normales Wohnhaus. Morgen und Übermorgen. Ist es gewesen. Jetzt stehen verstaubte Zimmerpflanzen in den Fenstern. Nur die beiden unteren Etagen sind erleuchtet. Gedämpftes orangefarbenes Licht - es scheint mit den vergilbten Jalousien, die das Fenster bis auf etwa einen 10cm breiten Spalt zu bedecken gleichsam verwoben zu sein. Als könnte er sie riechen, die Topfplanzen, den dicken Teppich, die grau schattierten Spitzengardinen. Es ist doch wieder nur sein Atem und die Luft um ihn herum, die gesund sein soll, aber genauso krank ist wie er. Ganz oben sind einige Fenster eingeschlagen und silhouettenförmig ragten die großen und kleinen Glassplitter aus dem Fensterrahmen. Er tritt einen Schritt zurück, wieder auf die Straße hinter ihm.
Scheiße verdammte, da war wieder die Angst ! Als er auf der gegenüberliegenden Seite stand, hörte er das Fahrzeug schon fast wieder unmerklich hupend davon fahren. Da war die Nacht für einen kurzen klirrenden Augenblick zusammengezuckt und hatte ihn mit ihren schweißigen Händen am Hals gepackt um ihn gleich danach wie ein ewig begehrenswertes Stück fallen zu lassen, und selbst im staubigen Kleid zusammenzusinken. Er holte wieder sicherer Atem, blickte die nasse Straße hinauf und hinunter. Dann ging er hinüber. Er spürte den Sog der Gleichgültigkeit wieder dumpf an seiner Stirn klopfen. Die Tür war, wie er vermutet hatte, nur eingekeilt. Mit einem kräftigen Ruck hatte er sie aufgestoßen und betrat den Hausflur. Riesige naiv anmutenden Blüten in Braun und Dunkelgelb prangten an den feuchten Tapeten. Sie mußten wohl ziemlich viel von der Nässe hier aufgesogen haben, von dem Gemisch aus Kohlenstaub, Putz und Schmutzwasser. Er faßte sie nicht an. Er würde hindurch gehen und atmender Schatten werden - gerade hier an diesem Ort würde er ein Stück mit wandern mit Teil seiner Selbst das er immer noch nicht als solches anerkennen wollte. Die Alte hatte wohl noch den Fernseher laufen, er konnte den Ursprung des seltsam lebendigen Geräuschs nicht genau orten - das Licht war aus einem Fenster weiter oberhalb geschienen, jetzt stand er im Erdgeschoß. Es gab hier drei Türen auf jeder Seite. Nirgendwo drang Licht zwischen den Türspalten hindurch. Etwas Heißkaltes begann sich von seiner Brust aus in alle Adern zu verteilen. Die faltige verschwitzte Hand auf seinem Rücken.
Langsam stieg er die Marmorstufen hinauf.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm.

habe es zweimal gelesen, um sicherzustellen, daß ich nichts überlesen habe. ist eigentlich gut geschrieben, aber was ist die aussage? kehrt ein sohn nach langen jahren heim? oder sollte es etwas gruseliges werden? ratlos guckt
 

Rotbaum

Mitglied
Re: hm.

Vielleicht, ist es gar keine Kurzgeschichte, es gibt keine konkrete aussage, es ist sowas wie ein verirrte Suche nach angst, ein herumflattern, ein bildausschnitt, vllt ist das Ende ein Anfang von etwas das 'unaussprechlich' ist. ich habe ehrlich gesagt kein ahnung*g*, vllt. hätte ich es unter poesie posten sollen...
sind künstler so? ich verweigere jedenfalls die aussage, lass dich einfach inspirieren ;)
Das nächste mal mach ichs vllt. konkreter.
*grüße*
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ich bitte darum.

dennoch - das fragment hat was, ist entwicklungsfähig. gestattest du, daß ich etwas daraus mache? lieb grüßt
 

Rotbaum

Mitglied
Re: ich bitte darum.

Es ist KEIN fragment! und darum bitte ich von - abzusehen von dieser bezeichnung. warum willst du abgeschlossene texte? der matehmatischen sauberkeit halber - bedienungsanleitungen sind ageschlossen. ansonsten muß du an jeden text deine phantasie ranhängen damit er 'sinn' macht. und deswegen (nicht nur in oben genannter hinsicht) ist mein text auch abgeschlossen, fertig und wie ich finde nicht unbedingt schlecht geraten. meine sonntäglichee phlegmatik hindert mich jetzt daran dir die sublimen symbole und verstrickungen des Textes zwischen innen-und aussenwelt zu erklären. ausserdem habe ich nicht das gefühl dass du dir wirklich mühe gibst ihn tiefgründig zu 'erfühlen' - wenn er schon unverständlich ist.

wenn du dich nun dazu auserkoren fühlst ihn nach deinen ähstetikbegriffen zurecht zu biegen, kannst du gerne deiner mission nachkommen.
Ich habe nichts gegen gegeseitige Inspiration (vorrausgesetzt es herrscht ein gewissens inneres Verständnis), aber verwurstungen oben beschriebender Art wären mir zumindest peinlich.
Das walte Hugo, mach was du für richtig hälst.
Trotzdem verbindliche Grüße
rot-baum
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
lieber rotbaum,

ich fürchte, wir haben uns da etwas mißverstanden. ich finde den text sehr gut und habe nicht die absicht, daran herumzuwursteln. ich hätte ihn nur gern länger. er hat meine fantasie nämlich ziemlich heftig angesprochen. fragment war nicht die richtige bezeichnung, ich wollte sagen: der anfang von einer ganz langen geschichte. ganz lieb grüßt
 

Marc Mx

Mitglied
Was soll das?

Der Anfang macht neugierig. Die Neugierde wird nicht erfüllt. Deshalb ist dieser Text mißlungen!
Das Geschwaffel der Erklärung von Dr.Dr.Prof.Rotbaum finde ich ziemlich merkwürdig, um es mal harmlos anzudeuten...
Da wird etwas Verrücktes in Aussicht gestellt, aber es kommt nichts Verrücktes! Da werden die Sümpfe seines Lebens angedeutet, aber es fehlt das konkrete Beispiel...
Und dann verlangt Dr.Rotbaum von flammarion das er/sie(?)gründlicher lesen soll! Es ist der Job des Autoren gründlicher zu schreiben! Ein bekannter Schriftsteller hat mal gesagt: "Die Probe der Güte ist, daß der Leser nicht zurückzulesen hat." (Jean Paul-1804)
Hey Dr.Rotbaum, der Anfang ist gut, also, setz Dich hin und mach was draus!
Viel Spaß
Marc Mx
 

Rotbaum

Mitglied
Re: Was soll das?

Der einzige der hier großschwafelnd einher stolziert bist du.
und flammmarion wird sich ja wohl allein verteidigen können. was dein langweiliges und zu dem recht dünnes argument mit der neugierde betrifft: siehe ganz oben, thema bedienungsanleitung.
und: wenn man schon zu faul oder zu dumm zum selber denken ist, sollte man wenigsten wissen von wem man den klugsprech hat.
vielleicht werde ich wirklich noch mehr draus machen, wenn ich die lust habe.
ansonsten:
werte grüße vom junior:
Rotbaum
 

Rotbaum

Mitglied
Re: Re: Was soll das?

ach so ups da ist er ja der jeanpaul...naja hab ich wohl deinen thread nicht genau genug gelesen - wie sagte doch einst der große samnaseweiss: 'es sei mir verziehen'
kein problem, rotbaum!
danke.
 

Rotbaum

Mitglied
für meine fans - der directors cut:

Er trat von einem Bein auf das andere und wirft die halb abgebrannte Zigarette auf den Boden. Sie sprüht tausend kleine Funken in die schwarze kalte Luft. Dann sind sie verschwunden. Vielleicht würde morgen ein Tag ohne dies nasse schwüle Drücken in Kopf und Herzen beginnen. Er würde dann aufstehen hinaus gehen und irgend etwas ganz Verrücktes tun. Es würde ihm dann schon etwas einfallen. Weit entfernt wäre er vom trüben Stolpern durch die Sümpfe seines Lebens. Und dann stand er wieder vor dem alten Gebäude. Wahrscheinlich würde wieder nichts passieren. Es ist ein ganz normales Wohnhaus. Morgen und Übermorgen. Ist es gewesen. Jetzt stehen verstaubte Zimmerpflanzen in den Fenstern. Nur die beiden unteren Etagen sind erleuchtet. Gedämpftes orangefarbenes Licht - es scheint mit den vergilbten Jalousien, die das Fenster bis auf etwa einen 10cm breiten Spalt zu bedecken gleichsam verwoben zu sein. Als könnte er sie riechen, die Topfplanzen, den dicken Teppich, die grau schattierten Spitzengardinen. Es ist doch wieder nur sein Atem und die Luft um ihn herum, die gesund sein soll, aber genauso krank ist wie er. Ganz oben sind einige Fenster eingeschlagen und silhouettenförmig ragten die großen und kleinen Glassplitter aus dem Fensterrahmen. Er tritt einen Schritt zurück, wieder auf die Straße hinter ihm.
Scheiße verdammte, da war wieder die Angst ! Als er auf der gegenüberliegenden Seite stand, hörte er das Fahrzeug schon fast wieder unmerklich hupend davon fahren. Da war die Nacht für einen kurzen klirrenden Augenblick zusammengezuckt und hatte ihn mit ihren schweißigen Händen am Hals gepackt um ihn gleich danach wie ein ewig begehrenswertes Stück fallen zu lassen, und selbst im staubigen Kleid zusammenzusinken. Er holte wieder sicherer Atem, blickte die nasse Straße hinauf und hinunter. Dann ging er hinüber. Er spürte den Sog der Gleichgültigkeit wieder dumpf an seiner Stirn klopfen. Die Tür war, wie er vermutet hatte, nur eingekeilt. Mit einem kräftigen Ruck hatte er sie aufgestoßen und betrat den Hausflur. Riesige naiv anmutende Blüten in Braun und Dunkelgelb prangten an den feuchten Tapeten. Sie mußten wohl ziemlich viel von der Nässe hier aufgesogen haben, von dem Gemisch aus Kohlenstaub, Putz und Schmutzwasser. Er faßte sie nicht an. Er würde hindurch gehen und atmender Schatten werden - gerade hier an diesem Ort würde er ein Stück mit wandern mit Teil seiner Selbst das er immer noch nicht als solches anerkennen wollte. Die Alte hatte wohl noch den Fernseher laufen, er konnte den Ursprung des seltsam lebendigen Geräuschs nicht genau orten - das Licht war aus einem Fenster weiter oberhalb geschienen, jetzt stand er im Erdgeschoß. Es gab hier drei Türen auf jeder Seite. Die Alte - er hatte sie nicht sehen können, sie war da, hier war sie. Nirgendwo drang Licht zwischen den Türspalten hindurch. Er haßte sie, weil sie die einzige war, die ihm geblieben. Etwas Heißkaltes begann sich von seiner Brust aus in alle Adern zu verteilen. Dunkle Türen -drei, vier, fünf oder mehr Türen. Die Luft klebte ihm wie salziger Schleim im Rachen. Sie war es, die hin schon die ganze Zeit angestarrt hatte. ‘Rosemüller’ hatte auf dem Klingeschild neben der Haustür gestanden. Die faltige verschwitzte Hand auf seinem Rücken. Da sah er das schwache Licht - dort oben. Er war jetzt ganz ruhig.
Langsam stieg er die Marmorstufen hinauf.
 

Andrea

Mitglied
Sag mal, ist das normal, daß du deine Leser beschimpfst und nebenbei auf eine Reaktion drei bis vier Antworten gibst? Bedenklich, bedenklich..

Naja, zur Geschichte: Mir gefällt sie, aber mich stören die verschiedenen Tempi. Er trat, aber sie sprüht.. Ein einheitliches Tempus würde die Aussage nicht ändern.
Der Directors Cut gefällt mir besser, weil er runder ist. Oder weil ich auch einfach zu faul bin, mich in deine Gedankenwelt reinzufinden - was übrigens auch nicht nötig ist, weil die Geschichte für mich auch so einen Sinn macht.

Also, krakeel nicht soviel rum und schreib lieber mehr davon!
 

Rotbaum

Mitglied
Mein gott, ich dachte ich bin empfindlich...
ich habe niemanden beschimpft, ich führe lediglich eine angeregte diskussion. und, ja - das IST normal.
ich habe auf jede reaktion eine antwort gegeben, einmal einen nachtrag sowie den dc. ich weiß auch nicht was das für eine rolle spielen sollte, ausser eben die, dass mir kritische reaktionen wichtig sind.
Ja, ich gebe dir recht, das mit dem tempus ist ein echtes problem von mir, es sollte 'warf' und 'sprühte' heißen, werde das ändern.
wenn du meine Geschichte nicht verstehst, ist mir das inzwischen herzlich egal, ich habe sie - meiner meinung nach - inzwischen eindeutig genug gestaltet .
Und ausserdem, liebe Andrea, 'krakle' ich soviel ich will, 'beschimpfe' ich wen ich will, besonders großspurige aufsatzgurken der mittelmäßigkeit.
Ich möchte auch nicht anders behandelt werden.
Grüße vom Großkrakler an alle Erdenbewohner.
 



 
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