Nachtgedanken eines Animalisten

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HFleiss

Gast
Nachtgedanken eines Animalisten


Im Lande der tausend Weiler
Entblößen Nachtigallen und Lerchen
Ihre schwarzen Zungen an Straßenbäumen
Wie Laub im staubreichen Hochsommer und
Erbrechen die Ernte von morgen. Im Lande
der tausend Weiler sagt man
den Gürteltieren, sie sollten
ihre Gürtel enger schnallen, das macht
ein schöne Taille. Auf ragende Pappeln
sollen sie klettern und sich
herunterstürzen, damit sie wieder
Boden unter den Füßen bekämen, auch
gäbe es ein angenehmes Gefühl,
den rasenden Kick, der das Leben erst würze,
schließlich seien sie dann einen
Schritt weiter auf dem Boden
göttlicher Bürgerfreiheiten. Im Lande der
tausend Weiler verlächeln die
Hasen ihre beschämenden Hasenängste. Und wenn
sie der Schuss endlich trifft, schreiben
die Redakteure: Noch im Tode haben sie
gelächelt, das sei zwar todtraurig, doch leider
das Wesen des Hasentods, Friede ihrem Braten.

(2006)
 



 
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