Nachtgespinst

Janosch

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Ein halb zerknirschtes, vor Verschleiß triefendes Benzinfuhrwerk tuckert auf einer verlassnen Landstraße in die Nacht hinein. Das an Überstunden leidende Scheinwerferlicht zieht sich den kahlen Asphalt entlang, immer auf der Suche nach gellenden Straßenreflektoren. Dabei gibt die linke Flanke launenhaft flackernd ihre Beschwerden kund, während die rechte apathisch fixiert den aufgetragnen Diensten nachkommt. Verbogne Metallteile kratzen lauthals ihre Spuren in den Boden und eins der Hinterräder eiert ein markantes Humpeln in den Fahrstil. Der Wind wird nun praller und pfeift unter den Tragflächen der Straßenrandgräser hindurch; sie flattern wild durch die Luft, ohne den Boden der tief verankerten Wurzeln zu entledigen. Das schwer gezeichnete Fahrzeug trabt mürrisch brummend an dunklen Naturgestalten vorbei, die lediglich für einen knappen Scheinwerferaugenblick über ihre bloßen Umrisse hinauswachsen und ihr blankes Antlitz preisgeben. Da ragen gewaltige Stämme aus dem Boden, die schön aneinandergereiht dem Straßenverlauf folgen. Ihre feingliedrigen Verästelungen tauchen in die Nachbarkronen ein und peitschen ab und an eine Schrecksekunde auf die schon leicht gesprungene Windschutzscheibe. Der Wind hat inzwischen zusätzlich an Fahrt gewonnen und entleert die weigerlich schwankenden Kronen, gleich unausgereiften Pusteblumen. Das frisch gerupfte Blattwerk setzt sich, wild durch die angestachelten Luftschichten brausend, gegen ein Stelldichein auf dem spröden Boden zur wehr – bis die ersten Sonnenstrahlen das wüste Treiben lahm legen und die arg surrenden, schleifenden Fahrzeuggeräusche den kleinstädtischen Nachttischweckern zuvorkommen.
 

Zaunkönig

Mitglied
Hallo Janosch

Ein interessanter Text, aber auch ein schwer zu durchdringender Wortdschungel, wie ich finde. Vielleicht solltest Du da mal ein bißchen roden, damit man sich als Leser dort schneller zurechtfinden kann. Andererseits wird Dein Text durch seine Dichte natürlich dem Titel "Nachtgespinst" wieder gerecht. Möchte gern wissen, wie andere Leser darüber denken.

Einen lieben Gruß und frohe Weihnachten
Werner
 

Janosch

Mitglied
ich dank dir für deinen leseeindruck. ja, ich hatte tatsächlich angst, dass dieser text zu dicht, zu überladen sein könnte. ich bin wohl noch ein wenig auf der suche nach der balance...
Grüße Janosch
 



 
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