Nachts

BenAlibi

Mitglied
Jetzt, da ich dies hier schreibe, ist es mal wieder Nacht. Ich liebe die Nacht. Sie ist meine Freundin. Obwohl sie ihr möglichstes versucht, sich vor mir zu verbergen, indem sie sich verhüllt mit einem Mantel aus Dunkelheit. In wenigen Stunden wird sie, wie so oft, meinem Verlangen, sie sehen zu wollen, nachgeben. Dann wird sie ihren Mantel öffnen und ich werde, wie so oft, feststellen, daß mir das, was ich da sehe, nicht gefällt. Doch ich werde es nicht wahrhaben wollen und sagen: „Nein! Du bist es nicht! Nicht die, die ich begehre, der ich vertraue, bei der ich mich geborgen und wohl fühle!“ Und ich werde mein Nichteinverstandensein mit dem, was ich da sehe, dadurch ausdrücken, daß ich sie „Tag“ nenne und um überhaupt keine Zweifel aufkommen zu lassen, werde ich sie zu einem Mann deklarieren : „Du bist nicht die Nacht, Du bist der Tag! Verschwinde von hier! Faß mich nicht an! Geh jetzt endlich! In wenigen Stunden erwarte ich Besuch. Eine Freundin von mir, die Nacht...“
 



 
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