Nachtwind

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Nachtwind

Der Nachtwind träumt von mir.
Ein Silberstreif verzaget leis’.
Ich wünscht’ ich träumt’ von dir.
Der Nebel ist ein weiser Greis,

Wogt und fließet über Moor,
Kalt wie weißes Leichentuch,
Tritt aus dunklem Tal hervor,
Dieser grausig alte Fluch.

Ein Rabe aus der Ferne,
Sein lauter Schrei weht über’s Land.
Warum nur lausch’ ich gerne?
Unendlich fehlt mir deine Hand!

Nebels dunkle Brüder wandern
Löschen noch das letzte Licht.
Schwere Wellen stets mäandern
Bis sie schwarzes Ufer bricht.

Der Nachtwind träumt von mir
Jenen Alptraum vom Verluste
Und ich bin nicht bei dir
Weil ich früh schon schlafen musste

- 26.11.06
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Blümchen

Das ganze Gedicht klingt ein klein wenig epigonenhaft und bemüht, wobei das einerseits Geschmackssache ist und Du das andererseits dann doch recht anständig hinbekommen hast.

Grosse Mühe habe ich mit der Perspektive. In der Subjektive klingt das Ganze schon leicht narzistisch. Träumte der Nachtwind von "Dir", so fände ich das wesentlich harmonischer und auch zum Tonfall wesentlich passender.

Gruss

Jürgen
 
Ich gebe mal zu bedenken, dass die Sache mit der Perspektive etwas komplizierter sein könnte, als es auf den ersten Blick scheint...
Wessen Empfinden ist denn eigentliches Thema des Gedichts? Ich sehe hierin keinerlei Narzißmus.
Wenn der Nachtwind von der oder dem "Schlafenden" (dem lyr. Ich) träumte, führte dies jedenfalls die "Intention" (zumindest so wie sie der Autor sieht und zu transportieren versucht(e)... ähem) ad absurdum. Nebenbei: Ein Klagelied ist selten durchweg harmonisch...
Als vom Ansatz her epigonenhaft sehe ich dieses Gedicht natürlich auch, so ist es konzipiert. Alles andere wäre ja anmaßend.
Denn mal ehrlich, diejenigen Werke, die künstlerisch wirklich Neues bringen sind doch sehr, sehr rar gesät. Zumindest nehme ich das so wahr, aber ich lasse mich da gerne belehren. ;)
Sei es wie es sei, man freut sich, dass man dieses laut Urteil "recht anständig" von vorne bis hinten durchkomponiert hat... :p
Einzig etwas unzufrieden bin ich noch mit dem entscheidenden letzten Vers.

Freundliche Grüße,
Vom Fabian mit (Kunst)LöwenZahn
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo

Nach nochmaliger genauer Anayse noch ein Kommentar, diesmal in zwei Versionen:

Langversion Kommentar

Stimmt: epigonenhaft. Das wäre ja nicht weiter schlimm, wüsste man nicht genau, dass nebem dem Moor selten ein Tal liegt aus dem der grausig-weise Nebel, der nunmal definitiv keine Brüder hat von mäandernden Wellen (hallo.... mäandern ist horizontales Schlängeln während Wellen dies stets nur in der Senkrechten tun) geschüttelt, hervortritt um sich am schwarzen Ufer zu erbrechen. Und der ganze Aufwand nur wegen einer einzelnen vermissten Hand. Sowasaberauch.

Immerhin: Man erkennt ein gewisses handwerkliches Talend (Freudsche Fehlleistung, da hat sich das Elend eingeschlichen) ähh sorry Talent. Da ist ja schonmal etwas.

Kurzversion Kommentar

Übelster Kitsch, recht ordenlich gemacht.

Gruss

Jürgen

P.S.: Die eben abgegebene Bewertung enthält KEINEN Kitsch-Abzug, obwohl ich Kitsch verabscheue. Sie berücksichtigt im Gegenteil, dass dies vergleichsweise ordentlicher Kitsch ist und das dieser (leider) auch seine Existenzberechtigung hat.
 
Soso, kitschig also, hmmh - immerhin ordentlich gemacht. Da kann ich ja frohlocken, schließlich lässt sich sogar mit beschissen gemachtem Kitsch ein Leben über Hartz-IV-Niveau bestreiten. Juchei.
Und mir ist Talend bescheinigt worden.
Wau, das freut mich (ehrlich).

Nachdem ich mich darüber zu Ende gefreut habe, folgt nun - man verzeihe es mir - der klugscheißerische Kleinkram:
Hallo! :D
Eine Mäander ist per definitionem eine Flussschlinge, die sich in die Landschaft "eingräbt". Und wodurch geschieht das? Nun, "fließendes Wasser" -> Wellen. "Nebels dunkle Brüder" sind Wolken am Nachthimmel, die - genau wie Nebel - eben auch aus Wasserdampf bestehen. Und Moore kommen in Deutschland außer im Norden auch im Alpenvorland vor. Da gibt's - glaub' ich - auch Berge. Und Täler. ;)

Halten wir fest:
Dir gefällt es nicht.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Tja, dann lass mich mal weiter klugscheissern und feststellen, dass Mäander im Gebirge untypisch aber im Flachland umso typischer sind.
Die süddeutschen Moore liegen alle munter in relativ flachen Teilen des Alpenvorlandes herum und somit können die mäandernden Wellen, auch wenn die Welle nur als poetisches Synonym des Wassers verwendet wird, aus keinem Tal kommen. Insbesondere deswegen schon nicht, weil diese Moore zumeist verlandete oder verlandende Seen sind, die in einer Mulde liegen. Da käme also der nebel eher vom Hang herab als vom Tal herauf.

Da mir dies als Beweis für die mangelnde logische Konsistenz des Werkes ausreichend erscheint erspare ich Dir und mir weitere Ausführungen..... Hättest Du in Erdkunde nur besser aufgepasst. Pech!
 
Aber, aber, jetzt fängt der Spaß doch erst richtig an... :)

Die Sache mit Nebel und Wolken hast du ja offensichtlich geschluckt. Punkt für mich.
Auch logische Inkonsistenz sehe ich Gedicht nicht, die Szenerie ist in sich durchaus schlüssig. Das Tal mag ein typisches Kerbtal sein, das sich nach der letzten Eiszeit durch Erosion (Flusslauf) bildete. Der genannte Fluss ist nun an seinem Unterlauf "vermoort" und im weiteren Verlauf (durch Zuflüsse o.Ä. gespeist) "mäandert" er.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hmmmm, wenn wir beim süddeuschen Moor sind, sind wir auch bei der Schichtstufenlandschaft. Ist Dein Fluss jetzt konsequent, insequent, obsequent oder resequent?
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Plastikpusteblume,

um bei den Metaphern zu bleiben, was ist eigentlich das besondere am Nachtwind?
Wenn ich den Text richtig interpretiere, geht es nicht um ein kaltes Lüftchen in der Nacht.
Ich schläft früh ein und ist allein. Nur der gute Nachtwind heult draußen um die Kemenate und überlegt sich, wie es wäre, schliefe Ich nicht, sondern sprünge froh mit des Nebels Brüdern um die Wette unter den wachsamen Krächzern des nimmermüden Raben...

Ich finde, hier sind zu viele Bilder mit einander vermengt, die nicht ganz zusammenpassen. Dadurch verliert sich die Aussage schnell.

cu
lap
 



 
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