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Nachtwind
Er liebte seine Gewohnheiten wie sein Frühstücksei, und ließ die Tage eintönig zerfließen. Ihr war oft, als vertrocknete ihr beider Leben genauso, wie seine Phantasie. Sie sehnte sich nach etwas anderem, ertrug das Eingesperrtsein schon lange nicht mehr. Ahnte nur, was die Welt dort draußen bereit halten mochte. Jedoch reichte ihr dieses vage Versprechen.
Eines Nachts, als er schnarchend dalag, war es soweit. Sie trieb ihn in unruhige und immer wildere Träume, bis er sich schwitzend zwischen Laken und Decke wand. Da sprang sie mit einem Satz aus ihm heraus. Sie fand einen winzigen Spalt zwischen Fenster und Rahmen und ließ sich vom frösteligen Nachtwind davontragen.
Sie hatte ihr Leben in seinem Innern verbracht, geschützt und behaglich mit seinem Fleisch verbunden. Doch das war nun vorbei. Es rollten einige wehmütige Tränen, oder waren sie ihr durch den Wind aus den Augen getrieben?
Sie ließ sich von heißer Kaminluft in den Nachthimmel trudeln und jauchzte vergnügt. Lichtinseln erblühten auf dunklen Häuserfronten. Sie erspürte hinter den Mauern das Lachen, Erregendes verwirbelten sich mit ihr noch unbekannten Gefühlen. Sie nahm die Fährte auf, kostete hier einen Gedanken, tauchte ein in wollüstiges Stöhnen. Tastete sich vorsichtig durch einen vernebelten Geist, der sie jedoch so verwirrte, daß sie es kaum ertrug und rasch von ihm ließ. Warme, rhythmische Klänge, die nach Hormonen dufteten, zogen sie an. Sie ließ sich von einem Tanzenden zum nächsten treiben. Weiter durch das Dunkel zu traurigen Fetzen, die sie riefen. Sachte drang sie ein, bis auch sie überfloß von unvergossenen Tränen, da ließ sie die Beiden allein.
Der Morgen dämmerte schon, als sie müde über den Hafen schwebte. Die Sonne war noch blaß wie der Mond. Obwohl sie zum bersten angefüllt war, fühlte sie sich seltsam leer. Verwirrt suchte sie und fand erstaunt Sehnsucht nach dem Einen, dem Vertrauten.
Als sie zögernd durch die Wohnung schlich, wusch er sich gerade die Nacht herunter. Sie sah in sein Gesicht, in das Sorgen und Nöte tiefe Furchen gedrückt hatten. Behutsam schlüpfte sie in ihn hinein, umarmte ihn zärtlich und vertrieb mit einem warmen Hauch den Alb der Nacht.
J.P.
11.2007
Nachtwind
Er liebte seine Gewohnheiten wie sein Frühstücksei, und ließ die Tage eintönig zerfließen. Ihr war oft, als vertrocknete ihr beider Leben genauso, wie seine Phantasie. Sie sehnte sich nach etwas anderem, ertrug das Eingesperrtsein schon lange nicht mehr. Ahnte nur, was die Welt dort draußen bereit halten mochte. Jedoch reichte ihr dieses vage Versprechen.
Eines Nachts, als er schnarchend dalag, war es soweit. Sie trieb ihn in unruhige und immer wildere Träume, bis er sich schwitzend zwischen Laken und Decke wand. Da sprang sie mit einem Satz aus ihm heraus. Sie fand einen winzigen Spalt zwischen Fenster und Rahmen und ließ sich vom frösteligen Nachtwind davontragen.
Sie hatte ihr Leben in seinem Innern verbracht, geschützt und behaglich mit seinem Fleisch verbunden. Doch das war nun vorbei. Es rollten einige wehmütige Tränen, oder waren sie ihr durch den Wind aus den Augen getrieben?
Sie ließ sich von heißer Kaminluft in den Nachthimmel trudeln und jauchzte vergnügt. Lichtinseln erblühten auf dunklen Häuserfronten. Sie erspürte hinter den Mauern das Lachen, Erregendes verwirbelten sich mit ihr noch unbekannten Gefühlen. Sie nahm die Fährte auf, kostete hier einen Gedanken, tauchte ein in wollüstiges Stöhnen. Tastete sich vorsichtig durch einen vernebelten Geist, der sie jedoch so verwirrte, daß sie es kaum ertrug und rasch von ihm ließ. Warme, rhythmische Klänge, die nach Hormonen dufteten, zogen sie an. Sie ließ sich von einem Tanzenden zum nächsten treiben. Weiter durch das Dunkel zu traurigen Fetzen, die sie riefen. Sachte drang sie ein, bis auch sie überfloß von unvergossenen Tränen, da ließ sie die Beiden allein.
Der Morgen dämmerte schon, als sie müde über den Hafen schwebte. Die Sonne war noch blaß wie der Mond. Obwohl sie zum bersten angefüllt war, fühlte sie sich seltsam leer. Verwirrt suchte sie und fand erstaunt Sehnsucht nach dem Einen, dem Vertrauten.
Als sie zögernd durch die Wohnung schlich, wusch er sich gerade die Nacht herunter. Sie sah in sein Gesicht, in das Sorgen und Nöte tiefe Furchen gedrückt hatten. Behutsam schlüpfte sie in ihn hinein, umarmte ihn zärtlich und vertrieb mit einem warmen Hauch den Alb der Nacht.
J.P.
11.2007